2. Bundesliga
Das Finale: Dormagen und Gummersbach mit Rekorden, Essen mit versöhnlichem Abschluss
TSV Bayer verliert mit 37:40 gegen Ferndorf, das trotzdem absteigt. VfL müht sich zum 29:27 über Coburg. TuSEM holt 29:26 in Rostock.

Wir sind dann mal weg: Die Trainer Peer Pütz (links), der als Co-Trainer zum Bergischen HC in die Bundesliga geht, und David Röhrig (rechts), der als Chefcoach den Zweitligisten VfL Lübeck-Schwartau übernimmt, verabschiedeten sich mit dem maximal möglichen Erfolg aus Dormagen. (Foto: Thomas Schmidt)

TSV Bayer Dormagen – TuS Ferndorf 37:40 (16:16). Es war erstens ein Abend der offenen Tür und zweitens einer aus der verkehrten Welt. Drittens konnten sich die Dormagener über die Niederlage zum Abschluss der langen und herausfordernden Saison nicht mehr richtig ärgern – während viertens beim Gegner wenig Freude über seinen Sieg aufkommen wollte. Dafür gab es auch eine ebenso einfache wie  bittere Erklärung aus Sicht des TuS: Dem Team von Trainer Robert Andersson fehlten im Fernduell mit dem TV Großwallstadt trotz allem sechs Tore zum Klassenerhalt: Bei jeweils 30:46 Punkten lag der TVG durch seine 1047:1074 Treffer (minus 27) doch vor den Ferndorfern, die bei 1034:1067 Toren (minus 33) landeten. Der TuS muss sich deshalb auf Rang 18 gemeinsam mit dem Vorletzten EHV Aue (26:50) und dem Schlusslicht TV Emsdetten (23:53) in die 3. Liga verabschieden. Der TSV Bayer auf Platz 16 (31:45) und eben Großwallstadt spielen auch in der kommenden Saison in der 2. Bundesliga.

Dormagen nahm die finale Aufgabe von Beginn an durchaus ernst, um sich angesichts feststehender Rettung gar nicht erst dem Vorwurf von Lustlosigkeit oder zu wenig Einsatz auszusetzen. Nach dem 0:1 (2.), 1:2 (5.) und 2:3 (6.) legten die Gastgeber ab dem 4:3 (8.) immer wieder vor – und leidenschaftlich kämpfende Ferndorfer blieben immer wieder dran. Ab dem 20:20 (37.) begann sich die Waage dann zunehmend auf die Seite der Gäste zu neigen, die mit dem 25:21 (40.) wegzuziehen schienen. Dormagen aber konnte sich noch einmal zu einer passenden Antwort aufraffen – 26:27 (46.). Nach dem 28:32 (51.) erzielte die Mannschaft des Trainerteams Peer Pütz/David Röhrig in den letzten neun Minuten erstaunliche neun Treffer und landete deshalb insgesamt bei 37 erzielten Toren – ein neuer Rekord des schwächsten Angriffs in der Liga (974 Treffer) für die abgelaufene Serie. Ebenfalls verblüffend: Ohne die 40 Gegentreffer (insgesamt 1016) zum Abschluss wäre der TSV Bayer mit der besten Abwehr aus der Saison gegangen (nun HSG Nordhorn-Lingen/1013). Es war eine verkehrte Welt – und den Dormagenern bei der sich anschließenden Abschlussfeier total gleichgültig.

TSV Bayer Dormagen: Juzbasic, Simonsen (2) – Karvatski (4/2), Meuser (5), Leitz (1), Senden (7), Biernacki, I. Hüter (1), Reimer (4/1), Grgic (7), Zurga (1), P. Hüter (1), Johannmeyer, Grbavac (1), Seesing (2), Mast (1).

 

VfL Gummersbach – HSC Coburg 29:27 (16:12). Der Meister wankte vorübergehend wie selten zuvor in der Schwalbe-Arena, aber er fiel nicht. Und weil die Mannschaft von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson die ziemlich kritische Phase in der zweiten Halbzeit überstand, gingen hinterher zwei weitere Punkte aufs makellose Konto für die Heimspiele: Mit 38:0 Zählern nach 19 Auftritten setzte der Erstliga-Aufsteiger einen Rekordwert, zu dem die 1218:1036 Tore (plus 182) perfekt passten. Alleine diese Zahlen drücken die Überlegenheit des Tabellenführers aus – und bereits der Mit-Aufsteiger ASV Hamm-Westfalen auf Platz zwei (49:27 Punkte/Torverhältnis plus 36) konnte nicht annähernd mithalten. 

