Oberliga Niederrhein
Nach Platz vier: Adler schon heiß auf neue Saison
Das Ergebnis der vergangenen Serie fanden die Königshofer stark. Neu im Kader sind Joshua Rippelmeier und Regisseur Simon Ciupinski, der ein weiterer Führungsspieler sein soll.

Volle Pulle: Simon Ciupinski (mit Ball/hier noch im Trikot von Interaktiv.Handball im Duell mit Aldkerks Marcel Görden) fliegt in Kürze für die DJK Adler Königshof auf gegnerische Abwehrreihen zu. (Foto: Herbert Mölleken)

Noch vor Kurzem waren die meisten fast glücklich, die vergangenen Monate mit dem letzten Spiel irgendwie hinter sich gebracht zu haben. Aber komplett in den kleinsten möglichen Gang schalten oder die Parkstellung wählen? Ließ sich in der Regel auch wieder nicht einrichten. Die bevorstehende Pause bot zunächst die Gelegenheit, zurückzublicken und alles auf den Prüfstand zu stellen. Das brachte in manchen Fällen nur ein bedingt zufriedenstellendes Ergebnis – nicht aber für die DJK Adler Königshof, die den mit 28:20 Punkten erreichten vierten Platz in der Abschlusstabelle der Oberliga Niederrhein vor allem angesichts zuletzt gravierender personeller Probleme in der Saison 2021/2022 durchaus als Erfolg werteten. „Wir haben dann ja nur noch mit sieben Feldspielern gespielt und zwei Torhütern“, sagt der erstaunte Kapitän Sebastian Bartmann, „das geht eigentlich in dieser Klasse nicht. Ich kann allen nur ein Lob dafür aussprechen, dass wir mit dieser Personaldecke Vierter geworden sind. Was Marius aus dem Kader rausholt, ist super.“ 

Dass ausgerechnet Bartmann selbst, der wichtigste Führungsspieler im Team von Trainer Marius Timofte, in den letzten neun Partien wegen einer Fußverletzung gar nicht mehr auf der Platte stehen konnte, wertet das Ergebnis zusätzlich auf. Und es freut den 31-Jährigen ganz besonders – mal abgesehen davon, dass er als Handball-Verrückter natürlich lieber alle 24 Partien mitgemacht hätte. Moral, Einstellung und Teamgeist bei den Adlern lassen die Verantwortlichen unter dem Strich schon jetzt mit einiger Zuversicht an die Serie 2022/2023 denken. Das wiederum hat darüber hinaus mit zwei Neuzugängen zu tun: Vom VfB Homberg, der sich aus der Oberliga zurückzieht und auf Kreisebene weitermacht, kommt Rückraumspieler Joshua Rippelmeier (25) und vom Regionalligisten Interaktiv.Handball in Simon Ciupinski (33) ein extrem erfahrener Regisseur, der zudem Leidenschaft für den Handball und Spielfreude mitbringt. Ganz klar: Die Adler haben sich nicht verstärkt, um wieder 15 Punkte hinter der Spitze über die Ziellinie zu kommen. „Wir sind darauf aus, aufzusteigen“, gibt Bartmann zu. Die Einschränkung folgt direkt, damit keine Missverständnisse entstehen: „In ein bis zwei Jahren.“ Auf Dauer soll es demnach tatsächlich der Sprung in die 4. Liga sein. 

