2. Bundesliga
Gerettet! Dormagen feiert den Klassenerhalt
TSV Bayer gewinnt in Nordhorn-Lingen mit 29:26 und springt vor dem letzten Spieltag ans rettende Ufer. Meister VfL Gummersbach nimmt aus Ferndorf einen 32:28-Sieg mit.

So sehen Sieger aus: Martin Juzbasic war zwischen den Pfosten erneut ein wichtiger Eckpfeiler für die Dormagener, die den Klassenerhalt aber nicht nur ihm zu verdanken hatten – sondern einer starken Teamleistung besonders in den vergangenen Wochen. (Foto: Thomas Schmidt)

HSG Nordhorn-Lingen – TSV Bayer Dormagen 26:29 (14:16). Die Dormagener haben tatsächlich geschafft, was noch vor ein paar Wochen selbst kühnere Optimisten nicht für möglich halten konnten: Einen Spieltag vor dem Ende der Saison steht fest, dass der TSV auch 2022/2023 in der 2. Bundesliga weitermachen kann – dann unter der Regie des künftigen Trainers Matthias Flohr, dem die Mannschaft unter der Federführung des Retter-Duos Peer Pütz/David Röhrig noch einmal einen Nachweis von Moral, Leidenschaft und Disziplin zeigte. Extrem wertvoll für Dormagen: Erst machte der Abstiegs-Konkurrent TV Großwallstadt mit dem 27:34 beim Vizemeister ASV Hamm-Westfalen die Tür zum Dormagener Klassenerhalt weit auf und es folgte der TuS Ferndorf mit dem 28:32 gegen den Meister VfL Gummersbach. Außerdem setzte Dormagen seine Serie aus den vergangenen Wochen fort, holte sich mit dem insgesamt verdienten Erfolg beim einstigen Titelkandidaten Nordhorn-Lingen (Fünfter/44:30 Punkte) den vierten Sieg hintereinander und schraubte das eigene Konto auf 31:43 Zähler – die den sicheren Klassenerhalt bedeuten. Großwallstadt und Ferndorf (beide 28:46) ermitteln nun am nächsten Wochenende den dritten Absteiger neben dem Vorletzten EHV Aue (25:49) und dem Schlusslicht TV Emsdetten (23:51). Dass die Dormagener daran ebenfalls direkt beteiligt sind, weil sie zum Abschluss auf Ferndorf treffen, wird sie vermutlich erst zu einem geeigneten Zeitpunkt am Anfang der nächsten Woche interessieren. 

Der Abend nahm besonders vor der Pause einen ungewöhnlichen Verlauf – weil Dormagen mit dem 6:2 (10.) zunächst klar dominierend auftrat und weil sich die HSG nach der übertriebenen Roten Karte gegen Georg Pöhle (6./Foul) wohl erst neu sortieren musste. Das gelang allerdings mit durchschlagendem Erfolg, denn nur fünf Minuten und einen 7:0-Lauf nach dem hohen Rückstand führte Nordhorn plötzlich mit 9:6 (15.). Das fand der TSV offensichtlich nachahmenswert, denn er fabrizierte seinerseits sieben Tore hintereinander – 13:9 (23.). Diese Wende und der neue Vorsprung waren bereits die Basis für den späteren Erfolg, weil die HSG weder in der ersten Halbzeit noch in der zweiten näher als auf zwei Tore herankam – 15:13 (28.), 16:14 (30.), 17:15 (32.). Übers 21:16 (42.), 24:19 (48.) und 26:21 (51.) schmolz das Polster auf 27:25 (56.), ehe Alexander Senden mit dem 28:25 (56.) und erst recht mit dem 29:25 (60.) genau 21 Sekunden vor Schluss letzte kleine Zweifel beseitigte. Der Rest ging im Dormagener Jubel unter. Die ebenfalls übertriebene Rote Karte gegen Mislav Grgic (29./Foul) interessierte da längst keinen mehr – selbst den Spieler nicht.

