3. Liga
Aldekerk rockt die Liga, TuS 82 mit Drama in Ostwestfalen
Aufsteiger holt beim 29:27 den dritten Sieg im dritten Spiel. Longerich und Krefeld gewinnen klar - während Opladen nach einem 30:28 "nur" ein 30:30 in LIT 1912 II holt.

Ich werd‘ verrückt: Aber Thomas Plhak und Aufsteiger Aldekerk mischen wirklich ganz vorne mit – eine tolle Moment-Aufnahme. (Foto: Herbert Mölleken)

TV Aldekerk – ASV Hamm-Westfalen II 29:27 (13:14). Kein Zweifel: Die Aldekerker mischen im Moment die 3. Liga auf – und sie stehen nach drei Spielen bei makellosen 6:0 Punkten. Dabei war es praktisch von der ersten Sekunde an ein sehr aufwändiger Samstag für den Aufsteiger, der zunächst permanent einem Rückstand hinterherhetzen musste. Nach dem 0:1 (1.) und 0:2 (2.) stand schnell fest, dass auf den spielenden Trainer Tim Gentges und seine Mannschaft wirklich ein ganz hartes Stück Arbeit warten würde – was alle sowieso irgendwie geahnt hatten. Weil die Gastgeber allerdings immer an sich glaubten und in den Bereichen Leidenschaft und Einsatz nie nachließen, konnten sie den ASV vor allem im letzten Drittel der Partie Stück für Stück auf die Verliererstraße drängen. Es waren letztlich fast irrwitzige zehn Minuten, in denen der TVA die Entscheidung zu seinen Gunsten einleitete und erneut unter Beweis stellte, dass er die Qualitäten für die 3. Liga mitbringt und dort auf den Klassenerhalt hoffen darf – der das einzige Ziel bleibt, obwohl neben den auf Rang drei liegenden Aldekerkern aktuell nur noch der Tabellenführer TV Emsdetten und der TuS Spenge (beide ebenfalls 6:0) mit einer weißen Weste dastehen.

Dass Aldekerk so lange zu zweifeln hatte, lag für Gentges in erster Linie an Jan-Jörg Wesemann, dem Mann zwischen den Hammer Pfosten: „In der ersten Halbzeit hält Wesemann überragend – der Junge hält Bälle, die musst du nicht halten. Er war dann natürlich in unseren Köpfen. Wir haben zu viele Chancen liegen lassen, aber nie aufgehört, unser Konzept zu spielen.“ Übers 7:7 (11.), 11:11 (19.) und 12:12 (23.) lagen die Hausherren am Ende der ersten Halbzeit mit 13:14 (30.) hinten – und noch beim 16:18 (39.) sah es nicht ganz so gut aus. Was folgte, waren allerdings traumhafte zehn Minuten, in denen bei Alderkerk alles passte. Das Resultat: Nach einem 8:1-Lauf hieß es plötzlich 24:19 (49.). „Wir werden dann vielleicht ein bisschen zu hektisch. Wir machen die Tür wieder ein Stück weit auf, sind aber in den entscheidenden Phasen wieder cool und clever“, fand Gengtes, der damit besonders jene Teilstrecke vom 27:21 (54.) bis zum 27:25 (57.) meinte. Das 28:25 (58.) von Fabian Küsters und das 29:26 (60.) von Marcel Görden beseitigten zum Abschluss letzte Zweifel am Erfolg.

An übertriebene Erwartungen für die nächste Zeit denkt rund um die Vogteihalle nun niemand – im Gegenteil. „Was hier gerade passiert, ist einfach affengeil. Ich kann meiner Mannschaft wieder nur ein Riesen-Riesen-Riesen-Kompliment machen“, stellte Gentges fest, „wir haben uns komplett an unseren Gameplan gehalten, wir sind zu keiner Zeit eingebrochen. Und über die 60 Minuten war der Sieg in meinen Augen auch absolut verdient. Wir wissen das alles aber sehr realistisch einzuschätzen. Das wird noch eine ganz, ganz lange Saison und wir werden noch Spiele verlieren – auch drei, vier oder fünf. Wir dürfen und wir werden unseren Weg nicht verlassen. Jeder Punkt, den wir sammeln dürfen, kommt unserem Ziel entgegen – am Ende des Tages die Klasse zu halten.“

TV Aldekerk: Schoemackers, Keutmann – Jonas Mumme (2), Grützner, Görden (5), Plhak (4/1), Gentges (4), Küsters (2), Hansen (1), Julian Mumme (4), Tebyl (2), Rutten (1/1), Linden (4).

