Oberliga Mittelrhein
Letzter Ausweg: ASV SR Aachen klagt gegen den Oberliga-Abstieg
Der Verein wehrt sich nun juristisch gegen die aus seiner Sicht intransparenten und widersprüchlichen Durchführungsbestimmungen und will so doch noch die Klasse halten.

Darüber müssen wir reden: Trainer Cornelius Hesse (Mitte) und der ASV SR Aachen wollen sich mit dem Abstieg aus der Oberliga Mittelrhein noch nicht abfinden. (Foto: Thomas Schmidt)

Die Handball-Saison 2021/2022 geht in ihre (erste) Verlängerung – und sie betrifft in diesem Fall die Abstiegsrunde der Oberliga Mittelrhein. Dort sollen nach Ansicht des Handball-Verbandes Mittelrhein (HVM) fünf der beteiligten acht Mannschaften den Gang in die Verbandsliga antreten – darunter auch der ASV SR Aachen als Vierter der Abschlusstabelle. Der Grund: Nach Ansicht des Verbandes steigt aus der Regionalliga Nordrhein neben der HSG Siebengebirge (Letzter) und dem TV Rheinbach (Vorletzter) auch der TV Jahn Köln-Wahn in die Oberliga Mittelrhein ab. Die Durchführungsbestimmungen sehen für diesen Fall (drei Absteiger aus der Regionalliga) tatsächlich fünf Absteiger in der Oberliga vor. Das Problem: Eine Mannschaft des TV Jahn Köln-Wahn hat in der Spielzeit 2021/2022 gar nicht am Spielbetrieb in der Regionalliga teilgenommen und sie tauchte auch nie in irgendeiner amtlichen Mitteilung oder gar den Durchführungsbestimmungen des Verbandes auf. Erst in einer Rundmail vom 12. Mai teilte der Verband den beteiligten Vereinen kurz mit, dass die Kölner, die im Sommer 2020 ihren Rückzug aus der Regionalliga erklärt hatten, dort in dieser Saison als erster Absteiger gelten sollen. Die Nachricht kam nicht nur für den ASV überraschend und warf sämtliche Rechenspiele in der Oberliga-Abstiegsrunde ziemlich kurzfristig über den Haufen.

Die Aachener wollen sich mit dieser Entscheidung nicht abfinden und haben deswegen am heutigen Dienstag hiergegen Klage beim Landesspruchausschuss des HVM erhoben. In der knapp neunseitigen Begründung legt Abteilungsleiter Bernd Biermann – selbst Volljurist und Rechtswart im Handballkreis Aachen/Düren – die Ansicht seines Vereins dar. Kernaussage: Die Durchführungsbestimmungen des Verbandes seien hinsichtlich der Abstiegsregelung intransparent und teilweise in sich widersprüchlich. So sah die Modellrechnung durchaus auch den Fall vor, dass es gar keinen Absteiger aus der Regionalliga in die Oberliga Mittelrhein gäbe – was aufgrund des vermeintlich bereits feststehenden Absteigers Wahn ja gar nicht möglich gewesen wäre. Auf dieser Basis könne der Verband nicht quasi nachträglich den Abstieg in der Oberliga erhöhen.

Was dem HVM vielleicht eine „goldene Brücke“ bauen könnte: Nach den Durchführungsbestimmungen sollte die Oberliga Mittelrhein in der kommenden Saison auf 15 Mannschaften reduziert werden. Sollte der Verband zu der Entscheidung kommen, die Aachener ebenfalls noch in der Klasse starten zu lassen, wären es wieder 16 Teilnehmer. In beiden Fällen hätte die Saison die gleiche Anzahl von Spieltagen, der zusätzliche Aufwand hielte sich in Grenzen. Im Sinne des transparenten Vorgehens wäre vermutlich selbst das nicht, es würde den Schaden für den Moment aber deutlich reduzieren – für den ASV und die jeweils betroffenen Teams in der Verbands- und Landesliga. Ob der Verband selbst noch eine Lösung findet, mit der alle Beteiligten leben können oder ob der juristische Weg weitergeht, bleibt abzuwarten. Für den Moment bleibt die Handball-Saison 2021/2022 erst einmal in der Verlängerung.