Regionalliga Nordrhein
Remscheid hat Lochtenberghs müde Gelper im Griff
HGR gewinnt Nachholspiel klar mit 29:18 und ist wieder Vierter. Nun kommt Aldekerk. Korschenbroich ist Favorit gegen Bonn, Tabellenführer Interaktiv pausiert.

Hier klebt nicht nur der Ball! Harald Roth kam mit dem HC Gelpe/Strombach in Remscheid tatsächlich nicht richtig vom Fleck. (Foto: Thomas Schmidt)

HG Remscheid – HC Gelpe/Strombach 29:18 (12:9). Beide hatten vorher vier Mal hintereinander gewonnen. Und beide gelten als Kontrahenten auf Augenhöhe, die direkt hinter den drei Top-Teams Interaktiv.Handball, TV Korschenbroich und TV Aldekerk für Position vier oder fünf in Frage kommen. Also hätte es eine wenigstens halbwegs ausgeglichene Partie geben müssen – was aber auf dem Feld ganz anders aussah. Dort nahm die Mannschaft von HG-Trainer Alexander Zapf nach ein paar Startschwierigkeiten zunehmend das Heft in die Hand und sicherte sich im Nachholspiel einen ab dem Beginn der zweiten Halbzeit ungefährdeten und verdienten Sieg. Zapf blieb trotzdem auf dem Boden der Tatsachen: „Wir haben eine ordentliche Leistung gebracht, aber immer noch Verbesserungspotenzial, besonders im Angriff. Was wir in der Deckung machen, ist halt überragend, auch Linus Mathes im Tor. Er gibt uns gefühlt eine Quote von 50 bis 55 Prozent.“  In der Summe sprang deshalb ein deutlicher Erfolg heraus, nach dem Remscheid mit 20:10 Punkten wieder auf dem vierten Rang liegt – hinter Interaktiv (26:6 Punkte), Gelpe/Strombach (23:13), das die meisten Spiele ausgetragen hat, und dem TV Korschenbroich (22:4), aber vor dem TV Aldekerk (19:5), der mit den meisten Spielen im Rückstand ist.

Die Gäste legten das 4:1 (8.) und 7:4 (17.) vor, ehe den Hausherren knapp zehn Minuten für eine gründliche Wende genügten: Mit dem 5:7 (17.) von Michael Heimansfeld begann ein 7:0-Lauf, den Philipp Rath mit seinem Treffer zum 11:7 (26.) abschloss. Dass Achim Jansen beim Stande von 6:7 (19.) sogar noch einen Siebenmeter ausgelassen hatte, ging später in die Statistik ein – änderte allerdings nichts mehr an den Kräfteverhältnissen. Und dass Gelpe/Strombach keinen ernsthaften Widerstand mehr entgegensetzen konnte, erklärte sein Trainer Michiel Lochtenbergh unter anderem mit der hohen Belastung für seine Mannschaft in den vergangenen Wochen: „Das Spiel kam für uns zum schlechtesten möglichen Zeitpunkt. Ich kann den Jungs überhaupt keinen Vorwurf machen. Man hat einfach gemerkt, dass nach den vielen Spielen, die wir gemacht haben, die Akkus leer waren. Das ist natürlich schade, dass es genau in so einem Spiel so ist. Das ist in Ordnung, das kann mal passieren. Remscheid hat das auch gut gemacht – ohne zu glänzen.“

Nach der Pause sorgte die HGR immerhin schnell für klare Verhältnisse – 17:12 (40.), 19:13 (44.), 21:16 (48.). „Nach 12, 13 Minuten finden wir uns und spielen dann endlich Handball“, fand Zapf, der gerade seinem Regisseur Felix Handschke eine ganz starke Leistung bescheinigte, „in der zweiten Halbzeit lief bei Gelpe nicht mehr viel und wir haben das relativ clever gespielt.“ Außerdem nahmen die Hausherren gegen zunehmend nachlassende Gäste aus dem Oberbergischen auch in der Endphase nicht den Fuß vom Gaspedal – im Gegenteil. Nach dem 22:17 (51.) erhöhte Remscheid in den letzten zehn Minuten mit einer 7:1-Serie zum unerwartet hohen Endstand, sodass Zapf und seine Mannschaft nun zuversichtlich auf die Herausforderung am Samstag (19 Uhr, Neuenkamp) blicken: „Aldekerk ist noch mal eine andere Nummer, die sind wirklich unser Angstgegner. Nichtsdestotrotz ist in der derzeitigen Verfassung vielleicht alles möglich.“ Fehlen wird den Remscheidern allerdings nicht nur in dieser Partie Rückraumspieler Kaan Taymaz (Knöchelverletzung). „Das sah nicht gut aus“, sagt Zapf, „wir hoffen, dass es nicht so schlimm ist.“

