04. Mai 2022

Zurück zur Artikelübersicht »

Regionalliga Nordrhein

Korschenbroich raus – und nur Aldekerk kann Ratingen noch aufhalten

Interaktiv gewinnt das Gipfeltreffen gegen den TVK hoch mit 36:26, während sich der TVA zum 34:32 bei der TSV Bonn rrh. arbeitet. Aus dem Dreikampf um den Aufstieg ist endgültig ein Zweikampf geworden.

Interaktiv.Handball – TV Korschenbroich 36:26 (16:12). Besonders große mathematische Spezialkenntnisse waren nach den 60 Minuten nicht notwendig, um die Lage für den TVK auf den Punkt zu bringen: Korschenbroich ist nach der Niederlage im nachgeholten Gipfeltreffen mit jetzt 36:12 Zählern raus aus dem Kampf um den Aufstieg in die Regionalliga – den jetzt alleine der Spitzenreiter Ratingen (38:8) und der Dritte TV Aldekerk (33:9) unter sich ausmachen. Das Team von TVK-Trainer Dirk Wolf ist vorerst weiter Zweiter, hat aber auch nur noch zwei Spiele zu absolvieren und kann deshalb auf maximal 40:12 Zähler kommen. Das lässt allerhöchstens in der grauesten möglichen Theorie eine winzige Möglichkeit offen – wozu jedoch Ratingen auf jeden Fall in drei Restspielen sieglos bleiben und mindestens fünf Punkte abgeben müsste. Liegen die beiden Kontrahenten am Ende gleichauf, würde der TVK über den direkten Vergleich scheitern – 30:34 in der Hinrunde, 26:36 jetzt. Ähnlich sieht es bei Punktgleichheit im Verhältnis zum dritten Aldekerk aus – 33:27 in der Hinrunde, 27:42 in der vergangenen Woche. Wolf war trotz aller Enttäuschung weit davon entfernt, seine Mannschaft zu kritisieren: „Ich kann den Jungs keinen Vorwurf machen. Wir haben bis zum Ende gekämpft und alles Mögliche versucht. Von daher bin ich stolz auf meine Jungs und das, was sie in dieser verrückten Saison erreicht haben. Wir haben unser Ziel erreicht, denn ich denke, dass wir unter die ersten drei Plätze kommen werden.“ 

Nach dem 0:1 (1.) glich David Biskamp per Siebenmeter zum 1:1 (3.) aus, doch es sollte über 60 Minuten der einzige Gleichstand bleiben. Übers 6:2 (9.) oder 8:4 (13.) für Interaktiv verkürzten die Gäste auf 7:9 (17.), ehe sie wieder den Anschluss verloren – 7:12 (21.), 9:13 (23.), 12:16 (28.). Als Korschenbroich durch Felix Barwitzki direkt am Anfang der zweiten Halbzeit das 14:16 (31.) gelungen war, schien es noch einmal spannend zu werden, aber beim 15:23 (41.) lagen die Hoffnungen des Tabellenzweiten bereits am Boden. Und alle Bemühungen konnten anschließend nicht verhindern, dass der Rückstand mit dem 24:34 (57.) sogar in den zweistelligen Bereich kletterte – in dem er auch bei der Schluss-Sirene lag. „Die erste Halbzeit fand ich eigentlich recht ausgeglichen. Wir haben nach ein paar Startschwierigkeiten einen besseren Zugriff bekommen“, sagte TVK-Trainer Wolf, „in der zweiten Halbzeit haben wir unfassbar viele hundertprozentige Chancen liegen lassen und so erklärt sich auch die Höhe des Ergebnisses mit dem kleinen Kader heute, wo auch noch Justin Kauwetter ausgefallen ist. Das können die Jungs nicht mehr kompensieren, in der Woche zu spielen. Ratingen war ausgeruht, hatte eine volle Kapelle und konnte gut durchwechseln.“ Für den Coach (hört in Korschenbroich auf) und seine Mannschaft geht es nun am Samstag gegen den OSC Rheinhausen im letzten Heimspiel der Saison vor allem darum, sich durch eine überzeugende Leistung in der Waldsporthalle vernünftig von den eigenen Fans zu verabschieden.

