Oberliga Mittelrhein
Die große Aufstiegsfrage: Refrath oder Dormagen II?
Die HSG, die beim Pulheimer SC mit 34:22 gewinnt und weiter an der Spitze liegt, macht zurzeit den stärkeren Eindruck. Verfolger Dormagen II quält sich zum 23:20 in Nümbrecht.

Sieht doch gut aus, oder? Refraths Trainer Christopher Braun (rechts) weiß genau, dass seine Torhüter Oliver Kierdorf und Stephan Vatter wesentliche Stützen im Kampf um den Aufstieg in der Regionalliga sind. In Pulheim erlebten alle drei einen relativ entspannten Nachmittag. (Foto: Thomas Schmidt)

Auch in der Oberliga Mittelrhein gehen die Dinge einer Entscheidung entgegen, die jetzt innerhalb von drei Tagen in der Saison-Verlängerung fällt. Eine der Hauptrollen hat dabei der TSV Bayer Dormagen II, der in der Meisterrunde gleich zweimal nachsitzen muss oder darf – was wohl eine Frage des Standpunkts ist. Trainer David Röhrig und seine Mannschaft liegen nach dem 23:20 beim SSV Nümbrecht mit 20:4 Punkten auf dem zweiten Platz hinter der HSG Refrath/Hand, die ihr Konto am Sonntagnachmittag beim Vierten Pulheimer SC (14:12) auf 23:3 Zähler aufstockte und mit dem 34:22-Erfolg noch einmal eine Demonstration der Stärke ablieferte. Genau das ist es, was Dormagens Trainer David Röhrig zurzeit einigermaßen stark zweifeln lässt: „Im Moment sehe ich nicht, wie wir Pulheim oder Refrath schlagen sollen mit dieser Performance. Da müssen wir uns schon hinterfragen. Da man man sich nur die letzten Spiele angucken, wie Refrath auftritt und die Gegner wegschießt – und wie wir uns da durchlümmeln. Das wird so nicht reichen. Sehen wir mal weiter, was wir nächste Woche anbieten können.“ Diese nächste Woche beginnt am Mittwochabend mit einer Art kleinem Finale gegen die Pulheimer, ehe am Samstag um 18.30 Uhr das ultimative Endspiel zwischen Dormagen II und Refrath folgt. Die einfache Rechnung: Der TSV Bayer wird zwei weitere Siege brauchen, um die Spitze und damit den Aufstieg in die Regionalliga zu ergattern, während den Refrathern zum Abschluss nach dem 22:22 aus der Hinrunde/Normalrunde tatsächlich ein weiteres Unentschieden gegen Dormagen reichen würde.

Auf besonders hohen offensiven Touren waren am Anfang beide Seiten nicht unterwegs und die Hornets tauchten sogar erst in der elften Minute auf der Anzeigetafel auf, als sie auf 1:3 verkürzten. Refrath antwortete im nächsten Angriff direkt mit dem 4:1 (11.), ehe sich doch eine ausgeglichene Partie zu entwickeln schien – 5:3 (13.). Das erwies sich aber bald als glatter Trugschluss, denn übers 8:3 (16.), 11:6 (20.) und 15:8 (28.) legte Refrath im Turbomodus bereits sieben Treffer zwischen sich und die Gastgeber, gegen die sie vor zweieinhalb Monaten in der Hinrunde/Normalrunde eine damals ernüchternde 27:31-Niederlage in eigener Halle kassiert hatten. Pulheim war seinerzeit allerdings in einer überragenden Verfassung, an die es anschließend in der Meisterrunde nicht mehr anknüpfen konnte (zwei Siege, vier Niederlagen). Außerdem machte sich das Fehlen von Linkshänder Lars Jäckel bemerkbar.

