Regionalliga Nordrhein
Aldekerk bleibt oben dran, Siebengebirge und Rheinbach stecken unten fest
Der Tabellendritte dreht Rückstand zum 29:27 beim Neusser HV. HSG geht beim 27:28 im Derby gegen TSV Bonn rrh. leer aus, TVR nach guter erster Hälfte mit dem 17:25 beim BTB Aachen.

Rein damit! Tim Gengtes (mit Ball) und Jonas Mumme (links) wirkten mit dem TV Aldekerk zwar weniger frisch als vor einigen Tagen im Nachholspiel gegen den TV Korschenbroich, retteten aber in Neuss beide Punkte ins Ziel. (Foto: Michael Jäger)

Neusser HV – TV Aldekerk 27:29 (14:15). Die Gäste, am Dienstagabend noch glanzvoller Sieger im Duell zweier Aufstiegskandidaten gegen den TV Korschenbroich (42:27), mühten sich diesmal lange durch die Partie beim Siebten (20:20 Punkte), den sie erst vor zwei Wochen im Nachholspiel aus der Hinrunde klar mit 29:23 bezwungen hatten. Bis in die zweite Halbzeit hinein drohte beim Stande von 17:21 (41.) sogar eine Niederlage, die das Team von Trainer Nils Wallrath im Kampf um den Aufstieg empfindlich weit zurückgeworfen hätte. Weil sich der Favorit aber im Endspurt durchsetzte und beide Punkte mitnahm, wahrte er vorne seine Chancen: Hinter Interaktiv.Handball (36:8 Punkte) und Korschenbroich (34:10) folgt der TVA, der die wenigsten Spiele aller Meisterschafts-Anwärter ausgetragen hat, mit 31:9 Zählern aussichtsreich auf Rang drei. Wallrath atmete erleichtert durch: „Das war ein schwieriges Auswärtsspiel, Neuss hat uns alles abverlangt. Wir waren nicht so motiviert wie gegen Korschenbroich. Bei den Neussern hat auch Paul Dreyer wieder sensationell gehalten, er hat uns das Leben echt schwergemacht, zumal Julian Mumme im dritten Spiel in einer Woche ein wenig angeschlagen war. Heute waren es andere, die uns das Spiel gewonnen haben. Wir sind zur zweiten Halbzeit schlecht aus der Kabine gekommen, aber über eine gute Deckung und erfahrene Aktionen der erfahrenen Spieler haben wir das Spiel letztendlich gedreht und den Sieg gegen eine starke Neusser Mannschaft nach Hause geholt. Heute hat die Erfahrung gegenüber den Neussern gewonnen.“

Beide Seiten lieferten sich eine unterhaltsame Partie mit wechselnden Führungen – 4:4 (10.), 8:5 (15.) für Neuss, 11:9 (22.) und 12:10 (24.) für Aldekerk, 13:12 (28.) für die Gastgeber, 15:14 (30.) am Ende der ersten Halbzeit für den TVA, der nach der Pause in seiner schwächsten Phase fünf Gegentreffer hintereinander zum 15:19 (36.) kassierte. Bis zu jenem 17:21 rannte der Tabellendritte nur hinterher, ehe er wieder zurück in die Partie fand – 21:21 (45.), 22:22 (45.), 23:23 (48.), 24:24 (49.), 25:25 (51.). Auf der Zielgeraden konnte Aldekerk dann jeden Treffer der Neusser postwendend beantworten, sodass Wallraths Team übers 26:25 (51.), 27:25 (55.) und 28:26 (59.) auf den Sieg zusteuerte. Den Sack zu machten die Gäste allerdings erst nach dem 27:28 (60.) von Daniel Zwarg für Neuss, als Thomas Plhak genau 14 Sekunden vor Schluss das 29:27 anbrachte – als finales  Ergebnis in einer Partie, nach der trotz der Niederlage auch die Gastgeber unter dem Strich zufrieden mit ihrer Leistung zufrieden sein konnten. „Nach der Führung mit vier Toren fing es an, dass die Jungs fahrlässig wurden“, stellte Co-Trainer Julian Fanenbruck fest, „das ist vielleicht ein bisschen dem Alter geschuldet, weil einfach die Routine noch fehlt, die Erfahrung und Cleverness. So kann dann eine routinierte Mannschaft wie Aldekerk, die wirklich top besetzt ist, ganz schnell mal einen Rückstand wettmachen. Am Ende geht Aldekerk als verdienter Sieger von der Platte. Die Jungs haben aber stark gegengehalten und da nur mit zwei zu verlieren, ist eine wirklich gute Leistung. Das kann sich sehen lassen.“