HG Remscheid: Geske, Mathes – Heimansfeld (6), Pflüger (2/1), Pütz, P. Hinkelmann, Hertz (2), Luciano, Handschke (6), Jansen (3), Taymaz (3), Rath (5), Hermann (2).

HC Gelpe/Strombach: Banaschewitz, Blech – Schröter, Schürmann, Altjohann (1), H. Roth (2), Borgard (1), Meinhardt (2), Hartmann (3), Panske, Scholz (3), Mayer (6/2), Brüning.

Ansonsten kennen sie im Oberbergischen den durchaus belastenden Rhythmus schon und Trainer Michiel Lochtenbergh trägt es inzwischen auch eher gelassen: „Ein Spiel fällt aus, dann holen wir ein anderes nach.“ Jetzt spräche trotz der klaren Niederlage in Remscheid auch vieles dafür, dass an einem „normalen“ Samstag bei der um den Klassenerhalt kämpfenden SG Langenfeld (Vorletzter/7:23 Zähler) die nächsten beiden Punkte aufs Konto kämen. Der Termin steht allerdings auf wackeligen Beinen, weil das ebenfalls für Dienstagabend angesetzte Nachholspiel zwischen Langenfeld und dem HC Weiden (Zehnter/11:19) abgesagt wurde. Der grundsätzliche Kurs des HC: „Wir wollen uns aufrichten und da anknüpfen, wo wir in den letzten Wochen weitergemacht haben.“

Gelpe/Strombach ist zwar aktuell Zweiter, hat das aber in erster Linie der Anzahl der bereits absolvierten Partien zu verdanken (18). Direkt in den Kampf um den Aufstieg wird Lochtenberghs Mannschaft eher nicht mehr eingreifen können – es sei denn, der Erste Interaktiv.Handball (26:6 Punkte), der Dritte TV Korschenbroich (22:4) und der Fünfte TV Aldekerk (19:5) leisten sich kollektiv noch länger anhaltende Schwächephasen. Korschenbroich gilt nun allerdings gegen die TSV Bonn rrh. (Siebter/16:18) als Favorit – wie es auch Interaktiv (trotz des 20:25-Ausrutschers kürzlich in Langenfeld) beim MTV Rheinwacht Dinslaken (Neunter/12:18) gewesen wäre. Die für Sonntag vorgesehene Partie wurde allerdings bereits abgesagt. Aldekerk dürfte in Remscheid vor der wohl höchsten Hürde stehen, weil die HGR unter dem Strich auch gegen Gelpe zeigte, warum sie in diesem Jahr ungeschlagen ist. Was Trainer Nils Wallrath und seine Aldekerker wissen: Ohne eine deutliche Steigerung im Vergleich zur 30:35-Niederlage bei den Dinslakenern wird es schwierig im Bergischen.

Dringend einen Erfolg über den Achten BTB Aachen (14:12 Punkte) braucht nach zehn Spielen hintereinander ohne Sieg eigentlich Schlusslicht HSG Siebengebirge (4:26 Punkte), weil sonst der Anschluss ans rettende Ufer bald endgültig verloren sein könnte. Ein Schlüsselspiel für den weiteren Saisonverlauf ist vielleicht auch das Duell zwischen dem Elften OSC Rheinhausen (10:18) und dem Drittletzten TV Rheinbach (8:22). Was für die Rheinbacher spricht: Vor den zuletzt drei Absagen in Folge gab es immerhin zwei Siege – während der OSC bereits ewig auf ein Ende der negativen Serie von 2:12 Punkten wartet (zwei Unentschieden, fünf Niederlagen). Was auf der anderen Seite vielleicht den Rheinhausenern etwas Hoffnung macht, ist der Rückblick auf den 13. November 2021. Damals, also vor vier Monaten, schaffte das Team von Trainer Thomas Molsner seinen bislang letzten Saisonsieg. Mit einem 36:21. In Rheinbach.