Oberliga Mittelrhein
Halber Matchball für Refrath, ganzes Finale für Fortuna
Spitzenreiter HSG erwartet den Dritten Pulheimer SC zu einer für die Meisterrunde wegweisenden Partie. Unter die ersten acht kommen auch die Kölner mit einem Sieg beim BTB Aachen II.

Mal sehen, was geht: Trainer Kelvin Tacke und seine Pulheimer bezwangen in dieser Woche im Nachholspiel den Zweiten TSV Bayer Dormagen II nach einer dramatischen Partie mit 26:25. Nun wollen sie dem Spitzenreiter HSG Refrath/Hand auf den Zahn fühlen – der entsprechend gewarnt sein dürfte. (Foto: Thomas Ellmann)

Es ist tatsächlich nicht immer und überall Corona. Diesmal sorgte vielmehr das Sturmtief Ylenia dafür, dass in der Oberliga Mittelrhein am Donnerstagabend nur eins der beiden angesetzten Nachholspiele über die Bühne gehen konnte: Weil die Stadt Köln sämtliche Hallen gesperrt hatte, musste die Partie des Letzten TK Nippes gegen den Zweiten TSV Bayer Dormagen II ausfallen. Die Dormagener, die am Dienstagabend beim Pulheimer SC nach einer dramatischen Partie verloren hatten (27:28), wären in Nippes der hohe Favorit gewesen – und die Gastgeber hätten mit der zu erwartenden Niederlage leben können. Weil der TSV auf jeden Fall in der Aufstiegsrunde der besten acht weitermacht und der Turnerkreis in der Abstiegsrunde (Plätze neun bis 16), nehmen beide das Ergebnis aus dem direkten Duell ohnehin nicht mit. Anders sieht das beim Treffen am Samstag zwischen den Dormagenern (22:4 Punkte) und dem Fünften Birkesdorfer TV aus (17:9), der ebenfalls sein Ticket für die Aufstiegsrunde bereits in der Tasche hat. Der Gewinner überweist zwei Zähler aufs eigene Konto und belastet das des anderen – was im Kampf um die Meisterschaft durchaus für Brisanz sorgt. Und Dormagens junge Zweite wird es nach der Niederlage in Pulheim unbedingt vermeiden wollen, weiter an Boden auf die führende HSG Refrath/Hand einzubüßen.

Der Spitzenreiter bekommt am Sonntag um 14 Uhr in der Steinbreche fast eine Art Matchball serviert. Denn er trifft auf die Hornets – jene Hornets, die mit einer Leistung voller Leidenschaft den Dormagenern einen dicken Strich durch die Rechnung machten und die eigene Position als jetzt punktgleicher Dritter festigten. Setzt sich die HSG durch, sendet sie noch einmal ein Signal an die Konkurrenz und hängt gleichzeitig einen Mitbewerber wenigstens vorerst ab. Das Problem der Pulheimer: Sie behalten unter anderem 2:4 Zähler und damit alle bisherigen Minuspunkte aus der Aufstiegsrunde – vom 24:24 gegen den TuS 82 Opladen II (Vierter), vom 27:28 gegen den Longericher SC II (Sechster) und vom 25:25 gegen den Birkesdorfer TV (Fünfter). Die Refrather dürften allerdings ausreichend gewarnt sein vor den Hornets, dessen Trainer Kelvin Tacke vor der Saison diese Prognose abgegeben hatte: „Favorit ist für mich ganz klar Refrath, aber auch Dormagen habe ich auf der Agenda.“ Nach dem Erfolg über die TSV-Zweite hört sich das so an: „Das war ein wichtiger Schritt für die Entwicklung unserer Mannschaft. Wir haben gezeigt, dass es vorne doch nicht nur zwei Große gibt, sondern vielleicht noch eine dritte Kraft.“ Das wiederum überrascht in Refrath keinen, denn hatten sie die Pulheimer immer im Blick. Und es dürfte ein reizvoller Sonntagnachmittag in Bergisch Gladbach werden.

