2. Bundesliga
Dormagen meldet sich zurück, Essen rettet sich ins Ziel
TSV Bayer punktet beim 29:23 gegen Dresden für den Klassenerhalt, TuSEM macht es beim 29:27 gegen Rimpar noch spannend.

Hier ist die Faust! Dormagens Keeper Martin Juzbasic hielt seinen Arbeitsplatz ziemlich oft sauber, sodass Dresdens Angreifer nur auf 23 Tore kamen. (Foto: Thomas Schmidt)

TSV Bayer Dormagen – HC Elbflorenz Dresden 29:23 (12:7). Letzter sind die Dormagener immer noch, aber ihnen hängt diese Position wenigstens vorläufig nicht mehr wie ein Mühlstein um den Hals – der sie am Ende ziemlich sicher in die 3. Liga ziehen würde. Durch den verdienten Erfolg, bei dem die Mannschaft von Trainer Peer Pütz von Beginn an die Kontrolle hatte, verbesserte der TSV sein Konto auf 14:34 Punkte und er hat fast zum Vorletzten EHV Aue aufgeschlossen, der mit einem Spiel mehr bei 15:35 Zählern steht. Bis zum Dessau-Roßlauer HV (17:29) auf Rang 18 beträgt der Rückstand einen Punkt – und die Lücke zum TV Großwallstadt (18:32), der zurzeit als 17. das rettende Ufer markiert, sieht ebenfalls wieder freundlicher aus. Der wertvolle Sieg über Dresden, das als Siebter (27:25) der klare Favorit war, erlaubt den Dormagenern sogar einen vorsichtigen Blick nach vorne. Spannend wird für Pütz‘ Team schon die Partie am Samstag zwischen Großwallstadt und dem zuletzt dreimal hintereinander siegreichen TuS Ferndorf (Platz 16/18:30), der ebenfalls zum Kreis der stark gefährdeten Mannschaften gehört. Und am nächsten Mittwoch wartet in Dessau-Roßlauer eine weitere zentral wichtige Aufgabe, die Weichen stellen könnte – in die eine oder in die andere Richtung.

Direkt am Anfang zeigten die Gastgeber, wie sie den Abend gestalten wollten: Über hohen Einsatz und eine energische Arbeit der Abwehr, hinter der Keeper Martin Juzbasic der passende Rückhalt war. So steckte der TSV Bayer auch die frühen Zeitstrafen gegen Alexander Senden (1.) und Patrick Hüter (3.) ziemlich unbeeindruckt weg – 2:1 (5.). Weil sich Dormagen in der von vielen technischen Fehlern geprägten Partie einfach weniger Mängel erlaubte, wurde es über das 6:2 (13.) und 10:4 (18.) vor der Pause nicht mehr ansatzweise gefährlich. Und dass sich beide Seiten bis zum 12:7 (30.) am Ende der aus Bayer-Sicht defensiv überragend gestalteten ersten Hälfte mit sehenswerten offensiven Aktionen sehr zurückhielten, konnte dem Schlusslicht insgesamt sowieso relativ gleichgültig sein.

Für den zweiten Durchgang hätte wohl ein energisches Aufbäumen des HC Elbflorenz stattfinden sollen, doch die kurzen Phasen einer „Aufholjagd“ brachten nur das 10:15 (35.) oder 11:16 (37.). Knapp vier Minuten später hatte Dormagen entscheidend auf 19;11 (39.) erhöht, sodass die Rote Karte kurz darauf gegen Patrick Hüter (40./dritte Zeitstrafe) beim Stande von 19:12 keinen nachhaltigen Schaden mehr anrichtete. Bis zum 21:13 (44.), 22:14 (45.) oder 24:16 (50.) blieb es sogar bei acht Toren Vorsprung, ehe Dresden in der letzten Viertelstunde ein bisschen näher herankam. Gefährlich wurde es für Dormagen vor offiziell 719 registrierten Zuschauern bis zur Schluss-Sirene allerdings nicht mehr. Dass Torhüter Juzbasic mit einer weiteren Parade das letzte Wort hatte, passt im Übrigen ganz gut: Er kam insgesamt auf eine Quote von 36,67 Prozent an gehaltenen Bällen. Dass er das Duell zwischen den Pfosten klar gewann, war definitiv einer der Eckpunkte für den Sieg.

Sehr verständlich: Bei den Hausherren herrschte hinterher die pure Erleichterung. „Der Sieg tut natürlich supergut“, fand David Röhrig, der im Trainerteam mit Chefcoach Peer Pütz das Unternehmen Klassenerhalt bei den Dormagenern leitet, „das ist ganz wichtig für unser Selbstvertrauen. In der Anfangsphase war Martin Juzbasic ein überragender Rückhalt und wir haben im Angriff unfassbar effektiv gespielt. Dass es vorne nicht um einen Schönheitspreis geht, war ja klar. Aber die Jungs, Jan Reimer etwa, haben eine supergute Quote geworden. Insgesamt sind die Jungs vorne sehr geduldig geblieben. Ein ganz wichtiger Faktor war, dass wir das Tempospiel von Elbflorenz gut kontrolliert haben. Jetzt sind wir sehr froh“ Seine logische Schlussfolgerung: „Nächste Woche müssen wir weitermachen.“

TSV Bayer Dormagen: Juzbasic, Simonsen – Kavatski, Meuser (7), Leitz, Senden (1), I. Hüter (4), Reimer (9/4), Grgic (3), Zurga, P. Hüter (3), Johannmeyer, Grbavac, Seesing (1), Steinhaus, Mast (1).

