3. Liga
Top-Spiel für Longerich, Chance für Aldekerk und Opladen
LSC hat Respekt vor Hamm II. Aufsteiger TVA muss ohne Thomas Jentjens auskommen und Opladen ist froh über seinen breiten Kader. Dezimierte Panther wollen alles geben.

Abwehrversuch: Aldekerks Torhüter Paul Keutmann muss mit seiner Deckung um Jonas Mumme, Marcel Görden und Roman Grützner aller Voraussicht nach Schwerstarbeit leisten. (Foto: Herbert Mölleken)

Chance und Risiko liegen dicht beieinander, schon am zweiten Spieltag in der 3. Liga. Die einen müssen und werden bemüht sein, die Niederlagen vom Auftakt wettzumachen – entweder, um die eigenen Ansprüche zu erhalten, oder um die Gefahr zu bannen, dass sich ein Start mit 0:4 Punkten wie zusätzlicher Ballast über die Aufgaben in den kommenden Wochen legt. Zu den Verlierern gehören die Bergischen Panther nach dem 25:29 gegen den TuS 82 Opladen und  – besonders hart getroffen – die HSG Krefeld und nach dem 28:35 gegen die Ahlener SG. Die anderen, die Auftakt-Gewinner, könnten ihre Ausgangsposition festigen – die Opladener nach dem Sieg in Burscheid und der Longericher SC nach dem 30:25 über die SG Schalksmühle/Halver Dragons vielleicht eher mit dem Blick nach oben, der TV Aldekerk nach dem 30:27 über LIT 1912 II vor allem mit dem Blick in den Rückspiegel. Für den Aufsteiger geht es schließlich alleine um den Klassenerhalt – und darum, vier Mannschaften hinter sich zu lassen.

Die bittere Pille im Anschluss an den Sieg über LIT: Aldekerk muss langfristig auf seinen am Knie verletzten Rückraumspieler Thomas Jentjens verzichten, sodass auch die Aufgabe in Schalksmühle noch schwieriger wird als ohnehin. „Das ist trotz des kleinen Umbruchs eine Mannschaft, die mit enormer Qualität gespickt ist“, sagt der spielende TVA-Coach Tim Gentges, „sie spielen einen sehr schnellen Ball und sind sehr gut auf den Beinen. Da kommt ein richtiges Brett auf uns zu. Gegen Longerich hat es vor allem an der Chancenverwertung gehapert. Wir müssen und wir werden uns was einfallen lassen, damit wir dort bestehen können. Wir werden uns einen Plan zurechtlegen.“ Seine Vermutung, für die tatsächlich einiges spricht: „Wir werden wieder an unsere Leistungsgrenze gehen müssen, wenn nicht wieder darüber hinaus.“ Weil er Schalksmühle für „handball-verrückt“ hält, freut er sich mit seiner Mannschaft sowieso auf die Auswärts-Prüfung.

Obwohl der ASV Hamm-Westfalen II beim TV Emsdetten, dem Meisterschafts-Favoriten Nummer eins, mit dem 26:34 relativ deutlich den Kürzeren zog, hat Longerichs Trainer Chris Stark einigen Respekt vor dem Duell beim ASV: „Niko Bratzke ist wo etwas wie der Star der Mannschaft, er hat für Hamms Erste schon in der Bundesliga gespielt. Neben solchen jungen Spielern verfügt der ASV über einige erfahrene Spieler. Im Vergleich zu vielen anderen zweiten Mannschaften scheint es hier die Mischung zu machen. Das hat sie in der vergangenen Saison in ihrer Staffel auf Platz drei geführt.“ Weil die Longericher ihrerseits ebenfalls den dritten Rang in der Abschluss-Tabelle belegten, ist die Sache für Stark sogar ziemlich klar: „Wir wissen, welche Qualität auf uns zukommt. Wir gehen das als absolutes Top-Spiel an.“ Dass beim eigenen Team gegen Schalksmühle trotz des Sieges vor allem in Sachen Tempo und Chancenverwertung noch längst nicht alles optimal lief, bietet den passenden Raum für eine Steigerung – was in einem anderen Bereich nicht nötig zu sein scheint: „Feuer und Leidenschaft in der Mannschaft waren wunderbar.“ 