Mit dem 17:9 (31.) direkt am Anfang der zweiten Halbzeit war die HSG auf dem besten Weg zu einem zweistelligen Vorsprung – wogegen sich die Pulheimer noch einmal wehrten. Doch mehr als das 13:20 (41.) oder 14:21 (43.) gelang ihnen dabei nicht, sodass Refrath den sonnigen Sonntag-Nachmittag in Ruhe ohne Gefahr abspulen konnte – 25:15 (47.), 27:17 (51.), 28:19 (54.), 30:21 (56.).  30:22 (58.).  Zweistellig wurde es letztlich trotzdem, weil Refrath konsequent blieb und in den letzten knapp drei Minuten vier weitere Treffer zum 34:22-Endstand nachlegte. HSG-Coach Braun fand hinterher im Übrigen nicht, dass die Partie nur annährend ein Selbstläufer war – weil das die Leistung seines Teams reduziert hätte: „Wir haben einfach eine unheimlich gute Deckung gestellt über fast 60 Minuten. Wir hatten einen nahezu kompletten Kader heute und es zeigt sich dann, dass wir diese Qualität haben. Pulheim hat viel investiert, auch wenn ihnen mit Jäckel ein wichtiger Mann ausgefallen ist. Wir waren heute deutlich besser und gewinnen auch in der Höhe verdient. Das war eine sehr gute Mannschaftsleistung mit zwei sehr guten Torhütern. Jetzt fahren wir zum absoluten Endspiel nach Dormagen, auf das wir uns in dieser Woche sehr gut vorbereiten werden.“ Kollege Kelvin Tacke brachte die Partie als fairer Verlierer ebenfalls klar auf den Punkt: „Refrath hat das Spiel absolut verdient gewonnen. Trotzdem haben die Jungs versucht, alles zu investieren. Aber momentan ist es halt so, das wir machen können, was wir wollen. Es klappt nichts,  unsere Fehlerquote war wieder viel zu hoch.“

Der TSV Bayer Dormagen II führte in Nümbrecht nach dem 1:0 (3.) durch Maximilian Hinrichs immer, mühte sich aber mindestens bis zum 6:5 (15.) durch die Partie. Kurz vorher war Rückraumspieler Speckmann ausgeschieden und Dormagen brauchte ein bisschen, um sich neu zu sortieren – schien jedoch beim 12:6 (23.) die Kontrolle gewonnen zu haben. Die sechs Tore Vorsprung hielten bis zum 15:9 (30.) am Ende des ersten Abschnitts, ehe Dormagen komplett den Faden und jegliche Qualität verlor. Der SSV, abgeschlagener Letzter in der Meisterrunde (5:23 Punkte), war in der 46. Minute auf 16:19 dran und die Gäste graupelten sich spätestens ab jetzt nur noch schwerfällig über die Platte. Krass: Nach dem 21:16 (49.) dauerte es achteinhalb Minuten bis zum nächsten Tor des Favoriten – 22:18 (57.). Röhrig wirkte nachdenklich: „Wir spielen eine sehr gute erste Halbzeit, was die Abwehr angeht. Wir hatten einen kleinen Durchhänger und einen Schockmoment, als sich mit Jan Speckmann ein weiterer Rückraumspieler verletzt, der unglücklich umknickt. Das kriegen wir gut hin bis zur Pause, aber auch da ist unser Angriff schon unfassbar einfältig und langsam. Das war in der zweiten Halbzeit eine Katastrophe. Wir finden einfach keine Lösungen und das hat knapp zum Sieg gereicht.“

Das letzte Spiel der Abstiegsrunde war für den ASV SR Aachen beim längst als Absteiger feststehenden Tabellenletzten CVJM Oberwiehl vor allem der verzweifelte Versuch, einen Sieg mit 27 oder 28 Toren Differenz einzufahren – um so über das bessere Torverhältnis am punktgleichen TuS Derschlag (beide 18:10) vorbeizuziehen und vorsichtshalber lieber den dritten Platz zu übernehmen. Es bleibt allerdings dabei, dass nach den für diese Saison und vor dieser Saison veröffentlichten Durchführungsbestimmungen nur maximal vier Absteiger in die Verbandsliga zu suchen sind. Das wiederum heißt: Rang vier muss zum Klassenerhalt reichen. Aachen und Trainer Cornelius Hesse hätten trotzdem lieber viel höher gewonnen: „Manchmal fühlen sich auch Sieg mit sieben Toren Unterschied wie Niederlagen an. Zur Halbzeit sieht es noch so aus, als könnten wir das schaffen. Wir ziehen ja auch zehn Tore weg und hätte da schon 14 oder mehr weg sein können. In der zweiten Halbzeit werden wie zu fahrig und nervös. Respekt an den Gegner, dass sie uns doch so viel abverlangt haben. Immerhin schließen wir die Saison mit einem Sieg ab und können jetzt auf fünf Siege in Folge blicken.“ Ihren höchsten Vorsprung in Oberwiehl hatten die Aachener vor der Pause beim 16:6 (23.) und 19:9 (29.), doch weiter konnten sie sich nie absetzen.

