2. Bundesliga
Dormagen und die Suche nach dem Erfolg
TSV Bayer will gegen Schlusslicht Konstanz die ersten Punkte holen. Neuzugang Ole Klimpke fällt lange aus.

Artistisch: Kreisläufer Aron Seesing konnte die Abwehr des HC Zaporizhzhia um Torhüter Gennadiy Komok vor Kurzem immerhin sechs Mal überwinden. Gegen eine ähnliche Ausbeute im Spiel gegen Konstanz hätte kein Dormagener was einzuwenden. (Foto: Thomas Ellmann)

Vor Kurzem war die sportliche Welt völlig in Ordnung beim TSV Bayer Dormagen. Unter der Regie des neuen Trainers Matthias Flohr absolvierte die Mannschaft eine überzeugende Vorbereitung – sowohl von der Einstellung als auch von den Ergebnissen her. Manches sprach für einen schwungvollen Start in die Saison. Dann kam der 28. August mit der ersten Runde des DHB-Pokals beim HC Elbflorenz Dresden, der die ernüchterten Dormagener beim 31:21 klar beherrschte. Ein Handicap: Torhüter Martin Juzbasic (Hand) und Regisseur Ian Hüter (Ferse) konnten nicht mitmischen. Beide fehlten außerdem kurz darauf in Düsseldorf, als der TSV im Rahmen des Supercups am 31. August die Zweitliga-Serie 2022/2023 mit der Partie gegen den HC Motor Zaporizhzhia eröffnete – und sich für den 33:28-Sieg praktisch nichts kaufen konnte, weil die Ukrainer außer Konkurrenz am Spielbetrieb teilnehmen. Der schwungvolle Auftritt nährte gleichzeitig durchaus die Hoffnung, bei der Heimpremiere gegen den Dessau-Roßlauer HV die ersten Punkte aufs Konto zu überweisen. Es gab jedoch – wieder mit Hüter und weiter ohne Juzbasic – am 4. September erneut eine Enttäuschung und eine 25:28-Niederlage. Inzwischen steht damit fest, dass die Dormagener aus dem zweiten Anlauf in eigener Halle am Samstag vorsichtshalber etwas Zählbares behalten sollten. Es kommt schließlich der am Tabellenende liegende Aufsteiger HSG Konstanz  der in den beiden bisherigen Auftritten trotz aller Leidenschaft noch keine echte Klassentauglichkeit nachweisen konnte – 22:34 beim HSC Coburg, 23:31 gegen den Mit-Aufsteiger VfL Potsdam.

Dormagens Trainer hat trotzdem nicht vor, die Konstanzer an diesen Ergebnissen zu messen. „Sie haben eine sehr unangenehme Art, zu decken – und das birgt ein hohes Risiko. Das kann mal so und mal so ausgehen“, sagt Flohr, der die Arbeit des Kollegen Jörg Lützelberger am Bodensee sehr schätzt: „Die Erfolge sprechen für sich.“ Bei allem Respekt für und vor Konstanz stellt der TSV-Coach selbstverständlich einen klaren Plan auf: „Darüber brauchst du nicht zu diskutieren. Ein Heimspiel gegen einen Aufsteiger solltest du gewinnen.“ Einen Erfolg traut Flohr seiner Mannschaft auch ohne jede Einschränkung zu – unter anderem deshalb, weil das Ergebnis gegen Dessau inzwischen aufgearbeitet und damit aus seiner Sicht abgehakt ist.

Eine Hiobsbotschaft gab es jetzt aber im Training: Neuzugang Ole Klimpke (21/vom Bundesligisten HSG Wetzlar ausgeliehen) erlitt einen Mittelfußbruch und er steht nach bereits erfolgter Operation für einige Monate nicht zur Verfügung – was die Möglichkeiten der Dormagener natürlich einschränkt. Flohr geht dennoch davon aus, dass die anderen Klimpkes Fehlen ausgleichen werden. „Wir rücken einfach noch enger zusammen“, sagt der 42-Jährige, der gleichzeitig einen klaren Forderungskatalog hat: „Ich erwarte, dass alle hoch konzentriert sind. Und ich erwarte, dass jeder Verantwortung für den Ball und die eigene Leistung übernimmt.“ Falls das alles so klappt wie geplant, ist die sportliche Welt der Dormagener am Samstagabend gegen 21 Uhr möglicherweise wieder völlig in Ordnung.