2. Bundesliga
Matchball für Gummersbach: Sieg in Bietigheim bringt Bundesliga-Aufstieg
Weil die Verfolger Hamm und Nordhorn am Freitagabend stolperten, kann der Spitzenreiter frühzeitig alles klarmachen. TuSEM Essen enttäuscht beim 26:30 gegen den Dessau-Roßlauer HV.

Nach oben, was sonst? Gummersbachs Trainer Gudjon Valur Sigurdsson ist zwar lieber der Mahner und Warner als ein Mann großer Worte. Trotzdem hätte er natürlich wenig dagegen, wenn der Traum im Oberbergischen von der Rückkehr in die Bundesliga schon am Samstag in Erfüllung geht. (Foto: Thomas Wirczikowski)

Natürlich spielte der TuSEM Essen in der Halle „Am Hallo“ vor allen Dingen für sich selbst, obwohl er auf der Zielgeraden der Saison weder mit dem Kampf um den Aufstieg noch mit dem Kampf gegen den Abstieg etwas zu tun hat. Trotzdem hätte das Team von Trainer Jamal Naji am Freitagabend die Punkte gegen den Dessau-Roßlauer HV ganz gerne mitgenommen, zumal sie den Sprung zurück auf den vierten Tabellenplatz gebracht hätten. Doch es kam anders, denn die Essener unterlagen nach einer schwachen zweiten Halbzeit überraschend mit 26:30 und stehen nun mit 35:29 Punkten weiter auf Platz sechs. Essens Niederlage war allerdings auch für den um den Klassenerhalt kämpfenden TSV Bayer Dormagen interessant (Rang 18/22:40 Punkte), weil Dessau (15./27:33) bisher durchaus zu den mehr oder weniger stark gefährdeten Klubs gehörte – wie immer noch der Vorletzte TV Emsdetten (21:41), der mit seinem 33:33 beim HC Empor Rostock ein Stück näher an die Dormagener heranrückte – die selbst am Samstag beim Fünften TV Hüttenberg (35:25) vor einer schwierigen Aufgabe stehen.

Nicht ganz unwichtig war der Freitagabend zudem für den Spitzenreiter VfL Gummersbach (52:12), der sehr aufmerksam die Ereignisse bei der HSG Nordhorn-Lingen und und beim ASV Hamm-Westfalen verfolgte. Erstens: Hamm musste sich gegen den VfL Lübeck-Schwartau mit einem 32:32 begnügen und steht nun als Zweiter bei 42:22 Punkten. Zweitens: Durch weitere sechs Siege in seinen letzten sechs Saisonspielen kann der ASV maximal auf 54:22 Zähler kommen, die auch Gummersbach selbst dann hätte, falls es es sich fünf Niederlagen erlauben und lediglich einen weiteren Sieg holen sollte. Drittens: Gewinnt der VfL Gummersbach am Samstag bei der SG BBM Bietigheim (Siebter/34:26), ist ihm einer der beiden ersten Plätze sicher – weil am Ende bei Punktgleichheit über die genaue Position der direkte Vergleich entscheidet, den der Spitzenreiter nach dem 31:26 aus der Hinrunde in Hamm und dem 37:29 aus der Rückrunde klar auf seiner Seite hat. Ähnlich günstig sieht der VfL in Bezug auf den Dritten HSG Nordhorn-Lingen aus (40:22), der nach einem 30:31 beim VfL Eintracht Hagen durch sieben Siege gleichfalls höchstens auf 54:22 Zähler kommen könnte – und im direkten Vergleich gegen den VfL zweimal deutlich den Kürzeren zog (22:28/25:35). In der Summe folgt daraus: Bringt Gummersbach aus Bietigheim beide Zähler mit, steigt es auf jeden Fall auf und wird sogar ziemlich triumphal auf jeden Fall als Meister in die Bundesliga zurückkehren.

 

TuSEM Essen – Dessau-Roßlauer HV 26:30 (15:13). Die Partie lief am Ende überhaupt nicht so, wie sich die Gastgeber das vor offiziell 1023 Zuschauern vorgestellt hatten. Ab dem 2:3 (7.) sah es vielmehr bereits danach aus, dass die Gäste aus Sachsen-Anhalt nicht viele Geschenke im Ruhrgebiet lassen wollten. Beim 7:7 (15.) durch Lucas Firnhaber glich Essen aber wieder aus und setzte sich vom 8:8 (18.) auf 11:8 (20.), 14:10 (26.) und 15:11 (27.) ab. Dessau schien nicht über die Mittel zu verfügen, um die Hausherren ernsthaft in Bedrängnis zu bringen – was sich als gravierender Irrtum erwies. Was für TuSEM relativ teuer werden sollte: Beim Stande von 15:12 konnte Noah Beyer einen Siebenmeter nicht nutzen (28.) und kurz darauf vergab Jonas Ellwanger eine klare Gelegenheit (29.). Besser machte es auf der anderen Seite der HV, der 14 Sekunden vor der Pause auf 13:15 (30.) verkürzte.

Weil TuSEM den deutlich besseren Start in die zweite Halbzeit erwischte und durch drei Tore innerhalb von weniger als 60 Sekunden auf 16:13 (31.), 17:13 (32.) und 18:13 (32.) erhöhte, sah Dessau zum zweiten Mal geschlagen aus – was wiederum ein gravierender Irrtum war. Zum Entsetzen aller Essener kamen die Gäste erst auf 17:18 (38.) heran und ließen sich fortan nicht mehr abschütteln – 20:21 (43.), 22:22 (45.). Das Dessauer 23:22 (48.) von Lennart Gliese beantwortete Lukas Becher noch mit dem 23:23 (49.), ehe die Gastgeber komplett den Faden und die Kontrolle über die Partie verloren – 23:26 (55.), 24:27 (56.), 25:28 (58.). 25:29 (59.), 25:30 (60.). Dass Firnhaber dann kurz vor der Schluss-Sirene der 26:30-Endstand (60.) erzielte, spielte überhaupt keine Rolle mehr. Trainer Jamal Naji hatte anschließend eine relativ einfach Erklärung für die Wende: „Wir kommen sehr, sehr gut aus der zweiten Halbzeit raus. Dann verwerfen wir leider zu viele hundertprozentige Chancen und wir haben in Summe fünf Siebenmeter, die wir nicht verwandeln. Als Dessau rankommt, verlieren wir ein bisschen den Glauben. Wir werden gefühlt ängstlicher – und das haben die sehr gut bestraft.“ Unter dem Strich war dieser Freitagabend dann aus Essener Sicht irgendwie doch verkorkst.

TuSEM Essen: Bliß, Diedrich – Beyer (5/2), Ellwanger, Glatthard, Rozman (1), Dangers, Becher (3), Ignatow (4), Szczesny (1), Bergner (3), Müller (2), Firnhaber (6), Seidel, Klingler (1/1).