3. Liga
Panther im Derby gegen Opladen: „Endlich wieder Adrenalin“
Die neue Saison legt direkt mit Volldampf und einem Duell unter Nachbarn los. Der auf jeden Fall sichere Platz zehn ist diesmal ein echtes Objekt der Begierde. Nur die HSG Krefeld will/muss deutlich höher hinaus.

Auf die Plätze, fertig, los: Nicht nur Trainer Marcel Mutz und die Panther brennen darauf, dass es losgeht. (Foto: Herbert Mölleken)

Das Alte ist wieder da. Endlich, wie nicht wenige finden. Nach dem an die Pandemie angepassten Modus aus der vergangenen Saison kehrt die 3. Liga zum gewohnten Prozedere zurück – mit einer normalen Hinrunde und einer ebenso normalen Rückrunde. Das bedeutet für die meisten Beteiligten: Die Herausforderungen werden steigen, weil jede Mannschaft zumindest 26 Spiele absolviert und damit wenigstens vier mehr als 2021/2022. Marcel Mutz, Trainer der Bergischen Panther, hat es kürzlich auf den Punkt gebracht: „Es wird für alle noch schwieriger. Die Leistungsdichte ist zusammengerückt und es gibt keinen, den du automatisch schlägst.“ Besonders die Panther werden wohl zusätzlich Kaltstart-Fähigkeiten benötigen – wie auch der TuS 82 Opladen. Beide können zunächst beobachten, was die Konkurrenz anstellt, ehe sie gemeinsam den ersten Spieltag beschließen: Am Sonntag um 17 Uhr ist Krimizeit in der Max-Siebold-Halle. Wenn es das Verkehrsmittel im Bergischen noch gäbe, wäre es ein „Straßenbahnderby“. Der Abend dürfte – wie immer bei Duellen dieser beiden Mannschaften – stimmungsvoll werden. Sportlich bedeutsam ist die Partie sowieso, weil sie als Richtungsanzeiger taugt.

Für die Panther geht es nach einer von den Ergebnissen her durchaus guten Vorbereitung im Jahr eins ohne Jens-Peter Reinarz zum Teil darum, sich neu zu erfinden – was durch die angespannte personelle Lage nicht einfacher wird. Neben länger verletzten Stützen wie Max Weiß und Simon Wolter fehlten Trainer Marcel Mutz zuletzt immer wieder weitere angeschlagene Kräfte. An der riesigen Freude auf den Start ändert das allerdings wenig: „Endlich wieder Wettkampf, endlich wieder Adrenalin, endlich geht es wieder um Punkte. Das erste Spiel ist ja auch ein bisschen Roulette, weil du nicht so genau weißt, wo du stehst. Opladen hat sich punktuell und in der Breite hochwertig verstärkt. Sie spielen einen wunderbaren Ball. Ich halte viel von der Mannschaft und glaube, dass sie im gesicherten oberen Drittel landen wird. Da haben wir direkt eine sehr hohe Aufgabe zu bewältigen, aber wir werden alles dafür tun, das erfolgreich für uns zu gestalten. Das wird sicher spannend.“ Das Ziel der Panther ist zunächst klar definiert: Sie wollen Zehnter werden.

Dafür gibt es einen guten Grund, denn die Durchführungsbestimmungen sehen in der aus 14 Teams bestehenden Gruppe West vier feste Absteiger vor – möglicherweise mit einer kleinen Hintertür über den elften Platz. Deshalb legt sich auch Trainer Fabrice Voigt für den TuS 82 Opladen fest: „Unser Ziel muss es sein, unter die ersten zehn zu kommen. Wir gehen da mit viel Demut rein.“ Auf das gute Abschneiden über weite Strecken der vergangenen Saison haben sich die Opladener nie viel eingebildet – und sie wissen genau, dass sie sich für Vergangenes wenig kaufen können. Weil ausgerechnet in der wichtigen Phase der Vorbereitung unter anderem Spieler wie Jonas Leppich (vom Bergischen HC II gekommen), Fynn Johannmeyer (TSV Bayer Dormagen) und Julias Schroeder (Mecklenburger Stiere) eine Verletzung erlitten, macht sich nun die gesteigerte Breite des Kaders besonders bezahlt. „Wir sind gut aufgestellt“, findet Voigt, „und alle haben ja ihre Verletzten.“ In einem Derby mit den Panthern denkt ohnehin niemand auch nur eine Sekunde daran, wer denn wohl fehlt: Die auf der Platte werden auf beiden Seiten von der ersten Sekunde an Vollgas geben. Opladens Coach, der ebenso viel von den Panthern hält wie der Kollege Mutz vom TuS 82, sieht dem Auftakt gespannt entgegen: „Ich erwarte ein typisches erstes Spiel. Wir sind bereit, fit und heiß.“ 

