Oberliga Niederrhein
Ganz schön gut: Königshof lässt Borussia alt aussehen
Adler gewinnen Nachholspiel gegen den Tabellenführer auch in der Höhe verdient mit 35:29. Größter Gewinner ist aber der Bergische HC II.

Ihr wollt uns aufhalten? Adler-Kapitän Sebastian Bartmann (rechts) fand alleine elf Mal mit Erfolg den Weg zum gegnerischen Tor. Die Mönchengladbacher Abwehr mit Dennis Aust-Heide (links) und Thomas Prinz (Nummer 9) fand über weite Strecken vor allem eins – überhaupt keinen Zugriff. (Foto: Herbert Mölleken)

DJK Adler Königshof – Borussia Mönchengladbach 35:29 (13:11). Der große Gewinner dieses Abends war keiner der direkt an diesem Duell Beteiligten, obwohl die Adler ziemlich beeindruckend zeigten, warum sie die dritte Kraft in der Klasse sein könnten. Ganz besonders viel Freude dürfte allerdings beim Bergischen HC II aufgekommen sein, der sich an der Spitze einen Zweikampf mit den Mönchengladbachern liefert und nun relativ bessere Karten hat: Die Borussia (26:4 Punkte) ist nach wie vor der Tabellenführer – aber nun vor allem deshalb, weil sie drei Spiele mehr ausgetragen hat als der BHC II (22:2). Mönchengladbachs Trainer Ronny Rogawska erwies sich bei aller Enttäuschung als fairer Verlierer: „Der Sieg für die Adler war verdient.“ Ein Grund fürs zumindest in der Höhe unerwartete Resultat: Die Gastgeber (Fünfter/14:10) holten alles aus sich heraus. „Für die kämpferische Leistung der Mannschaft kann ich keine Worte finden“, sagte Kapitän Sebastian Bartmann, „heute hat alles funktioniert.“

Nach dem 3:0 (5.) für Königshof schienen die Gäste mit ihrem 6:4 (15.) oder 7:6 (18.) für eine Wende in Frage zu kommen – was sich bald als Irrtum erwies. „Ich hatte gedacht, dass Spiel könnte kippen“, erklärte Bartmann, „Gladbach war mit der kompletten Mannschaft da und hatte die deutlich bessere Bank für Wechsel. Wir sind aber nicht zerbrochen – und dafür kann man der Mannschaft nur ein Riesenlob geben.“ Die Antwort fand zunächst durch den Kapitän selbst statt, der mit drei Treffern hintereinander aus dem 9:9 (25.) die 12:9-Führung (27.) machte und kurz darauf erneut zweimal erfolgreich war – 13:11 (30.), 14:11 (31.). Übers 18:16 (39.) und 19:17 (42.) blieb die Borussia bis zum 19:18 (43.) dran, ehe die Adler kaum dreieinhalb Minuten für vier Tore hintereinander zur deutlichen 24:18-Führung (46.) benötigten. Erstaunlich: Der Aufstiegskandidat fand keine passende Antwort mehr und drohte beim 21:29 (54.) oder 22:30 (54.) in eine Niederlage im zweistelligen Bereich zu rutschen.

Dass es dazu letztlich nicht kam, war für Rogawska kein richtiger Trost: „Wir haben 35 Tore kassiert und in der Abwehr keine gute Leistung hingekriegt. Wir haben auch sehr viele Fehler vorne im Angriff gemacht. Das haben die Adler clever gemacht, sie haben unsere Fehler sehr oft ausgenutzt und sie sind eine erste oder zweite Welle gelaufen. Das war ein kollektiver Aussetzer auf der ganzen Linie bei uns.“ Adler-Trainer Marius Timofte hob aus seinem überzeugend auftretenden Team zwei intern „Oldies“ genannte Spieler hervor: Gemeint waren Keeper Florian Lindenau (42) mit zahlreichen starken Aktionen – und Bartmann, der aber im April erst 31 wird und daher im Vergleich fast als „Jungspund“ gilt. Elf Treffer waren allerdings auf jeden Fall der Beleg für eine überragende Vorstellung, über die der Kreisläufer trotzdem keine großen Worte verlieren wollte: „Ich rede ungern über mich. Aber tatsächlich hat heute viel geklappt.“ Dass jedes einzelne Tor dem gesamten Team half, war für Bartmann wichtiger: Das gehört zu seiner DNA als Handballer.

DJK Adler Königshof:  Lindenau, Breuer – Meurer (9), Schumacher, Eiker, Legermann (3), Kuhlen (3), Bartmann (11), Vogel (2), Reiners (4), Crnic (2), Zavada (1).

