Oberliga Mittelrhein
Das große Finale: Dormagen II oder Refrath in die Regionalliga?
TSV Bayer fertigt chancenlosen Pulheimer SC im Nachholspiel der Meisterrunde mit 34:17 ab. Am Samstag erwartet der Zweite den Spitzenreiter HSG. Mehr Endspiel geht nicht.

Hier kommt Artur: Der von der ersten Mannschaft ausgeliehene Linkshänder Artur Karvatski (links) überzeugte durch eine starke Abwehrleistung, vier Treffer und dem Blick für Mitspieler – auch für Kreisläufer Max Eugler (vorne). Die Pulheimer, hier Niclas Waldecker (10), Christian Heinen (Mitte) und Bastian Jacoby (rechts), konnten die Dormagener Angriffe zu selten stoppen. (Foto: Michael Jäger)

TSV Bayer Dormagen II – Pulheimer SC 34:17 (15:10). Auf der Tribüne saß eine beachtliche Abordnung der HSG Refrath/Hand – die in der Hoffnung ins Sportcenter gekommen war, der Konkurrent im Kampf um Meisterschaft und Aufstieg in die Regionalliga möge sich am besten einen Ausrutscher leisten. Hier war allerdings schnell klar, dass daraus nichts werden würde – weil die besonders am Ende der Vorrunde noch so starken Pulheimer diesmal bloß ein chancenloser Sparringspartner für selbst ohne ihren Chefcoach David Röhrig (krank) in allen Belangen überlegene Gastgeber waren. Dormagen, das personell (anders als in manchen Partien der vergangenen Wochen) aus dem Vollen schöpfen und zusätzlich auch auf Rückraumspieler Artur Karvatski aus dem Zweitliga-Kader zurückgreifen konnte, beherrschte den Kontrahenten über 60 Minuten mühelos. Damit ist die Lage fürs große Finale am Samstag um 18.30 Uhr klar: Gewinnt der bei 22:4 Zählern stehende TSV Bayer dieses Duell, ist er Meister – und der aktuelle Tabellenführer Refrath, der auf 23:3 Punkte blickt, muss sich mit Rang zwei begnügen. Andererseits tritt die HSG mit dem kleineren Vorteil an, dass ihr ein Unentschieden genügen würde und sie nicht dringend einen Erfolg braucht. Klar: Auf eine Punkteteilung kann im Handball keiner fest bauen. Andererseits liegt zwischen diesen beiden Mannschaften, die in der Oberliga Mittelrhein ein großes Stück über allen anderen thronen, ein Unentschieden durchaus im Bereich des Möglichen – wie beim inzwischen mehr als acht Monate alten 22:22 aus der Hinrunde/Normalrunde vom 4. September 2021. Unter dem Strich spricht alles für einen unglaublich spannenden Abschluss der Saison, bei dem vielleicht Kleinigkeiten den Ausschlag geben. Dass beide Seiten das ganz genau wissen, steigert den ohnehin nicht kleinen Reiz zusätzlich.

Dormagen beherrschte die Partie gegen Pulheim von der ersten Sekunde an, weil es mit einer dichten Deckung als Basis immer wieder Turbo-Angriffe starten konnte – 3:0 (5.), 6:2 (10.). Die Hornets hatten kurz darauf ihre beste Phase, als sie aus dem 6:11 (20.) durch drei Treffer hintereinander auf 9:11 (22.) verkürzen konnten, aber die Gastgeber wirkten ziemlich unbeeindruckt. Über das Muster „Ballverlust Pulheim, schneller Gegenangriff“ kamen die Gastgeber zum 14:9 (27.), ehe sie es bis zur Pause und bis zum 15:10 (30.) wieder ganz gut mit den Pulheimern meinten – die zunächst in der ersten Hälfte des zweiten Durchgangs zwei magere eigene Tore erzielten und bereits bis zum 12:22 (45.) überfahren wurden. Nach dem 14:24 (50.) drehten die Hausherren sogar noch einmal das Tempo hoch und legten bis zur Schluss-Sirene eine 10:3-Serie zum 34:17-Endstand hin. Logosch: Röhrig-Vertreter André Nicklas, sonst Co-Trainer und zudem mit für die B-Jugend verantwortlich, konnte zufrieden sein: „Wir wussten, dass wir bei diesem Wetter mit hohem Tempo Vorteile haben werden. Und die Jungs haben gut umgesetzt, was wir abgesprochen hatten. Jetzt werden wir uns auf Samstag vorbereiten.“ 

Die Hornets waren hinterher nicht gerade begeistert vom Resultat, wirkten allerdings gefasst – weil sie offensichtlich nicht viel anderes erwartet hatten. „Auch das letzte Spiel haben wir klar und verdient verloren“, fand Trainer Kelvin Tacke, „unser Auftakt in die Saison war durchwachsen, aber wir haben uns dann kontinuierlich gesteigert und über den Jahreswechsel bis in die Aufstiegsrunde eine überragende Serie von elf Siegen geschafft. Dann wurde uns unter anderem Corona zum Verhängnis, wovon elf Spieler betroffen waren. Das haben wir nicht so einfach weggesteckt und von den letzten sechs Spielen nur eins gewinnen können. Unterm Strich bin ich aber gerade vor dem Hintergrund dieser komisch verlaufenen Saison mit dem Ergebnis zufrieden.“ Dass in der Meisterrunde mit einem soeben ausgeglichenen Konto (14:14) nur der fünfte Platz heraussprang, ist demnach am Ende aus Pulheimer Sicht höchstens statistisch wichtig. Die Hornets sind in erster Linie froh, dass nun alles vorbei ist. Fast alles: Und ganz sicher werden auch sie gespannt beobachten, was am Samstag in Dormagen passiert.

TSV Bayer Dormagen II: Dahmen, Broy (1) – Eugler (3), Schreibelmayer (6), Hinrichs (1), Kasper, Johannmeyer, Leitz (7), Träger (2), Karvatski (4), Steinhaus (8/4), Schoss, Ostrowski, Stein (2).

Pulheimer SC: O. Middell, Lankert – Heinen (2), Waldecker (2), Semeraro (1), Jacoby (1), Jäckel, Hampel (1), Bleckat, Zeyen, Geerkens, T. Middell (2), Mokris (7/3), Hüfken (1).