3. Liga
Opladen und Aldekerk mit Genuss, LSC und Panther mit Sorgen
TuS 82 und TVA gehen mit 4:0 Punkten und Selbstvertrauen in die nächsten schwierigen Aufgaben. Andere suchen den Kontakt nach oben - wie die HSG Krefeld Niederrhein.

Suchende: Während Opladens Birger Dittmer (Mitte) hier nur gespannt verfolgt, ob sein Wurf wohl den Weg ins Tor finden wird, warten Bjarne Steinhaus (links) und Henning Padeken (rechts) mit den Panthern allgemein auf den ersten Erfolg. (Foto: Thomas Ellmann)

Der TuS Spenge auf Platz eins? Keine riesige Überraschung, weil nicht wenige dem Klub aus Ostwestfalen für diese Saison (wieder) eine Menge zu trauen. Der TV Emsdetten auf Platz drei? Wenn an der Position des Zweitliga-Absteigers überhaupt etwas überraschend sein könnte, dann die Tatsache, dass es nicht schon jetzt die Tabellenführung ist. Viel zu sehr sind Umfeld und Mannschaft darauf geeicht, dass am Ende die Rückkehr in die zweithöchste deutsche Klasse steht – für die allerdings auch der größte aller Favoriten in der Gruppe West später noch erfolgreich durch eine Aufstiegs-Qualifikation aller Meister und Vizemeister der fünf Gruppen gehen muss. Die erste wenigstens kleinere Überraschung folgt dann auf Rang zwei – wo der bereits in der vergangenen Serie für einen längeren Zeitraum vorne mitwirkende TuS 82 Opladen ebenfalls bei 4:0 Zählern steht – was die Opladener garantiert wieder nicht zur Tagträumerei und zu utopischen Vorstellungen verführt. Ein echter Genuss-Moment ist es trotzdem. Und das gilt definitiv noch intensiver für den TV Aldekerk, der als Vierter bisher seine durch die Meisterschaft in der Regionalliga ausgelöste Euphorie herausragend in die neue Saison befördern konnte. Die Mannschaft um den spielenden Trainer Tim Gentges vervollständigt das Quartett mit jeweils vier Zählern und alle anderen dahinter stehen bereits bei mindestens zwei Minuspunkten – wie der Longericher SC und die HSG Krefeld Niederrhein (beide 2:2) auf den Plätzen sechs und sieben sowie die von nicht kleinen personellen Sorgen geplagten Bergischen Panther (0:4), die sich zurzeit als Zwölfter in einer sehr ungemütlichen Zone aufhalten. Es handelt sich um den ersten festen der drei sicheren Abstiegsplätze. 

Opladens Trainer Fabrice Voigt hatte sich bereits vor dem Auftakt und dem 29:25 bei den Panthern festgelegt: „Unser Ziel muss es sein, unter die ersten zehn zu kommen. Wir gehen da mit viel Demut rein.“ Daran hat das folgende 35:28 über Team Handball Lippe II wenig geändert und für die bevorstehende Partie bei LIT 1912 II in der Sporthalle Nettelstedt gilt erneut Vorsicht als das Gebot der Stunde: „Natürlich sind wir nach zwei Siegen selbstbewusst. Das wird aber für uns die bis jetzt schwierigste Aufgabe, weil für mich LIT zu den am besten besetzten Mannschaften in der 3. Liga gehört.“ Dass die Gastgeber mit dem früheren Profi Sören Südmeier als Fixpunkt im Rückraum am ersten Spieltag mit 27:30 in Aldekerk den Kürzeren zogen, ändert an dieser Einschätzung wenig. Voigt orientiert sich lieber am Potenzial, das den Hausherren beim 32:27 über die Panther in der zweiten Halbzeit zweimal ein Polster von sieben Toren ermöglichte (29:22/31:24). Die Schlussfolgerung aus allem für Opladens Coach: „Das wird ein Härtest, eine Art Reifeprüfung.“ 

In Aldekerk werden sie sich zurzeit immer wieder die Augen reiben und hoffen, dass der Trend so lange wie möglich anhält. „Wir wollen auf der wirklich guten Leistung in Schalksmühle aufbauen“, betont Gentges im Rückblick auf jenes 31:29 bei den Dragons. Was die Aldekerker erneut ausgleichen müssen: In Linkshänder Thomas Jentjens wird ein wichtiger Rückraumspieler wegen einer im Spiel gegen LIT 192 II erlittenen Knieverletzung viele Monate lang fehlen. Das Duell mit dem ASV Hamm-Westfalen II wird damit zu einer noch größeren Herausforderung – die der TVA allerdings durchaus mit Freude annimmt: „Da erwartet uns eine junge und spielerisch starke Mannschaft, die mit sehr viel Tempo nach vorne geht, aber auch ein sehr gutes Rückzugsverhalten aufweist. Ganz klar die Achse mit Moritz Eigenbrodt, David Jurisic und Kreisläufer Lars Kooj ist bestimmend. Dass wir mit unserem eigenen Tempo dagegenhalten können, wissen wir auch. Wir werden uns etwas einfallen lassen und wir werden schauen, dass wir dieses Spiel wieder so erfolgreich wie möglich gestalten. Wir werden alles dafür tun. Inwieweit wir das schaffen, können wir erst am Samstag sagen.“

