3. Liga
Sieg im Samstagskrimi: Eagles mischen wieder voll mit
HSG Krefeld wahrt durch 33:32 gegen Konstanz ihre Chancen zum Aufstieg in die 2. Bundesliga. Nun stehen vier Teams bei 4:2 Punkten. TuSEM Essen II gewinnt in der Abstiegsrunde mit 28:25 gegen Haßloch.

Ich brech dann mal durch: Maik Schneider (beim Wurf) war in der zweiten Halbzeit von der Konstanzer Abwehr (links David Knezevic, rechts Michael Stotz) nicht immer unter Kontrolle zu bringen. (Foto: Herbert Mölleken)

HSG Krefeld Niederrhein – HSG Konstanz 33:32 (18:16). Der Jubel erreichte Orkanstärke in der Halle Glockenspitz, als die Schluss-Sirene den phasenweise an einen Krimi grenzenden Abend voller Hektik und Emotionen beendete. Dass sich die Eagles und die Mehrzahl der Zuschauer unter den 1600 Handball-Fans in eine Euphorie steigerten, ließ sich auch gut nachvollziehen – denn Krefeld ist im Kampf um die Spitzenplätze in der Gruppe 2 der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga wieder im Geschäft. Nach dem 31:34 beim VfL Pfullingen und dem 36:31 über die TSG Hanau stand das Konto der Gastgeber bei 2:2 Zählern, während Konstanz mit 4:0 Punkten angereist war. Nun hat es die Mannschaft von Trainer Maik Pallach, die bei einer Niederlage draußen gewesen wäre, wieder selbst in der Hand, zumindest Rang zwei und damit das Halbfinale gegen einen Vertreter aus der Gruppe 1 zu erreichen. Der weitere Weg dorthin könnte sogar ein echtes Drama werden, weil es nun vier fast gleichauf liegende und nur durch das Torverhältnis getrennte Teams gibt: Konstanz, Pfullingen, Krefeld und die SG Pforzheim/Eutingen weisen jeweils 4:2 Zähler auf. Selbst die SG Schalksmühle/Halver (2:2) auf Rang fünf ist noch Teil der Verlosung und alleine die Hanauer (0:8) sind abgeschlagen. Anders ausgedrückt: Krefeld steht wohl vor zwei weiteren Endspielen – sicher am kommenden Samstag in Pforzheim und vielleicht auch am 14. Mai gegen die Dragons.

Zwei Dinge waren am Ende der ersten Halbzeit klar: Der beste Mann auf der Platte stand bis dahin zwischen den Pfosten des Krefelder Tors und die knappe Führung hatten die Eagles maßgeblich ihrem Keeper Sven Bartmann zu verdanken, der besonders in den Phasen, als es richtig brenzlig zu werden drohte, mit der einen oder anderen Glanzparade zur Stelle war – wie in der zweiten, vierten oder zehnten Minute, als er gegen frei vor ihm auftauchende Konstanzer rettete. Im Spiel hielt die Hausherren zudem Regisseur Merten Krings, dem die Partie wie auf den Leib geschnitten zu sein schien, weil ihm äußere Umstände wie Hektik, drohendes Zeitspiel oder sonstiger Druck jeder Art in solchen Partien wohl weniger als gar nichts ausmachen. Krings traf nicht nur zum 4:4 (5.), 5:4 (6.) und 6:5 (9.), sondern bis zur Pause weitere vier Mal. Trotzdem drohte Krefeld, das sich beim 10:6 (16.) fast abzusetzen schien, den Faden wieder zu verlieren. Die HSG vom Bodensee wurde jetzt phasenweise ihrem Ruf als Aufstiegsfavorit Nummer eins gerecht und kam zurück – 14:14 (24.), 15:15 (26.). Die ebenfalls starke Antwort der Hausherren, die sich selbst von einem Fehlerfestival nicht beirren ließen, brachte dann das 18:15 (29.), und kurz darauf stand fest, dass die Eagles immerhin mit einem Zwei-Tore-Vorpsrung in den zweiten Durchgang gehen würden.

Dort bearbeiteten sich die Kontrahenten unverändert mit hoher Intensität, mit zahlreichen Fehlern und wechselnden Führungen. Ab dem 19:17 (31.) lief bei den Hausherren nicht mehr viel – 19:19 (34.), 20:20 (34.). Außerdem sah jetzt Matija Mircic aus dem Innenblock nach einem Foul die korrekte Rote Karte, sodass defensiv vorübergehend viel Unordnung entstand – was beim 20:23 (38.) nicht mehr richtig gut für Pallachs Mannschaft aussah. Es waren die zur Bedeutung des Abends passende Einstellung und eine wie aus dem Nichts erneut ins Horrende kletternde Fehlerquote der anderen HSG, die das Pendel erneut in die andere Richtung schickte – 24:24 (44.), 28:25 (48.). Konstanz konnte noch auf 26:28 (52.) oder 29:31 (58.) verkürzen, kam jedoch nicht mehr für den Sieg in Frage. Eine der Hauptfiguren bei den Eagles nach wie vor: Merten Krings, dessen Anspiel auf Rechtsaußen Steffen Hahn das entscheidende 32:29 (59.) einleitete. Weitere Pluspunkte waren der inzwischen für Bartmann ins Spiel gekommene Schlussmann Lasse Hasenforther, dem ebenfalls einige Klasse-Paraden gelangen, sowie Linkshänder Maik Schneider, der im Endspurt wertvolle Tore beisteuerte. Konstanz kam über eine offene Manndeckung zum 31:33 und 32:33 (60.), aber nach dem letzten Siebenmeter waren nur vier restliche Sekunden zu spielen. Der Rest ging sowieso im riesigen Jubel unter.