Interaktiv.Handball: Büttner, Schmitz –Hadzic (3), Schäfer (1), Markotic (6), Mentges, Claussen, Stock (4), Oelze (8/3), Mensger, Nuic (3), Ciupinski (4), Koenemann (5), Sabljic (2).

TV Korschenbroich: Jäger, Graedtke – Schiffmann (2), Bark, Barwitzki (5), Brinkhues (3), Zidorn (3), Wolf (1), Tobae (2), Biskamp (9/6), Neven (1), Schneider.

 

TSV Bonn rrh. – TV Aldekerk 32:34 (16:19). Die Aldekerker scheinen auf der Zielgeraden der Saison trotz ihres Mammutprogramms immer wieder jene Qualitäten abrufen zu können, die sie zu einem heißen Titelkandidaten zu machen – und inzwischen sind sie ja sogar der einzige Kontrahent, der dem Tabellenführer Interaktiv.Handball die Spitzenposition noch abjagen kann. Aus eigener Kraft sogar: Am 14. Mai erwartet das aktuell auf Rang drei geführte Team von Trainer Nils Wallrath (33:9 Punkte) jene Ratinger (38:8) zum direkten Duell in der Kerkener Vogteihalle, die dann vielleicht ein Traumfinale sieht. Vor genau einem Monat warf Aldekerk. immer schon hoch eingeschätzt, mit dem unter anderem spielerisch starken 36:32 bei Interaktiv seinen Hut erst richtig in den Ring, ehe das weniger glänzende 29:23 über den Neusser HV folgte. Anschließend demontierte der TVA die Korschenbroicher mit dem 42:27, bevor er zweimal besonders intensiv seine kämpferischen Reserven anzapfen musste – was ein 29:27 in Neuss und jetzt den knappen Sieg in Bonn brachte. Wallrath wirkte extrem erleichtert: „Es war ein hart umkämpftes Spiel, das in den ersten 20 Minuten sehr ausgeglichen war und in dem unsere Abwehr noch nicht so viel Zugriff hatte. Bonn hat, wie über das komplette Spiel, stark dagegengehalten. Wir konnten uns auch durch eine Umstellung in der Deckung stabilisieren und mit einer Führung in die Halbzeit gehen. Dann kommen wir klar besser aus den Startlöchern und erarbeiten uns eine Sechs-Tore-Führung. Zum Ende hin haben wir es aufgrund technischer Fehler und der Bonner Umstellung auf eine 3:3-Deckung nicht mehr ganz so gut gelöst.“ Die Bestnote aus seiner Sicht verdienten sich Torhüter Joscha Schoemackers und Rückraumspieler Thomas Jentjens, der mit acht Treffer der beste Werfer an diesem Abend war. 

Jentjens und Julian Mumme erzielten das 1:0 (1.) und 2:1 (4.) für Aldekerk, das aber nach dem 5:4 (7.) vier Gegentreffer in Folge kassierte und ab dem 5:8 (11.) mit dem 7:10 (13.) oder 10:13 (17.) erst einmal klar hinterherlief. Aufhalten ließ sich der Titelkandidat davon allerdings nicht und über den 8:1-Lauf zum 18:14 (26.) hatte er keine zehn Minuten darauf die Kontrolle an sich genommen. Klarer Fall trotzdem: Bonn mit Trainer Frank Berblinger dachte nicht daran, sich frühzeitig geschlagen zu geben – weder hier noch beim 16:21 (33.), 20:25 (40.), 22:27 (47.) oder 24:30 (52.). Das 29:32 (57.) beantwortete dann Christopher Tebyl mit dem 33:29 (57.) für Aldekerk, bevor Tom Weikl für die TSV mit dem dritten Treffer innerhalb einer Minute auf 30:33 (57.) verkürzte und Julian Mumme mit dem 34:30 (58.) letzte kleinere Restzweifel am Erfolg des Favoriten beseitigte. Anschließend richteten Wallrath und alle Aldekerker ihren Blick mehr oder weniger direkt weiter nach vorne: „Das Wichtigste ist, dass wir weiter gepunktet haben.“

