08. September 2022 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Bergischer HC – TSV Hannover-Burgdorf 22:23 (10:9). Eins stand am Ende jenseits der Suche nach den Ursachen ziemlich klar fest: Mit 22 erzielten Treffern ist es schwierig, sehr schwierig sogar, ein Handballspiel zu gewinnen – in jeder Liga und erst recht in der höchsten deutschen Klasse. Und weil es angesichts der dünnen Ausbeute fast logisch keine Punkte gab, verpasste das Team von Trainer Jamal Naji nach dem 28:25 vom ersten Spieltag bei GWD Minden für 2022/2023 den möglichen perfekten Saisonstart – der vor der Herkules-Aufgabe am Sonntag beim Rekordmeister THW Kiel zusätzlichen Schwung gebracht hätte. Die Kieler, die selbstredend wieder zum engen Kreis der Titelfavoriten gehören, erzielten in ihren beiden ersten Spielen 68 Treffer – 36:23 beim TVB Stuttgart, 32:22 beim SC DHfK Leipzig. Der BHC wird defensiv vermutlich dasselbe Niveau erreichen müssen, das ihm sein Trainer Jamal Naji nach dem Duell mit Hannover bescheinigte: „Beide Mannschaften haben wahnsinnig gut verteidigt. Beide haben die Ideen des Gegners in den Auftakthandlungen erfolgreich weggenommen. Wir haben über 60 Minuten das gleiche Deckungsniveau gehabt. Das ist positiv. Verteidigen gehört eben auch zum Handball.“ Dass die Hausherren trotzdem leer ausgingen, lag auf der anderen Seite an einer bisweilen viel zu hohen Fehlerquote – mit Ballverlusten, Fehlwürfen und Fehlpässen.
In den ersten sechs Minuten schien das gegnerische Tor für alle eine Art Sperrzone zu sein, ehe Frederik Ladefoged (7.) und Lukas Stutzke (8.) mit dem 2:0 für Begeisterung bei den meisten der offiziell 2031 Zuschauer in der Klingenhalle sorgten. Nachdem Hannover auf 3:4 (14.) verkürzt hatte, zeigte der BHC seine beste Phase – mit dem 5:3 (16.) von Tom Kare Nikolaisen, dem 6:3 (17.) von Linus Arnesson und dem 7:3 (18.) erneut von Nikolaisen. Die Hoffnung, dass die Gastgeber hier den Verteidigungs-Code der TSV geknackt haben würden, erwies sich allerdings als Trugschluss. Es war eher das Gegenteil der Fall: Bis zum 10:9 (30.) am Ende der ersten Halbzeit kamen mickrige drei Treffer hinzu – trotz durchaus vorhandener Chancen auf eine höhere Ausbeute. Pech war ebenfalls dabei: Beim Stande von 9:8 trafen Isak Persson (27.) und Simen Schönningsen (28.) jeweils den Pfosten.
Ab dem 10:10 (31.) direkt am Anfang der zweiten Halbzeit blieb Hannover, das Team des ehemaligen Bundestrainers Christian Prokop, immer dran – 11:11 (35.), 12:12 (41.), 13:13 (43.). Und spätestens mit dem 13:14 (43.) begann jene Phase, in der für den BHC eine Niederlage wahrscheinlicher wurde. Aus dem 15:17 (47.) und 16:18 (50.) machten Arnor Thor Gunnarsson (50.) und Stutzke (50.) zwar den 18:18-Ausgleich, aber die TSV fand in der entscheidenden Phase immer wieder die richtigen Antworten – vor allem im Spiel über den nun immer besser in Szene gesetzten Kreisläufer Ilija Brozovic. Seine Tore zum 20:18 (52.) und 22:20 (55.) trafen die Hausherren empfindlich und beim 20:23 (58.) durch Veit Mävers hatte der BHC im Angriff zuvor den Ball unnötig verloren. Es spricht für Najis Team, dass es in den letzten zweieinhalb Minuten erneut alles probierte und durch Gunnarsson verkürzte – 21:23 (58.), 22:23 (60.). Die restlichen 15 Sekunden überstand Hannover jedoch relativ sicher.
„Am Ende ist es schade, dass es nach drei Toren plus noch einmal unnötig eng wird, weil wir unsere Bälle wegwerfen“, stellte TSV-Trainer Prokop fest. Ebenfalls richtig: „Es war kein schönes Handballspiel.“ Kollege Naji blickte ein bisschen wehmütig für die erste Halbzeit zurück: „Da hätte sich Hannover nicht beschweren können, wenn wir nicht nur 7:3, sondern 10:4 führen. Da müssen wir aus unseren Chancen mehr Kapital schlagen.“ Unter dem Strich ergibt sich daraus, was ohnehin zu erwarten war: Die auf vielen Positionen veränderte BHC-Mannschaft braucht offensichtlich noch einige Zeit, bis alle Puzzleteile zuverlässig an die richtige Stelle fallen.
Bergischer HC: Rudeck, Johannesson – Beyer (4/2), Persson (2), Schönningsen (1), Nothdurft, Weck, Gunnarsson (4), Ladefoged (1), Fraatz, Babak (2), Arnesson (3/1), Bergner, Nikolaisen (2), M’Bengue, Stutzke (3).