Borussia Mönchengladbach: Plath, Hoffmann – Ranftler, Aust-Heide (5), Prinz (1), Thomas (2), Panitz (4/1), Weis (5), Bremges (1), Mergner (3), Berner (4), Lipok (1), Akuinor, Vonnahme (3).

 

Direkt am Wochenende bekommt die Borussia nun die Gelegenheit zur Wiedergutmachung und durch einen Sieg im Heimspiel gegen Unitas Haan könnte Mönchengladbach zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Erstens stünde das eigene Konto bei 28:4 Punkten und zweitens wäre endgültig geklärt, dass für die Meisterschaft wirklich nur zwei Mannschaften in Frage kommen – wovon vermutlich trotz der Niederlage in Königshof unverändert auszugehen ist. Die Unitas hätte dann 16:8 Zähler (derzeit 16:6) und wäre so „nur“ noch der Spitzenreiter für den Rest des Feldes. Im Vorbeigehen wird der echte Tabellenführer die Aufgabe allerdings sowieso nicht lösen können, wie seine Pleite bei den Adlern und andere Ergebnisse aus der jüngeren Vergangenheit belegen: Haan, aufgrund coronabedingter Absagen ohne guten Rhythmus ins neue Jahr gestartet und von Mitte Januar bis Mitte Februar ohne Einsatz, gewann zuletzt gegen den LTV Wuppertal (29:26) und beim Kreis-Rivalen Mettmann-Sport (23:21). Borussia-Trainer Ronny Rogawska wird seiner Mannschaft aufgrund der aktuellen Lage vermutlich dringend raten, das vom 31. Oktober 2021 stammende 31:23 in Haan am besten nicht als Maßstab zu nehmen.

Sollte der Unitas trotzdem ein Sieg gelingen, wäre der größte Nutznießer wiederum der Tabellenzweite Bergischer HC II (22:2), der demnächst einen Wochentags-Marathon an Nachholspielen vor sich hat. Dazu gehört mit etwas Verspätung das Gipfeltreffen mit der Borussia, das mal für den vergangenen Karnevals-Freitag geplant war – aber wegen einiger Coronafälle bei den Solingern abgesagt wurde und nun erst am 4. Mai über die Bühne gehen soll. Eine Aufgabe wie die für den nächsten Samstag angesetzte beim TV Angermund sollte der BHC trotzdem ohne jeden Zweifel erfolgreich lösen. Angermund (4:24 Punkte) ist das Schlusslicht und der Abstiegskandidat Nummer eins.

Besonders gefährdet ist direkt davor auch der VfB Homberg (Zwölfter/7:19 Punkte), der jedoch vor Karneval mit seinem 28:14 über den TV Geistenbeck auf sich aufmerksam machte und daraus viel Zuversicht für den weiteren Kampf um den Klassenerhalt zieht. Ob dem Team von Trainer Sascha Thomas beim Siebten Mettmann-Sport (12:16) ein weiterer Sieg gelingt, hängt unter anderem von den Gastgebern ab – die jetzt zum fünften Mal hintereinander ein Heimspiel in der Halle Herrenhaus haben. Die bisherigen vier Auftritte aus dieser Serie brachten allerdings nur zum Auftakt zwei Punkte (32:26 gegen Angermund) und anschließend drei Niederlagen. Trainer André Loschinski und seine Mannschaft werden vermutlich eine Menge investieren, um diese Serie zu stoppen und die Position im sicheren Mittelfeld zu festigen.

Für den Zehnten TSV Aufderhöhe (10:14) und den Neunten HSG Hiesfeld/Aldenrade (11:17) geht es im direkten Duell ebenfalls darum, den Abstand nach unten möglichst zu wahren. Das könnte sich außerdem der LTV Wuppertal (10:20) ganz gut vorstellen, der als Elfter wahrscheinlich so etwas wie das rettende Ufer einnimmt, jetzt allerdings beim Vierten TV Lobberich (15:11) vor einer hohen Hürde steht. Lobberich verlor zwar in diesem Jahr hoch in Mönchengladbach (22:36), hatte allerdings zwei hinter ihm geführten Kontrahenten im Griff – 36:29 gegen Homberg, 32:18 beim TV Krefeld-Oppum (Achter/11:13). Oppum gehört ebenso zum breiten Mittelfeld wie Geistenbeck (Sechster/12:14), bei dem die Krefelder jetzt antreten. Beide haben weder mit der Aufstiegsfrage noch mit dem Abstiegskampf etwas zu tun.