Regionalliga Nordrhein
Strombacher Steigerung und Ratinger Reinfall
Tabellenführer Interaktiv verliert bei gefährdeten Langenfeldern mit 20:25. Gelpe/Strombach beherrscht beim 31:22 die Bonner.

Das kann nicht wahr sein! Interaktiv-Trainer Ace Jonovski dürfte der Ratinger Auftritt in Langenfeld tatsächlich wenig Freude bereitet haben. (Foto: Thomas Schmidt)

SG Langenfeld – Interaktiv.Handball 25:20 (12:10). Es war der Reinfall des Jahres, zumindest für 2022. Rein gar nichts hatte zuvor für die tief im Abstiegskampf steckenden Langenfelder gesprochen und alles für die vorher elf Mal hintereinander unbesiegten Ratinger – die Titelkandidat Nummer eins sind und für die Partie beim Vorletzten ebenfalls als klarer Favorit galten. Dann lief mit dem Interaktiv-Blitzstart zum 4:1 (6.) auch alles in die erwartete Richtung. Dass es eigentlich bloß der Anfang vom Ende sein würde und eher das Signal zum Abrutschen in eine peinliche Pleite, ahnte zu diesem Zeitpunkt wohl noch niemand bei den Gästen. Die folgenden sechs Minuten waren aber bereits ein klares Signal – weil die SGL die Lage durch fünf Treffer hintereinander zur 6:4-Führung (12.) gedreht hatte. Interaktiv mühte sich, dranzubleiben und schien mit dem 9:8 (23.) wieder die Kontrolle zu erlangen, irrte sich jedoch erneut. Ab dem 9:10 (29.) kurz vor der Pause begann das permanente Nachlaufen, das in der zweiten Hälfte lediglich beim 14:14 (38.) wieder einen Ausgleich brachte – 14:17 (44.), 16:19 (48.), 18:21 (56.). Für die Entscheidung zugunsten der Hausherren war auf der Zielgeraden Langenfelds „Dauer-Oldie“ Andreas Nelte (39) zuständig: Auf der Zielgeraden erzielte er das 22:19 (58.) sowie das 23:20 (58.) und das 25:20 (60.) als passenden Schlusspunkt.

Interaktiv-Kapitän Alexander Oelze, selbst nur bei einem Siebenmeter erfolgreich, sah eine klare Ursache für die krachende Bruchlandung: „Wir sind an unserer Chancenverwertung gescheitert. Wenn man nur 20 Tore wirft, wird es schwer. Wir haben einfach viel zu viele Bälle verworfen, unter anderem fünf Siebenmeter und auch sonst unfassbar viele freie Bälle.“ In der Tabelle macht sich die Niederlage zunächst nicht direkt bemerkbar, denn Interaktiv (26:6 Punkte) belegt weiter den ersten Platz. Große Gewinner des Spieltags waren trotzdem die Verfolger TV Korschenbroich (22:4) und TV Aldekerk (19:3), die selbst pausieren mussten und dennoch den Abstand verkürzen konnten. Hinten bleibt die SGL (7:21) zwar Vorletzter, hat aber den Rückstand auf den Elften HC Weiden (9:19) und den Zwölften TV Rheinbach (8:22) verkürzt.

SG Langenfeld: Wolters, Bang – Ahrens (6/6), Pötzsch (5), Preissegger, Rahmann (4), Schulz (1), Herff, Winter (1), Richartz, Baup (2), Nelte (6), Schößer.

Interaktiv.Handball: Büttner, Karic – Hadzic (3), Markotic (4), Mentges, Claussen (1), Stock (1), Sabljic, Oelze (1/1), Mensger (2), Schäfer, Nuic (4), Ciupinski (1), Koenemann (3/1).

 

HC Gelpe/Strombach – TSV Bonn rrh. 31:22 (19:10). Ein viel anderes Ergebnis war möglicherweise nicht zu erwarten, weil zwei Faktoren zusammenkamen. Erstens: Die Gastgeber zeigten diesmal von Beginn an Konzentration, Einsatz und Leidenschaft – was in dieser Saison in dieser Form nicht immer der Fall war. Zweitens: Bonn trat personell geschwächt an, denn insgesamt sechs Spieler fehlten verletzt oder coronabedingt. „Das war ein Problem“, sagte Trainer Frank Berblinger, „soll aber keine Ausrede sein. Nichstdestotrotz waren wir eigentlich noch eine schlagkräftige Truppe.“ Auf der Platte fanden die Bonner jedenfalls zuerst gar nicht in die Partie, während Gelpe/Strombach nur beim 1:1 (1.) einmal den Ausgleich zuließ und danach ohne Kompromisse die Regie übernahm. Mit dem 9:4 (9.) war die TSV bereits abgehängt, ehe Berblinger eine Auszeit nahm – die allerdings wenig Wirkung zeigte. Mit dem 15:7 (19.) war die Partie im Grunde bereits entschieden und mit dem 19:9 (29.) kurz vor der Pause kletterte der Vorsprung sogar in den zweistelligen Bereich. Durch den Erfolg verbesserte sich Gelpe/Strombach (21:11 Punkte) auf den dritten Platz, während Bonn (14:18) vorerst Siebter bleibt.

„Bei uns ist es ein Riesenunterschied, ob wir voll im Spiel sind und ob wir hundert Prozent geben, was Engagement und Bereitschaft angeht. Wir sind richtig gut ins Rollen und in Schwung gekommen. Das haben die Jungs jetzt super gemacht“, fand HC-Coach Lochtenbergh, „klar war Bonn geschwächt. Aber bei uns sind auch zwei Spieler kurzfristig ausgefallen und wir mussten ein wenig umplanen.“ Bis zur 40. Minute sah er die Hausherren sowohl defensiv als auch offensiv auf einem starken Niveau – was sich in der 25:11-Führung (39.) niederschlug. Auf die Bonner Auszeit (41.) antwortete Lukas Altjohann noch mit dem 26:11 (42.), ehe sich die TSV schrittweise an ihr Ziel heranarbeitete: Sie wollte die zweite Halbzeit wenigstens nicht verlieren. Der Plan ging am Ende mit einem 12:12 in Erfüllung, zumal die Hausherren zunehmend doch in einen kleineren Gang schalteten. „Kein Vorwurf an die Jungs“, stellten Lochtenbergh und Berblinger hinterher fast gleichlautend fest. Der eine sah es seinen Spielern nach, dass sie angesichts des hohen Vorsprungs ein bisschen nachließen, der andere fand trotz der unverändert klaren Niederlage beachtlich, wie sich sein Team bis zum Schluss zur Wehr setzte.

HC Gelpe/Strombach: Banaschewitz, Blech (1) – Schröter (3), Urbach (2), Altjohann (2), Hilger (2), Roth (3), Borgard (1), Bader, Hartmann (6), Panske (1), Mayer (7/1), Brüning (3).

TSV Bonn rrh.: Meißenburg, Rieder – Krohn (3), Bullerjahn, Behr (4), Weikl (3), Wilhelms, Schöneseiffen (4/1), Terehov (1), Maeser (2), Struif (3), Rohloff (2).