Oberliga Mittelrhein
Dahmen-Schau in Dormagen: Wenn ein Torhüter fünf Treffer erzielt
TSV Bayer II übernimmt mit 41:29 gegen den MTV Köln die Tabellenspitze in der Meisterrunde. Am Samstag steht das Spitzenspiel gegen den Pulheimer SC im Mittelpunkt.

Da staunt er selbst: Cornelius Dahmen (hier in der Partie aus dem November 2021 beim Longericher SC II) glänzte im Dormagener Heimspiel gegen den MTV tatsächlich als Torschütze – obwohl seine Kernaufgabe als Keeper sonst das Verhindern gegnerischer Treffer ist. (Foto: Thomas Schmidt)

TSV Bayer Dormagen II – MTV Köln 41:29 (21:14). Mit Verspätung ist auch Dormagens Zweite in die Meisterrunde eingestiegen und durch den Sieg im Nachholspiel gegen den chancenlosen Letzten MTV Köln krempelte die Mannschaft von Trainer David Röhrig direkt die Tabelle um. Dormagen, jetzt mit 12:4 Zählern ausgestattet, überholte sowohl den bisherigen Spitzenreiter Pulheimer SC (ebenfalls 12:4/schlechteres Torverhältnis) als auch den Zweiten HSG Refrath/Hand (11:3), der noch auf seinen ersten Einsatz in der Meisterrunde wartet. Alleine aus diesem Dreierkreis wird später der Meister und Aufsteiger in die Regionalliga kommen, denn ab dem TuS 82 Opladen auf Rang vier (9:7) hat keiner mehr Chancen oder Ambitionen nach ganz vorne. Weil die Niederlage für die Kölner (Achter/2:12) gleichzeitig ohne Folgen bleibt, dürfte sich der Ärger von Trainer Moritz Adam allenfalls aufs hohe Ergebnis richten. Durch das Erreichen der Meisterrunde mit den besten acht Mannschaften hat der MTV ja den Klassenerhalt sicher in der Tasche.

Bemerkenswert war der Sieg der Dormagener weniger deshalb, weil sie gegen den personell geschwächten MTV am Ende mit dem 40:27 (59.) von Robin Kremp die Marke von 40 Treffern erreichten und mit dem 41:27 (60.) von Finn Wolfram übertrafen. Eine der Besonderheiten: Die Kölner probierten es immer wieder mit dem siebten Feldspieler – eine hohes Risiko, wenn der Ball vorne irgendwie verloren geht. Als Dormagen dann von der 5:1-Abwehr auf die 6:0-Deckung umstellte, bekam es die Angriffe der experimentierfreudigen Gäste zunehmend unter Kontrolle – und nutzte immer wieder die Gelegenheit zu einfachen Toren. Vor allen Dingen Bayer-Keeper Cornelius Dahmen wird den Abend wohl sehr lange in Erinnerung behalten, weil er insgesamt fünf Mal in den da gerade verwaisten Kasten auf der anderen Seite des Feldes traf – beim 14:8 (18.), 17:8 (23.), 27:15 (37.), 33:19 (44.) und 34:19 (45.). Torhüter-Kollege Matthias Broy war da mit seinem 6:3 (9.) fast genügsam. Dass es für den MTV nicht noch schmerzhafter wurde, lag nicht zuletzt an bisweilen nachlässiger werdenden Hausherren, die vor der Pause und gegen Ende jeweils fahrig auftraten. „In der Summe ist das für uns ein schöner Sieg“, fand Bayer-Coach David Röhrig dennoch, „wir hätten es deutlicher machen können, aber der MTV hat unsere Nachlässigkeiten konsequent ausgenutzt.“ Im Ergebnis konnte Köln den Abend nach dem 21:37 (49.) durch den 8:4-Lauf in den letzten zwölf Minuten immerhin etwas freundlicher gestalten. 

TSV Bayer Dormagen II: Dahmen (5), Broy (1) – Eugler (6), Schreibelmayer (6/1), Kremp (2), Wolfram (4), Kriescher, Emmerich (1), Johannmeyer (2), Lincks (2), von Bülow (1), Steinhaus (2), Speckmann (5), Werschkull (4).

MTV Köln: Theisen, Vieker – Otto, Kalisch (2), Dahmen (2), Hilbert (7), Discher (3), Jebbink (4), Riessler (1), Ziegler (6/2), Ingenerf (1), König (2), Becker (1).

Dormagen ist am kommenden Wochenende auch einer der Hauptdarsteller in einer für die Vergabe der Meisterschaft wirklich wichtigen Partie, denn es steht das Gipfeltreffen mit den zuletzt in der Normalrunde/Vorrunde  überragenden Pulheimern auf dem Programm. „Das ist mehr als die Mannschaft der Stunde“, findet Röhrig, der dem Team von Hornets-Trainer Kelvin Tacke mit dem allergrößten Respekt begegnet: „Die haben einen super Kader. Sie strahlen ganz viel Ruhe aus und sie haben in Kelvin einen ganz erfahrenen Trainer. Da spielt jetzt keiner verrückt. Sie machen das insgesamt einfach unfassbar abgezockt und lassen sich auch nicht durch irgendwelche Abwehrsysteme aus der Ruhe bringen. Wir werden schauen müssen, dass wir ein bisschen aus den Fehlern aus dem Hinspiel lernen. Wir müssen im Angriff viel mehr Wettbewerbshärte entgegensetzen und wir müssen mit den langen Angriffen der Pulheimer besser umgehen. Das wird eine spannende Herausforderung. Mal gucken, ob wir einer Mannschaft wie Pulheim mal gewachsen sind in dieser Konstellation.“ 

Hornets-Coach Tacke wird die lobenden Worte gerne hören, zumal sie nach dem 26:25 gegen Dormagen II und dem 31:27 bei der HSG Refrath/Hand ja völlig berechtigt sind. Gleichzeitig wissen sie in Pulheim, dass sie aus den beiden spektakulären Erfolgen aus der Hinrunde/Normalrunde keine Garantie auf eine Wiederholung ableiten sollten. Sicher ist allerdings, dass der Gewinner des Spitzenspiel am Samstag noch einmal nachhaltig seinen Hut im Kampf um den Aufstieg in den Ring wirft. Und ebenfalls sicher ist, dass die Refrather das Ganze sehr genau beobachten werden. Dann können sie zunächst am Sonntag gegen den Fünften Birkesdorfer TV (7:7 Punkte) etwas für die eigenen Aktien tun, über deren wirklichen Wert allerdings erst später entschieden wird. Wann, weiß bisher niemand genau: Es gibt bisher keine Termine für die Nachholspiele in Dormagen und gegen Pulheim.