2. Bundesliga
Dormagen auf dem „besten“ Weg in die 3. Liga
TSV Bayer hängt nach bitterem 21:23 gegen einen keineswegs übermächtigen ThSV Eisenach weiter auf dem letzten Platz fest.

Was soll nun werden? Kapitän Patrick Hüter, André Meuser und Aron Seesing (von rechts) wissen, dass nach der Pleite gegen Eisenach guter Rat noch teurer ist für die Dormagener. (Foto: Thomas Schmidt)

TSV Bayer Dormagen – ThSV Eisenach 21:23 (11:9). So wird das nichts mit dem Klassenerhalt und mit 21 Treffern lässt sich eher selten ein Spiel gewinnen. Dabei musste der TSV Bayer beide Punkte holen. Eigentlich. Um den Kontakt zum rettenden Ufer herzustellen. Am Ende standen die Dormagener aber erneut mit leeren Händen da – und sie hängen nach wie vor auf dem letzten Tabellenplatz fest. Durch die Niederlage im Nachholspiel gegen die Thüringer, die am Dienstagabend im Sportcenter wirklich kein Hexenwerk produzierten, hat sich die Situation im Abstiegskampf weiter zugespitzt – falls das überhaupt möglich war. Dormagen ist mit 12:34 Punkten das Schlusslicht hinter dem TV Großwallstadt (15:31) und dem TuS Ferndorf (12:30), die aktuell auf den beiden anderen Abstiegsplätzen liegen. Das rettende Ufer markiert in Moment der EHV Aue auf Rang 17 (15:29) und die auf 21:23 Zähler verbesserten Eisenacher (Platz 13) haben zumindest vorerst wenig mit dem Keller der Tabelle zu tun.

Bereits die Geschichte der ersten Halbzeit hatte vor allen Dingen diesen Inhalt: Dormagen hätte angesichts vieler erstklassiger Torchancen höher führen müssen. Dass es nach 30 Minuten nur zwei Treffer Vorsprung waren, lag natürlich auch an der erstklassigen Leistung des Eisenacher Keepers Johannes Jepsen. Ihm vor allem hatten es die Gäste aus Thüringen zu verdanken, dass sie nicht beizeiten aussichtslos in Rückstand gerieten – und gleichzeitig der Abschluss-Schwäche der Hausherren, die sich wie ein roter Faden durch die gesamte Saison zieht. Die Partie belegte erneut, warum der TSV Bayer den schwächsten Angriff der Liga hat (Durchschnitt vorher 23,86 Tore pro Spiel) und nicht zuletzt deshalb gegen den Abstieg kämpft. Dafür stimmte die Moral auf den Punkt genau, sodass der übersichtliche Start mit dem 0:1 (2.) und dem 1:1 erst in der fünften Minute keinen nachhaltigen Schaden anrichtete. Ab dem 2:1 (7.) blieb das Team von Trainer David Röhrig (vertrat erneut den coronabedingt fehlenden Chefcoach Peer Pütz) immer vorne, weil es hinten kompakt arbeitete und vorne regelmäßig Nadelstiche setzte – 4:1 (9.), 6:4 (15.), 10:5 (23.). Eisenach, bis dahin ziemlich hilf- und ideenlos, verkürzte aber zunächst auf 8:10 (28.), ehe Dormagen seine Chancenverwertung weiter in den Keller trieb: Nach dem 11:8 (28.) und dem Ballgewinn durch Patrick Hüter (28.) wäre das 12:8 möglich gewesen – was Jepsen (29.) verhinderte. Dann verkürzte der ThSV auf 9:11 (30.) und auf der Gegenseite gab es einen Strafwurf für den TSV Bayer – doch der Versuch von Joshua Reuland landete am Pfosten (30.).

Dass den Hausherren ein richtig ungemütlicher Abend bevorstehen sollte, deutete bereits der Anfang der zweiten Halbzeit an, obwohl Senden zunächst auf 12:9 (33.) erhöhte. Der Rest wurde für die Gastgeber trotzdem ein sportlicher Albtraum, weil erstens Jepsen weiter auf Top-Niveau hielt und Dormagen sowohl im Aufbau mancher Angriffe als auch beim Abschluss zunehmend weniger eine für die 2. Bundesliga taugliche Qualität erreichte. Ein Grund: Die offensiver ausgerichtete Abwehr des ThSV störte Dormagens Rhythmus empfindlich. Beim 13:14 (38.) lag Röhrigs Team wieder hinten und rannte nun gegen bei Weitem nicht fehlerfreie Gäste beständig hinterher – 15:16 (42.), 17:18 (45.), 17:19 (49.), 18:20 (55.). In der wilden Schlussphase weckten Aron Seesing mit dem 19:20 (56.) und erst recht Patrick Hüter mit dem 20:20 (57.) oder kurz darauf mit dem 21:21 (59.) neue Hoffnung, doch Eisenach blieb kühl. Ivan Snajder traf zu Beginn der 60. Minute zum 22:21 und Peter Walz besorgte Sekunden vor Schluss die Entscheidung – 23:21.

Die Dormagener wirkten hinterher fast wie gelähmt. „Ich bin sprachlos“, fand etwa Kapitän Patrick Hüter, „mir ist noch nicht recht klar, wie wir dieses Spiel verlieren konnten.“ Die Ursache hatte der Kreisläufer selbstverständlich trotzdem erkannt: „Wenn du so viele Chancen auslässt, kannst du gegen keine Mannschaft gewinnen.“ Auch Trainer David Röhrig wirkte tief getroffen: „Das Spiel ist natürlich einfach nur bitter. Die Jungs setzen in der ersten Halbzeit alles um, was wir uns zusammen erarbeitet haben. Wir spielen uns zahlreiche Chancen raus und obwohl wir reihenweise Bälle liegen lassen, führen wir mit 10:5 und immer noch zur Pause. Wir liefern einen super Kampf in der Abwehr. Vorne finden wir sehr oft die richtigen Lösungen, aber wir sind offensichtlich im Moment stark verunsichert und lassen klare Chancen aus. Das setzt sich in der zweiten Halbzeit fort, wo der Gegner in der Abwehr etwas variabler spielt und uns mehr Schwierigkeiten bereitet. Am Ende spielen wir aber immer noch genügend Chancen heraus, um das Spiel zu gewinnen. Wir brauchen einfach eine bessere Wurfquote. Klingt banal, aber so einfach ist das manchmal.“ Am Freitagabend wird sich zeigen, wie Dormagen den nächsten Nackenschlag wegstecken kann. Es kommt der VfL Gummersbach, der Tabellenführer (36:10 Punkte), der zurück in die 1. Bundesliga will.

TSV Bayer Dormagen: Juzbasic, Klama – Reuland (3/2), Meuser (5), Leitz (1), Senden (6), Wolfram, Rehfus, Ian Hüter, Reimer (1), Zurga, P. Hüter (3), Grbavac, Seesing (2), Steinhaus, Mast.