Und so besonders viel Gelegenheit, die Situation vielleicht auch mal zu genießen, bleibt sowieso nicht: Die Jagd durchs letzte Drittel der Saison geht ja bereits am Donnerstagabend mit dem Nachholspiel beim Zehnten OSC Rheinhausen (14:22 Punkte) weiter, der zuletzt eine bittere 19:28-Pleite gegen die SG Langenfeld kassierte und sich selbst inzwischen nicht zu Unrecht als Teil des Abstiegskampfes sieht. Das machte die Aufgabe für den TVA wohl doppelt schwierig, weil er jetzt mit noch mehr Gegenwehr rechnen muss. Dasselbe gilt danach für die Aufgabe am Samstag beim Vorletzten TV Rheinbach (12:30), der ebenfalls dringend auf jeden Zähler angewiesen ist. Was ebenfalls als sicher gelten darf: Im Fernduell mit Interaktiv, das beim Achten BTB Aachen (18:22) antritt, darf sich auch Aldekerk höchstwahrscheinlich keinen Punktverlust erlauben – weder gegen Rheinhausen noch in Rheinbach. 

TSV Bonn rrh.: Meißenburg, Rieder – Krohn (5), Röhrig (7/2), Bullerjahn (3), Weikl (4), Benninghoff-Lühl (3/3), Wilhelms, Schoeneseiffen, Fischer (1), Terehov, Maeser (1), Bohrmann (2), Rohloff (6).

TV Aldekerk: Schoemackers, Keutmann – Jonas Mumme (3), Görden (2), Greven, Plhak (5), Jentjens (8), Gentges (2), Küsters (2), Julian Mumme (7), Tebyl (1), Rutten (2), Grützner (2), Linden.

 

HG Remscheid – Neusser HV 34:26 (16:14). Die fast quälend lange Serie an Niederlagen ist beendet und die HGR zeigte, dass sie in der Regionalliga doch noch gewinnen kann. Nachdem die Mannschaft von Trainer Alexander Zapf zuletzt fünfmal hintereinander verloren und überhaupt keinen Zugriff mehr auf die Saison gefunden hatte, erzielte sie jetzt durch den Sieg über die Neusser beinahe sogar vier Punkte, die sie auf dem Weg ans Ziel ein deutliches Stück voranbringen. Auf Platz vier oder fünf hinter den Top-Teams Interaktiv.Handball (38:8), TV Korschenbroich (36:12) und TV Aldekerk (33:9) will die HGR am Ende landen – und nach dem aufsehenerregenden 34:25 im Nachholspiel (Hinrunde) am 23. März in Korschenbroich schien das auch nur eine Formsache zu sein. Anschließend rückte die Konkurrenz allerdings aufgrund der Remscheider Flaute zwangsläufig Stück für Stück auf, sodass die HGR sogar ins Mittelfeld abzurutschen drohte. Nun wehrte sie zumindest den Angriff der Neusser ab, verbesserte sich auf 24:22 Zähler und kletterte zurück auf Rang fünf vor der TSV Bonn rrh. (22:22) und dem Neusser HV (20:22). Um beide auf Distanz zu halten, muss Remscheid den jüngsten Sieg trotzdem erst bestätigen und die erste ernsthafte Prüfung dafür wartet bereits am Samstag in der Partie bei der um den Klassenerhalt kämpfenden SG Langenfeld (Zwölfter/13:29). Anschließend folgen noch die Aufgabe gegen Korschenbroich (14. Mai) und das bisher nicht terminierte Nachholspiel gegen den OSC Rheinhausen (Zehnter/14:22).