Krefelds Coach Pallach urteilte über die Partie in einer Mischung aus Stolz und Erleichterung: „Es ist genau das eingetroffen, was wir besprochen haben. Die HSG Konstanz kam mit einem enormen Tempospiel, gerade am Anfang hat man das direkt gemerkt. Wir sind dann etwas besser ins Spiel gekommen und ich fand, dass wir in der ersten Halbzeit gegen die 3-2-1-Deckung sehr gut gespielt haben, sodass die HSG sogar in eine 6:0-Abwehr umstellen musste. Kompliment an meine Mannschaft, das haben wir herausragend gemacht. In der zweiten Halbzeit hat uns die 6:0 schon ein bisschen Probleme gemacht und wir hatten nach der Roten Karte gegen Matija einen leichten Verlust unserer Fokussierung. Dann haben wir uns aber zusammengerissen und sicherlich das Spiel auch verdient gewonnen.“ In Konstanz werden sie im Übrigen in erster Linie hoffen, demnächst wieder auf einen volleren Kader zurückgreifen zu können: Besonders bitter war dabei zusätzlich das frühe Ausscheiden von Kapitän Tim Bornhauser, für den in Ermangelung weiterer Stammspieler (insgesamt  sieben nicht dabei) für die Rückraum-Mitte der junge Jonas Hadlich (22) aus der U 23 die Regie übernahm. 

HSG Krefeld Niederrhein: Hasenforther, Hüttel, Bartmann – Krings (10), Novickis (2), Schnalle, Schneider (9), Noll, Hahn (2), Kübler (1), Molz (1), Braun (1), Brüren (2/1), Jagieniak (4), Mircic (1).

TuSEM Essen II – TSG Haßloch 28:25 (13:10). Das war mehr als ein Lebenszeichen für die Essener, die im vierten Anlauf ihren ersten Sieg in der Abstiegsrunde einfuhren. Und der Blick auf die Tabelle bestätigt: Der Erfolg über den Tabellenführer war doppelt und dreifach wichtig. Denn trotz der beiden Punkte steht der TuSEM mit jetzt 7:5 Zählern immer noch lediglich auf dem dritten Platz – der in der Endabrechnung nicht zum Klassenerhalt reicht. Am rettenden Ufer befinden sich nach vier von acht Spieltagen weiterhin Haßloch und die HG Oftersheim/Schwetzingen (beide 8:4). Auch der Vierte TuS Volmetal (6:6) liegt durchaus in Reichweite, während der TSV Blaustein (4:8) und die TSG Söflingen (3:9) die schlechtesten Aussichten auf den Verbleib in der 3. Liga haben. Am kommenden Samstag können die Essener zu Hause gegen Blaustein nachlegen und eventuell wieder auf einen der beiden ersten Plätze springen.

Gegen Haßloch legte der TuSEM nach dem 6:6 (17.) mit dem 9:6 (23.) erstmals etwas Abstand zwischen sich und die Gäste. In Überzahl (24./Zeitstrafe gegen Essens Luca Lewandowski) kam die TSG wieder ran – 9:8 (25.). Aus dem 11:10 (29.) machten Marcel Daamen (29.), Mathis Stumpf (30.), Nils Homscheid (32.) und Lewandowski (34.) dann das 15:10, doch Haßloch ließ sich nicht abschütteln und war beim 19:18 (47.) wieder dran. Die Hausherren fanden letztlich allerdings immer wieder eine passende Antwort und ließen es nicht mehr zum Ausgleich kommen. Nach dem 25:24 (57.) besorgte Daamen vielmehr mit seinem Doppelpack das 27:24 (58./59.) und dadurch die Entscheidung. Das 25:27 der TSG kam 25 Sekunden vor dem Ende zu spät, Niclas Schmidt setzte mit dem 28:25 noch den Schlusspunkt unter die Partie.

TuSEM Essen II: Fuchs, Bornkamm, Solbach-Domingo – Schmidt (2), Ernst, Fabian Neher, Reidegeld, Daamen (5), Frederic Neher, Homscheid (11/7), Lewandowski (1), Sayin, Stumpf (3), Weisz (1), Buschhaus (4), Telohe (1).