Neusser HV: Dreyer (2), Schroif – Steinkirchner, Menze, Schriddels (2/2), Klause (3), Barentzen (1), Jennes (7), Danker (3), Zwarg (2), Dicks (5), Küpper Ventura (2), Rothkopf, Petrovic.

TV Aldekerk: Schoemackers, Keutmann – Jonas Mumme (2), Görden (1), Greven, Plhak (4/1), Jentjens (1), Gentges (4), Küsters (7), Julian Mumme, Tebyl (1), Rutten (5/1), Grützner (1), Linden (3).

HSG Siebengebirge – TSV Bonn rrh. 27:28 (13:12). War es das jetzt im Kampf um den Klassenerhalt für die HSG? Eine Woche nach dem 29:30-Krimi gegen den MTV Rheinwacht Dinslaken stand Siebengebirge auch im Derby wieder mit leeren Händen da – und bei nur drei ausstehenden Spielen sind die Aussichten der Tabellenletzten bei 10:36 Punkten noch viel übersichtlicher als vorher. Abgestiegen ist die Mannschaft von Trainer Lars Degenhardt zwar bisher nicht, aber sie wird aus den abschließenden drei Spielen beim HC Gelpe/Strombach (7. Mai), gegen die SG Langenfeld (14. Mai) und gegen den Neusser HV (19. Mai) wohl alle sechs Zähler holen müssen. Kein Wunder: Die Bonner fanden diesen Abend in der Halle Sonnenhügel deutlich schöner – weil sie nicht nur zwei Punkte mitnahmen, sondern auch zum zweiten Mal in dieser Saison gegen Siebengebirge gewannen (Hinrunde 27:23). „Es war das erwartet stimmungsvolle Derby“, stellte Tim Wilhelms fest, der spielende Teamsprecher der Bonner, „es hat super Bock gemacht, da zu spielen. Wenn man sich den Verlauf der zweiten Halbzeit anschaut, gehen wir schon als glücklicher Sieger aus diesem Derby. Wir haben uns von den vier Toren Rückstand nicht aus dem Konzept bringen lassen. Wir wussten, dass es am Ende sowieso eng sein wird, und konnten in der hitzigen Schlussphase kühlen Kopf bewahren. Alles in allem war das Werbung für den Handballsport in der Region und wir gehen gerne mit zwei Punkten wieder nach Hause. Wir sind einfach froh, dass wir in zwei Begegnungen mit Siebengebirge auch jeweils zwei Punkte mitnehmen konnten. Das ist eines unserer Hauptziele in der Saison und dass konnten wir erreichen.“

Die nach der offiziellen Statistik 500 Zuschauer sahen bereits in der ersten Halbzeit eine von beiden Seiten mit hundert Prozent Einsatz und Leidenschaft geführte Partie, in der die HSG aus dem 2:4 (7.) das 4:4 (9.) machte und aus dem 7:9 (16.) das 9:9 (18.), ehe sie beim 11:9 (26.) sogar mit zwei Toren führte. Nachher schien Siebengebirge mit dem 3:0-Lauf vom 15:15 (35.) bis zum 18:15 (37.) schnell auf den Weg zum Erfolg einzubiegen, doch ab dem 21:17 (42.) kam Bonn schrittweise zurück – 19:21 (45.), 21:23 (49.), 24:25 (56.), 26:26 (57.). Nils Bullerjahn traf dann zum 27:26 (59.) für die TSV, ehe Fabian Struif genau 21 Sekunden vor dem Ende das 28:26 (60.) nachlegte. Edgar Schulz antwortete mit dem 27:28 (60.) der HSG, das allerdings zu spät fiel. Bonn sortierte sich in einer letzten Auszeit noch einmal und überstand die restlichen vier Sekunden unbeschadet.

