Oberliga Mittelrhein
Dormagen und Pulheim: Ärger um Spiel-Ausfall
Hornets erklären sich 40 Minuten vor dem Anpfiff für spielunfähig. HSG Refrath/Hand steigert sich in der Meisterrunde zum 27:13 gegen den Birkesdorfer TV. In der Abstiegsrunde ist Fortuna Köln auf dem besten Weg zum Klassenerhalt.

Klärungsbedarf: Dormagens Trainer David Röhrig (vorne/links Finley Werschkull, rechts Finn Wolfram) findet die kurzfristige Streichung des Spitzenspiels gegen Pulheim ärgerlich. (Foto: Thomas Ellmann)

In der Meisterrunde sorgte für die meiste Aufregung eine Partie, die auf ungewöhnliche Art und Weise gar nicht stattfand. Dabei war alles angerichtet fürs Spitzenspiel zwischen dem TSV Bayer Dormagen II und dem Pulheimer SC (beide 12:4 Punkte). Die Schiedsrichter waren da, die Dormagener Mannschaft sowieso und auch ein größerer Teil der Pulheimer. Dann hatte TSV-Coach David Röhrig mit seinem Team gerade die übliche Spielbesprechung beendet und wollte sich nun auf den Weg zur weiteren Vorbereitung auf die Platte begeben. Das war 40 Minuten vor dem geplanten Anwurf. Womit er nicht mal ansatzweise gerechnet hatte: Jetzt kam Pulheim auf ihn zu und Hornets-Trainer Kelvin Tacke teilte den Gastgebern mit, dass die Partie wegen zu vieler positiv ausgefallener Corona-Tests in seinem Team ausfallen müsse. Die Gastgeber waren darüber nicht nur erstaunt, sondern sogar erbost. „Dafür habe ich kein Verständnis“, stellte Röhrig fest. Deutlicher wollte er nicht werden. Ob ihn die Erklärung der Hornets weiterbringt? Vermutlich eher nicht. „Bei uns gilt die Vorgabe, dass sich jeder Spieler vor Training und Spiel einem Bürgertest unterzieht. Leider hat sich aufgrund von Verzögerungen bei den Testergebnissen erst kurz vor dem Spiel gezeigt, dass mehrere Spieler positiv sind, weshalb wir gezwungen waren, zu reagieren“,  sagt Tacke. In dieser Angelegenheit ist das letzte Wort offensichtlich vorerst nicht gesprochen, denn die Dormagener wollen den Fall offiziell überprüfen lassen. Eine Neu-Terminierung ist im Übrigen bislang nicht erfolgt.

Fernab von derartigen Komplikationen kehrte die zuletzt zweimal hintereinander pausierende HSG Refrath/Hand erstens in den Wettkampf-Betrieb und zweitens an die Tabellenspitze zurück, denn die Mannschaft von Trainer Christopher Braun gewann gegen den Birkesdorfer TV (Fünfter/7:9 Punkte) nach einer bescheidenden ersten und einer viel besseren zweiten Hälfte mit 28:13 – und übernahm mit 13:3 Punkten wieder Rang eins vor Dormagen II und Pulheim. Dabei durften die Gäste aus Düren bis zum 4:4 (10.) in einem von beiden Seiten im Angriff auf mäßigem Niveau geführten Duell an eine Art Überraschung denken, weil sich die HSG oft nur als Schatten ihrer selbst präsentierte. Ein treffender Beleg: Kurz vor der Pause hatte Birkesdorf gerade auf 9:11 (30.) verkürzt, ehe Refrath den folgenden Anwurf schludrig ausführte, sofort den Ball verlor – und binnen Sekunden das 10:11 (30.) hinnehmen musste. In der Pause müssen Braun und seine Mannschaft die Dinge dann sehr gründlich aufgearbeitet haben, weil ab jetzt praktisch alles anders war – mit Einsatz, Spielfreude, Leidenschaft.

Das führte sogar dazu, dass Birkesdorf der zweite Durchgang wie ein sportlicher Albtraum vorkommen musste. Eine plausible Erklärung fürs Nachlassen: Es standen nur neun Feldspieler zur Verfügung. Und dem Team von Trainer Karsten Bohmann-Hesse gelangen nur noch drei weitere Treffer, die jeweils wie ein Tropfen auf den heißen Stein wirkten – 11:15 (35.), 12:19 (40.), 13:21 (44.). Anders ausgedrückt: In den letzten gut 16 Minuten erzielte der BTV überhaupt kein Tor  mehr. Refraths Coach Braun analysierte die Partie sehr nüchtern: „Es ist im Moment unheimlich schwierig für uns, die Spannung aufrechtzuhalten. Wir bereiten uns auf Dormagen und Pulheim vor – und dann finden diese Spiele nicht statt. Es ist ein bisschen schwer, richtig Feuer in die Mannschaft zu kriegen. Das hat man in der Trainingswoche und in der ersten Halbzeit gemerkt. In der zweiten war es ganz anders. Jetzt haben wir wieder ein Wochenende Pause und wieder keinen Rhythmus.“ Es gehört zu den seltsamen Tatsachen, dass die Oberliga Mittelrhein fürs kommende Wochenende keinen Regel-Spieltag angesetzt hat, sondern nur Nachholspiele vorsieht.