Das mit der Leidenschaft und dem vorhandenen Steigerungs-Potenzial durfte Opladens Coach Fabrice Voigt nach dem Sieg bei den Panthern ebenfalls feststellen – und ohne beide Tugenden wäre der Sieg im Bergischen wohl gar nicht möglich gewesen, weil sich richtig gute mit deutlich schwächeren Phasen abwechselten. Einiges spricht dafür, dass bei der Heimpremiere in der Saison 2022/2023 etwas mehr Konstanz nicht verkehrt wäre – weil in Handball Lippe II eine jener manchmal unberechenbaren zweiten Mannschaften in die Bielerthalle kommt. Eine wichtige Erkenntnis beim TuS 82 nach dem Start-Erfolg: Es macht sich bereits jetzt in einem frühen Stadium der Serie bezahlt, dass der Kader (noch) breiter aufgestellt ist. Eine andere: Der vom Bergischen HC mit einem Zweitspielrecht für die Opladener ausgestattete junge Keeper Louis Oberosler ist die erhoffte Verstärkung – wie seine Vorstellung am ersten Spieltag relativ eindrucksvoll zeigte. Sicher ist auf alle Fälle, dass auf die gesamte Abwehr des TuS 82 mit den Torhütern Jascha Schmidt und Oberosler reichlich Arbeit zukommt. Hamm gewann sein Saisondebüt gegen GWD Minden II mit 32:25 und es hatte im bereits in der Bundesliga eingesetzten Hark Hansen (zwölf Tore) einen überragenden Werfer. 

Falsche Sportart? Panther Simon Wolter (links) und Opladens Jan Jagieniak hatten im Derby beim Saisonstart offensichtlich keinerlei Angst vor direktem Körper- und Bodenkontakt. (Foto: Thomas Ellmann)

Bei den Panthern hat Trainer Marcel Mutz wenig Interesse daran, sich länger über die unverändert angespannte personelle Lage zu beklagen – weil das seiner Ansicht nach wenig bringt. Er konzentriert sich lieber auf die bevorstehende Partie bei LIT 1912 II. „Sie haben Spieler, die schon in der 2. Liga gespielt haben, sie sind also relativ erfahren und haben eine enorme Qualität“, findet Mutz, „wir werden alles dafür tun, um für zwei Punkte in Frage zu kommen. Ich hoffe, dass die Kräfte ausreichen werden, deswegen müssen wir die Belastung richtig steuern. Ich bin aber guter Dinge, dass wir unsere Chancenverwertung steigern. Das wird ein Duell auf Augenhöhe, das in beide Richtungen gehen kann. Wir freuen uns drauf und möchten gerne den ersten Punkt einfahren.“ Der wäre umso wertvoller, weil auf die Panther im Verlauf des Monats weitere schwierige Aufgaben warten – am 16. September gegen Schalksmühle, am 24. September beim ASV Hamm-Westfalen II und am 30. September gegen die Ahlener SG.

Die HSG Krefeld Niederrhein machte für die überraschend hohe 28:35-Pleite gegen Ahlen vor allem zwei Gründe aus: Torhüter Sven Kroker, der zwischen den Pfosten der Gäste erstklassig parierte, und die eigene mangelhafte Chancenverwertung. Nun bekommt die Mannschaft von Trainer Mark Schmetz im Spiel beim VfL Gladbeck direkt die Gelegenheit, es besser zu machen – und sie muss es auch besser machen, weil auf der Agenda in dieser Saison zunächst einer der beiden ersten Plätze und die Teilnahme an der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga steht. Für diesen Plan wäre ein Start mit 0:4 Punkten definitiv keine richtig gute Basis. Was die Prüfung beim VfL Gladbeck nicht einfacher macht: Der Aufsteiger musste mit dem in der Summe 27:33 beim TuS Spenge nach eigener Auffassung viel Lehrgeld bezahlen – und ist nun entschlossen, sich bei der Heimpremiere in der höheren Klasse so teuer wie möglich zu verkaufen. Schmetz, der sein Team penibel genau einzustellen pflegt, wird die Qualitäten des Kontrahenten kaum noch einmal besonders betonen müssen. Sonst wird die Chance auf einen Erfolg kleiner und das Risiko eines verkorksten Saisonstarts größer.