Regionalliga Nordrhein
TVK legt vor – und was macht Ratingen in Remscheid?
Korschenbroich gewinnt Nachholspiel in Weiden mit 35:27 und schließt zur Spitze auf. HGR erwartet als Fünfter den Ersten Interaktiv. Siebengebirge und Rheinbach treffen sich zum Abstiegsduell.

Da ist wieder eine Lücke: Justin Kauwetter (mit Ball) war gegen Weidens Abwehr (links Jonas Scheidtweiler, rechts Adrian Bergerhausen) mit zwei Treffern am Sieg der Korschenbroicher beteiligt, bei denen sich im Übrigen alle Feldspieler und sogar Keeper Max Jäger in die Torschützenliste eintrugen. (Foto: Michael Jäger)

HC Weiden – TV Korschenbroich 27:35 (12:19). Am Ende waren tatsächlich alle zufrieden – natürlich der Sieger ein bisschen mehr. „Das war eine sehr schöne, geschlossene Mannschaftsleistung“, fand TVK-Trainer Dirk Wolf, dessen zum Führungstrio in der Regionalliga gehörendes Team über weite Strecken dominierte und den Hausherren praktisch keinen Raum für eine Überraschung ließ. Ganz gut leben konnte mit dem Ergebnis offensichtlich aber auch Gastgeber Weiden, das als Mitglied der unteren Tabellenhälfte eher den sicheren Klassenerhalt anstrebt. „Wir können uns kämpferisch nichts vorwerfen. Auch die Einstellung stimmte. Wir wissen, dass die Spiele gegen Korschenbroich und Aldekerk nicht die sind, wo wir punkten müssen“, fand HC-Coach Andreas Heckhausen, „insgesamt war das ein verdienter Sieg des Favoriten.“ Das nächste Ziel für die Korschenbroicher ist nun sehr klar definiert: Durch einen Sieg über die im Tabellenkeller steckende SG Langenfeld (Vorletzter/9:27 Punkte) will Wolfs auf Rang zwei (28:6 Punkte) hinter Interaktiv.Handball (ebenfalls 28:6) vorgerückte Mannschaft ihre Position im Kampf um den Aufstieg festigen. Auf Weiden (Zehnter/13:21) wartet im Heimspiel gegen den Dritten TV Aldekerk (23:7) das nächste Duell mit einem der drei Kandidaten für den Aufstieg in die Regionalliga.

Korschenbroich legte in Weiden praktisch einen Start-Ziel-Sieg hin und geriet über die 60 Minuten kein einziges Mal in Rückstand. Nach dem 6:3 (10.) für den TVK konnte Weiden mit dem 6:6 (12.) und 7:7 (14.) zweimal wieder ausgleichen, doch mit dem 10:7 (15.) durch Keeper Max Jäger in den verwaisten Kasten des HC neigte sich die Waage zunehmend auf die Seite der Gäste. Übers 14:9 (22.) und 17:11 (28.) waren die Weichen beim 19:12 (30.) am Ende der ersten Halbzeit schon klar gestellt. ehe David Biskamp am Anfang der zweiten Halbzeit einen Siebenmeter zum 20:12 (31.) nutzte. Auf die vier schnellen Treffer der Hausherren zum 16:20 (35.) antwortete Trainer Wolf zuerst mit einer Auszeit – und seine Mannschaft mit einem 6:1-Lauf zum entscheidenden 26:17 (43.). Mit dem 28:18 (45.), 29:19 (46.) und 30:19 (47.) lag der Vorsprung sogar im zweistelligen Bereich, bevor Weiden die Schlussphase mit 8:5 zu seinen Gunsten gestalten und ein etwas freundlicheres Resultat erzielen konnte. „Zum Ende wurde es noch mal ein bisschen hektisch, Weiden hat zehn Minuten lang mit offensiver Manndeckung gespielt. Aber wir haben das clever gelöst“, fand TVK-Coach Wolf, “ gefreut hat mich, dass Steffen Brinkhues und Lukas Bark kurze Einsätze hatten nach ihrer Erkrankung. Somit konnten wir die Belastung ein wenig verteilen.“ Heckhausen warf in seinem Urteil direkt auch einen Blick voraus: „Wir mussten ganz klar dem Tribut zollen, dass wir zwei Spiele in der Woche ausgetragen haben. Der Mannschaft fehlte heute über weite Phasen die Fitness, die es benötigt, um eine Überraschung zu landen. Korschenbroich hat seine Qualitäten nutzen können. Aber wir werden sicherlich mit verringerter Spieleranzahl auch am Samstag versuchen, das Spiel zumindest so lange wie möglich offen zu halten.“ 

HC Weiden: Flöck, Rüttgers – Wolff, Klinkenberg, Beckers (2), Scheidtweiler (1), Gerke, Eich (2), Pieper (1), Flossbach (3), Micke (4), Bergerhausen (5), Bock (6/5), Eissa (3).

TV Korschenbroich: Jäger (1), Graedtke – Schiffmann (2), Bark (1), Wistuba (2), Brinkhues (3), Zidorn (4), M. Wolf (4), Tobae (3), Kauwetter (2), Biskamp (6/3), Neven (1), Schneider (4), Barwitzki (2).

