2. Bundesliga
Von Dormagen bis Essen: Im Zeichen des Abschieds
Beim TSV Bayer gehen die Retter-Trainer Peer Pütz und David Röhrig von Bord. Jamal Naji wechselt von TuSEM zum Bergischen HC. Meister Gummersbach will die perfekte Heimbilanz ins Ziel bringen.

Ein letztes Mal noch: Janko Bozovic verlässt das Oberbergische nach drei Jahren beim VfL Gummersbach. Bisher hat er in dieser Saison 163 Treffer erzielt – einige mehr als 2020/221 (145) und deutlich mehr als in der verkürzten Saison 2019/2020 (94), die damals nur aus 24 Spieltagen bestand. (Foto: Herbert Mölleken)

Es ist der letzte Spieltag einer langen Saison und vordergründig geht es um nicht mehr besonders viel. Der VfL Gummersbach? Steht seit einigen Wochen als Meister und Rückkehrer in die 1. Bundesliga fest. Das Team von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson könnte sich innerlich schon auf die Duelle mit den Großen der Branche wie THW Kiel, SG Flensburg-Handewitt oder Rhein-Neckar-Löwen einstimmen. TuSEM Essen? Der Bundesliga-Absteiger weiß seit geraumer Zeit, dass es für einen Platz ganz oben nicht reicht und die Mannschaft von Trainer Jamal Naji wird vermutlich am unteren Ende der ersten Tabellenhälfte über die Ziellinie gehen. Der TSV Bayer Dormagen? Konnte sich am vergangenen Wochenende den Klassenerhalt sichern und dadurch einen gewaltigen Ballast abwerfen, nachdem in den vergangenen Monaten die Abstiegsgefahr einen Stammplatz im Sportcenter hatte. Was alle drei eint: Die Zeichen stehen auf Abschied. Und deswegen ist das Finale der Saison 2021/2022 für jeden auf eine eigene Art trotzdem was Besonderes.

Dormagen verabschiedet nicht nur Spieler wie Tim Mast (Essen), Ante Grbavac (Interaktiv.Handball) oder Patryk Biernacki (zurück in die Heimat Polen), sondern auch die Trainer Peer Pütz und David Röhrig – was für beide ein ziemlich einschneidendes Ereignis ist. Pütz, bis zum Winter vor allem Co-Trainer des dann entlassenen Dusko Bilanovic sowie als B-Jugend-Trainer aktiv, führte die Dormagener gemeinsam mit Röhrig, parallel verantwortlich für die A-Jugend und die zweite Mannschaft (Oberliga), ans rettende Ufer. Dennoch war immer klar, dass sie den Verein nach dieser Saison verlassen. Für beide geht es mit einer spannenden Perspektive um den nächsten Schritt in ihrer beruflichen Laufbahn als Trainer: Pütz wird Co-Trainer beim Bergischen HC und Röhrig in der nächsten Saison als Chefcoach des Zweitligisten VfL Lübeck-Schwartau tätig sein. Natürlich wäre es das passende Geschenk, am Samstagabend gegen den TuS Ferndorf noch mal einen Heimsieg einzufahren. Das dürfte sich aber nicht ganz einfach gestalten, weil die Gäste im Kampf gegen den Abstieg dringend was Zählbares brauchen und vermutlich maximal hohen Einsatz zeigen. Also ist unter anderem entscheidend, ob und in welcher Größenordnung Dormagen ein paar irgendwo übrige Reserven anzuzapfen vermag. Der TuS und der TV Großwallstadt (beide 28:46 Punkte) ermitteln am letzten Spieltag im Fernduell den dritten Absteiger, während der TSV Bayer (16./31:43) eventuell auf Rang 14 klettern könnte.

Vor tiefgreifenden personellen Änderungen stehen sie in Essen – mit dem Weggang von Trainer Naji, der nach zwei Jahren bei TuSEM zum Bergischen HC wechselt, dort den langjährigen Cheftrainer Sebastian Hinze (zu den Rhein-Neckar Löwen) ablöst und dann zusammen mit Peer Pütz in der höchsten deutschen Klasse arbeiten wird. Im bisherigen Co-Trainer Michael Hegemann, der ein Intimkenner der Verhältnisse im Verein ist, steht der Naji-Nachfolger fest – nicht jedoch, wie genau die Essener die Abgänge unter anderem von Noah Beyer, Lucas Firnhaber, Viktor Glatthard, Dimitri Ignatow oder Lukas Becher in etwa gleichwertig kompensieren wollen. Allen Essenern dürfte unabhängig davon wichtig sein, dass es nicht beim aktuellen neunten Platz bleibt (39:35 Punkte). Eine Verbesserung wenigstens auf Rang sieben (HC Elbflorenz Dresden/41:33) könnte allerdings höchstens durch einen Sieg am Samstagabend beim gesicherten HC Empor Rostock gelingen (15./32:42). 

Meister Gummersbach verabschiedet eine Reihe von Stammkräften – wie Kapitän Timm Schneider, Janko Bozovic, Raul Santos oder Fynn Herzig. Das Ziel fürs Finale liegt dabei auf der Hand: Der VfL will gegen den HSC Coburg (Elfter/35:39) seine imponierende Bilanz in der Schwalbe-Arena von 36:0 auf 38:o Punkte ausbauen und eine perfekte Heimspiel-Saison in die Statistik der HBL überweisen. Die erfolgreichste Auswärtsmannschaft sind die Gummersbacher mit 24:14 Zählern ebenfalls und niemand hat annähernd so viele Tore erzielt – bisher 1189 (pro Partie 32,13). Logisch: Da muss es der Anspruch des Spitzenreiters sein, sich am Samstagabend mit einer überzeugenden Leistung zu verabschieden.