Oberliga Mittelrhein
Derby, Drama, Dämpfer – und Weiden erster Tabellenführer
Der erste Spieltag bot vor allem knappe Partien, nur der HC II und der MTV Köln feierten klare Erfolge. Die HBD Löwen Oberberg bekamen kein spielfähiges Team zusammen und mussten die Punkte beim TV Birkesdorf kampflos abgeben.

Volldampf: Philipp Krefting (beim Wurf) steuerte für die HSG Siebengebirge sechs Treffer zum Auftakt-Erfolg gegen den Pulheimer SC bei. (Foto: Thomas Schmidt)

Eine lange Anlaufzeit braucht diese Saison nicht und irgendwie ist es fast so, als hätte es die drei Monate Pause zwischen den beiden Spielzeiten in der Oberliga Mittelrhein gar nicht gegeben. Bereits das erste Pflichtspiel-Wochenende der neuen Saison bot wieder Kampf, Spannung und Stoff für Diskussionen. Erster Tabellenführer der Runde 2022/2023 ist dabei der HC Weiden II, der beim Aufsteiger Stolberger SV im Nachbarschaftsduell am Ende deutlich mit 30:22 die Oberhand behielt. Die Mannschaft von Trainer Phillip Havers konnte sich bereits in der ersten Halbzeit mal mit 14:9 (28.) absetzen, doch die Hausherren gaben nicht auf und waren beim 15:16 (40.) wieder auf einen Treffer dran. Der HC konterte aber mit sieben schnellen Toren in Serie zum 23:15 (46.), das bereits die Entscheidung bedeutete. „Die Niederlage fällt für mich drei bis vier Tore zu hoch aus, da wir über weite Strecken des Spiels ebenbürtig waren. Wir haben uns das Leben in den entscheidenden Phasen selber schwer gemacht“, fand Stolbergs Betreuer Frank Jansen. Weidens Coach Havers war dagegen zufrieden: „Am Ende war der Sieg ungefährdet und durch unsere gute Deckungsarbeit auch verdient. Gegen den Aufsteiger war das ein wichtiger Sieg zum Auftakt, der für die kommende Aufgabe gegen Siebengebirge Selbstvertrauen gibt.“

Wenn Weiden am kommenden Samstag gegen die HSG Siebengebirge antritt, ist das fast schon ein erstes Spitzenspiel. Der Regionalliga-Absteiger gilt ohnehin als ein Kandidat fürs Titelrennen und löste nun zum Auftakt seine Aufgabe gegen den ebenfalls relativ hoch gehandelten Pulheimer SC erfolgreich. Beim 30:28 fand die HSG gut in die Partie und verpasste es sogar, sich weiter abzusetzen als zum 14:10 (23.) oder 18:14 (30.). So kämpften sich die Gäste nach der Pause zurück und kamen zum 20:21-Anschluss (41.). In der Schlussphase bedeutete ein 5:2-Lauf von Siebengebirge vom 24:22 (48.) zum 29:24 (54.) dann die Entscheidung. „Ich denke, dass wir gerade in der ersten Halbzeit eine sehr, sehr gute Leistung abgerufen haben. Die zweite Halbzeit ist eher ein sehr umkämpftes Spiel. Im Großen und Ganzen bringen wir es verdient nach Hause. Es war ein sehr überzeugender Auftakt meiner Mannschaft“, meinte HSG-Trainer Lars Degenhardt. Sein Pulheimer Kollege Kelvin Tacke war erwartungsgemäß weniger begeistert: „In der ersten Halbzeit waren wir teilweise zu undiszipliniert in der Abwehr und haben einfache Tore zugelassen. Die zweite Hälfte gewinnen wir zwar, weil wir besser decken und einen starken Torhüter haben, aber im Angriff hatten wir viel zu viele Fehlwürfe.“