In einer Partie von überschaubarer Bedeutung verlor der Sechste Longericher SC II (6:12 Punkte) beim  bisherigen Meisterrunden-Schlusslicht MTV Köln (4:14) mit 26:27. Bis weit in die zweite Halbzeit hinein sah es für die bis dahin immer führenden Longericher nach einem Sieg aus – 20:16 (42.), 23:20 (49.). Das Team von Trainer Frederic Rudloff verlor die Partie anschließend im Grunde zwischen der 49. und der 55. Minute, als aus der Drei-Tore-Führung beim 23:26 ein Drei-Tore-Rückstand wurde. Nach dem 24:27 (56.) verkürzte die LSC-Zweite auf 25:27 (58.) und 26:27 (59.), doch zu einem Punktgewinn reichte es nicht mehr. „Das war kein schönes Spiel“, urteilte LSC-Coach Freddy Rudloff, „wir kommen eigentlich ganz gut rein, haben dann aber bei drei oder vier Toren plus eine immens hohe Fehlerquote und erlauben es dem Gegner, wieder zurück ins Spiel zu kommen. Das haben die Kölner, die eine der emotional stärksten Mannschaften sind, gut gemacht. Dann können wir noch einmal theoretisch ausgleichen – und schmeißen wieder den Ball weg und verschießen wieder einen Ball. Gut, dass das Spiel vorbei ist. Gerecht wäre auch ein Unentschieden gewesen, aber bei so einer Fehlerquote verlierst du hinten heraus.“

In der Abstiegsrunde schien von Beginn an klar zu sein, dass der SC Fortuna Köln gute Karten im Kampf um den Klassenerhalt haben sollte. So sieht es auch nach dem dritten Spieltag aus, denn die mit einem 31:34 beim TuS Derschlag gestartete Mannschaft von Trainer Stephan Schulze gewann gegen den ASV SR Aachen mit 33:28 und steht nun bei 13:5 Punkten wieder vor den Derschlagern (12:6), die ihrerseits beim HC Weiden II (Dritter/11:5) mit 27:30 den Kürzeren zogen. Hinter diesen drei Teams folgen der BTB Aachen II (8:6) und der ASV SR Aachen (8:8), denen sich die Zone mit der größten Gefahr anschließt: SG GFC Düren 99, TK Nippes (beide 5:11) und CVJM Oberwiehl (4:12) müssen am meisten mit dem Abstieg in die Verbandsliga rechnen.

Fortuna-Coach Schulze zeigte sich nach dem Sieg über Aachen vor allem erleichtert: „Es war kein besonders schönes Spiel, aber die Punkte nehmen wir gerne mit, um schnellstmöglich Ruhe in die restlichen Saison zu bekommen. 55 Minuten lang war es ein Spiel auf Augenhöhe, dass wir am Ende verdient gewinnen. Relativ früh gab es eine strittige Rote Karte gegen Florian Lammer, sodass wir unser Konzept komplett ändern mussten. Die Jungs haben aber über 60 Minuten lang Gas gegeben und auch nach der Verletzung von Kai Feldmann nie aufgegeben.“ Bis zum 21:22 (42.) lagen die Hausherren immer wieder hinten und noch beim 29:28 (57.) war längst nicht klar, wer sich die Punkte sichern würde. Thiemo Kruse (58.), Vincent Gremmelspacher (59./Siebenmeter), Fabian Kötzle (60.) und erneut Gremmelspacher (60.) schraubten das Resultat noch in die Höhe.

 

HSG Refrath/Hand – Birkesdorfer TV 27:13 (12:10).

HSG Refrath/Hand: Vatter, Kierdorf – Morris (2), Schallenberg (5), Faulhaber, Niehaus (7/1), Wendler, Benninghaus, Schrage (2), Gelbke (2), Wittig (2), Asselborn (2), Merz (2), Natzke (3).

Birkesdorfer TV: Höschen, Schroven – Pelzer (3), Lückenbach, Ernst (5/1), Ihmer (1), Strücker (2), Grings, Stern (1), Meise (1), Janiec.

 

MTV Köln – Longericher SC II 27:26 (13:15).

MTV Köln: Schmitz, Theisen – Ratzka (1), Henning (2), Kalisch (5), Hilbert (4), Discher (6/2), Jebbink (2), Scholl, König (1), Diederich (1), Becker (5/1).

Longericher SC II: Burggraf, Briese – Breuer (2), Windhorst, Beckmann, Böing (4), Matysiak (1), Heider, Schiefer (6), Malolepszy (5), Gottlob (4), Keil, Falkenreck (4/2).

 

Fortuna Köln – ASV SR Aachen 33:28 (17:16).

Fortuna Köln: Hoffmann, Jede – Gremmelspacher (4/3), Surlemont (7), Künkele (2), Stutzki (2), Dickopf, Lammer (3/2), Stabauer, Kötzle (6), Wilke (7), Kruse (2), Feldmann.

ASV SR Aachen: Vitz – M. Monteiro Pai (8), Korsten (6/1), Happersberger (3), Schumacher, Kuchenbäcker (1), Kurscheid (2), Fiedler (4), Rietz (2), Schartmann, May, Rudzinski (2).

 

TK Nippes – SG GFC Düren 25:32 (15:17).

 

HC Weiden II – TuS Derschlag 30:27 (14:12).