30. Mai 2022 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Die Saison 2021/2022 hatte Höhen und sie trieb zum Teil wiederum sehr seltsame Blüten. Sportlich herausragend war sicher ganz vorne der Zweikampf um die Meisterschaft zwischen dem Bergischen HC II (43:5 Punkte) und Borussia Mönchengladbach (42:6), den letztlich die Solinger für sich entschieden, weil sie das 27:29 aus der Hinrunde am 4. Mai in eigener Halle durch einen 27:25-Erfolg korrigierten. Das Team von Trainer Mirko Bernau verfügte ab da über zwei Zähler Vorsprung und hätte sich über den gewonnenen direkten Vergleich in den restlichen drei Spielen sogar eine Niederlage erlauben können. In der „Zuschauer-Matrix“ genannten Statistik des Handball-Verbandes Niederrhein sind für diesen spektakulären Abend genau 200 Zuschauer angegeben – was maximal zur Hälfte der Wirklichkeit entspricht. Alle Anwesenden werden bestätigen, dass in der Halle Wittkuller Straße mindestens doppelt so viele Handball-Fans für eine der Bedeutung der Partie angemessene Atmosphäre sorgten.
Dass Rang drei hinter den beiden Top-Teams an Unitas Haan (36:12) mit Trainer Ronny Lasch ging, ist kaum die ganz große Überraschung. Und grundsätzlich wären die Haaner mit dieser Einstufung natürlich einverstanden, aber mit dem finalen Verlauf wollten/konnten sie wenig anfangen. Gleich drei der vier letzten Heimspiele fanden nicht (mehr) statt, da die jeweiligen Gegner verzichteten: Jeweils mit der Bezeichnung „Nicht-Antritt Gast“ versehen wurden die Partien gegen den TSV Aufderhöhe, den VfB Homberg und den TV Geistenbeck, sodass dreimal zwei Punkte kampflos auf das Haaner Konto gingen. Lasch war nach der dritten Zwangspause wenig begeistert: „Schade für die Zuschauer und extrem ärgerlich für uns als Verein, der von Zuschauer-Einnahmen lebt.“ Das 30:28 gegen den TV Krefeld-Oppum war wenigstens ein versöhnlicher Abschied von den eigenen Fans – die es nach bereits erwähnter „Zuschauer-Matrix“ im Übrigen gar nicht gab. Danach war die Anzahl der anwesenden Unitas-Anhänger nicht zum wiederholten Mal in dieser Saison gleich null. Interessant.
Ganz unten war der Kampf gegen den Abstieg kein Krimi, weil die meisten Mannschaften letztlich nichts damit zu tun hatten. Das lag nun unter anderen daran, dass aus der Regionalliga Nordrhein zwei Niederrhein-Vertreter hätten absteigen müssen, um in der Oberliga mehr als den einen festgeschriebenen Absteiger zu ermitteln. Weil sich „oben“ jedoch relativ bald herausstellte, dass es höchstens einen erwischen würde, durften sich die Vereine ab Rang elf in Sicherheit wiegen. Damit bleiben als Abstiegskandidat Nummer eins der Letzte TV Angermund und als Nummer zwei der Vorletzte VfB Homberg, der das letzte Nachholspiel zum Abschluss der Saison mit 32:23 gegen überforderte Angermunder gewann – und so klaffte am Ende doch eine beträchtliche Lücke zwischen den Hombergern (11:37 Punkte) und dem TVA (5:43). An dieser Stelle wird es jetzt erneut ungewöhnlich: Nicht Angermund ist der einzige Absteiger, sondern Homberg.
Bei den Duisburgern stand vor etwa zwei Monaten die Auflösung der kompletten Abteilung im Raum – verbunden mit einer Aufnahme von Mannschaften durch den in der Regionalliga beheimateten Nachbarn OSC Rheinhausen. Was damals viele nicht bedacht/für wahrscheinlich gehalten hatten: Die Mitglieder des VfB stimmten bei ihrer späteren Versammlung nicht in ausreichender Zahl für die Auflösung und sorgten so wieder für eine veränderte Lage. Inzwischen ist amtlich, dass wie Homberger weitermachen wollen – allerdings viel weiter unten. Beim HVN liest sich das so: „VfB Homberg verzichtet in der Saison 2022/2023 auf den Platz in der Oberliga und in allen Klassen des HVN und ist Absteiger in den Kreis.“ Das wiederum ist die Rettung für den abgeschlagenen TV Angermund, der in der Oberliga bleiben darf – obwohl er aus 24 Spielen nur fünf Punkte holte, obwohl er bei 565:750 Toren (minus 185) im Schnitt jede Partie mit sieben bis acht Toren Differenz verlor. Das gehört zu den ziemlich seltsamen Blüten und es dürfte ein Wert für die Ewigkeit sein.