Ebenfalls einen Auftakt nach Maß erwischte der MTV Köln, der im Derby bei Fortuna Köln schon beim 15:7 (28.) auf die Siegerstraße einbog, beim 22:12 (46.) erstmals mit zehn Treffern führte und am Ende ungefährdet mit 27:20 gewann. MTV-Trainer Moritz Adam war entsprechend zufrieden: „Wir haben vor allen Dingen in der ersten Hälfte ein sehr gutes Spiel in der Deckung gemacht. Es war ein guter Saisonstart, aber wir wissen auch, dass noch einiges zu tun ist, um in den richtigen Flow reinzukommen.“ Für die Fortuna war es dagegen ein gebrauchter Tag, was unter anderem an einigen personellen Ausfällen lag. „Wir haben uns definitiv deutlich mehr vorgenommen, aber es ist meiner Meinung nach auch schwer, dieses Spiel aufgrund der vielen Ausfälle einzuschätzen. Wir müssen uns jetzt schnell sammeln und mit deutlich mehr Spielern am Samstag in Aachen die ersten Punkte holen“, erklärte Roman Stabauer, Spieler und stellvertretender Abteilungsleiter. Wie man als Team eine schwierige personelle Situation meistert, demonstrierte ein paar Kilometer nördlich der ASV SR Aachen beim 20:20-Unentschieden als Gast des TuS 82 Opladen II. Die Aachener hatten ebenfalls nur einen kleinen Kader zur Verfügung, weil etwa einige Neuzugänge noch nicht spielberechtigt sind. Trotzdem erkämpfte sich der ASV in einem bis zum Schluss offenen Spiel einen Zähler. „Wir sind mega-happy darüber, dass wir bei so stark aufspielenden Opladenern einen Punkt entführen konnten. Wir sind als geschlossene Mannschaft aufgetreten, jeder hatte Bock, wir haben es richtig gefeiert und unser absoluter MVP heute war Torwart Max Vitz“, erklärte Aachens Trainer Cornelius Hesse. Das Lob für Keeper Vitz bestätigte Opladens Coach Philipp Jäger, der aber zugleich die Chancenverwertung seiner Mannschaft bemängelte: „Das ist ein kleiner Dämpfer, wir hatten uns definitiv zwei Punkte vorgenommen. Wir verwerfen 27 Bälle, davon fünf Siebenmeter. Da muss man fast froh sein, noch einen Punkt zu holen.“

Richtig glücklich mit dem Auftakt durfte auch „Rückkehrer“ TV Jahn Köln-Wahn sein, denn die Mannschaft von Trainer Thomas Radermacher kam beim TV Rheinbach in letzter Sekunde zu einem 20:19-Erfolg. In der engen Partie lagen mal die Gäste (38./14:12) und mal die Hausherren (48./17:15) vorne. In der Schlussphase deutete viel auf ein Unentschieden hin, nachdem Lukas Kazimierski dreieinhalb Minuten vor dem Ende den 19:19-Ausgleich für Rheinbach erzielt hatte und danach auf beiden Seiten nicht mehr viel klappte. Mit dem allerletzten Versuch erzielte Florian Rüll jedoch den Siegtreffer für die Kölner. Deren Coach Radermacher war vom Auftritt seiner Mannschaft sehr angetan: „Wir haben einen Riesenkampf gemacht, alle Mann. Das war von der Mentalität her unfassbar gut. Das freut mich sehr, das müssen wir noch 29 Mal zeigen.“ Zwei ganz unterschiedliche Halbzeiten erlebten die Zuschauer dagegen in Longerich beim Duell des LSC II gegen den TSV Bayer Dormagen II, das die Gäste am Ende mit 32:28 für sich entschieden. Die zweite Mannschaft des Zweitligisten agierte dabei mit einer offenen Deckung und spielerisch stark – und lag beim 19:11 zur Pause bereits deutlich vorne. Doch Longerich gab sich nicht geschlagen und kämpfte sich immerhin auf 21:25 (46.) heran. Für LSC-Coach Frederic Rudloff lag daher eine Wende in der Luft, die lediglich an ein oder zwei Szenen scheiterte: „Wir haben uns in der Halbzeit einiges vorgenommen, die Abwehr umgestellt und uns dann rangearbeitet. Wir kommen auch noch einmal ran. Aber dann sind es so Kleinigkeiten, die das Spiel entscheiden – und Dormagen bringt das Spiel über die Zielgerade. Die Jungs haben Moral bewiesen.“ Dormagens Trainer Martin Bauer war erleichtert, dass sein Team am Ende beide Punkte mit nach Hause nehmen konnte: „Wir können die erste Halbzeit klar für uns bespielen. Im zweiten Durchgang hat Longerich sehr stark aufgetrumpft und uns als junges Team mal vor die erste Herausforderung gestellt, was es heißt, mal Kontakt mit einer kämpfenden Herrenmannschaft zu haben.“

In die Gruppe der Gewinner des ersten Spieltags reiht sich darüberhinaus der TV Birkesdorf ein, der dafür allerdings keinen einzigen Treffer werfen musste. Die HBD Löwen Oberberg konnten die Partie in Düren wegen zu vieler personeller Ausfälle nicht bestreiten, sodass Birkesdorf die Punkte kampflos erhielt. Auf der Platte vervollständigten schließlich am Sonntagnachmittag der SSV Nümbrecht und Aufsteiger TV Palmersheim den Spieltag. Dabei zogen die Gäste knapp mit 28:30 den Kürzeren, obwohl die Partie bis zum 20:20 (41.) komplett auf Augenhöhe stattfand. Am Ende setzte sich die größere Abgeklärtheit der Hausherren in den entscheidenden Szenen durch. „Man merkt, in der Oberliga weht der Wind etwas anders, sowohl von der Körperlichkeit als auch von der Dynamik und vom Kopf her. In der zweiten Halbzeit haben wir einfach zu viel liegen lassen. Wir haben trotzdem eine mega Moral bewiesen und uns zu keinem Zeitpunkt aufgegeben“, fand TV-Trainer Peter Trimborn.

