2. Bundesliga
Gummersbach feiert: Bundesliga-Aufstieg rückt näher
Tabellenführer liegt nach 37:29 gegen Hamm schon neun Punkte vor Platz drei. TuSEM Essen verliert in Hagen mit 28:32.

Nur im Vorwärtsgang: Auch Gummersbachs Rechtsaußen Mathis Häseler konnte Hamms immer wieder chancenlosen Keeper Felix Storbeck dreimal überwinden. (Foto: Thomas Wirczikowski)

VfL Gummersbach – ASV Hamm-Westfalen 37:29 (20:11). Manche im Oberbergischen werden sich vielleicht schon mal den 14. Mai dick mit einem Rotstift markiert haben. So lange hin ist es ja nicht mehr hin. Und wenn das so weitergeht, wird der VfL Gummersbach an diesem Samstag durch einen Erfolg über die Eulen Ludwigshafen am fünftletzten Spieltag der Saison 2021/2022 den Aufstieg in die Bundesliga schaffen – immer vorausgesetzt, er gewinnt bis dahin alle Spiele und die Verfolger auch. Ob es überhaupt noch einen Konkurrenten gibt, der das Team von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson auf dem Weg nach oben gefährden kann? Seit Freitagabend liegt die Antwort noch klarer auf dem Tisch als ohnehin schon: Theoretisch ja, praktisch nein. Durch den von der ersten Sekunde an ungefährdeten Sieg über Hamm festigte der VfL mit nun 46:10 Punkten erneut seine Spitzenposition in der 2. Liga. Und noch besser aus Gummersbacher Sicht: Damit liegt er nun sogar sechs Zähler vor dem Zweiten HSG Nordhorn-Lingen (40:16), die bei der DJK Rimpar Wölfe nach einem Krimi eine 21:22-Niederlage kassierte – und nach dem Jetzt-Stand trotzdem gemeinsam mit den Gummersbachern aufsteigen würde. Dahinter sind alle aus dem Rennen – schon Hamm als Dritter (37:19). Dass dieser ASV gegenüber diesen Gummersbachern neun Punkte aufholt, liegt jenseits aller Wahrscheinlichkeitsrechnungen. Das Duell mit den Eulen könnte so der nächste Festtag in der Schwalbe-Arena werden – wie eventuell das Duell am 1. Mai gegen Nordhorn-Lingen. Dann fällt möglicherweise auch bereits eine Entscheidung darüber, wer als Meister in die Bundesliga aufsteigt.

Den Grundstein zum Sieg legten die Hausherren in der ersten Halbzeit, die nach dem 2:2 (4.) irgendwie ziemlich schnell verblüffend einseitig wurde. Gummersbach, das eine starke Abwehr stellte, konnte sich dahinter auf einen überzeugenden Torhüter Tibor Ivanisevc verlassen, der oft genug das abwehrte, was Hamm überhaupt konstruktiv auf den Kasten des VfL brachte. Vom 4:3 (9.) zog der Spitzenreiter auf 8:3 (13.) davon, ehe Hamm seine erste Auszeit nahm – ohne nachhaltiges Resultat. Übers 10:5 (17.) erhöhte der VfL auf 15:7 (24.), bei dem Ellidi Vidarsson einen Tempogegenstoß mit einem Kunstwurf veredelte. Kurz darauf legte ASV-Coach Michael Lerscht zum zweiten Mal die grüne Karte für eine Auszeit hin – wieder ohne nennenswertes positives Ergebnis für die Gäste, denn Fynn Herzig erhöhte zwei Sekunden vor der Pause auf 20:11 (30.).

Beim 21:11 (31.), 22:12 (33.) oder 24:14 (35.) lag die Differenz jeweils im zweistelligen Bereich, bevor es ein bisschen „enger“ wurde – weil sich Hamm hin und wieder ins Spiel zurückmeldete und weil es die an sich selbst berauschenden Gummersbacher hin und wieder mit ein paar Nachlässigkeiten übertrieben. Mit dem 19:26 (47.) war der ASV tatsächlich wieder auf sieben Treffer „dran“, doch an den Kräfteverhältnissen änderte sich wenig. Ein erkennbares Plus der Spitzenreiters: Er konnte die Belastung durch zahlreiche personelle Rotationen konsequent auf viele Schultern verteilen, ohne dass ein echter Qualitätsverlust eintrat. Dass die letzten sieben Minuten nach dem 35:25 (53.) noch mit 2:4 verloren gingen und die zweite Halbzeit damit insgesamt ein 17:18 in die Statistik brachte, interessierte die meisten der 3010 Zuschauer in der Schwalbe-Arena ohnehin nur am Rande. Ihr bevorzugtes Liedgut: „So ein Tag, so wunderschön wie heute.“ Was soll das erst werden, wenn der Aufstieg in die Bundesliga echt unter Dach und Fach ist?