„Wir haben verdient verloren. In der ersten Halbzeit war unsere Deckung gar nicht existent. Dann haben wir umgestellt auf eine 5:1 und das hat besser geklappt“ fand CVJM-Coach Nils Hühn. Stärkster Oberwiehler aus seiner Sicht: Torhüter-„Oldie“ Jens Ruland (47), der sonst in der vierten Mannschaft zu Hause ist. „Er hat richtig stark gehalten. Er war der beste Mann auf dem Platz“, urteilte Hühn. Sein Fazit: „Ich bin froh. Wir haben die letzte Halbzeit in der Oberliga für Oberwiehl gewonnen. Die Jungs haben sich nie aufgegeben. Das war ein gutes Ende einer bescheidenen Saison, die von vielen unglücklichen Umständen geprägt war.“

Meisterrunde

 

Pulheimer SC – HSG Refrath/Hand 22:34 (9:16).

Pulheimer SC:  O. Middell, T. Giesen – Heinen (2), Waldecker (2), Semeraro (4), Jacoby, J. Giesen, Kehrer (1), Hampel (6), Geerkens (1), Bleckat, Zeyen (1), Middell (2), Mokris (3/1).

HSG Refrath/Hand: Vatter, Kierdorf (1) – Schrage, Schallenberg (1), Funke (8), Niehaus (5/3), Wendler (5), Benninghaus (4), Gelbke (2), Wittig (2), Asselborn, Merz (2), Natzke (4).

 

SSV Nümbrecht – TSV Bayer Dormagen II 20:23 (9:15).

SSV Nümbrecht: Madel, Rydzewski – Meister, Benger (6/1), Euteneuer, Opitz (2), J. Lang (4), P. Donath, Schanz (3), Dissmann (3), T. Lang (1). D. Donath (1), Söntgenrath, Miebach.

TSV Bayer Dormagen II: Dahmen, Broy, Ludorf – Eugler (2), Schreibelmayer (9/2), Hinrichs (3), Kasper (1), Emmerich, Johannmeyer (1), Leitz (4), Träger (1), Speckmann (1), Ostrowski, Stein (1).

 

Abstiegsrunde

 

HC Weiden II – GFC Düren 99 30:26 (14:7).

HC Weiden II: Flöck, Johnen – Akintunde (6), Moll (3), Gehlich (1), Habisch (1), Lütz (1), Xonneux (7/2), Kraus, Havers (1), Meurer (4), Dohms, Signon (2), Zaube (4).

SG GFC Düren 99: Klein, J. Dürselen – Folsche (2), Becker (6), Kolbe (2), Nolden, Risteski (10/3), Cuscito (2), Saus (4), Kuchenbecker, Thielen.

 

CVJM Oberwiehl – ASV SR Aachen 28:35 (10:19). 

CVJM Oberwiehl: A. Nückel, Ruland– Barf (2), König, P. Nückel (4), Schneevogt (6/3), Schell,  Schüttenhelm, Rischikov (3/1), Schneider, Klein (5), Madel (4), Gartung (3), Kleinauski (1).

ASV SR Aachen: Vitz – M. Monteiro Pai (15), Korsten (4/1), Schartmann (1), Schumacher, Kuchenbäcker (2), Kurscheid (2), Fiedler (5/1), Bauer (1), May (1), Bösel (4).