2. Bundesliga
Dresden und Dessau: Schlüsselspiele für Dormagen
TSV Bayer muss dringend punkten, um das Tabellenende zu verlassen. Spitzenreiter Gummersbach tritt in Hüttenberg auf den Prüfstand, TuSEM Essen gegen die Wölfe aus Rimpar.

Ich muss da durch! Regisseur Ian Hüter (mit Ball) und der stark gefährdete TSV Bayer Dormagen brauchen im Kampf um den Klassenerhalt tatsächlich so etwas wie einen Befreiungsschlag. (Foto: Thomas Ellmann)

Drei Wochen Pause im März? Hört sich doch eigentlich nicht so schlecht an, selbst mitten in einer außergewöhnlich herausfordernden Saison nicht. Oder gerade dann nicht. Alle Systeme noch einmal überprüfen, Erkrankungen und Verletzungen ganz oder teilweise auskurieren – es wären zwei Möglichkeiten, die Zeit sinnvoll zu überbrücken. Für den TSV Bayer Dormagen war die Unterbrechung (erst coronabedingt, dann durch Maßnahmen der Nationalmannschaft) allerdings sehr viel weniger angenehm, weil ausgerechnet der eine oder andere Konkurrent im Keller der Tabelle den einen oder anderen Punkt einzusammeln wusste. Seit dem angesichts zahlreicher guter Chancen irgendwie überflüssigen 21:23 gegen den TV Emsdetten vom 1. März steht das Konto fürs Team von Trainer Peer Pütz bei 12:34 Zählern und natürlich hat sich da inzwischen nichts geändert. Ein Trost immerhin: Der Vorletzte EHV Aue ging leer aus und ist jetzt bei 15:35 Punkten angekommen. Davor allerdings hat der TuS Ferndorf drei Siege geholt, sodass er mit 18:30 Punkten (Rang 16) inzwischen sogar die Abstiegsplätze verlassen konnte und nun am rettenden Ufer liegt. Abgerutscht in die ganz gefährliche Zone ist dafür der Dessau-Roßlauer HV (Platz 18/17:29), der nicht nur die Ferndorfer vorbeiziehen lassen musste, sondern auch den TV Großwallstadt – der nach einem Sieg und einem Unentschieden auf 18:32 Punkte blickt (Platz 17) und zurzeit soeben über dem Strich liegt. Zusammengefasst: Die Lage ist nicht besser geworden – sondern der Druck für die Dormagener weiter gestiegen.

Daraus folgt, dass der TSV Bayer in den nächsten Wochen vor wegweisenden Aufgaben steht, deren Anfang das Heimspiel am Freitagabend gegen den HC Elbflorenz Dresden bildet (Siebter/27:23 Punkte). „Klar wäre die Stimmung besser, wenn du Neunter oder Zehnter bist“, sagt Pütz, der sich aber zusammen mit seiner Mannschaft eher auf das konzentrieren will, was sich aktuell beeinflussen lässt. Hauptbestandteil ist harte und konzentrierte Arbeit, um etwa die Chancenverwertung zu steigern, die in dieser Saison einer der größten Schwachpunkte der Dormagener ist: Mit 24,52 Toren pro Partie gehört der Angriff des Schlusslichts nicht zu den herausragenden in der 2. Bundesliga, während die Defensive bei einem ordentlichen Wert von 26,47 Gegentreffern pro Spiel steht. Pütz hofft, dass sich beides gegen Dresden auf gehobenem Niveau präsentiert. Es wäre sicher der richtige Zeitpunkt dafür, zumal am kommenden Mittwoch beim Dessau-Roßlauer HV eine Schlüsselpartie für den weiteren Kampf gegen den Abstieg folgt.