HSG Siebengebirge: Fischer, Wiese – Dziendziol (7/4), Steinhaus, Runge (1), Andrassy, Schulz (4), Hayer, Lajnef (2), Lee, Schieferdecker, Ghussen (4), Koch (5), Picard, Krefting (4).

TSV Bonn rrh.: Elnoamany, Meißenburg, Rieder – Krohn (1), Röhrig (5/2), Bullerjahn (4), Behr, Benninghoff-Lühl, Wilhelms (1), Schoeneseiffen (4/1), Fischer (6), Bohrmann (5), Struif (2).

BTB Aachen – TV Rheinbach 25:17 (12:10). Natürlich schmerzte die Rheinbacher die am Ende doch deutliche Niederlage, weil sie im Kampf um den Klassenerhalt ein Rückschlag ist. „Wir sind eigentlich gut gestartet, gestützt auf einen sehr starken Elias Hoven im Tor“, sagte Jan Hammann, der zusammen mit Dietmar Schwolow das Trainergespann des TVR bildet, „wir konnten das Spiel in der ersten Halbzeit ausgeglichen gestalten, lediglich vor der Halbzeit konnten die Aachener einige unserer Fehler ausnutzen und sich etwas absetzen. Nach der Halbzeit hatten wir einfach nicht genug Durchschlagskraft. Wir konnten uns noch mal auf drei Tore rankämpfen, aber letztendlich war es nicht genug. Dementsprechend haben wir verdient verloren. Jetzt müssen wir das abhaken und uns auf die nächsten Spiele konzentrieren. Wir haben noch wichtige Partien vor uns.“ Rang zwölf und 12:30 Punkte sind dabei sicher keine beruhigende Basis für den weiteren Kampf um den Klassenerhalt, den die Rheinbacher am nächsten Samstag gegen den Dritten TV Aldekerk fortsetzen (müssen).

Die Gäste legten in Aachen das 2:0 (3.) vor und nichts deutete vor der Pause auf einen ungefährdeten Sieg der Hausherren hin. Übers 5:5 (11.), 8:8 (20.) und 10:10 (25.) gab es ein Duell auf Augenhöhe, das anschließend in den letzten dreieinhalb Minuten der ersten Halbzeit und in den ersten dreieinhalb der zweiten kippte: Hier machte der BTB durch fünf Tore hintereinander aus dem Gleichstand eine 15:10-Führung (34.). Mit dem 19:12 (39.) kurz darauf waren die Weichen gestellt und aufs knappere 19:16 (46.) nach einer letzten starken Phase der Rheinbacher antwortete der BTB seinerseits mit vier Toren in Folge zum endgültig entscheidenden 23:16 (52.). Aachens Trainer Martin Becker atmete durch: „Die Erleichterung ist riesengroß, das sind zwei ganz, ganz wichtige Punkte. Ich bin sehr zufrieden. Das war ein Arbeitssieg. Wir haben 60 Minuten lang überragend verteidigt und wir freuen uns sehr über diesen Sieg. Jetzt gehen wir zwei sehr anstrengenden Wochen entgegen, können dabei aber ein bisschen entspannter sein.“ Herausragend aus seiner Sicht: „Andreas Heyme hat ein tolles Spiel in Angriff und Abwehr gemacht.“ Der Kreisläufer, der die Defensive zusammenhielt und „nebenbei“ neun Tore erzielte, war so maßgeblich am Sieg beteiligt, der das Aachener Konto auf beruhigendere 18:22 Punkte sowie Rang neun stellte. Ganz nebenbei war es erst der dritte BTB-Erfolg im durchaus schwierigen Kalenderjahr 2022.

BTB Aachen: Bourceau, Schüler – Ernst (1), Wydera (5/1), Quetting, Bleuel, Jacobs (6), Oslender (2), Breuer, Bökmann (1), Rückels, Heyme (9), Käsgen (1), Kepp, Creutz.

TV Rheinbach: Funke, Hoven – Schwolow (3/2), Kurth (3), Eusterholz, Schmitz (2/1), Götz (1), Sato, Ollefs, L. Kazimierski, Künkler (6), Genn (1), J. Kazimierski (1), Stötzel.