2. Bundesliga
Dormagen jubelt nach Reimers Last-Minute-Treffer
TSV Bayer holt zwei Sekunden vor Schluss das für den Klassenerhalt wichtige 26:25 beim ThSV Eisenach.

Das macht Bock auf mehr! Trainer Peer Pütz (links) und Torhüter Christian Ole Simonsen dürften – wie alle Dormagener – das 26:25 zu ihrem Lieblings-Erlebnis ernennen. (Foto: Thomas Schmidt)

ThSV Eisenach – TSV Bayer Dormagen 25:26 (13:13). Sie feierten wie Kinder, die sich riesig über ein unerwartetes oder unerwartet groß ausgefallenes Geschenk freuen. Und so ähnlich war es am Ende ja auch – wobei die Gastgeber die Punkte sowieso immer wieder wie auf einem Silbertablett serviert hatten. Dass die um den Klassenerhalt kämpfende Mannschaft von Trainer Peer Pütz bei der Heimreise aus Thüringen ins Rheinland einen Sieg im Gepäck hatte, war unter anderem die Belohnung für nie nachlassenden Einsatz in einer Partie, die wenig spielerischen Glanz bot – aber in einer wilden Schlussphase reichlichst Spannung. Eine gute halbe Minute vor der Schluss-Sirene nimmt der ThSV beim Stande von 25:25 eine Auszeit und genau 14 Sekunden zeigt die Hallenuhr noch, als Eisenach einen Freiwurf und den letzten Versuch des Abends einleiten kann, den Siegtreffer zu markieren. Aber es kommt alles ganz anders, denn der Angriff misslingt und plötzlich eilt Jan Reimer beim Gegenstoß völlig frei aufs Tor der Hausherren zu. Der Rechtsaußen trifft beinahe in letzter Sekunde – und der TSV Bayer darf über zwei Punkte jubeln, die das Konto auf 18:36 Zähler stellten und noch mehr Hoffnung für die nächsten Wochen und den weiteren Kampf gegen den Abstieg bringen. Weil sich im Keller der Tabelle gleichzeitig der TuS Ferndorf und der EHV Aue mit einem 24:24 trennten, ist der Kreis der gefährdeten Klubs im Übrigen weiter zusammengerückt: Der TV Großwallstadt (21:35) und Ferndorf (20:36) sowie der TV Emsdetten (20:38), Dormagen (18:36) und Aue (17:41) auf den drei Abstiegsplätzen sind zurzeit am stärksten bedroht.

Der Start in die Partie musste Dormagen-Fans durchaus größere Sorgen bereiten, denn offensiv und gedanklich fanden die Gäste in den ersten zehn Minuten fast gar nicht statt – sondern immer wieder nur den brotlosen Weg in die zupackende Abwehr der Hausherren. Nach dem 0:2 (4.) gelang Linksaußen Tim Mast das 1:2 (4.), doch aus einer folgenden Überzahl (Zeitstrafen gegen Eisenachs Ivan Snajder) machten die Gäste weniger als nichts: Sie kassierten sogar den 1:3-Rückstand (7.). Es sprach dann allerdings für die Moral des TSV Bayer, dass er sich aus dem tiefen Tal des 2:5 (13.) in Schritten herausarbeitete, durch Mislav Grgic zum 5:5 (16.) ausglich und Teil einer komplett ausgeglichenen Partie wurde. Mit dem 7:6 (18.), 8:7 (20.), 11:10 (26.), 12:11 (28.) und 13:12 (29.) lag Dormagen sogar vorne, ehe am Ende der ersten Halbzeit mit dem 13:13 weiter alles drin war.

Dormagen schien im zweiten Abschnitt besser in die Partie zu finden und legte regelmäßig vor – 15:13 (33.), 17:14 (37.). 19:18 (42.), 22:20 (46.). 23:22 (53.), 24:23 (57.). Wie angespannt die Nerven beider Seiten waren, zeigte sich in zahlreichen vergebenen Angriffen wie dem Ballverlust von Artur Karvatski, der das 24:25 (59.) begünstigte – nach dem den Dormagenern selbst der eine Zähler zu entgleiten drohte. Jener Karvatski war kurz darauf allerdings am späteren Happy End beteiligt, indem er zum 25:25-Ausgleich (59.) vollendete und jenes aufregende Herzschlag-Finale einleitete.

Bayer-Coach Pütz war hinterher erkennbar erleichtert: „Wir sind mit dem Ergebnis natürlich sehr happy. Es war die ganze Zeit ein sehr enges Spiel und der Sieg gibt der Mannschaft viel Selbstvertrauen. Wir sind froh, dass wir uns für einen guten Kampf belohnt haben.“ Weiter geht es nach der Meisterschaftspause am 22. April mit dem wichtigen Heimspiel gegen den TV Großwallstadt, der den Dormagenern als direkter Konkurrent im Kampf um den Klassenerhalt sicher ebenfalls das Leben so schwer wie möglich machen will. Logisch: Falls damit die Garantie auf zwei Punkte gibt, könnte der TSV wohl mit einem ähnlichen Drama leben. Und er hätte garantiert kaum was dagegen, wenn es erneut ein 26:25 wird wie kürzlich gegen den VfL Lübeck-Schwartau und jetzt in Eisenach.

TSV Bayer Dormagen: Juzbasic, Simonsen – Karvatski (6), Meuser (2), Senden, Stein, Biernacki (1), I. Hüter (1), Reimer (8/3), Grgic (6/1), Zurga, P. Hüter (1), Johannmeyer, Grbavac, Seesing, Mast (1).