2. Bundesliga
Dormagen geht unter, Essen feiert Happy End
TSV Bayer rutscht mit 22:31 bei DJK Rimpar Wölfe wieder ans Tabellenende ab. TuSEM gewinnt Krimi in Coburg mit 25:24.

Schmerzhaft: Patrick Hüter, Kreisläufer und Kapitän, ging persönlich leer aus – was ihm noch nicht so viel ausgemacht hätte. Dass Dormagen aber bei den Wölfen chancenlos blieb, tat ihm weh. (Foto: Michael Jäger)

DJK Rimpar Wölfe – TSV Bayer Dormagen 31:22 (16:9). Es fing schon schwierig an für Dormagen, denn Trainer Peer Pütz konnte die Dienstreise kurzfristig wegen eines positiv ausgefallenen Coronatests nicht mitmachen. Das war zunächst die unerwartete „Beförderung“ für David Röhrig: Er versucht nach der Entlassung von Dusko Bilanovic im Januar mit Pütz zusammen, die Mannschaft zum Klassenerhalt zu führen – und konnte sich nun direkt in die Chefcoach-Rolle bei einem Zweitligisten einarbeiten – die er ja ab der kommenden Saison beim VfL Lübeck-Schwartau sowieso übernimmt. Einen besonders erfreulichen Abend bescherte ihm der TSV Bayer bei den Wölfen (Elfter/22:26 Punkte) allerdings nicht und vielleicht stellt die zarte Pflanze Hoffnung ihr Wachstum nun wieder ein. Die Pleite war verdient und in der Höhe sicher sehr schmerzhaft für Dormagen, das zuletzt mit einem 29:27 bei der SG BBM Bietigheim sowie einem 23:23 gegen den HSC Coburg immerhin 3:1 Zähler aus zwei Partien ohne Niederlage eingefahren und dadurch den letzten Platz an den TuS Ferndorf abgegeben hatte. Weil der allerdings am Samstagabend parallel zum TSV-Auftritt in Unterfranken mit 33:24 gegen den TV Emsdetten gewann, sind die Dormagener (bei Weitem wieder nicht in personeller Bestbesetzung unterwegs) erneut das Schlusslicht: Bei ebenfalls 12:32 Punkten liegen sie hinter den Ferndorfern (12:30). Beiden fehlen jeweils drei Zähler zum rettenden Ufer, das zurzeit der TV Großwallstadt markiert (Rang 17/15:29). Klarer Fall: Der TSV Bayer steht am kommenden Dienstag im Nachholspiel gegen den ThSV Eisenach (Platz 13/19:23) stärker unter Druck. Dass dann am Freitagabend die Aufgabe gegen den Spitzenreiter und Aufstiegskandidaten VfL Gummersbach (34:10) folgt, macht die Lage insgesamt auch nicht angenehmer.

Der Start in die Partie deutete schon an, dass auf die Gäste ein ungemütlicher Abend zukommen sollte – 0:3 (5.). Selbst das 1:3 durch André Meuser und das 2:3 von Alexander Senden (jeweils 6.) innerhalb von weniger als 30 Sekunden brachten Dormagen nicht richtig in die Partie, weil vor allen Dingen offensiv fast nichts passte. Das hatte unter anderem damit zu tun, dass Rimpars Keeper Marino Mallwitz tolle Paraden in Serie zeigte und am Ende mit einer Quote von 46,34 Prozent gehaltener Bälle der Mann des Spiels war. Der andere Teil der Wahrheit: Nicht nur bei drei vergebenen Siebenmetern hätten die Gäste unbedingt mehr eigene Entschlossenheit gebraucht. Mallwitz gewann in der Summe selbstredend auch das Duell mit Dormagens Keeper Martin Juzbasic (28,95 Prozent), der dennoch zu den besten Spielern des TSV Bayer gehörte – allerdings bei seiner Abwehr nicht immer die richtige Unterstützung fand. Ab dem 4:7 (13.) verlor der Tabellenletzte schrittweise den Kontakt und stand im Grund bereits zur Pause bei einem Sieben-Tore-Rückstand als Verlierer fest.

Es gab in der zweiten Halbzeit in Röhrigs Team viele wechselnde Formationen und erkennbar das Bemühen um eine Resultatsverbesserung, aber keinen wirklichen Schritt nach vorne. Ab dem 22:13 (42.) stand eher die Frage im Raum, ob Rimpar die Differenz etwa in den zweistelligen Bereich stellen würde – was sich Dormagen immerhin ersparen konnte. Das 19:25 (52.) durch Meuser ließ das Ganze für ein paar Augenblicke sogar ein bisschen freundlicher aussehen, ehe eine Mallwitz-Parade das 19:26 (54.) einleitete und einer der vielen Ballverluste der Gäste das 19:27 (55.) begünstigte. Peer Pütz, der die Partie am Bildschirm verfolgt hatte, beurteilte das Geschehen so: „Wir haben leider viel zu viel verworfen und oder Mallwitz hat überragend gehalten. Wir hatten auch ein paar Fehler zu viel und dadurch zu viele schnelle Gegentore. Die Abwehr war eigentlich ganz gut, aber ein  paar unnötige späte Gegentore wären vermeidbar gewesen.“

