2. Bundesliga
Gipfeltreffen in Gummersbach, Schlüsselspiel für Dormagen
VfL erwartet den Zweiten HSG Nordhorn-Lingen in einer komfortablen Ausgangslage. TSV Bayer tritt steht im Kellerduell beim TV Emsdetten unter Druck. TuSEM Essen tritt in Lübeck an.

Umwerfend: Ellidi Vidarsson (mit Ball) und die Gummersbacher konnten in dieser Saison schon zweimal gegen Nordhorn-Lingen gewinnen (rechts Johannes Wasielewski). Nach dem 28:22 in der Meisterschaft in Nordhorn gabs im Achtelfinale des DHB-Pokals ein 38:26. Die Garantie auf einen dritten Erfolg ist das trotzdem nicht. (Foto: Thomas Schmidt). 28:22 am 2711 38:26 Pokal am 14.12

Spannend ist es ja in der 2. Bundesliga. Aber nicht ganz vorne – dort, wo der VfL Gummersbach als „Heimat des Handballs“ zu Hause ist. Das Team von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson hat sich in den vergangenen Monaten die Tabellenführung erarbeitet, unter anderem und vor allem aufgrund der makellosen Bilanz von 30:0 Punkten aus bisher 15 Spielen in der Schwalbe-Arena. Dass sie auswärts durchaus und regelmäßig die eine oder andere rätselhafte Leistung abliefern, werden sie im Oberbergischen vermutlich in der Kategorie „geschenkt“ abheften. Schließlich kann sich die Mannschaft von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson regelmäßig auf Unterstützung durch die Konkurrenz verlassen – wie die jüngere Vergangenheit mal wieder gezeigt hat. Freitag, 28. April: Gummersbach gewinnt beim Schlusslicht Aue mit 35:31, während der Zweite HSG Nordhorn-Lingen gegen den TuS Ferndorf mit 20:25 verliert. Also liegt der VfL (48:10 Punkte) acht Zähler vor Nordhorn (40:18) und neun vor dem Dritten ASV Hamm-Westfalen (39:19). Montag, 25. April: Gummersbach unterliegt mit 32:33 beim Dessau-Roßlauer HV, der Vorsprung schmilzt ein wenig. Dienstag, 26. April: Hamm zieht bei der SG BBM Bietigheim mit 26:33 den Kürzeren, der Vorsprung des VfL wächst angesichts eigener 48:12 Zähler wieder auf neun Punkte – zumindest auf den dritten Platz (39:21). Das ist deshalb wichtig, weil ja die Ränge eins und zwei zum Aufstieg in die Bundesliga berechtigen.

Was also ist in diesem Stadium der auf die Zielgerade einbiegenden Saison 2021/2022 das Gipfeltreffen am Sonntag zwischen Gummersbach und Nordhorn-Lingen? In erster Linie sicher ein Spitzenspiel – aber in zweiter Linie definitiv keins, dass den VfL vom Weg zurück in die höchste deutsche Klasse abbringen wird. Außerdem spricht einiges dafür, dass der Spitzenreiter die vorhandenen Qualitäten wieder verstärkt ausschöpft. Und ganz nebenbei: Sollte gegen Nordhorn im 16. Heimspiel der 16. Sieg gelingen, wäre sogar die Meisterschaft so gut wie perfekt und in den dann nur sieben verbleibenden Partien höchstens theoretisch noch gefährdet. Gummersbach bei 50:12 und die HSG bei 40:20 – das reicht für den Titel. Falls darüber hinaus alles so läuft wie zuletzt, verliert jetzt im Übrigen der ASV Hamm-Westfalen beim VfL Eintracht Hagen. 

Und jetzt? In Dormagen ist guter Rat teuer. Alexander Senden, Trainer Peer Pütz, Co-Trainer David Röhrig, Kapitän Patrick Hüter und Torhüter Martin Juzbasic (von links) brauchen mit der Mannschaft gute Lösungen – für die Partie in Emsdetten und für den restlichen Abstiegskampf. (Foto: Thomas Schmidt)

