2. Bundesliga
Dormagen noch glücklicher als Gummersbach und Essen
TSV Bayer holt mit 31:23 gegen Rostock wichtige Punkte für den Klassenerhalt. Meister VfL Gummersbach feiert beim 32:21 gegen Ludwigshafen. Essen schafft in Emsdetten mit dem 30:29 einen hauchdünnen Erfolg.

Hoch, höher Reimer! Linksaußen Jan Reimer war mit seinen neun Treffern mal wieder eine der Dormagener Eckpfeiler – wie so oft in den vergangenen Wochen. (Foto: Thomas Schmidt)

TSV Bayer Dormagen – HC Empor Rostock 31:23 (14:9). Dieser Erfolg der Dormagener verdient vor allem eins: Respekt. Nach der gerade mal drei Tage alten und sehr unglücklichen 29:30-Niederlage im Nachholspiel beim VfL Eintracht Hagen hätte die Mannschaft des Trainergespanns Peer Pütz/David Röhrig ja durchaus auch verunsichert sein können – aber das Gegenteil war der Fall. Die Dormagener hatten offensichtlich beschlossen, dass das beste Mittel sein könnte, diesen Rückschlag einfach zu ignorieren. Der Lohn blieb nicht aus, denn am Ende stand ein in dieser Höhe nicht zu erwartender Erfolg auf der Anzeigetafel – und er könnte für die restlichen vier Aufgaben jenes Maß an Schub bringen, das vielleicht sogar die anderen beeindruckt. In der Tabelle machte sich der doppelte Punktgewinn schon sofort bezahlt, weil der TSV Bayer mit jetzt 25:43 Punkten nicht mehr auf einem der Abstiegsplätze liegt, sondern auf Rang 17 und damit vor dem TV Großwallstadt (24:42), dem TV Emsdetten (21:43) und dem EHV Aue (21:47). Auf Rang 16 ist der TuS Ferndorf (26:42) ebenfalls in Reichweite – woraus sich noch nicht ergibt, dass die Dormagener eine Garantie auf Rettung haben. Aber sie haben alles selbst in der Hand vor den Partien bei TuSEM Essen (20. Mai), gegen Aue (27. Mai), bei der HSG Nordhorn-Lingen (4. Juni) und zum Abschluss gegen Ferndorf (11. Juni).

Dormagen, das mit dem Einsatz des siebten Feldspielers bei den Gästen gut zurechtkam, geriet nur mit dem 0:1 (2.) mal in Rückstand. Beim 6:3 (10.) war der TSV bereits auf dem aus seiner Sicht richtigen Weg, weil ihm immer wieder richtige Lösungen einfielen – 11:5 (20.). Mit dem 14:9 (30.) am Ende der ersten Halbzeit und erst recht mit dem 18:11 (37.) verschafften sich die Hausherren noch mehr Ruhe, sodass sie im letzten Drittel des Abends überhaupt nicht mehr in Gefahr gerieten. Beim 24:15 (46.) schien das Polster vorübergehend sogar zweistellig werden zu können, bevor Rostock auf 23:28 (58.) etwas Ergebniskosmetik betreiben konnte. Die starke Reaktion der Dormagener: Patrick Hüter (58.), Aron Seesing (59.) und Ian Hüter (60.) erzielten drei weitere Treffer zum 31:23-Endstand.

TSV Bayer Dormagen: Juzbasic, Simonsen – Meuser (3), Leitz, Senden (2), I. Hüter (5), Reimer (9/4), Grgic (6), Zurga, P. Hüter (2), Johannmeyer, Grbavac, Seesing (1), Steinhaus (2), Mast (1).

 

VfL Gummersbach – Eulen Ludwigshafen 32:21 (16:11). Kann sein, dass die Luft zum Teil raus war. Und ganz bestimmt freuten sich die meisten in der Schwalbe-Arena sowieso schon vorher darauf, nachher gemeinsam mit der Mannschaft auf die seit ein paar Tagen feststehende Rückkehr in die Bundesliga anzustoßen. Deshalb hatte es den Anschein, dass die als Bundesliga-Absteiger mitten in einer sehr durchwachsenen Saison steckenden Eulen (Platz 14/29:35 Punkte) vorübergehend als Spielverderber auftreten dürfen – um den großartigen Heimnimbus des Meisters wenigstens mit einem kleineren dunklen Fleck zu versehen. Weil die Hausherren diese Idee aber dank einer guten Phase bereits vor der Pause humorlos im Keim erstickten, konnten sie ihre Bilanz zu Hause später sehr souverän auf makellose 34:0 Punkte aus 17 Partien ausbauen. Und natürlich passte das letztlich sehr klare Ergebnis zum neuen Selbstverständnis der Gummersbacher, die seit einiger Zeit für die „verfolgende“ Konkurrenz fast in einer eigenen Klasse unterwegs sind. Vier Runden vor dem Ende der Serie 2021/2022 thront das Team von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson mit 56:12 Zählern weit vor dem ASV Hamm-Westfalen (43:23), der als Zweiter ebenfalls aufsteigen würde – wenn denn jetzt Schluss wäre. Die HSG Nordhorn-Lingen (42:24) als Dritter und gleichzeitig als einer der anderen Bundesliga-Absteiger ginge leer aus.

