03. September 2022 | Zurück zur Artikelübersicht » |
TV Korschenbroich – Interaktiv.Handball 24:25 (11:14). Sicher ist das keine Entscheidung im Kampf um die Meisterschaft. Aber das Duell der ernsthaftesten Kandidaten für den Aufstieg in die 3. Liga zur Eröffnung der neuen Saison war ein Wirkungstreffer – für beide Seiten. Der TVK, der für diese Serie offensiv die Meisterschaft als Ziel ausgegeben hat, musste feststellen, dass er vielleicht doch (noch) nicht so weit ist wie erhofft. Und die Ratinger, die erneut ihr vermutlich unerschütterliches Selbstbewusstsein demonstrierten? Sie nahmen zuerst mal die beiden wichtigen Zähler mit – und die Erkenntnis, dass diesmal sogar eine eher durchschnittliche Leistung für den Sieg beim größten Rivalen reichte. „Natürlich sind wir enttäuscht“, fand auf der anderen Seite Korschenbroichs neuer Trainer Gilbert Lansen, „wir hätten es lieber gehabt, mit zwei Punkten zu starten. Aber wir müssen die Kirche im Dorf lassen. Unser Gegner ist ja keine Laufkundschaft.“ Ratingens Routinier Alexander Oelze, jetzt der spielende Co-Trainer neben dem neuen Interaktiv-Coach Filip Lazarov, atmete hinterher vor allem tief durch: „Wir sind sehr, sehr froh, dass wir hier gewonnen haben. Das war grundsätzlich nicht das beste Spiel von beiden Mannschaften.“
In der ersten Viertelstunde sah es ganz danach aus, dass die Korschenbroicher in der gut gefüllten (und durchaus nicht ausverkauften) Waldsporthalle einen furiosen Freitagabend hinlegen würden. Leidenschaft, Tempo und Konsequenz stimmten, während behäbig wirkende Gäste zuerst überhaupt nicht stattfanden. Passend dazu: Beim Stande von 6:3 nahm Interaktiv eine Auszeit (11.), deren einziges Ergebnis eine Minute später das 7:3 (12.) der Hausherren durch Marcus Neven war. Weil sich Ratingens Keeper Denis Karic zunehmend steigerte und der TVK gegen die offensivere Deckung der Gäste zunehmend mehr Fehler produzierte, kippte die Angelegenheit langsam – 7:7 (17.), 9:7 (21.), 9:10 (25.), 10:11 (27.), 11:14 (30.). Dass die Gastgeber durch Mats Wolf mit dem per Kempa-Trick erzielten 1:1 (2.) sehr früh den schönsten Treffer des Spiels beigesteuert hatten, war hier längst in Vergessenheit geraten.
Die Sorgen des TVK kletterten mit dem Start in die zweite Halbzeit weiter in die Höhe – 11:15 (33.), 11:16 (35.). Übers 13:18 (38.) und 16:20 (43.) schien die Niederlage fast besiegelt zu sein, zumal den Korschenbroichern außer ein paar fast verzweifelt wirkenden Einzelaktionen offensichtlich keine Mittel zur Verfügung standen – was Lansen in der nächsten Auszeit (44.) zu ändern versuchte. Das Resultat konnte sich tatsächlich sehen lassen, weil der TVK noch einmal alles probierte und aus sich herausholte. Dafür wurde er durch fünf Treffer hintereinander, deren Zustandekommen Interaktiv über eine krass gestiegene Quote an Mängeln aller Art unterstützte, korrekt belohnt – als Neven mit dem 21:20 (50.) zum ersten Mal seit Langem die Korschenbroicher Führung herstellte und eine krimiähnliche Schlussphase eröffnete.
Ratingen wäre nicht Ratingen, wenn es deshalb die Nerven verloren hätte. Und so fiel prompt die Antwort mit dem 23:21 (51.) und 24:22 (55.) aus. Als Maximilian Eugler (55.) und David Biskamp (57.) mit seinem Wurf ins leere Tor gegen hier doppelt dezimierte Ratinger für den TVK zum 24:24 ausgeglichen hatten, war plötzlich trotzdem wieder jedes Ergebnis möglich – zumal der oft als Dauernörgler auftretende Interaktiv-Trainer Lazarov seiner Mannschaft 132 Sekunden vor Schluss nach der 25:24-Führung durch Stanko Sabljic wegen Meckerns eine weitere Zeitstrafe einbrockte. Der Ertrag für Korschenbroich: Chancen für Steffen Brinkhues (58.), Mats Wolf (59.) und David Biskamp (60.), aber kein Ausgleich. Kurz darauf feierten die Ratinger, als hätten sie gerade doch schon die Meisterschaft gewonnen, während die Korschenbroicher das Ganze etwas mühseliger verarbeiten mussten. „Wir verwerfen insgesamt viel zu viel“, stellte Lansen treffend fest, „es war ein bisschen Unvermögen dabei und gleichzeitig Pech, was Abpraller angeht. Dann verlieren wir mit einem und aus meiner Sicht zu Recht. Das war ein Spiel, das man auch gewinnen oder in dem man einen Punkt holen kann. Wir müssen das ein bisschen schlauer spielen.“
Ratingen hatte unter dem Strich sicher keine Geschwindigkeits-Vorteile, aber dafür vor allem im Rückraum deutlich mehr Wurfkraft. Die Achse aus Ante Grbavac, Oelze und Robert Markotic war immer dann besonders wirkungsvoll, wenn sie unbedrängt werfen durfte – was (zu) oft der Fall war. Dass die Partie später fast noch einmal gekippt wäre, nahm Oelze im Übrigen auf seine Kappe. „Diese blöden Fehler am Ende dürfen mir nicht passieren“, fand der 38-Jährige. Sein Trost stand auf der Anzeigetafel: „Diese Punkte nimmt uns keiner mehr.“ Das hört sich vor allem aus Sicht der Korschenbroicher ziemlich unromantisch an. Doch es stimmt – obwohl es längst keine Entscheidung im Kampf um die Meisterschaft ist.
TV Korschenbroich: Schoolmeesters, Krüger – Schiffmann (2), Bark, Biskamp (8/5), Eugler (3), Klause (1), Ingenpaß (2), Brinkhues (1), Wolf (1), Tobae (1), Neven (5), Brakelmann.
Interaktiv.Handball: Büttner, Karic – Grbavac (6), Markotic (5), Perschke, Claussen (1), Stock (1), Korbmacher, Oelze (3/1), Mensger (1), Nuic (5/2), Poschacher, Zeidler, Sabljic (3).