Regionalliga Nordrhein
Aldekerk hat sein Traumfinale – und Rheinhausen fast Albträume
TVA gewinnt beim BTB Aachen mit 28:19, ist nun Spitzenreiter und heiß aufs Duell mit Interaktiv. Unten ist der OSC nach 16:29 Debakel in Langenfeld immer stärker gefährdet.

Ich denke, wir schaffen das! Spielmacher Tim Gentges, der zur kommenden Saison als künftiger Trainer der Nachfolger von Nils Wallrath wird (plant Handball-Pause), will auf jeden Fall alles dafür geben, dass Aldekerk die Meisterschaft in der Regionalliga holt und dann in der 3. Liga spielen darf. (Foto: Thomas Schmidt)

BTB Aachen – TV Aldekerk 19:28 (11:15). Irgendwo finden sie immer noch die Energie und ein paar Körner, um Dinge in ihre Richtung zu drehen. Vermutlich ist es längst schon dieser innere Schub vor allem, der die Aldekerker in der Regionalliga nach vorne treibt – was in diesem Fall unbedingt wörtlich zu nehmen ist. Den Lohn der Mühe beschrieb der wie seine Spieler im Anschluss ans Nachholspiel (Hinrunde) komplett geschaffte Trainer Nils Wallrath so: „Aachen hat uns alles abverlangt. In vielen Situationen konnte man merken, dass uns die geistige Frische mittlerweile fehlt. Wir haben viele technische Fehler gemacht und viele Chancen liegen lassen. Wir konnten über einen guten Paul Keutmann im Tor und eine gute Abwehr die zwei Punkte mit nach Hause nehmen und uns so das Ticket fürs Finale am Samstag sichern konnten.“ Dieser Termin ist nun tatsächlich und endgültig das Spiel der Spiele in dieser Saison, die in 60 Minuten ab 19.30 Uhr in der Vogteihalle einen Höhepunkt erleben wird, den kein Krimi-Schreiber besser zu erfinden vermag. Was für den TVA nicht unwichtig ist: Durch den Sieg in Aachen zog er am bisherigen Ersten Interaktiv.Handball vorbei auf den ersten Tabellenplatz. Die beiden großen Konkurrenten stehen jetzt bei jeweils 39:9 Punkten, doch Aldekerk verfügt über das bessere Torverhältnis (plus 143/plus 115) und wird deshalb als Spitzenreiter geführt. Theoretisch dürfte sich der neue Klassenprimus am Donnerstagabend im Rückrunden-Nachholspiel gegen die Aachener (Neunter/19:29 Punkte) eine Niederlage erlauben – um dann durch einen Erfolg über die Ratinger doch wieder auf Platz eins zurückzukehren. Liegen am Ende zwei Teams gleichauf, entscheidet schließlich der direkte Vergleich über die Abschluss-Position. Und da hat der TVA das 36:32 vom 5. April bei Interaktiv im Rücken, mit dem seinerzeit die inzwischen auf acht Erfolge hintereinander angewachsene Serie an Siegen begann.

Aachen, das nur drei Tage zuvor mit einem 27:27 gegen die Ratinger für eine große Überraschung gesorgt hatte, erwies sich auch diesmal als hartnäckiger Gegner, kam allerdings eigentlich keinem Zeitpunkt für zwei Punkte in Frage. Der Doppelpack von Thomas Jentjens zum 1:0 (2.) und 2:0 (3.) brachte die Gäste früh in Führung, ehe sich Aldekerk übers 8:5 (14.) auf 10:5 (18.) absetzte und mit dem 15:8 (28.) kurz vor der Pause fast vorzeitig in Sicherheit zu sein schien. Dass der Vorsprung bis zur Pause durch drei Aachener Tore in Folge auf 15:11 (30.) schmolz, führte Wallrath vor allem auf Konzentrationsmängel zurück: „Die erste Halbzeit war 27 Minuten lang wirklich okay. Dann haben wir Aachen durch leichte Fehler noch mal herankommen lassen. Da sind wir leider ein bisschen eingebrochen, aber das würde ich ein bisschen auf das Programm schieben, das wir die letzten Wochen fahren.“ Die zweite Halbzeit war aus seiner Sicht in der Summe besser, zumal der BTB nicht näher als auf vier Treffer aufrückte – 13:17 (39.), 15:19 (46.). Aldekerk behielt dann auf der Zielgeraden immer die Kontrolle und legte nach dem 23:18 (54.) oder 24:19 (55.) noch einen Gang zu. Sjuul Rutten (56.), Marcel Goerden (57./59.) und Jentjens (60.) bauten das Polster zu einem letztlich ungefährdeten Sieg aus. Quintessenz: Die Mannschaft ist selbst bei schwindenden Kräften heiß auf die Meisterschaft und heiß darauf, in der 3. Liga spielen zu dürfen. 

