05. September 2022 | Zurück zur Artikelübersicht » |
GWD Minden – Bergischer HC 25:28 (14:15). Es war der erste Schritt, nur der erste Schritt auf dem langen Weg durch eine vermutlich wieder herausfordernde Saison. Trotzdem war der Sieg in Ostwestfalen-Lippe doppelt wertvoll – einmal für die Mannschaft als Ganzes und dann für den neuen Trainer Jamal Naji, der den Debüt-Erfolg nach seinem Wechsel vom Zweitligisten TuSEM Essen zum BHC sehr erleichtert zur Kenntnis nahm: „Es war ein Sieg in einer Halle mit einer sehr heißen Atmosphäre und deshalb sind wir wirklich glücklich über diese Punkte.“ Basis für den Sieg über ein Mindener Team, das in der vergangenen Saison auf Rang 16 soeben den Klassenerhalt geschafft hatte, wurde die starke Abwehr der Gäste – mit einem guten Keeper Christopher Rudeck dahinter, der über die 60 Minuten ein Drittel aller Mindener Würfe abwehren konnte. Ebenfalls ein wichtiger Faktor: Die Gäste hatten personell mehr Möglichkeiten als GWD-Trainer Frank Carstens, der den BHC-Erfolg auch anerkannte: „Glückwunsch zum Sieg. Beim 21:19 für uns waren wir schon auf Reserve unterwegs. Wir haben es leider nicht hinbekommen, den Druck hochzuhalten.“
Nach dem frühen 1:0 (1.) von Arnor Thor Gunnarsson machte der BHC aus dem 1:2 (5.) durch vier Treffer in Folge im Eilverfahren das 5:2 (8.), kassierte aber ebenso schnell vier Gegentore zum 5:6 (11.). Das 6:7 (13.) war dann in der komplett ausgeglichenen ersten Halbzeit der letzte Rückstand – 9:9 (18.), 12:12 (25.), 15:14 (30.). Mit dem 16:14 (31.) von Djibril M’Bengue gelang auch der Start in den zweiten Abschnitt, doch Minden fand vor allem über Niclas Pieczkowski noch einmal wirkungsvolle Antworten und drehte den Spieß zunächst zum eigenen 18:17 (36.) und 19:18 (40.) um. Beim 19:21 (45.) drohte Jamals Team plötzlich sogar eine Niederlage, die aber gut zehn Minuten darauf wieder vom Tisch war – 22:22 (50.), 26:22 (56.). Im Endspurt geriet der doppelte Punktgewinn dann nicht mehr in Gefahr.
Naji bemühte sich direkt um eine realistische Einordnung des Geschehens. „Ich finde, dass wir sehr lange sehr gut verteidigt und ihnen viele von ihren Möglichkeiten auch genommen haben. Wir haben noch Entwicklungs- und Steigerungspotenzial, was unser Angriffsspiel angeht“, urteilte der BHC-Coach, „da fand ich uns in vielen Phasen zu wild. Da haben wir es unter dem Druck nicht geschafft, uns die Würfe zu holen, die wir uns in der Vorbereitung noch geholt haben – wenngleich die Gegnerqualität da natürlich eine andere war. In Summe kann man zufrieden sein mit dem Auftakt.“ Besonders viel Zeit, an den erkannten Baustellen zu arbeiten, bleibt nun allerdings nicht. Denn bereits am Mittwochabend wartet in der Klingenhalle die nächste Aufgabe – und sie wird gegen den TSV Hannover-Burgdorf (zum Auftakt 25:22 gegen SC DHfK Leipzig) sicher nicht einfacher. Klar: Sollte der BHC erneut gewinnen, wären 4:0 Zähler fast ein Traumstart. Ganz nebenbei ließe sich die folgende und größte mögliche Hürde am Sonntag beim Rekordmeister THW Kiel deutlich entspannter angehen.
Bergischer HC: Rudeck (1), Johannesson . – Beyer (5), Persson (1), Schönningsen (1), Nothdurft (1), Weck, Gunnarsson (1), Blazejewciz (4), Fraatz, Babak, Arnesson (6/2), Bergner, Niolaisen (1), M’Bengue (2), Stutzke (5).
Auch der mit seinem 30:26 beim TBV Lemgo Lippe ebenfalls überzeugend in die neue Saison gestartete Aufsteiger VfL Gummersbach greift bei seiner Auswärts-Premiere nach der Rückkehr in die höchste deutsche Klasse ins oberste Regal – was fürs Team von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson am Donnerstag vielleicht sogar den Druck mindert. Gegen den Deutschen Meister SC Magdeburg gelten die Gummersbacher schließlich trotz aller Euphorie nach der Rückkehr in die Bundesliga als Außenseiter. Klar ist immerhin schon jetzt, dass die Partie in der Schwalbe-Arena alle Zutaten für ein Handball-Fest bietet. Magdeburg zeigte noch kürzlich beim Supercup in Düsseldorf beim packenden 33:36 gegen den Rekordmeister THW Kiel, warum es zu den Top-Adressen in Deutschland gehört. Das Team von Trainer Bennet Wiegert lebt in der Regel von Emotionen, höchstem Tempo und viel Spielwitz. Insgesamt wird der VfL mindestens an seine obere Leistungsgrenze gehen müssen, um Magdeburg zu bedrängen. Und in der Idealvorstellung würde es dann so laufen fürs Team von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson: Schalbe-Arena mit rund 4000 Zuschauern ausverkauft, Gala der Gastgeber und zwei weitere Punkte aufs Konto. Träumen ist ja durchaus erlaubt.