Der Longericher SC, der in Hamm lange führte und am Ende mit dem 30:32 abgefangen wurde, erwartet die Ahlener SG – der LSC-Trainer Chris Stark ebenso wie dem eigenen Team eine Rolle direkt hinter Emsdetten und der gleichfalls den Aufstieg anstrebenden HSG Krefeld Niederrhein zutraut. Ahlen wusste dieser Einschätzung in den beiden bisherigen Spielen auch vollauf gerecht zu werden: Zum Auftakt gab es ein sehr überzeugendes 35:28 in Krefeld und zuletzt einen nahezu irrwitzigen Krimi gegen Emsdetten. Da ging Ahlen mit einem 31:28 in die letzten zehn Minuten, geriet anschließend in Rückstand und schaffte mit dem 35:34 (58.) noch einmal die Führung. Im Finale zeigte der vom Bundesligisten MT Melsungen gekommene Tobias Reichmann, der unverändert im Kader der Nationalmannschaft steht, seine ganze Klasse und Routine – mit dem 35:35 per Siebenmeter (58.) und dem 36:35 in der letzten Minute. Kein Zweifel: Auf die Longericher kommt ein echter Berg an Arbeit zu, der aufgrund einiger durch Verletzungen verursachter Probleme zusätzlich wächst. Auf jeden Fall fehlen wird Torhüter Valentin Inzenhofer und insgesamt denken die Longericher unter anderem sogar daran, Spieler aus der in der Oberliga Mittelrhein angesiedelten Zweitvertretung auszuleihen. Am nötigen Einsatz soll es trotzdem nicht mangeln – oder gerade deswegen. „Wir werden wieder alles reinhauen“, betont Trainer Chris Stark.

Ähnliches gilt für die Bergischen Panther, die Schalksmühle/Halver zum Duell zweier sieg- und punktlosen Teams erwarten. Trainer Marcel Mutz war weit davon entfernt, seine Mannschaft nach dem 27:32 bei LIT 1912 II stark zu kritisieren – weil Bereitschaft und Leidenschaft da waren, aber eben nicht die für die 3. Liga erforderlichen personellen Voraussetzungen. Nun drücken sich die Panther praktisch selbst die Daumen: „Ich hoffe, dass der eine oder andere zurückkehrt und wir dann konkurrenzfähig sind.“ Bereits bei der Niederlage gegen Opladen war unter anderem das Fehlen von Maximilian Weiß oder Henrik Heider schmerzhaft – und erkennbar, dass Simon Wolter nach überstandener Verletzung erst seit Kurzem wieder im Training steht. Seine Bereitschaft, sich früher als erwartet in den Dienst der Mannschaft zu stellen, gilt aber als beispielgebend. Jammern mögen sie in Burscheid immer noch nicht und Mutz hat einen festen Vorsatz: „Wir müssen diese schwierige Situation jetzt annehmen.“ Klar: Ein Sieg wäre dabei extrem hilfreich und eine Niederlage würde alles noch komplizierter machen.

Eine Entspannung der Lage war der 35:26-Sieg beim VfL Gladbeck für die HSG Krefeld Niederrhein nach dem ernüchternden 28:35-Start gegen Ahlen. Neu-Trainer Mark Schmetz wertete den Auftritt insgesamt als Schritt in die richtige Richtung, den die Eagles nun gegen den TSV GWD Minden II bestätigen wollen – und müssen, um den Kontakt nach oben zu halten. Dass Minden beim Team Handball Lippe II (25:32) und gegen Spenge (24:30) zwei glatte Niederlagen hinnehmen musste, bietet alleine keine automatisch eingebaute Gewähr auf den nächsten Erfolg der HSG. Schmetz ist gewarnt „Sie werden alles geben, um in die Spur zu kommen“, findet Schmetz, dessen Plan dennoch feststeht: „Uns liegt viel daran, zu Hause an den letzten Auswärtssieg anzuknüpfen.“ Falls das gelingt, wäre es keine Überraschung – keine riesige und auch keine große.