Die Suche nach dem ganz großen Ober-Top-Favoriten ist schnell erledigt: Normalerweise führt am TV Emsdetten kein Weg vorbei, weil der Zweitliga-Absteiger über das Umfeld und das spielende Personal für den direkten Wieder-Aufstieg verfügt. Panther-Trainer Mutz sieht Emsdetten und die HSG Krefeld sogar in einer eigenen Liga – praktisch fest gebucht auf die zur Teilnahme an einer Aufstiegsrunde für die 2. Bundesliga berechtigenden Plätze eins und zwei. Davon mag Mark Schmetz, als Nachfolger von Maik Pallach der neue Trainer der Krefelder, in dieser Form wenig wissen: „So einfach wird das nicht. Das ist eine sehr starke Staffel.“ Weil der Kader durch die mit Schmetz von der SG Schalksmühle/Halver Dragons gekommenen Philipp Dommermuth und Christopher Klasmann zusätzlich verstärkt wurde, macht der 45 Jahre alte Niederländer natürlich trotzdem kein Geheimnis aus den Plänen der HSG: „Es ist unser Anspruch, dass wir die Aufstiegsrunde erreichen wollen.“ Dass in Maik Schneider, Steffen Hahn und dem vom VfL Eintracht Hagen verpflichteten Julian Athanassoglou zuletzt gleich drei Linkshänder nicht zur Verfügung standen, ändert am Saisonziel wenig. Und direkt beim Start stehen die Ambitionen der Eagles bereits auf dem Prüfstand: Die Ahlener SG kommt nach Krefeld – jener Kontrahent, den Schmetz wie den TuS Spenge oder den TuS 82 Opladen und den Longericher SC zum Kreis der besonders starken Widersacher rechnet.

Bereit: Tim Gentges will die aufgestiegenen Aldekerker als spielender Trainer zum Klassenerhalt führen. (Foto: Herbert Mölleken)

Für die Longericher und deren Trainer Chris Stark steht zumindest schon mal fest, dass die neue Serie spannend und herausfordernd wird: „Ich erwarte einen heißen Kampf mit dichtem Gedränge. Als Favorit gelten eindeutig Emsdetten mit einem Zweitligakader und die HSG Krefeld. Dahinter werden Spenge und Ahlen gehandelt. Auch Opladen, Schalksmühle, Bergische Panther, Hamm und Handball Lippe waren letztes Jahr allesamt in den ersten sechs ihrer Drittligastaffeln. Das sind also neben den zwei glasklaren Top-Favoriten sieben Mannschaften, die oben mitspielen können und wollen. Auch wir gehören zu diesem Kreis. Den Kreis der Mannschaften, die eine gute Rolle spielen können, kann man übrigens noch fortführen, denn Minden mit Spielern aus dem Bundesligakader, LIT mit hochkarätigen Neuzugängen sowie Aldekerk und Gladbeck als sehr gute Aufsteiger haben alle das Potenzial, Spiele zu gewinnen. Ich denke, dass unsere 3. Liga West die stärkste von allen Staffeln ist.“ In die Waagschale werfen will der LSC wieder die Stärke im Kollektiv, das in Daniel Koenen (Karriereende) jedoch einen festen Anker der vergangenen Jahre verloren hat. Fast ein Neuzugang ist Torhüter Valentin Inzenhofer nach dem vor fast genau einem Jahr erlittenen Kreuzbandriss, ein echter Neuer ist unter anderem Joscha Rinke (zuletzt TuS 82 Opladen). Wo die Longericher tatsächlich stehen, wird das Auftakt-Heimspiel gegen die Dragons aus Schalksmühle zeigen. Stark: „Wir sind dieses Jahr gut beraten, in kleinen Schritten zu denken. Wir werden Bestform zeigen müssen, um mit einem Erfolg zu starten.“

Aufsteiger TV Aldekerk weiß eins genau: Vermutlich wird er regelmäßig jene Leistungen abrufen müssen, die ihn in der vergangenen Saison zu den entscheidenden Siegen über den Vizemeister Interaktiv.Handball trugen. (Spieler-) Trainer Tim Gentges als Nachfolger von Nils Wallrath freut sich in erster Linie sehr auf das Abenteuer, das höchstwahrscheinlich einige aufregende Etappen bieten wird. „Wir wollen dafür sorgen, dass wir am Ende über dem Strich stehen“, erklärt Gentges, „wir werden lernen müssen, dass wir Spiele verlieren werden.“ Dass in David Hansen (zuletzt Oberhausen) ein Rückraumspieler mit reichlich Qualität und Erfahrung in der 2. Bundesliga die Aldekerker verstärkt, ist ein wichtiges Puzzleteil für die Mannschaft – als deren größte Stärke der Zusammenhalt gilt. „Wir freuen uns wie Bolle, 3. Liga spielen zu dürfen“, betont Tim Gentges, „der Spaß wird überwiegen. Jedes Spiel ist ein Spiel, das du genießen sollst.“ Eingeschlossen ist da die Start-Aufgabe gegen LIT 1912 II aus Ostwestfalen. LIT ist die Abkürzung für „Leistung im Team“ – was ja irgendwie auch auf die Aldekerker zutrifft. Leistung müssen allerdings alle zeigen und zwar möglichst oft eine gute bis sehr gute. Weil alle zusammengerückt sind, weil es keine garantierten Punkte gibt. Panther-Trainer Marcel Mutz dürfte da völlig richtig liegen.