31. August 2022 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Der VfL Gummersbach ist nach drei Jahren in der 2. Liga wieder in der Klasse angekommen, in die er seinem Selbstverständnis nach einfach gehört. Entsprechend groß war/ist die Euphorie rund um die Schwalbe-Arena, die dann wohl bei der Heimpremiere am 8. September gegen den Deutschen Meister SC Magdeburg aus allen Nähten platzen dürfte. Wie heiß alle im Oberbergischen auf die Duelle mit den ganz Großen der Branche sind, belegt ein Blick auf den Dauerkarten-Verkauf: Am Stichtag Dienstag (30. August) waren bereits 1622 Tickets abgesetzt – ein Rekord in der Gummersbacher Handball-Geschichte. Fast ernüchternd wirkte nun die Tatsache, dass sich der VfL im Bereich der Torhüter schon wieder Gedanken machen muss. Erst wollte/sollte Trainer Gudjon Valur Sigurdsson mit den Stamm-Keepern Tibor Ivanisevic und Martin Nagy sowie mit dem 17 Jahre jungen Norweger Oskar Knudsen als drittem Mann in die Saison gehen. Dann erlitt Nagy einen Mittelfußbruch – auf den der Verein mit der Verpflichtung des Schweden Fabian Norsten (22) reagierte. Jetzt sind die Torhüter erneut nur zu zweit, denn Knudsen zog sich bei einem Einsatz in der zweiten Mannschaft eine Augenverletzung zu (Netzhautriss mit Netzhaut-Ablösung). Der Nachwuchs-Keeper ist bereits erfolgreich operiert, wird allerdings voraussichtlich zwei bis drei Monate ausfallen.
Fürs Unternehmen Klassenerhalt, das eindeutige Saisonziel, müssen die Gummersbacher zwei Konkurrenten hinter sich lassen – was sie sich zweifellos zutrauen. Miro Schluroff (22), der aus Minden gekommene Rückraumspieler, schätzt die Dinge für den Start beim von Florian Kehrmann trainierten Vorjahres-Sechsten TBV Lemgo vermutlich richtig ein: „Ich erwarte einen Fight bis zur letzten Minute von beiden Teams.“ Dass Lemgo etwa in Rückraumspieler Jonathan Carlsbogard und Linksaußen Bjarki Mar Elisson wesentlich Stützen verloren und in erster Linie junge Kräfte dazugeholt hat, bedeutet für den VfL vor allem eins: Nichts. Dass Lemgo jetzt gerade in der ersten Qualifikationsrunde für die European League mit 39:34 gegen BM Logroño La Rioja aus Spanien gewann, zeigt eher: Da kommt am Donnerstag ab 19.05 Uhr was zu auf die Gummersbacher. Die von den Kapitänen Julian Köster (22) und Ellidi Vidarsson (23) geführte junge Mannschaft wird an ihre Leistungsgrenze gehen müssen – in Lemgo und in allen anderen Spielen bis zum Juni 2023.
Jamal Naji ist so lange noch gar nicht im Profi-Geschäft unterwegs. Ein Jahr mit TuSEM Essen in der obersten deutschen Klasse steht da in der Statistik, ein weiteres mit den Essenern in der 2. Liga. Er war allerdings Handballer mit Leidenschaft schon vorher in der Jugendarbeit beim TSV Bayer Dormagen oder als Spieler, Trainer und Jugendleiter beim heutigen Oberligisten HSG Siebengebirge. Nun ist es auf der einen Seite so, dass Naji mit seinen 36 Jahren durchaus weiß, dass er noch immer ein Lernender ist – und das wohl immer bleibt. Was er allerdings längst wie ein alter Hase und wie die Großen seiner Gilde beherrscht: Naji blockt selbst hartnäckige Fragen nach einem konkreten Ziel für die kommende Saison fast meisterhaft weg. Das ist jetzt nicht anders, da er sich als neuer Trainer des Bergischen HC und Nachfolger von Sebastian Hinze erneut im Haifischbecken Bundesliga behaupten muss. Klar: Die Vorbereitung sei überzeugend gewesen. „Wir gehen da mit einem guten Gefühl raus“, betont Naji. Ein mehr als gutes Gefühl verleiht ihm die Tatsache, dass als Co-Trainer Peer Pütz an Bord ist – in gemeinsamen Dormagener Zeiten zum Freund und Vertrauten geworden. Pütz‘ Expertise als Datenfreak und Handball-Fachmann (führte zuletzt die Dormagener als Chefcoach zum Klassenerhalt in der 2. Bundesliga) dürften die ideale Ergänzung sein und das Gespann Naji/Pütz die perfekte Lösung für den BHC.
Als Titelfavorit geht der BHC, Elfter in der Saison 2021/2022, sicher nicht ins Rennen. Um so sicherer ist trotz des Verzichts auf eine präzise Festlegung, dass sich der Klub im Rahmen seiner Mittel weiter in der höchste deutschen Klasse etablieren, also dort zu einer festen Größe werden will. „Wir starten jetzt am Sonntag gegen Minden, das wird eine sehr schwere Aufgabe“, betont Naji, „man weiß noch nicht genau, wo man selbst steht, man weiß noch nicht, wo der Gegner steht. Dennoch sind wir sehr selbstbewusst. Wir haben ganz klar das Ziel, dieses Spiel zu gewinnen.“ Verzichten muss er auf die verletzten Fabian Gutbrod und Csaba Szücs, generell zu ersetzen sind unter anderem der zu den Füchsen Berlin gewechselte Abwehrchef Max Darj und der zum THW Kiel abgewanderte Keeper Thomas Mrkva. In Peter Johannesson (vorher TBV Lemgo) fürs Tor und Djibril M’Bengue (FC Porto) für den rechten Rückraum konnte sich der BHC auf der anderen Seite aber passend verstärken. Insgesamt wird die Aufgabe bei GWD Minden definitiv Aufschluss darüber geben, wie viele Puzzleteile bereits am richtigen Platz liegen. Und natürlich wäre ein Erfolg über den Drittletzten der vergangenen Saison wichtig für den weiteren Verlauf der Serie.