David Röhrig tat sich hinterher fast schwer, das Happy End schnell in rein sachliche Worte zu fassen: „Wahnsinn, was die Jungs das letzte halbe Jahr geleistet haben. Man darf nicht unterschätzen, wie groß der Druck war, der auf der Mannschaft gelegen hat nach dieser Hinrunde. Wenn man dann noch sieht, wie die Konkurrenz immer weiter gepunktet hat und wir im Grunde totgesagt waren, ist es megageil, wie alle intern die Ruhe bewahrt haben. Wir haben gesagt, wir arbeiten daran, den Spielstil etwas zu ändern. Wir wussten, dass trägt nicht sofort Früchte, sondern wir müssen am Ende auf einem Nicht-Abstiegsplatz stehen. Das ist uns gelungen.“ Die logische Konsequenz daraus lag für Röhrig ohne den geringsten Zweifel auf der Hand: „Jetzt heißt es, dass wir feiern und uns freuen. Das ist großartig.“

TSV Bayer Dormagen: Juzbasic, Simonsen – Meuser (2), Leitz, Senden (6), Schmidt, Biernacki, I. Hüter (6), Reimer (7/1), Grgic, Zurga, P. Hüter (1), Johannmeyer, Seesing (4), Mast (3).

TuS Ferndorf – VfL Gummersbach 28:32 (15:15). Am Ende hielt der Meister sein Wort und er musste sich tatsächlich nicht mal ansatzweise vorwerfen lassen, den Kampf um den Klassenerhalt durch einen zu laschen Auftritt beim Nachbarn zu verfälschen. Weil Gummersbach nach einer lange deutlich überlegen geführten zweiten Halbzeit einen ebenso verdienten wie klaren Sieg mit ins Gepäck für die nur knapp 50 Kilometer weite Heimreise gab, baute es sein Konto als Meister auf 60:14 Punkte auf. Nun folgt am nächsten Samstag gegen den HSC Coburg (Elfter/35:39 Zähler) in der Schwalbe-Arena noch der Schluss-Akkord einer Saison, die der VfL besonders im letzten Drittel beinahe nach Belieben beherrscht: Selbst der Zweite ASV Hamm-Westfalen (49:25), der ebenfalls in die Bundesliga aufsteigt, liegt inzwischen meilenweit zurück. Der Überraschungs-Dritte ThSV Eisenach (45:29), der Vierte TV Hüttenberg und der Fünfte HSG Nordhorn-Lingen (jeweils 44:30) folgen mit noch größerem Abstand. Vor einem dramatischen Finale stehen dagegen nun die Ferndorfer (17./28:46), die zum Abschluss in Dormagen antreten müssen. Im Fernduell mit dem TV Großwallstadt (18./28:46), der auf die SG BBM Bietigheim trifft (Sechster/41:33), und dem TuS könnte möglicherweise sogar die Tordifferenz entscheiden. 

Nach dem 1:0 (2.) durch Janko Bozovic rannte Gummersbach gegen kampfstarke Hausherren vorübergehend hinterher – bis zum 6:7 (13.). Ferndorf fand dann aufs 8:10 (18.) und 9:11 (19.) mit viel Einsatz richtige Antworten, sodass beim 15:15 (30.) am Ende des ersten Durchgangs weiter alles offen war. Das Ferndorfer 16:15 (32.) von Andreas Bornemann schien kurzfristig sogar auf einen unruhigeren Abend für den Favoriten hinzudeuten, doch der VfL fand schnell zurück auf den aus seiner Sicht richtigen Weg – 19:17 (37.), 20:18 (39.). Keine fünf Minuten darauf waren die Gäste mit dem 23:19 (43.) durch Julian Köster auf vier Treffer weg und mit dem 28:22 (51.) stand der Sieger vorzeitig fest. Dass der Favorit anschließend ab dem 31:23 (56.) in einen viel kleineren Gang schaltete, brachte den Erfolg auch nicht mehr in Gefahr. Anzunehmen ist, dass Sigurdsson später vielleicht ein paar Worte zum 0:5-Lauf bis zum 31:28 (59.) fand, doch wirklich lange dürfte er sich daran nicht abgearbeitet haben. Echte Gefahr entstand schließlich nicht – und Gummersbach erfüllte seine Pflicht als künftiger Erstligist in der Summe doch souverän.

VfL Gummersbach: Nagy, Ivanisevic – Fanger, Vidarsson (5), Köster (8), Blohme (2), Hermann, Schneider, Herzig (1), Pregler (2), Dzialakiewicz, Santos (5), Kiesler (1), Stüber, Zeman, Bozovic (8/4).