VfL-Trainer Sigurdsson sah überwiegend positives Aspekte in seiner Analyse: „Gerade am Anfang waren wir in der Abwehr überragend. Die Bälle, die durchgekommen sind, hat Tibor gehalten. Ich bin sehr glücklich, wie wir die zweite Welle gespielt haben und die Gegenstöße gelaufen sind. Da gab es in der Vorwärtsbewegung auch ein paar technische Fehler, aber das nehme ich gerne in Kauf. Alle drei, vier Spieler, die im Innenblock waren, haben das überragend gemacht. Ich bin sehr zufrieden mit der Leistung der Mannschaft. In dieser Höhe eine Mannschaft wie Hamm zu schlagen, ist nicht selbstverständlich.“ Deutlich weniger Lob fand Hamms Trainer Lerscht für den Auftritt seines Teams: „Glückwunsch an Gummersbach zum mehr als verdienten Sieg. Von Anfang an ist bei uns wenig zusammengelaufen. Nach den ersten verworfenen Bällen hatte ich das Gefühl, dass uns der Stecker gezogen wurde. Wir haben es nicht geschafft, das Handballspiel draus zu machen, was wir spielen wollten. Es tut weh, so zu verlieren.“

VfL Gummersbach: Nagy, Ivanisevic – Fanger (1), Vidarsson (4), Köster (5), Schroven (1), Häseler (3), Schneider (3), Herzig (4), Pregler (5), Dzialakiewicz (1), Santos (5), Kiesler (2), Stüber, Zeman, Bozovic (3/1).

 

VfL Eintracht Hagen – TuSEM Essen 32:28 (16:10). Die Essener nahmen von ihrer kürzesten Auswärtsreise der Saison am Ende nichts Zählbares mit und verpassten es daher, die Patzer der anderen Teams aus dem oberen Tabellendrittel zu nutzen. Folge: Der TuSEM steht bei 33:25 Punkten weiter als Vierter hinter dem ASV Hamm-Westfalen (37:19) und vor dem TV Hüttenberg (31:23). Die Eintracht auf der anderen Seite schob sich durch den Erfolg auf Rang sechs (31:27) vor. Dass eines dieser Teams überhaupt noch ernsthaft in den Aufstiegskampf wird eingreifen können, darf als eher unwahrscheinlich gelten. Für die Mannschaft um Trainer Jamal Naji wird es daher in der Schlussphase der Saison vor allem um einen anständigen Abschluss gehen – und vielleicht darum, die Spielzeit als Vierter zu beenden.

Die Gäste hätten wohl kaum geglaubt, dass das 1:1 durch Dennis Szczesny (2.) bereits der letzte Ausgleich des Abends sein sollte. Doch schon im ersten Abschnitt geriet Najis Team nach und nach ins Hintertreffen – 1:3 (5.), 3:7 (12.). Nach Lucas Firnhabers Treffer zum 7:10 (23.) kam es allerdings noch  bitterer und innerhalb von wenigen Minuten kassierte der TuSEM vier Gegentore zum 7:14 (26.). Immerhin stellten die Essener nach der Pause erneut unter Beweis, dass sie sich kämpferisch eher selten etwas vorwerfen lassen müssen: Vom 12:18 (32.) verkürzten die Gäste über das 14:18 (34.) zunächst auf 17:19 (37.) und waren durch Szczesyns Treffer zum 19:20 plötzlich wieder dran (40.).

Hagen fand jedoch die richte Antwort und erhöhte kurz darauf vom 21:20 (42.) auf 24:20 (45.). Eloy Morante Maldonado verkürzte ein letztes Mal auf 22:24 (47.), bevor dem VfL über das 26:22 (50.), 28:23 (52.) und 30:24 (55.) die Entscheidung gelang. „Ich glaube, Hagen hat 18 oder 19 Paraden, wir drei. Das war der große Unterschied. Wir scheitern in dem Fall an uns selber, haben uns die Würfe kreiert, die wir brauchten, aber nicht verwertet. Dementsprechend geht der Sieg in Ordnung für Hagen“, fand Naji.

TuSEM Essen: Bliß, Diedrich – Beyer (3/2), Ellwanger (1), Glatthard, Rozman (2), Dangers, Becher (1), Ignatow, Szczesny (4), Bergner, Müller (4), Firnhaber (3), Seidel, Morante Maldonado (5), Klingler (5/2).