Im Kampf um den Aufstieg tritt am oberen Ende der Tabelle der VfL Gummersbach allmählich in die entscheidende Phase ein und 38:10 Punkte aus 24 von 38 Spielen sind auf jeden Fall eine vielversprechende Basis fürs Unternehmen Bundesliga-Aufstieg. Dass die Mannschaft von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson vor der HSG Nordhorn-Lingen (38:12) steht und beste Aussichten auf einen der beiden Plätze im Fahrstuhl nach oben besetzt, liegt vor allem an der phänomenalen Heimbilanz – 26:0 Punkte, 13 Spiele, 13 Siege. Sollte der VfL seine in dieser Saison erneut extrem wankelmütigen Auswärts-Auftritte in den Griff bekommen, wird er auf dem Weg zurück in die höchste deutsche Klasse sowieso kaum aufzuhalten sein. Welche Fortschritte der Spitzenreiter in diesem Bereich vielleicht gemacht hat/noch machen wird, dürfte die Partie am Samstag beim TV Hüttenberg zeigen – der als Vierter (29:17 Punkte) in der Hinrunde in der Schwalbe-Arena mit 34:40 den Kürzeren zog und zu Hause bislang nur zwei Niederlagen hinnehmen musste. Eine davon gab es vor fast genau einem Monat beim 24:26 gegen Nordhorn-Lingen, das erst in den letzten fünf Minuten die entscheidenden Treffer setzte.

Der Auftritt in Hessen wird im Übrigen nicht zuletzt ein Duell zweier Führungsspieler, die zur kommenden Saison den Arbeitsplatz tauschen: Der Noch-Gummersbacher Timm Schneider (33) wechselt zurück zu seinem früheren Verein TV Hüttenberg (2010 bis 2012), der auf der anderen Seite in Dominik Mappes (27) eine seiner wichtigsten Stützen ins Oberbergische verliert. Beide sind (natürlich) die jeweiligen Kapitäne ihrer Mannschaften und beide werden (noch natürlicher) jetzt versuchen, das Optimum für ihr derzeitigen Teams herauszuholen. Vielleicht ein kleiner Vorteil: Während Gummersbach seit dem 32:29 vom 11. März gegen den TV Emsdetten gut zwei Wochen regenerieren konnte (bis auf den bei der Nationalmannschaft beschäftigten Julian Köster), war Hüttenberg bereits am Dienstagabend wieder im Einsatz. Bester Werfer beim 29:27 gegen den Dessau-Roßlauer HV? Dominik Mappes, wer sonst, mit neun Treffern. Der VfL hätte wohl wenig dagegen, wenn es diesmal etwas weniger wären.

Relativ gelassen gehen der Fünfte TuSEM Essen (29:21 Punkte) und Trainer Jamal Naji mit der immer wieder durch Spielabsagen unterbrochene Saison um. Nach der 25:29-Niederlage bei den Eulen Ludwigshafen musste das Nachholspiel gegen die SG BBM Bietigheim abgesagt werden, weil im Essener Team zu viele positive Coronatests aufgetreten waren. Nach dem neuesten Stand der Dinge ist noch immer nicht abschließend geklärt, wer fürs Heimspiel am Freitagabend gegen die DJK Rimpar Wölfe (Zwölfter/24:28) wirklich zur Verfügung steht. Naji rechnet erneut damit, dass er bei der Aufstellung in eine echte Wundertüte greifen darf: „Es fehlen immer noch einige Spieler.“ Unabhängig davon sind die Essener trotz aller personellen Unwägbarkeiten heiß darauf, auf die Platte zurückzukehren. „Wir freuen uns auf jedes Spiel“, betont der TuSEM-Coach, der gleichzeitig Respekt vor dem Gegner hat: „An einem guten Tag können die Wölfe jeden schlagen.“ Bestes Beispiel ist das 28:25 vom 19. Dezember 2021 gegen die Gummersbacher. Und das erst zwei Wochen alte 32:29 gegen Nordhorn-Lingen konnte sich ebenfalls sehen lassen, sodass die Essener hinreichend gewarnt sein sollten.