Mit dem 6:2 (6.) lief für den Favoriten zunächst alles nach Plan, ehe Bundesliga-Absteiger Coburg zum 6:6 (11.) ausglich – was Gummersbach mit dem 12:8 (20.) und etwas später mit dem 15:11 (26.) beantwortete. In der zweiten Halbzeit schien der VfL beim 20:15 (36.) auf einen stressfreien Abend zuzusteuern, doch Coburg kam übers 22:22 (46.) wieder zurück in die Partie und die Hausherren gerieten sogar in Rückstand – 24:25 (50.). Nach einer Energieleistung zum 27:25 (56.) fiel die Entscheidung in der letzten Minute, als der scheidende Kapitän Timm Schneider (zum TV Hüttenberg) genau 20 Sekunden vor der Schluss-Sirene zum 29:27-Endstand traf.

VfL Gummersbach: Nagy, Ivanisevic – Fanger, Vidarsson (3), Köster, Blohme (5), Hermann (1), Schneider (2), Herzig (5), Pregler, Dzialakiewicz (1), Santos (5), Kiesler, Stüber, Zeman (3), Bozovic (4/1).

HC Empor Rostock – TuSEM Essen 23:26 (12:13). Die Essener brachten die Saison mit der erfolgreichen Auswärtsfahrt an die Ostsee noch zu einem versöhnlichen Abschluss und bescherten ihrem scheidenden Trainer Jamal Naji in dessen letzten Partie für TuSEM somit einen gelungenen Ausstand. Ob die Platzierung in der Abschluss-Tabelle beim Bundesliga-Absteiger besondere Begeisterung auslöst, ist eine andere Frage. Der TuSEM beendet die Spielzeit als Achter in einer Gruppe von vier Teams mit jeweils 41:35 Punkten. Mit ein wenig mehr Konstanz wäre es wohl möglich gewesen, länger im Kampf um den Aufstieg mitzumischen, aus dem sich nach 38 Runden der einsame Meister VfL Gummersbach (62:14 Zähler) und der ASV Hamm-Westfalen (49:27) zur neuen Saison in die 1. Bundesliga verabschieden.

Eloy Morante Maldonado eröffnete die Begegnung mit zwei Siebenmetern zum 2:0 (1./3.) und im Anschluss lagen die Gäste bis zur Pause immer vorne. Über das 6:3 (11.) und 8:4 (15.) lief für Najis Team erst einmal alles nach Plan, doch die Rostocker hatten bis hierhin nicht vor, sich bei ihrem letzten Auftritt vor einem lautstarken Heimpublikum zu früh geschlagen zu geben. Beim 11:10 (24.) war der Essener Vorsprung wieder zusammengeschmolzen und kurz vor der Pause kam es für den TuSEM richtig hart: Nach den Zeitstrafen gegen Tim Rozman und Jonas Ellwanger (beide 29.) mussten die Gäste die letzten Sekunden vor der Pause bereits in doppelter Unterzahl absolvieren. Der HC nutzte die Chance, um auf 12:13 zu verkürzen (30.). Der letzte Essener Angriff wurde per Foul gestoppt, sodass es bei abgelaufener Uhr einen direkt auszuführenden Freiwurf gab. Lucas Firnhaber hätte den Ball möglicherweise besser einfach fallen lassen, denn sein folgender Versuch landete im Gesicht eines Rostocker Deckungsspielers. Die Schiedsrichter hatten kaum eine andere Wahl, als dem Essener Rückraumspieler die Rote Karte zu zeigen.

TuSEM Essen: Fuchs, Bliß – Ellwanger (1), Rozman (1), Glatthard (1), Dangers (2), Homscheid, Becher (4), Ignatow (5), Szczesny (2), Müller (2), Firnhaber, Seidel, Morante Maldonado (3/2), Klingler (5/4).