 

HSG Siebengebirge – Pulheimer SC 30:28 (18:14).

HSG Siebengebirge: Fischer, Löcher – Andrassy (2), Rietmann, Klosterhalfen (1), Hayer (1), Marcinkovic (6/2), Krefting (6/1), Koch (7), Picard, Gebel (2), Al-Zaidi, Sivanathan (5).

Pulheimer SC: O. Middell, T. Giesen – Heinen (3), Bartsch (3), Klueck (1), Zank, J. Giesen, Jäckel (6/4), Hampel (4), Bleckat (1), Zeyen, Geerkens (1), Mokris (5/2), T. Middell (4).

 

Fortuna Köln – MTV Köln 20:27 (8:15).

Fortuna Köln: Staat, Hoffmann – Surlemont, Peters (4), Künkele (1), Körling, Lammer (1), Lehmann (4), Stabauer (1/1), Kötzle (2), Gremmelspacher (7/3), Lessmann.

MTV Köln: Schmitz, Vieker – Bonstein (4), Kalisch (4/4), Hilbert (4), Herzhoff (1), Discher (1), Jebbink (3), Göddertz (2), König (4), Diederich, Becker (4), Ziegler.

 

TV Rheinbach – TV Jahn Köln-Wahn 19:20 (11:11).

TV Rheinbach: Thürnau, Czerwinski – T. Schwolow (7/5), Engel, Pohl, Eusterholz (2), L. Kazimierski (1), Schmitz (2), Hoffstadt (1), Klassen, Künkler (5), Wolff, J. Kazimierski (1).

TV Jahn Köln-Wahn: Jung, Rotscholl – Welter, Fromme, Jäger, Hantsch, Bröxkes (2), Schultz, Giacobbe (1), Buschmann (6), Lange (5/1), Rüll (4), Westmeier (1), Rastuttis (1/1).

 

Longericher SC II – TSV Bayer Dormagen II 28:32 (11:19).

Longericher SC II: Kromberg (1), Fischbach – Beckmann (4), Hipp, Quetting (1), Jäger (1), Duckert (5), Boeing (2), Vallbracht, Malolepszy (9/4), Gottlob (3), Keil, Hoffmann, Falkenreck (2).

TSV Bayer Dormagen II: Friedl, Broy – Pedack (2), Boehnert (6), Stein (4), Emmerich, Ostrowski (1), Träger (3), Seyb, M. Schmidt (1), J.-C. Schmidt (2), von Bülow (10/6), Pauli (1), Sondermann (2).

 

TuS 82 Opladen II – ASV SR Aachen 20:20 (12:13).

TuS 82 Opladen II: Trögel, Kümper – Preiss (1), Maurer, T. Meuser (1), Kreutzer (2), Graulich, Gerresheim (3), Völl (9/1), Schuster, Munkel (1), N. Meuser (1/1), Ißling (2).

ASV SR Aachen: Vitz, Schnitzler – M. Monteiro Pai (8), Durst (2), Bauer, Kuckelkorn (2), Schumacher (1), Signon, K. Monteiro Pai (1), Huckemann (4), Kurscheid (1/1), Böckenholt (1).

 

Stolberger SV – HC Weiden II 22:30 (10:14).

Stolberger SV: Keufgens, Schornstein – J. Frauenrath (9/1), M. Költer, Müllejans, Kilburg (4/3), Kleinhöfer (3), Lange (2), K. Frauenrath, Lozano (2), Steiner (1), Y. Költer (1), Reinold, Horres.

HC Weiden II: Keller, Reiter – Kemper (3), Moll (4/1), T. Lütz (2), K. Lütz (4), Xhonneux (4/2), Pieper (1), Kraus (1), Leonhardt (1), Akintunde (5), Havers (2), Signon (2), Zaube (1).

 

SSV Nümbrecht – TV Palmersheim 30:28 (16:15).

SSV Nümbrecht: Orth, Rydzewski – Opitz (4), Benger (4), Urbach (2), J. Lang (5), Meister (1), Schanz (4), Sonka, Deilmann (4/3), Dissmann (1), T. Lang (1), Donath (1), Söntgerath.

TV Palmersheim: Trimborn, M. Königshoven – Hensel (2), Fiedler, Winter, Schöller, Blesse, Lönenbach (8/1), Adolph (2), Schouren (6), Schneider (3), Maeser (3), Grevelding (1), L. Königshoven (3).

 

TV Birkesdorf – HBD Löwen Oberberg ausgefallen (Wertung für Birkesdorf)