12. August 2022 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Nachdem bereits im Juni sechs lockere Trainingseinheiten auf dem Programm gestanden hatten, ging es nun richtig los: Der BTB Aachen ist Ende Juli in die Vorbereitung auf die nächste Saison gestartet. Simon Breuer, der neue Mann auf der Trainerbank der Aachener, begrüßte seine Mannschaft offiziell und trat damit die Nachfolge des viele Jahre für den BTB tätigen Martin Becker an. Gänzlich neu im Verein ist Breuer dabei keineswegs: Er bekleidete zuletzt schon das Amt des Sportlichen Leiters, nachdem er seine aktive Karriere in Aachen 2021 beendet hatte. Breuer verbrachte seine Jugend beim BTB und machte anschließend im Seniorenbereich bis zum Jahr 2007 den Aufstieg in die Regionalliga mit. Dann zog es ihn Richtung TV Korschenbroich, wo er als Mittelmann Erfahrungen in 2. Bundesliga sammelte. Nach weiteren Stationen beim TuS Ferndorf (2. Bundesliga, 3. Liga) und als Spielertrainer bei der damaligen SG Ratingen (3. Liga, Regionalliga/heute Interaktiv.Handball) fand Breuer 2018 wieder den Weg nach Hause zum BTB Aachen.
Ursprünglich war hier sein Plan, mit dem Handball etwas kürzerzutreten. In der Funktion des Sportlichen Leiters ging es eher um organisatorische Themen – und die Gestaltung der Tätigkeit war freier. Doch als sich dann herauskristallisierte, dass für die Regionalliga 2022/2023 ein neuer Trainer zu suchen sei, war Breuer schnell im Gespräch – weil sich die Trainersuche ansonsten aufgrund der besonderen geographischen Lage Aachens schwierig gestaltete (Mehrkosten mit weiten Anreisen). Nun sind beim BTB allerdings alle überaus zufrieden mit der internen Lösung. Breuer betreut im Übrigen zusätzlich die Jugendmannschaft, in der sein Sohn spielt, und klar war deshalb, dass die höhere Belastung innerhalb der Familie abgesprochen werden musste. „Wir werden ein Jahr schauen, wie es läuft, doch die Lust darauf überwiegt“, sagt Breuer. Rein sportlich hat der BTB-Coach ein realistisches Ziel: „Einen komplett neuen Aufbau wird es nicht geben.“ Zuerst geht es ihm darum, dass die Mannschaft nach der komplizierten Corona-Saison 2021/2022 ihren Rhythmus findet. Handballerisch will Breuer viel Wert auf kleine Details und auf Genauigkeit legen. Der Plan: Aachen soll variantenreicher und mit Tempo spielen. Gerade die Regeländerungen zur kommenden Saison rund um den Anwurf sollten den Aachenern bei dieser Idee wohl in die Karten spielen. „Wir haben einen gut zusammengewachsenen Haufen“, findet Breuer. Dies werde dabei helfen, die Abgänge zu kompensieren und die Zugänge zu integrieren.
Neben Torhüter Peer Dosch (Karriereende) stehen Regisseur Aaron Ernst (wechselt zu seinem Heimatverein Birkesdorfer TV) und Tim Quetting (Longericher SC) dem BTB nicht mehr zur Verfügung. Dass Ernst mit seiner spektakulären Spielweise und seiner Spielleitung schwer zu ersetzen ist, wissen die Aachener – und sie sind auf der Suche nach einer Lösung für die freie Stelle auf dieser Position beim Drittligisten HSG Krefeld Niederrhein fündig geworden. In Tim Schnalle (22) kommt ein junger und entwicklungsfähiger Spieler mit viel Potenzial zurück nach Aachen. Schnalle war 2021 von Schwarz-Rot Aachen zu den Eagles gewechselt und kennt sich in der Region bestens aus. Breuer macht dem Neuen aber keinen Druck: „Er soll erst einmal in einen Spielrhythmus finden.“ Schnalle bekam in Krefeld nicht die erhofften Einsatzzeiten – was sich beim BTB definitiv ändern wird, denn er soll eine tragende Rolle einnehmen. Ein weiterer Zugang ist im Grunde keiner Neuer, sondern eher ein alter Bekannter: Vom Lokalrivalen und Ligakonkurrenten HC Weiden kehrt Simon Bock zurück. Der wurfgewaltige Linkshänder wird Breuers Team im rechten Rückraum verstärken. Ebenfalls aus der Region stammt der dritte Neuzugang: Von Schwarz-Rot Aachen wechselt Jonas Korsten zu den Bandits. In der Vorbereitung sollen zudem drei bis vier Spieler aus der zweiten Mannschaft sowie der A-Jugend zum hinzustoßen und die Chance bekommen, sich für den Regionalliga-Kader zu empfehlen.
Für die kommende Saison möchte Breuer keine genaue Prognose abgeben: „Wir wollen uns möglichst schnell einen guten Platz erarbeiten und dann schauen wir, wie es läuft.“ Gerade aufgrund der Unwägbarkeiten der vergangenen Saison ist der neue Coach lieber vorsichtig – und trotzdem sieht er die Möglichkeit, rasch ins gesicherte Mittelfeld zu gelangen. „Wenn man gewinnt, ist es leichter, in die Saison zu starten. Das hängt jedoch von den ersten zwei, drei Spielen ab“, findet Breuer. Der Startschuss soll für die Aachener am 3. September beim HSV Gräfrath/Donezk erfolgen – also mit einer Partie, die nicht in die Wertung für die Saison eingeht. Es folgen die Aufgaben gegen den OSC Rheinhausen (10. September) und bei der SG Langenfeld (16. September), die in der Abschlusstabelle der vergangenen Serie hinter den Aachenern standen (Zehnter/21:31 Punkte).
Der BTB Aachen hat sich einiges an Erfahrung und Potenzial dazugeholt – sowohl auf dem Feld als auch daneben. Innerhalb der Mannschaft gibt es nicht viele Änderungen und die Neuzugänge sind keine Unbekannten in der Region und im Team, sodass die Integration problemlos gelingen dürfte. Breuer will das Rad nicht neu erfinden, aber seine Ideen umsetzen und dem Verein den nächsten Schritt in seiner Entwicklung zu ermöglichen. Ein Kernpunkt auf diesem Weg: Die Aachener müssen Konstanz in ihre Leistungen bringen – was 2021/2022 wegen der Pandemie und vieler Verletzungen kaum möglich war. Ihr Potenzial zeigte die Mannschaft damals gerade in der ersten Saisonhälfte, als sie sechs der ersten sieben Spiele gewann und unter anderem den späteren Dritten TV Korschenbroich bezwang (24:19). Besonders beachtlich war kurz vor dem Saisonende auch das Unentschieden (27:27) gegen den Vizemeister Interaktiv.Handball. Gelingt es Breuer, dieses Leistungsvermögen über eine ganze Saison hinweg aus der Mannschaft herauszuholen, werden die Aachener regelmäßig dem einen oder andern Favoriten ein Bein stellen.