Bis zum 6:5 (11.) legte Ludwigshafen immer wieder vor, ehe Raul Santos zum 6:6 (14.) ausglich und Lukas Blohme die 7:6-Führung (15.) erzielte. Überhaupt Blohme: Das kurz darauf folgende 11:8 (20.) war bereits der sechste Treffer des Rechtsaußen. Weil die Eulen trotzdem erneut verkürzten und beim 10:11 (24.) noch einmal dran waren, schalteten sich Keeper Tibor Ivanisevic und Linkshänder Janko Bozovic für die letzten Minuten der ersten Hälfte entscheidend ein. Wie? Ivanisevic wehrte mal eben zwei Siebenmeter ab und bot kurz vor der Pause eine weiter starke Parade, nach der er einen weiten Gegenstoß-Pass auf Raul Santos abschickte – 16:11 (30.). Bozovic hatte da gerade wie selbstverständlich zwei Treffer aus dem Rückraum erzielt und einen Siebenmeter sicher verwandelt. Aufhalten ließ sich der nun einmal richtig in Fahrt gekommene Meister-Express dann im zweiten Durchgang kein bisschen mehr – im Gegenteil. Die von Euphorie getragenen Gastgeber gaben den Eulen in einer Partie, die bisweilen von zögerlichem Abwehrverhalten geprägt war, übers 23:16 (44.) und 27:18 (50.) permanent neue Rätsel auf. Julian Köster war schließlich mit dem 29:19 (52.) für den ersten zweistelligen Vorsprung zuständig, bevor er 45 Sekunden später mit dem 30:19 (52.) die 30-Treffer-Marke für den VfL knackte. Dass der Rest des Abends handballerisch nicht mehr viel zu bieten hatte, interessierte acht Minuten darauf mit der Schluss-Sirene niemanden mehr. Nicht im Geringsten. Und sehr nachvollziehbar.

VfL Gummersbach: Nagy, Ivanisevic – Fanger, Vidarsson (1), Köster (5), Blohme (8), Häseler (2), Hermann (2), Herzig (3), Pregler (2), Dzialakiewicz, Santos (2), Kiesler, Stüber (1), Zeman (2), Bozovic (4/1). 

TV Emsdetten – TuSEM Essen 30:29 (13:14). Vielleicht erinnerte sich der eine oder andere Essener doch daran, um was es in diesem Spiel ging – natürlich in erster Linie um das eigene Wohlergehen. Und das drohte nach einem ziemlich missratenen Start gründlich aus dem Blick zu geraten, weil die im Abstiegskampf mit dem Rücken zur Wand stehenden Hausherren hin und wieder nach Belieben schalten und walten durften. Weil die Gäste aber noch rechtzeitig einen Weg in die Partie fanden und zumindest für einen offenen Kampf sorgten, kamen sie in der abwechslungsreichen Schlussphase auf den letzten Drücker sogar zu beiden Punkten. Beim Stande von 29:29 gab es 35 Sekunden vor Schluss einen Siebenmeter – den Noah Beyer nervenstark zum 30:29-Endstand verwandelte. Dass der Linksaußen den Sieg unter Dach und Fach brachte, war auch die Belohnung für einen persönlich großartige Ausbeute: Mit insgesamt 14 Toren war Beyer der auffälligste Spieler des Abends – und entscheidend am Erfolg beteiligt, durch den sich TuSEM wieder auf den sechsten Platz verbesserte (37:29 Punkte).

Nach dem 1:0 (5.) von Justin Müller verabschiedete sich Essen bis zum 1:5 (9.), ehe es allmählich zurückkehrte und ab dem 6:8 (14.) und 7:9 (16.) immerhin auf Augenhöhe unterwegs war. Beyers 10:10 (25.) war die Basis für die 14:13-Führung (30.) am Ende der ersten Hälfte und Essen schien nun sogar die Kontrolle zu gewinnen – 18:16 (36.), 20:18 (38.). Weil sich Emsdetten gegen den drohenden Abwehr wehrte und unbedingt beide Zähler behalten wollte, blieb es aber bei wechselnden Führungen spannend. Gut drei Minuten vor Schluss lag TuSEM mit dem 27:28 (58.) sogar wieder hinten, doch Jonas Ellwanger (58.) und Lucas Firnhaber (59.) drehten den Spieß erneut und zum 29:27 um. Emsdettens 29:29 (59.) beantwortete TuSEM-Coach Jamal Naji erst mit einer Auszeit – und dann Top-Torschütze Beyer mit dem entscheidenden Siebenmeter zum 30:29, das die Essener natürlich gerne mit auf die Heimfahrt aus dem Emsland mit ins Ruhgebiet nahmen.

TuSEM Essen: Bliß, Diedrich – Beyer (14/9), Ellwanger (1), Glatthard, Rozman (2), Dangers (2), Becher, Ignatow (1), Szczesny (3), Müller (3), Firnhaber (2), Seidel, Morante Maldonado (2), Klingler.