BTB Aachen: Dosch, Schüler – Ernst, Wydera (3), Quetting (2), Bleuel (4), Jacobs (3/2), Oslender (5), Bökmann, N. Wudtke (2), Rückels, Käsgen, Creutz.

TV Aldekerk: Schoemackers, Keutmann – Jonas Mumme (1), Görden (7), Greven, Jentjens (5), Gentges, Küsters (3), Julian Mumme (5/2), Tebyl (3), Rutten (2), Herholz, Grützner (1), Linden (1).

 

SG Langenfeld – OSC Rheinhausen 29:16 (17:8). Krasser konnten die Gegensätze im Anschluss ans Nachholspiel kaum sein: Hier standen jubelnde Langenfelder, die sich durch den Erfolg zwei weitere Zähler für den Klassenerhalt sicherten, und dort standen rat- bis hilflose Rheinhausener, deren Abwärtstrend allmählich bedrückende Formen annimmt. Während die SGL nach 8:2 Punkten aus den vergangenen fünf Partien inzwischen auf dem elften Rang (17:31 Zähler) ganz gute Aussichten auf einen Platz am rettenden Ufer hat, müssen sich Trainer Thomas Molsner und der OSC immer größere Sorgen machen. Eine Beleg dafür, dass die Tendenz nicht stimmt: Nur zehn Tage zuvor hatte Rheinhausen das Nachholspiel aus der Rückrunde in eigener Halle mit 19:28 gegen Langenfeld verloren – und sich anschließend vorgenommen, es fürs sehr weit nach hinten gelegte Nachholspiel aus der Hinrunde deutlich besser zu machen. Resultat: Es kam noch schlimmer und die Pleite mit 13 Toren Differenz lässt für den Endspurt nicht viele positive Schlüsse zu. Der Sportliche Leiter Olaf Mast fasst seine Stimmung/Gemütslage kurz und knapp zusammen: „Ich bin schockiert und sprachlos.“ Rheinhausen steht mit mittlerweile 14:28 Zählern direkt am Abgrund und wird bei anhaltender Negativ-Tendenz vielleicht auf einen der höchstwahrscheinlich zwei Abstiegsplätze abrutschen, die momentan der TV Rheinbach (12:32) und die HSG Siebengebirge (10:34) belegen. Vielleicht retten sich die Rheinhausener letztlich erst über den direkten Vergleich, den sie sowohl gegen Rheinbach als auch gegen Siebengebirge gewonnen haben. Daraus folgt im Übrigen: Der OSC kann immerhin nicht mehr Letzter werden. Bitter gleichzeitig für Siebengebirge: Die HSG steht so gut wie sicher als Absteiger fest – was damit zu tun hat, dass TuSEM Essen II in der 3. Liga den Klassenerhalt höchstwahrscheinlich verfehlt und der Regionalliga somit zwei feste Absteiger beschert.

In Langenfeld kam Rheinhausen nie zu einer Führung und nur ein einziges Mal zum Ausgleich – mit dem 1:1 (3.) durch Jonas Rennings. Der Rest des Abends entwickelte sich zu einer einseitigen Angelegenheit, in der eine frühe Auszeit von Molsner nach dem 3:8 (13.) keine Wende einleiten konnte. Übers 6:13 (22.) und 7:16 (27.) waren die Gäste bereits kurz vor der Pause entscheidend abgehängt, ehe der Rückstand ab dem 8:18 (31.) zuerst nur beständig im zweistelligen Bereich blieb – 10:20 (35.), 12:22 (40.). Unter dem Strich blieb Rheinhausen in dieser Phase jedoch glatte zehn Minuten ohne eigenen Treffer, während die SGL die Gunst der Stunde konsequent nutzte und den Kontrahenten bis zum 26:12 (48.) demütigte. Die restlichen zwölf Minuten – belanglos. Dem OSC dürfte diese neuerliche Pleite ganz schwer im Magen liegen. Am Samstag im Heimspiel gegen den MTV Rheinwacht Dinslaken (Zehnter/18:26) wird sich zeigen, wie schwer. Tatsächlich sieht es allerdings danach aus, dass Rheinhausen mit nicht geringen Sorgen in die Saison-Verlängerung (mit vier Nachholspielen bis zum 23. Mai) gehen muss.

SG Langenfeld: Wolters (1), Bang – Ahrens (7/6), Guggenmos (7), Preissegger (2), Rahmann, Schulz (1), Winter (4), Richartz (2), Becker, Gohly (1), Hambrock, Baup (3), Nelte (1).

OSC Rheinhausen: Steffel, Heesen – Bartesch, Branding (2), Enders (2), Krumschmidt (1), Kryzun (2/2), Mehlich, Ranftler (2), Bernhardt, Rennings (1), Brakelmann (2), Singh Toor, Kolski (4).