David Röhrig erlebte die Partie ein paar Meter neben der Platte noch intensiver: „Da gibt es gar nicht viel zu sagen. Das Spiel haben wir von vorne bis hinten in den Sand gesetzt. Wir kommen schon schlecht rein mit ein, zwei Fehlaktionen und auch unkonzentrierten Aktionen im Angriff, die man sich auswärts nicht erlauben darf. Wir spielen eigentlich weitestgehend eine vernünftige Abwehr, aber wir kassieren  etliche Gegenstöße und zu viele Bälle über die Außenpositionen. Das hätten wir besser verteidigen können. Ansonsten stehen wir im Sechs gegen Sechs nicht schlecht. Aber wenn du vorne überhaupt keinen Drive entwickelst, fallen natürlich auch die Konter. Nach der Pause haben wir drei Angriffe in Folge einen Ballgewinn und spielen uns vorne freie Chancen raus – und treffen keine. Dann reicht das natürlich nicht.“ In der Summe wartet auf Dormagen bestimmt eine Berg an Arbeit. Eine Garantie dafür, dass sie über den Berg kommen, gibt es nicht. Nach Rimpar noch weniger als vorher.

TSV Bayer Dormagen: Juzbasic, Simonsen – Stein, Reuland (2), Meuser (5), Leitz (1/1), Senden (4), Ian Hüter (1), Zurga, P. Hüter, Grbavac (1), Seesing (5), Steinhaus (3/1), Mast.

 

HSC Coburg – TuSEM Essen 24:25 (12:14). Vielleicht mögen sie im Ruhrgebiet sowieso einen Samstagabend-Krimi. Vielleicht sind sie auf diesem Gebiet noch lieber mittendrin – und nicht nur irgendwie dabei. Viel spannender als in Coburg beim Mit-Absteiger aus der Bundesliga geht es jedenfalls kaum und Trainer Jamal Naji wirkte ebenso geschafft wie erleichtert: „Aus meiner Sicht war es definitiv nicht nötig, dass wir es so spannend machen. Aber diese dreckigen Siege brauchst du eben auch. Davon haben wir jetzt in dieser Saison den zweiten geholt. Und darüber bin ich erst einmal sehr froh.“ Der später auf der Kippe stehende Erfolg, der zweite hintereinander nach dem 34:25 über den HC Elbflorenz Dresden, machte sich für TuSEM auch in der Tabelle bezahlt. Hinter dem VfL Gummersbach (34:10 Punkte), der HSG Nordhorn-Lingen (34:12) und dem ASV Hamm-Westfalen (29:13) schob sich TuSEM (27:19) vorübergehend auf den vierten Platz vor. Konkurrenten wie der Sechste TV Hüttenberg (26:14) oder der Siebte Eulen Ludwigshafen (25:13) sind aber erst am Sonntag im Einsatz und können wieder vorbeiziehen.

Warum der Sieg in Coburg zumindest nicht unverdient war: Essen legte mit dem 1:0 (3.) von Noah Beyer die erste Führung vor und geriet über die gesamten 60 Minuten kein einziges Mal ins Hintertreffen. Übers 4:1 (7.), 8:4 (14.) oder 11:7 (23.) lief alles in die von den Gästen erhoffte Richtung, aber Coburg kämpfte sich in die Partie zurück und war nach 30 Minuten mit dem 12:14 wieder dran – was Naji eher unnötig fand: „Ich finde, dass wir die erste Halbzeit in der spielerischen Anlage sowohl vorne als auch hinten komplett dominieren. Ich ärgere mich, dass wir da nur mit zwei plus in die Pause gehen – und nicht mit sechs oder sieben. Wir lassen fünf oder sechs Chancen aus der Nahwurfdistanz liegen.“ Es sollte aber noch aufregender werden – trotz des 16:14 (35.), trotz des 17:15 (37.), trotz des 20:18 (41.), trotz des 22:19 (46.). Nach dem 23:23 (51.) der Coburger durch Tobias Varvne begann jene Schlussphase, in der Essen die beiden Punkte beinahe aus der Hand gegeben hätte. Das 24:23 (51.) von Dennis Szczesny beantwortete der HSC mit dem 24:24 (53.) von Andres Schröder.

Zu diesem Zeitpunkt noch zu spielen: Sieben Minuten und 41 Sekunden. Fast fünfeinhalb Minuten mit intensiver Abwehrarbeit, starken Torhütern und vielen Fehlern (jeweils auf beiden Seiten) vergingen, ehe Essen einen Siebenmeter zugesprochen bekam – den Noah Beyer zum 25:24 für TuSEM nutzte. Der Rest war dann unter anderem ein Spiel der Nerven, in dem TuSEM-Keeper Sebastian Bliß in der letzten Minute einen Wurf des Coburgers Andreas Schröder parierte, Naji genau 14 Sekunden vor der Schluss-Sirene seine letzte Auszeit nahm und der HSC in einer offenen Deckung alles versuchte, um sich wenigstens die Möglichkeit auf ein Unentschieden zu verschaffen. Naji war ehrlich: „In der zweiten Halbzeit gibt es drei, vier Momente, wo wir uns nicht beschweren dürfen, wenn das zu unseren Ungunsten kippt.“ Gegen das Happy End hatte er trotzdem wenig einzuwenden.

TuSEM Essen: Bliß, Diedrich – Beyer (4/3), Ellwanger (1), Glatthard (2), Kämper, Reidegeld (1), Dangers (1), Becher (1), Ignatow, Szczesny (5), Firnhaber (5), Seidel, Morante Maldonado (5), Klingler.