In die vor drei Wochen beendete Saison waren die Krefelder mit einem 13er-Kader gegangen. Zwei Abgänge noch in der Hinrunde waren allerdings Marko Markotic, der sich anschließend dem Oberliga-Konkurrenten TV Geistenbeck anschloss, und Sam Schäfer, der zu Interaktiv.Handball zurückkehrte. Dass die Adler nicht ganz vorne würden mitmischen können, stand dann bereits nach dem vierten Spieltag am 9. Oktober 2021 fest – aufgrund klarer Niederlagen bei Unitas Haan (29:41), bei Borussia Mönchengladbach (14:33) und gegen den Bergischen HC II (26:31). Auf der anderen Seite gelang Timoftes Mannschaft in der Rückrunde gegen die Borussia mit einem 35:29 das aus Krefelder Sicht spektakulärste Ergebnis der gesamten Saison – und dieser Erfolg war einer der Gründe dafür, dass später der BHC den Aufstieg schaffte – und nicht Mönchengladbach. Besonders Bartmann wird den Sieg über die Borussia nicht ganz so schnell vergessen: Ungewöhnlich sah weniger aus, dass er mit elf Toren der beste Werfer der Mannschaft war, sondern sein Aushilfsdienst im Rückraum. Auch dort stellte er offensichtlich ein Buch mit sieben Siegeln für den Gegner dar. Weil Matthias Meurer gleichzeitig immerhin neun Mal traf, kassierte Mönchengladbach an diesem Abend im Grunde 20 Kreisläufertore – was ein Rekord für die Ewigkeit sein dürfte.

Bartmann und Meurer waren am Ende mit 109 und 106 Toren über die gesamte Saison gesehen ebenfalls die besten Werfer der Königshofer – wobei der Kapitän nur 15 Spiele absolvierte und mit 7,27 Treffern pro Partie sogar den stärksten Wert aller Oberligaspieler erreichte. Dass Bartmann aufgrund seiner Verletzung wahrscheinlich der persönlichen Titel des Top-Torjägers entging, macht ihm im Übrigen kaum etwas aus – weil er von Grund auf ein echter Teamplayer ist und das Fortkommen des großen Ganzen für wichtiger hält: „Es war schön, von außen zu sehen, dass die Mannschaft ohne mich eine Riesen-Entwicklung genommen hat. Das ist super.“ Ähnlich begeistert ist Bartmann darüber, dass den Adlern die Verpflichtung von Simon Ciupinski gelang – der nicht gekommen ist, um seine Karriere allmählich ausklingen zu lassen, sondern ein weiterer wertvoller Anker auf dem Weg in eine erfolgreiche Zukunft sein soll. „Simon ist Gold wert für uns“, sagt Bartmann. Seine feste Überzeugung: Nicht nur Mittelmann Tim Legermann wird durch Ciupinski den nächsten Schritt nach vorne tun.

Parallel dazu stärken die Adler auch die zweite Mannschaft, die für die kommende Saison in der Verbandsliga noch mehr der passende Unterbau für die Erste und ein Sprungbrett dorthin sein soll. Denn eins bleibt für Bartmann trotz verbesserter finanzieller Ausstattung klar: „Wir sind nicht auf Rosen gebettet.“ Das schließt nicht aus, zum richtigen Zeitpunkt die eine oder andere weitere Verstärkung ins Auge zu fassen – und auch für die bevorstehende Saison ist zurzeit eine letzte Position frei, die allerdings relativ bald besetzt sein soll. Relativ bald starten die Adler dann auch in die Vorbereitung auf die neue Saison, denn bereits am Ende dieser Woche geht es mit Handball in der Halle los. Anschließend legt Königshof über den Juli eine Pause ein, ehe die heiße und intensive Phase vor dem Meisterschaftsstart beginnt. Weil der Verband den Auftakt auf den 3./4. September festgelegt hat, wartet auf Team und Trainer ein insgesamt anspruchsvolles Programm. Erstaunlich: Irgendwie machen die Adler schon jetzt den Eindruck, dass sie es kaum erwarten können, ihrer Leidenschaft nachzugehen. Das gilt natürlich auch für Sebastian Bartmann, der nach seiner Teilzeit-Arbeit von 2021/2022 heiß aufs Comeback ist. Was für ihn auf jeden Fall feststeht: „Wir haben einen tollen Kader.“ Das ist dann ebenfalls eine Form des Glücks. Und nach Parkstellung oder kleinerem Gang hört es sich wirklich nicht an.