 

LIT 1912 II – TuS 82 Opladen 30:30 (16:13). Ob sich die Opladener über den einen Punkt freuen können, werden sie vermutlich unmittelbar nach dem Abpfiff selbst nicht genau gewusst haben. In der dramatischen Schlussphase verspielte die Mannschaft von Trainer Fabrice Voigt eine Führung und hatte 41 Sekunden vor dem Ende durch Max Hinrichs beim Stande von 30:30 trotzdem noch die Chance auf den Siegtreffer. Der Linksaußen trat zum Siebenmeter an – und scheiterte. Im Gegenzug kassierte Hinrichs dann sogar eine Zeitstrafe und die Gastgeber nahmen 21 Sekunden vor der Schluss-Sirene ihre letzte Auszeit. Weil aber auch dieser finale Angriff keinen Erfolg brachte, blieb es beim Unentschieden. TuS-Coach Fabrice Voigt versuchte bereits kurz nach dem Abpfiff, das Positive mitzunehmen: „Ich denke, es ist am Ende ein gerechtes Unentschieden von zwei Mannschaften, die heute alles aus sich rausgeholt haben. Wir haben hier wirklich gut Paroli geboten, da muss ich meiner Mannschaft ein großes Lob aussprechen.“ Opladen ist nach drei Spielen der neuen Saison weiter ungeschlagen und steht bei 5:1 Punkten als Vierter auf einem Tabellenplatz, den sie wohl alle im Team in der Endabrechnung blind unterschreiben würden. Am kommenden Samstag reist der TuS Spenge als Zweiter (6:0) schon zu einem ersten kleinen Spitzenspiel in die Bielerthalle.

Obwohl die Anreise der Gäste alles andere als optimal verlief (Stau auf der A 2), entwickelte sich in der Sporthalle Nettelstedt von Beginn an eine Partie auf Augenhöhe mit wechselnden Führungen. Die Gastgeber begannen mit dem 1:0 (1.), das Yannik Nitzschmann (3.) und Maurice Meurer (3.) schon zum ersten Opladener Vorsprung drehten – 2:1. Aus dem 5:3 für die Gäste (9.) wurde das 6:5 für LIT (14.). Erst kurz vor der Pause konnten sich die Hausherren vom 11:10 (23.) mal etwas klarer zum 14:10 absetzen (26.) und sie lagen zur Halbzeit mit 16:13 vorne. „Wir stellen eigentlich eine gute Abwehr, aber irgendwie kommt doch immer einer durch“, fand Voigt. Opladen stellte jetzt die Defensive auf eine offensivere 5:1-Variante um und kam dadurch direkt deutlich besser ins Spiel. „Da waren wir viel aggressiver, das hat uns einen kleinen Push gegeben. Man hat das gesehen, dass wir vorher so ein bisschen lahm im Kopf waren“, urteilte der Coach.

Schon kurz nach dem Wieder-Anpfiff ging die Partie praktisch von Neuem los, denn der starke Meurer (mit zehn Toren bester TuS-Werfer des Abends) sorgte mit einem Dreierpack (31./32./33.) für den 16:16-Ausgleich. Das 20:21 (41.) war anschließend der letzte Opladener Rückstand und Meurer sowie Nitzschmann (jeweils 42.) drehten die Partie zum 22:21 für den TuS. In den nächsten Minuten schienen die Gäste über das 26:24 (47.) und 28:25 (52.) auf die Siegerstraße einzubiegen, doch durch zwei einfache Opladener Fehler im Angriff kam LIT in der Schlussphase zurück und nach Nitzschmanns 30:28 (58.) zum 30:30-Ausgleich (59.), an dem sich in der letzten Minute nichts mehr änderte.

TuS 82 Opladen: Oberosler, Schmidt (1) – Bachler, Schroeder, Meurer (10), Vukoja, Dittmer (2), Nitzschmann (5), Jagieniak (3), Dasburg (4), Hinrichs (3/3), Boelken (1), Johannmeyer, Kübler, M. Sonnenberg (1/1), Klein.

 

Longericher SC – Ahlener SG 39:31 (16:10). Dieses Ergebnis hätten sie sich in Köln wohl selbst in ihren kühnsten Träumen kaum vorgestellt. Die Gäste aus Westfalen waren mit der Empfehlung ins Rheinland gekommen, die Titelfavoriten HSG Krefeld Niederrhein und TV Emsdetten an den ersten beiden Spieltagen mehr als nur geärgert zu haben. In Krefeld war Ahlen ein deutlicher 35:28-Erfolg gelungen, gegen Emsdetten hatte es nur eine hauchdünne 35:36-Niederlage gegeben. Auf der anderen Seite hatte der LSC in der Woche mit personellen Problemen zu kämpfen und musste auf Malte Nolting, Benjamin Richter und Keeper Valentin Inzenhofer verzichten. Doch am Ende stand ein im Grunde selten gefährdeter Sieg, der die Kölner in der Tabelle auf 4:2 Punkte und Platz sechs befördert. Trainer Chris Stark war entsprechend begeistert: „Wir haben heute einen rundum gelungen Abend erlebt, das Spiel eigentlich von Beginn an dominiert mit einer sehr, sehr guten Verteidigung. Wir haben es in der Abwehr geschafft, die nötige Intensität aufs Parkett zu bringen, um den Ahlener Angriff, der in den letzten Wochen wirklich überragend war, in Schach zu halten. Und dahinter haben wir heute wieder einen Torwart mit Philipp Ruch, der uns mit 19 Paraden die nötige Sicherheit gegeben hat.“

