15. September 2022 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Es ist ja immer wieder die Rede von Mannschaften, die kein „typischer Aufsteiger“ sein sollen. Gemeint muss wohl sein, dass für diese Kandidaten das reine Ziel des einfachen Klassenerhalts zu tief angesetzt ist. Und nicht wenige sagen unverschlüsselt, dass der Bergische HC II als Meister der Oberliga Niederrhein 2021/2022 in jenem Kreis zu sehen ist. Mittelfristig ist ja auch Trainer Mirko Bernau keiner, der auf die Bremse tritt: „Die zweite Mannschaft eines etablierten Bundesligisten gehört in die 3. Liga.“ Es handelt sich dabei aber eher um eine Vision als um einen konkreten Plan für die laufenden Serie. „Ich möchte die ersten sieben bis acht Spieltage abwarten, bevor ich eine Einschätzung abgebe“, sagt der BHC-Coach. Teil eins der von ihm aufgestellten Frist ist inzwischen vorbei und die Solinger haben das nicht selbstverständliche 33:29 beim Drittliga-Absteiger TuSEM II auf der Habenseite. Am vergangenen Wochenende konnte der BHC II in der 15er-Gruppe pausieren und in Ruhe das Wirken der Konkurrenz beobachten – und anderem das des Neusser HV, der gegen jene Essener mit 24:29 unterlag. Holt Bernaus Team den zweiten Erfolg, bringt es die Neusser mit dann 0:6 Zählern bereits in eine relativ unangenehme Situation – und sich selbst in eine relativ komfortable Lage. Es dürfte ein spannender Freitagabend werden, der für die beiden aktuellen Top-Teams ebenfalls nicht uninteressant ist.
Ganz vorne liegt der HC Gelpe/Strombach, der mit seinem neuen Trainer Markus Murfuni bei der Vergabe der Spitzenplätze eine Hauptrolle einnehmen sollte – erst recht nach einer zusätzlichen Verstärkung: Der erfahrene Kai Rottschäfer (38) stand bis 2019 als Kapitän des TuS Ferndorf in der 2. Bundesliga zwischen den Pfosten und half dort in der vergangenen Serie noch einmal aus. „Wir hatten eigentlich keinen Bedarf auf der Torhüter-Position“, erklärt Murfuni, „aber er wollte einen Tapetenwechsel von sich aus. Das haben wir spitzbekommen und dementsprechend zugeschlagen. Ich denke, dass wir mit Kai, Marvin Blech und dem jungen Johannes Witscher eines der stärkeren Torhüter-Trios in der Regionalliga haben. Ich hoffe, dass wir das auch auf die Platte bringen.“ Nach dem 28:24 beim OSC Rheinhausen deutete das folgende 38:24 über die SG Langenfeld auf jeden Fall darauf hin, dass der Klub aus dem Oberbergischen über sehr viel Qualität verfügt – im Übrigen defensiv wie offensiv, denn die 66:48 Tore und 4:0 Punkte sprechen eine deutliche Sprache. Allerdings steht fest, dass der HC bei TuSEM Essen II vor seiner bisher schwierigsten Prüfung steht und der dritte Sieg hintereinander alles andere als selbstverständlich ist.
Die erwartbare Rolle spielt bisher der Titelfavorit Interaktiv.Handball – ohne dabei zu glänzen. Nach dem wertvollen 25:24 beim TV Korschenbroich und dem 35:30 über den HC Weiden liegt die Mannschaft des neuen Trainers Filip Lazarov mit 4:0 Punkten allerdings innerhalb der eigenen Erwartungen und sie hat damit eine gute Basis für die Aufgabe bei der TSV Bonn rrh., die mit dem dramatischen 28:29 bei der HSG Refrath/Hand eine auf der Zielgeraden unglückliche Niederlage zu verkraften hatte und nun die enge Atmosphäre in der Halle Ringstraße dazu nutzen will, den Ratingern das Leben so schwer wie möglich zu machen. Die Konkurrenz hätte vermutlich wenig dagegen, falls den Bonnern eine Überraschung gelingt – erst recht der als einer der größten Ratinger Rivalen gehandelte TV Korschenbroich nicht, der diesmal mit der Pause an der Reihe ist und seinen 2:2 Zählern demnach nichts hinzufügen kann.
Für andere aus dem Feld der immerhin sechs Mannschaften mit einem ausgeglichenen Konto geht es ebenfalls um die Bestimmung der Richtung für die nächste Zeit, in der ja am zweiten Oktober-Wochenende wegen der Herbst-Schulferien bereits die erste Meisterschafts-Unterbrechung folgt: Niemand hat vor, sich in der unteren Hälfte der Tabelle festsetzen zu lassen. Zu hundert Prozent eine echte Herausforderung wird der Samstagabend für die mit dem 28:31 gegen Korschenbroich belastete HG Remscheid (0:2 Zähler), weil sie zunächst die über 100 Kilometer weiter Anreise zum HC Weiden absolvieren muss – und dann in der Halle Parkstraße vermutlich intensive 60 Minuten vor sich hat. Der BTB Aachen (0:2), zuletzt mit 33:37 gegen den OSC Rheinhausen gescheitert, kämpft bei der SG Langenfeld um die ersten Punkte. Eigentlich sieht manches danach aus, dass der Kampf um den Klassenerhalt längst in vollem Gange ist.