TuSEM Essen – DJK Rimpar Wölfe 29:27 (16:13). Am Ende war es plötzlich doch noch einmal dramatisch in einem Spiel, dass aus Essener Sicht vermutlich keine Minute länger hätte dauern dürfen. Der mit nur neun Feldspielern angetretenen Mannschaft von Trainer Jamal Naji gingen auf der Zielgeraden der Partie merklich die Kräfte aus und vor allem offensiv fand sie zu selten eine Lösung gegen aufopferungsvoll kämpfende Gäste aus Bayern. Deshalb schmolz die zwischenzeitliche Sechs-Tore-Führung immer weiter, kurz vor dem Ende war Rimpar beim 28:26 (59.) wieder dran. Noah Beyer hätte mit seinem Siebenmeter 94 Sekunden vor dem Abpfiff für eine ruhige Schlussminute sorgen können, scheiterte aber am Gäste-Keeper und prompt kam die DJK sogar zum 27:28-Anschluss (59.). Der TuSEM behielt allerdings die Nerven und sieben Sekunden vor dem Ende erlöste Eloy Morante Maldonado sein Team mit dem Treffer zum 29:27. Durch den Sieg stockten die Essener ihr Konto auf 31:21 Punkte auf und übernachten auf Platz vier der Tabelle hinter dem ASV Hamm Westfalen (35:15) und dem TV Hüttenberg (29:17). Die Hüttenberger haben dann morgen im Spitzenspiel gegen Tabellenführer VfL Gummersbach die Chance, wieder am TuSEM vorbeizuziehen.

Nach einem ausgeglichenen Start (5:5/10.) übernahmen die Hausherren vor offiziell 1023 Zuschauern in der Halle Am Hallo nach und nach die Kontrolle über das Spiel – 8:5 (14.), 11:6 (17.). Erst eine Zeitstrafe gegen Dennis Szczesny (17.) brachte den Essener Motor etwas ins Stottern, sorgte jedoch nicht für größere Probleme. Beim 15:9 (25.) deutete weiterhin wenig auf einen spannenden Abend hin. Dann musste Szczesny allerdings erneut für zwei Minuten auf die Bank und Rimpar verkürzte das 16:10 (27.) vor der Pause noch auf 16:13. Weil Dimitri Ignatow (31.), Noah Beyer (31.) und Szczesny (32.) innerhalb von nur 107 Sekunden direkt nach dem Wiederanpfiff auf 19:13 stellten, schien Najis Team früh zurück auf den richtigen Weg gefunden zu haben. Bis zum 21:15 (38.) hielt der Vorsprung, bevor sich der Kräfteverschleiß bei den Gastgebern zunehmend bemerkbar machte.

Rimpar verkürzte auf 18:22 (42.), fand allerdings seinerseits nicht wirklich die richtigen Hebel für eine Wende. So sah es nach Tim Rozmans Treffer zum 27:22 (52.) so aus, als könnte Essen den Erfolg entspannter nach Hause bringen. Weil sich die Gäste nicht geschlagen gaben, verkürzten sie durch drei Treffer in Folge – 25:27 (56.). Der TuSEM hatte nun deutlich Probleme und gleichzeitig ein wenig Glück – wie beim Kullertreffer von Justin Müller, der irgendwie zwischen Pfosten und Keeper den Weg zum 28:25 (57.) ins Tor fand. Am Ende retteten die Essener die zwei Punkte über die Zeit – in einem Spiel, das vermutlich keine Minute länger hätte dauern dürfen. Trainer Naji zog hinterher zuerst den Hut vor der Energieleistung seiner Mannschaft: „Das war das Spiel, wie wir es erwartet haben. Wir hatten die Hoffnung, dass wir uns in den ersten 20 Minuten der Halbzeiten ein Polster herausspielen können – wobei klar war, dass uns die Luft ausgeht. Wir hatten keinen Rückraumspieler, den wir hätten wechseln können. Die mussten alle durchspielen. Wir hatten nur zwei Außen, die wir wechseln konnten. Und Lukas Becher und Dimitri Ignatow hatten die Vorgabe, dass sie nicht länger als 15 Minuten spielen dürfen. Deswegen ist der Sieg nicht hoch genug einzuschätzen. Das war eine unglaublich gute kämpferische Moral. Ich bin sehr stolz auf die Jungs.“

TuSEM Essen: Fuchs, Diedrich – Beyer (7/3), Glatthard (1), Rozman (6), Becher, Ignatow (1), Szczesny (2), Müller (5), Morante Maldonado (4), Klingler (3).