Während die Gummersbacher ein Luxusproblem haben, bei dem nur der genaue Zeitpunkt des Aufstiegs fraglich ist, plagen den TSV Bayer Dormagen ganz weit unten in der Tabelle riesige Sorgen. Das Team des Trainergespanns Peer Pütz/David Röhrig, das sich durch 8:2 Punkte aus fünf Spielen mit vier Siegen und nur einer Niederlage ans rettende Ufer herangearbeitet hatte, fiel am Mittwochabend im Nachholspiel gegen die Eulen Ludwigshafen direkt um einige Schritte zurück. Die von beiden Seiten offensiv erschreckend schwach geführte Partie brachte letztlich eine 17:18-Pleite – was ein Ergebnis ist, mit dem Mannschaften in einigen Klassen hin und wieder in die Halbzeit gehen. Das Gute für Dormagen: Der Kampf um den Klassenerhalt ist weiterhin nicht verloren. Das weniger Gute: Der Kreis der besonders gefährdeten Klubs wird kleiner: Am Mittwochabend etwa hat sich der HSC Coburg (14./28:30 Punkte) durch ein 29:25 beim HC Elbflorenz Dresden ins fast gesicherte Mittelfeld verabschiedet. Dahinter bilden der Dessau-Roßlauer HV (25:31), der TuS Ferndorf (22:38), der TV Großwallstadt (21:39), der TV Emsdetten (20:38), Dormagen (20:38) und der EHV Aue (19:43) das Sextett, aus dem höchstwahrscheinlich die drei Absteiger stammen werden.

Ob sich die Dormagener vor dem Schlüsselspiel am Samstag in Emsdetten gerade angesichts der Niederlage gegen die Eulen besonders gerne an den 26. November 2021 erinnern werden? Auch dieser Abend, damals noch mit Dusko Bilanovic als Trainer, bot mit dem 18:18 vor allen Dingen fade Kost. Vielleicht hilft es dem TSV Bayer jetzt, dass er immerhin über deutlich mehr Spielrhythmus verfügen sollte, weil er im April vier Aufgaben absolvieren konnte und dabei 6:2 Punkte ergatterte. Emsdetten, das zuletzt am 5. März ein Spiel gewann (26:22 gegen DJK Rimpar Wölfe), war dagegen seit dem 27:30 vom 3. April gegen den ThSV Eisenach nicht mehr im Einsatz. Unter dem Strich folgt daraus, dass eigentlich keiner dieses Duell verlieren darf. 

Wenigstens halbwegs entspannt kann TuSEM Essen (33:27) in seine letzten acht Saisonspiele gehen. Mit Rang sechs liegt die Mannschaft von Trainer Jamal Naji durchaus im vor der Serie abgesteckten Zielkorridor, doch die vergangenen drei Ergebnisse passen keinem. Nach dem 28:32 gegen den VfL Gummersbach und dem 28:32 beim VfL Eintracht Hagen fiel vor allen Dingen am vergangenen Freitag das 23:24 gegen den ThSV Eisenach komplett aus dem Rahmen. Den Essenern standen zum ersten Mal seit einer halben Ewigkeit alle Spieler des Kaders zur Verfügung, sodass Naji auf einen ansehnlichen Handball-Abend gehofft hatte. Ausgerechnet der TuSEM-Coach musste dann aufgrund eines positiv ausgefallenen Coronatests zu Hause bleiben und vor dem Bildschirm erleben, wie sein Team erst einen hohen Rückstand aufholte und dann nach dem 23:23-Ausgleich in der letzten Sekunden doch den Treffer zur Heimniederlage kassierte. Ob Naji im Spiel beim VfL Lübeck-Schwartau am Freitagabend wieder bei der Mannschaft sein kann, wird sich erst relativ kurzfristig entscheiden. Das Coaching der Mannschaft wird in der Lübecker Hansehalle auf jeden Fall Co-Trainer Michael Hegemann übernehmen. „Er hat auch die Trainingswoche begleitet“, sagt Naji.

Die größeren Aussichten auf einen Erfolg hat dann wohl die Mannschaft, die mehr Eigenmotivation auf die Platte bringt. Der Sechste Essen und der Zehnte Lübeck (31:31 Punkte) haben schließlich weder mit der Meisterschaft noch mit dem Abstieg etwas zu tun. Was vielleicht für Essen sprechen könnte: Der VfL steht mit 15:15 Punkten aus sieben Siegen, einem Unentschieden und sieben Niederlagen bei einer überschaubaren Heimbilanz. In Lübeck gewannen unter anderem die gefährdeten EHV Aue (26:24) und TuS Ferndorf (32:30). Was der TuSEM darauf macht, ist aber wieder eine ganz andere Frage. Sicher ist allerdings, dass die Essener liebend gerne eine vierte Niederlage hintereinander vermeiden würden.