Sieben der acht Tickets für die Aufstiegsrunde sind unabhängig von den Resultaten der ausstehenden Nachholspiele vergeben – an Refrath/Hand (25:1 Punkte), Dormagen II, Pulheim (beide 24:4), TuS 82 Opladen II (21:9), Birkesdorfer TV (19:9), Longericher SC II (18:12) und MTV Köln (16:14). Zwischen drei Mannschaften gibt es ein Hauen und Stechen um die letzte übrige Fahrkarte. Nichts mehr für sich tun kann der aktuelle Achte SSV Nümbrecht, der bereits alle 15 Spiele der Hinrunde/Vorrunde absolviert und daraus 14:16 Punkte gesammelt hat. Im Nacken sitzt ihm zuerst der SC Fortuna Köln, der zurzeit nur Neunter ist – aber bei 13:13 Zählern aus 13 Partien auch noch zweimal antreten kann. Gewinnt die Fortuna am Samstag, käme sie erstens bereits auf 15 Punkte, wäre zweitens an den Nümbrechtern vorbei und hätte drittens zugleich den BTB Aachen II abgehängt, bei dem die Mannschaft von Trainer Stephan Schulze jetzt antreten muss. Dass es für die Fortuna auf der Zielgeraden so „einfach“ geworden ist, alles selbst in der Hand zu haben, darf nicht zuletzt als Verdienst des HC Weiden II gelten – der am Donnerstagabend sein immer brisantes Derby bei den Aachenern nachzuholen hatte. Und tatsächlich gewannen die Weidener, die mit bis dahin 10:18 Zählern selbst längst raus waren aus dem Kampf um die Aufstiegsplätze, beim BTB II überlegen mit 29:19.

Weil sich Aachen nun zu fast hundert Prozent ebenfalls in der Abstiegsrunde wiederfinden wird, war der Erfolg für die Weidener doppelt wertvoll – und Trainer Philipp Havers entsprechend zufrieden: „Eine starke Teamleistung war der Grundstein des am Ende auch in der Höhe verdienten Sieges. Die Mannschaft hat sich zu hundert Prozent an die taktischen Vorgaben gehalten und sich dadurch belohnt.“ Bausteine zum klaren Erfolg lieferten seiner Ansicht nach der immer besser ins Spiel kommende Torhüter Christopher Flöck sowie die besonders nach der Pause konsequent zupackende Abwehr. Mit dem Zwischenspurt vom 13:10 (30.) zum 20:12 (41.) war die Partie bereits entschieden, ehe der Vorsprung der Weidener auf dem Weg zu einem hohen Ergebnis beim 26:14 (48.) sogar zwölf Tore erreichte. 

BTB Aachen II – HC Weiden II 19:29 (10:13). 

BTB Aachen II: M. Bourceau, Zaghloul – Sevenich (2), T. Herzog (1), Schmitz (3), L. Herzog, Lauber (2/1), Volmer (3), Kruse (4), Röder (1), Poro, Ewers (2), Grimm, Zylus (1).

HC Weiden II: Flöck – Akintunde (3), Zaube (1), Lütz (1), Xhonneux (5/2), Schröder (1), Pieper (4), Kraus, Langhammer, Kemper, Meurer (4/2), Havers (4), Steins (6/1).

Beendet ist die Vorrunde/Hinrunde inzwischen auch für den erheblich von Coronafällen betroffenen TuS Derschlag, der noch drei Nachholspiele zu absolvieren gehabt hätte – gegen den Longericher SC II, beim Birkesdorfer TV und beim TuS 82 Opladen II. In Absprache mit dem Verband fiel nun jedoch die Entscheidung, dass die Derschlager (8:22 Punkte) alle drei Partien kampflos abgeben und den jeweiligen Gegnern die Punkte ohne Spiel überlassen. Die Regelung ist ebenso ungewöhnlich bis sportlich dünn wie in diesem Fall unschädlich – weil alle drei Kontrahenten in der oberen Hälfte stehen und der TuS eben in der unteren. Die so vergebenen Zähler (auch jene Derschlager auf der Minus-Seite) werden dann in Kürze wieder gestrichen. Damit bleiben fürs Wochenende diese drei Nachholspiele: BTB Aachen II  SC Fortuna Köln (Samstag), HSG Refrath/Hand – Pulheimer SC, TSV Bayer Dormagen II – Birkesdorfer TV (beide Sonntag). Den Abschluss bilden jeweils am Dienstag das Duell der Pulheimer mit der Fortuna sowie jenes zwischen Refrath und Aachen II. 

Eine Spielplan-Änderung wurde inzwischen ebenfalls bekannt: Der erste Spieltag in Aufstiegsrunde und Abstiegsrunde wird vom ursprünglich vorgesehenen Termin 5./6. März um drei Wochen nach hinten geschoben und auf den zuvor freien 26./27. März gelegt. Begründung: Der Verband benötige nach dem Abschluss der Nachholspiele (Dienstag) etwas Zeit zur Spielplan-Erstellung – und die Vereine sollten ebenfalls mehr Zeit bekommen, die entsprechenden Termine zu planen. Der Startschuss soll nun am 12./13. März fallen. Die Verschiebung dürfte dabei nicht überall für reine Begeisterung sorgen, weil der eine oder andere das seit Monaten als frei geltende erste März-Wochenende möglicherweise inzwischen anders verplant hatte. Klar ist auch, dass im Handball-Verband Mittelrhein so schnell wohl keine Langeweile entsteht.