 

Die Top-Partie des kommenden Spieltags beherbergt bereits am Freitagendabend um 20 Uhr in der Halle Neuenkamp die HG Remscheid, die als Vierter (22:14 Punkte) den Spitzenreiter Interaktiv.Handball (28:6) erwartet. Dabei ist erst mal festzuhalten, dass die HGR bisher eine sehr anständige Saison 2021/2022 hinlegt: Mit Rang fünf können alle zufrieden sein. Zweitens ist aber auch festzuhalten, dass aufgrund durchaus gestiegener Ansprüche ein Auftritt wie das 24:25 vom vergangenen Wochenende beim gefährdeten Drittletzten TV Rheinbach nicht vorkommen sollte. Und drittens bleibt festzuhalten, dass der HGR nun die perfekte Gelegenheit zur Wiedergutmachung direkt wie auf einem Silbertablett serviert wird. Der Spitzenreiter Interaktiv, der vor dem TV Korschenbroich, dem TV Aldekerk, dem HC Gelpe/Strombach (23:15) und den Remscheidern liegt, steht mitten im nächsten Anlauf auf die 3. Liga. Die Ratinger haben auch immer sehr deutlich ausgedrückt, dass ihr Ziel der Aufstieg ist. Das alleine macht den Abend schon reizvoll genug für alle Remscheider. Für HGR-Coach Alexander Zapf wird er sogar in doppelter Hinsicht etwas Besonderes.

Sportlich ist es sonnenklar, dass auf die Hausherren gegen die personell am besten ausgestattete Mannschaft der Regionalliga eine große Herausforderung wartet. „Wir bekommen es mit unfassbar viel Klasse zu tun“, sagt Zapf. Kapitän Alexander Oelze, der aktuell beste Werfer in der Regionalliga (116 Tore in sechs Spielen/6,63 pro Partie), und Regisseur Simon Ciupinski führen ein Interaktiv-Aufgebot an, das natürlich die Qualität für den Aufstieg hat. Deshalb müssen sich die Remscheider einiges einfallen lassen und der HGR-Coach hat natürlich längst ein paar Ideen entworfen. Die wird er nun ausnahmsweise nicht mit Ace Jonovski teilen, dem Trainerkollegen der Ratinger – mit dem ihn ansonsten ein sehr freundschaftlich-kollegiales Verhältnis verbindet. Weil sich die Herren wirklich schätzen und nur ein paar Straßen voneinander entfernt wohnen, ist der regelmäßige Austausch garantiert. Und klar: Zapf und Jonovski sind wieder zu einem gemeinsamen Essen miteinander verabredet. Nach dem Spiel. Unabhängig vom Ergebnis.

Für die Partie selbst lässt Remscheids Trainer allerdings keinen Zweifel daran, dass die eigenen Ziele im Vordergrund stehen: „In diesen 60 Minuten wollen wir keine Freunde sein.“ Also werden die Hausherren alles geben, um diesmal die Oberhand zu behalten – anders als in der Hinrunde, als die von größeren personellen Problemen geplagte HGR am 4. Dezember 2021 in Ratingen mit 28:31 den Kürzeren zog. Nachwirkungen der Pleite in Rheinbach befürchtet Zapf dabei nicht: „Die Stimmung im Training ist gut. Die Jungs sind heiß. Sie haben Bock.“ Damit sind doch alle Zutaten für einen tollen Handball-Abend vorhanden. Dazu wollen grundsätzlich auch die Ratinger etwas beitragen, die jedoch verständlicherweise andere Vorstellungen haben als die Hausherren – und durchaus Respekt vor der HGR mitbringen. „Remscheid ist eine gute und erfahrene Mannschaft“, sagt Rückraumspieler Robert Markotic, „sie haben einen guten Kader.“ Daraus lässt sich allerdings eher nicht schließen, dass er die Gastgeber etwa zum klaren Favoriten befördern will. „Wir sind auch eine erfahrene Mannschaft mit einer guten Abwehr. In meinen Augen sind es zwei Mannschaften, die hoffentlich einen guten Handball zeigen. Wenn wir eine gute Abwehr stellen können, eine richtige Unterstützung von der Bank bekommen und insgesamt alle zusammenhaben, werden die zwei Punkte bei uns bleiben. Wir werden  Vollgas geben.“ 

Am anderen Ende der Tabelle gibt es ein Derby, das für den weiteren Verlauf der Saison für beide Teilnehmer entscheidend sein könnte, denn das  Schlusslicht HSG Siebengebirge (6:30 Punkte) erwartet den Drittletzten TV Rheinbach (10:24). Vorteil der Gäste: Sie konnten zuletzt die Remscheider mit dem 25:24 überraschen und überhaupt vier ihrer vergangenen sechs Spiele für sich entscheiden – was dank der daraus resultierenden 8:4 Zähler natürlich Auftrieb gebracht hat. Trainer Dietmar Schwolow hofft auf einen weiteren Erfolg: „Stand heute sind alle Mann an Bord. Die Stimmung ist gut und die Jungs sind bereit für das Derby. Ich erwarte ein hartes und umkämpftes Spiel. Siebengebirge muss gewinnen und steht unter Druck. Wir wollen unseren Weg fortsetzen und werden wieder alles geben.“ Die HSG hat tatsächlich nach 3:11 Punkten aus bisher sieben Spielen im Jahr 2022 mehr zu verlieren – im schlimmsten Fall bereits so gut wie endgültig den Kontakt zum rettenden Ufer. Gesetzt den Fall, dass es zwei Absteiger gibt (was von der Entwicklung in der 3. Liga abhängig und nicht unwahrscheinlich ist), würde Platz zwölf die Rettung bringen. Dort stehen im Moment genau die Rheinbacher – die bei einem Erfolg in Siebengebirge bereits sechs Zähler mehr auf dem Konto hätten als die HSG.