Klarer Fall: Die Erleichterung bei Alexander Zapf und seinem Team war riesig: „Wir kommen schlecht rein, kriegen aber die Kurve und schaffen es besonders mit Mentalität, uns ins Spiel zurückzukämpfen. Wir machen es dann spielerisch ein bisschen besser und stellen eine ganz gute Deckung mit einem sehr guten Torhüter Linus Mathes dahinter. Alles in allem war das ein ganz, ganz wichtiger Sieg für uns, besonders nach den fünf Rückschlägen. Das tut der Mannschaft sehr, sehr gut und man hat die Erleichterung extrem gemerkt.“ Bis das große Durchatmen erlaubt war, mussten die Gastgeber tatsächlich eine Menge investieren, zumal sie zunächst glatt hinterherrannten – 0:3 (6.), 2:6 (10.), 4:7 (13.). Ab dem 7:7 (16.) gab es allerdings ein Duell auf Augenhöhe, in dem die HGR aus dem 7:8 (16.) zuerst das 9:8 (18.) machte und anschließend nicht mehr ins Hintertreffen geriet. Beim 15:12 (29.) schien sich die Waage kurz darauf bereits vor der Pause auf die Seite der Hausherren zu neigen, aber Neuss kam auf 14:15 (30.) heran, ehe Achim Jansen sechs Sekunden vor der Halbzeit mit dem 16:14 (30.) antwortete.

Übers schnelle 17:14 (31.) von Felix Handschke und das 20:15 (36.) legte Remscheid jenes Polster zwischen sich und den Kontrahenten, das die solide Basis für den weiteren Verlauf der zweiten Halbzeit sein sollte. Mit dem 23:17 (41.) lag der Vorsprung bei sechs Treffern und Neuss fand jetzt keine für Remscheid wirklich gefährliche Reaktion mehr – 26:21 (47.), 28:23 (53.). Dass der NHV gegen Ende auf 25:28 (56.) verkürzte, brachte die HGR letztlich auch nicht aus der Ruhe. Im Gegenteil: Der 5:0-Lauf zum 33:25 (59.) rundete den aus Remscheider Sicht sehr erfreulichen Abend ab. Lange Zeit, sich darauf auszuruhen, bleibt dabei jedoch nicht, und Zapf richtete den Blick ebenfalls direkt nach vorne: „In Langenfeld wird es sicher nicht einfacher, weil es bei denen noch um richtig was geht. Wir bereiten uns entsprechend vor, damit wir unsere Serie, die jetzt wieder ins Positive zeigt, fortsetzen können.“

Für Neuss wäre nach Ansicht von Christoph Schon wohl etwas mehr drin gewesen. „Wir sind nach einem guten Beginn in Abwehr und Angriff mit 6:2 in Führung gegangen. Wir hatten zu diesem Zeitpunkt schon Pech mit einigen Holztreffern“, fand der Coach der Gäste, „im weiteren Verlauf sind wir zu hektisch und haben zu viele technische Fehler. Wir schaffen es bis fünf Minuten vor Schluss, nur auf 25:28 heranzukommen, vertändeln dann allerdings einige Bälle und Remscheid bestraft diese mit Gegenstößen. Die Niederlage haben wir uns durch die unnötige Fehleranzahl selbst zuzuschreiben, sie ist um einige Tore zu hoch.“ Der NHV setzt den Saison-Endspurt am Sonntag beim gefährdeten MTV Rheinwacht Dinslaken fort (14:26 Punkte).

HG Remscheid: Mathes – Heimansfeld (1), Pflüger (1), P. Hinkelmann (6/2), Hertz (2), F. Hinkelmann, Handschke (5), Jansen (4), Tomaz (7), Rath (4), Hermann (4).

Neusser HV: Dreyer, Schorf – Menze (1), Schriddels, Klause (9/2), Barentzen (8), Ingenpass, Danker (2), Zwarg (3/1), Dicks (1), Küpper Ventura (2), Rothkopf.