Die Hausherren eröffneten die Begegnung durch Dustin Thöne (3.) und Nico Pyszora (4.), die zum 2:0 trafen. Nur Sekunden später nahm auch die SG an der Partie teil (4./2:1), in der Longerich aber immer wieder vorlegte – 5:2 (10.), 8:5 (15.). Die folgende Auszeit der Gäste brachte keinen durchschlagenden Erfolg. Im Gegenteil: Nach dem 9:7 (17.) hielt die Kölner Defensive Ahlen in den nächsten zehn Minuten bei lediglich einem Treffer und zog so auf 14:8 weg (27.). Aus dem 16:10-Halbzeitstand machten die Longericher später im Eiltempo das 19:11 (33.) sowie das 23:13 (39.) und sie zwangen SG-Coach Frederik Neuhaus zu seiner nächsten Auszeit. Die war diesmal deutlich ertragreicher und Ahlen verkürzte innerhalb von 74 Sekunden auf 16:23 (41.) und kurz darauf auf 17:23 (42.).

Die Partie wurde jetzt insgesamt temporeicher und beide Seiten gingen auf schnelle Tore, die Deckungsreihen bekamen kaum einmal die Finger an den Ball. Die Hausherren ließen sich hiervon aber nicht aus der Ruhe bringen und fanden immer wieder die richtige Antwort – 26:18 (45.), 28:19 (46.), 32:23 (50.). Ahlen verkürzte auf 25:32 (53.), doch der Doppelpack von Max Zwerwas zum 34:25 (53./54.) beseitigte bereits alle Zweifel am Longericher Erfolg. Durch den Sieg kann der LSC nun in der kommenden Woche deutlich entspannter zum Aufsteiger VfL Gladbeck fahren, der mit 0:6 Zählern als Letzter bereits im Abstiegskampf angekommen ist – und daher wenig bis gar nichts zu verschenken haben wird.

Longericher SC: Ruch, Kromberg – Peters (4), Zerwas (6), Pyszora (5), Richter, Thöne (3), Lincks (2), Wolf, Zimmermann (4), Schulz (7/2), Johnen (1), Nolting, Rinke (3), Dahlke (4).

HSG Krefeld Niederrhein – TSV GDW Minden II 43:29 (23:13). Die Eagles sind offensichtlich auf dem Weg, die 28:35-Pleite gegen die Ahlener SG vom ersten Spieltag zügig hinter sich zu lassen. Nach dem 35:26 beim Aufsteiger VfL Gladbeck fertigte die Mannschaft von Trainer Mark Schmetz nun auch die Zweitvertretung des Erstligisten ab und verfügt dadurch mit 4:2 Zählern zum ersten Mal in dieser Saison über ein positives Punktekonto. Die sichtbare Steigerung und der aktuelle Schwung des Angriffs, der mit 106 Treffern sogar die 100-Tore-Grenze bereits geknackt hat, kommen auch genau zum richtigen Zeitpunkt – weil auf die Krefelder in den nächsten Wochen eine Art Steigerungslauf wartet. Nach der Partie beim Team Handball Lippe II (24. September) folgen die Aufgaben gegen den TuS Spenge (1. Oktober), beim TuS 82 Opladen (8. Oktober), gegen den Zweitliga-Absteiger TV Emsdetten (22. Oktober) und gegen den Longericher SC (29. Oktober). Natürlich wollen die Eagles alles dafür tun, dass der September erfolgreich weitergeht und der Oktober dann ein goldener wird.

Das Duell mit Minden II war über weite Strecken einseitig und die Gäste konnten mit dem 1:1 (3.) nur ein einziges Mal den Ausgleich erzielen. Übers 5:1 (6.), 10:5 (11.) und 13:8 (15.) hielt sich der Vorsprung anschließend sogar noch im Rahmen, ehe er mit dem 19:10 (26.) fast schon im zweistelligen Bereich lag. Das holte die HSG dann kurz vor der Pause nach, indem Maik Schneider (29.) und Loic Kaysen (30.) auf 23:13 erhöhten. Auch den zweiten Abschnitt dominierte Krefeld nahezu mühelos und ab dem 32:22 (45.) wuchs das Polster durch vier Treffer hintereinander weiter an – 36:22 (49.). Am Ende des torreichen Abends stand ein ebenso ungefährdeter wie in der Höhe verdienter Sieg.

HSG Krefeld Niederrhein: König, Hasenforther, Bartmann – Krings (3), Klasmann (2), Schneider (9), Noll (3/2), Braun (5), Claasen, Brüren (8/1), Kaysen (2), Jagieniak (9), Dommermuth, Obranovic (1), Bitzel (1), Mircic.