Regionalliga Nordrhein
Jetzt in echt: Remscheid ist wieder zu Hause
HGR kehrt gegen HC Weiden in die Halle Neuenkamp zurück und will den fünften Tabellenplatz festigen.

Augen zu und durch: Michael Heimansfeld (Mitte/Nummer 7) und Kreisläufer Dominic Luciano (vorne/Nummer 14) wissen, dass sie mit der HG Remscheid im Meisterschaftsspiel gegen Weiden einiges investieren müssen – wie hier in der Saison-Vorbereitung gegen Stepan Zeman (links) und Szymon Dzialakiewicz (rechts) vom Zweitliga-Tabellenführer VfL Gummersbach. (Foto: Thomas Ellmann)

Wahrscheinlich sollten sie es bei der HG Remscheid positiv sehen. Die aktuelle Saison ist jedenfalls meilenweit davon entfernt, als durchschnittlich oder gar langweilig in die Geschichte einzugehen. Und das liegt keineswegs nur an den durch die Corona-Pandemie verursachten Störungen des Spielbetriebs, die von allen Mannschaften bisweilen viel flexibles Handeln verlangt. Was in Remscheid über die vergangenen Monate hinzukam: Trainer Alexander Zapf hatte auch aufgrund von Verletzungen längst nicht so oft wie erhofft alle Mann an Bord. Dann wäre da noch die Hallen-Problematik, die sich zuletzt wie ein Abzählreim anfühlte: Sie liebt mich, sie liebt mich nicht. Am Anfang der Saison war es so, dass sich die HGR in ihrer alten Heimat Neuenkamp vorbereiten und dort auch Pflichtspiele absolvieren durfte. Ganz nebenbei: Die fünf Auftritte im Jahr 2021 brachten mit 8:2 Punkten sicher keine schlechte Bilanz. Mit dem Beginn des Jahres 2022 wurde es aber hektisch: Weil die Halle Neuenkamp wieder zum Notfall-Krankenhaus umfunktioniert wurde, stand die HGR irgendwie über Nacht ohne sportliche Heimat da – und konnte nur deshalb ohne Verzögerung starten, weil die SG Langenfeld einem Tausch des Heimrechts zustimmte.

Anschließend fanden die Remscheider Handballer vorübergehend Unterschlupf in einer halben Halle in Lüttringhausen, aber eine reine Liebesbeziehung entwickelte sich daraus offensichtlich nicht – im Gegenteil, denn vor knapp zwei Wochen löste sich diese Möglichkeit plötzlich in Luft auf. Auslöser war letztlich das Verbot, weiter Harz benutzen zu dürfen. Also war guter Rat erneut teuer und die Remscheider hatten sogar Glück, dass ihnen nach den ausgefallenen Heimspielen gegen den OSC Rheinhausen und den Neusser HV am 19. Februar bei der HSG Siebengebirge zunächst eine weitere Auswärtspartie bevorstand. Praktisch parallel dazu lief die Suche nach einem Alternativ-Standort im Bergischen – eine schwierige Angelegenheit. Bewegung kam erst in die Sache, als die Remscheider eine offizielle Anfrage an die Stadt Wuppertal richteten, ob dort Kapazität vorhanden sei. Es klingt fast märchenhaft: Nicht viel später traf die Nachricht ein, dass die ursprünglich bis ungefähr Ostern als Notfall-Krankenhaus vorgesehene Halle Neuenkamp doch sehr viel früher in ihren planmäßigen Zustand als Sportstätte zurückgebaut werde. Tatsächlich war es jetzt so weit: Die HGR konnte am Dienstag zurück in ihre alte Heimat und mit der direkten Vorbereitung auf das Heimspiel am Samstag (19 Uhr) gegen den HC Weiden beginnen.

„Das macht vieles einfacher“, sagt Zapf, der damit jedoch eher die reine Organisation der Heimspiele meint. Und sportlich wird die Partie gegen den Tabellen-Elften aus Würselen (9:19 Punkte) auch alles andere als einfach. „Das ist eine unangenehme Aufgabe. Weiden spielt einen herzhaften Männer-Handball“, findet der Remscheider Coach, für den das Duell aus der Hinrunde selbst dreieinhalb Monate danach sehr ungewöhnlich wirkt. Die Remscheider nahmen am 30. Oktober 2021 einen 26:22-Erfolg aus der Halle Parkstraße mit – obwohl bereits nach einer Viertelstunde in Michael Heimansfeld (Rote Karte) und Felix Handschke (Schulterverletzung) zwei Schlüsselspieler aus dem Rückraum nicht mehr weitermachen konnten, sodass der damals ohnehin schmale Kader auf sieben Feldspieler und damit eine bescheidene Wechselmöglichkeit geschrumpft war.

Nach dem Erfolg in Weiden verlor Remscheid gegen den BTB Aachen (30:31) und beim TV Aldekerk (21:31), ehe es gegen den TV Rheinbach gewann (21:14) und bei Interaktiv.Handball eine weitere Niederlage erlitt (28:31). Das war am 4. Dezember 2021 – vor ziemlich genau drei Monaten. Seit diesem Datum hat die HGR vier Mal hintereinander gewonnen und ihr Konto von einst 8:10 Zählern auf 16:10 Punkte aufgefrischt. „Auf diese Bilanz sind wir stolz“, betont Zapf, der seiner Mannschaft als Einheit einen deutlichen Fortschritt bescheinigt und in erster Linie hofft, dass die Remscheider den aktuell erreichten fünften Tabellenplatz so lange wie möglich verteidigen können: „Wir wollen das zu Hause bestätigen.“ Was für die HG Remscheid spricht: Die personellen Sorgen sind viel kleiner als damals. Was dafür spricht, dass höchste Vorsicht geboten ist: Weiden, nach 1:7 Punkten aus den vergangenen vier Spielen im Kampf um den Klassenerhalt längst nicht aus dem Schneider, wird keine Geschenke in Remscheid lassen. Langweilig dürfte es weiterhin kaum werden.