Regionalliga Nordrhein
Ratingen mit Routine, Remscheid mit Super-Mathes
Interaktiv bringt beim 33:32 in Bonn knappen Vorsprung ins Ziel. HGR gewinnt in Weiden keinen Schönheitspreis, aber mit dem 28:22 wichtige Punkte.

Warum denn? Bonns Trainer Frank Berblinger bescheinigte seiner Mannschaft gegen Ratingen eine starke Leistung, hätte sich aber mehr Ertrag gewünscht. (Foto: Thomas Schmidt)

TSV Bonn rrh. – Interaktiv.Handball 32:33 (14:14). Am Ende konnten tatsächlich beide Seiten einiges mit dem Abend anfangen – die Ratinger vor allem, weil sie weiter eine weiße Weste haben, und die Bonner, weil sie aus ihrer Leistung viel Zuversicht für die nächsten Wochen schöpften. „Ich kann meinen Jungs keinerlei Vorwurf machen“, fand etwa Bonns Coach Frank Berblinger, „sie haben alles rausgehauen, aufopferungsvoll gekämpft und das, was wir uns taktisch erarbeitet haben, auch so erfüllt. Wir haben Ratingen alles abverlangt. Wenn wir so weitermachen, werden wir auch über kurz oder lange unsere Punkte einfahren. Unabhängig vom Ergebnis bin ich sehr zufrieden und stolz auf meine Jungs.“ Alexander Oelze, der spielende Co-Trainer des Titelfavoriten Interaktiv, nahm den Ausgang noch erfreuter zur Kenntnis: „Das ist die ganze Zeit ein enges Spiel und wir kommen eigentlich ganz gut rein. Bonn spielt dann mit dem siebten Feldspieler, wir kommen nicht mehr so zu den Ballgewinnen und es wird etwas hektisch. Kurz vor Schluss ziehen wir auf drei weg und schaukeln das nach Hause. Es war vielleicht ein etwas glücklicher Sieg, aber im Großen und Ganzen nicht unverdient, denke ich. Wir sind sehr, sehr froh über die 6:0 Punkte, die wir jetzt haben. Die kann uns keiner mehr wegnehmen. Von daher können wir mit dem Ergebnis sehr gut leben.“

Der Sieg der Ratinger ging wohl unter anderem deshalb in Ordnung, weil Bonn trotz aller Leidenschaft kein einziges Mal die Führung erzielen konnte. Interaktiv legt vielmehr ab dem 1:0 (2.) von Hendrik Stock sowohl vor der Halbzeit als auch danach meistens vor und musste höchstens ein paar Mal den Ausgleich hinnehmen – 11:11 (21.), 12:12 (25.), 14:14 (30.), 22:22 (43.), 25:25 (48.). In den Endspurt ging der Favorit dann mit einer 31:28-Führung (55.) und beim 33:30 (59.) schien alles klar zu sein – bis die Bonner nach einer Auszeit genau 57 Sekunden vor der Schluss-Sirene mit einer sehr offensiven Deckung alles riskierten. Die Maßnahme brachte das 31:33 und 32:33 – und sogar einen erneuten Ballbesitz. Berblinger war ein bisschen traurig: „Fünf Sekunden vor dem Ende kommt ein Pass auf den Linksaußen nicht an, der blank gewesen wäre.“ Die nächste Gelegenheit, die ersten Punkte zu sammeln, bekommen die Bonner (0:4 Zähler) nun am kommenden Sonntag bei der HG Remscheid – bei Berlingers früherem Verein.

TSV Bonn rrh.: Ahmed Elnoamany, Meissenburg – Krohn (10), Röhrig (6/2), Bullerjahn (2), Behr (1), Weikl (1), Benninghoff-Lühl, Worm (2), Heitkötter (1), Bohrmann (2/1), Struif (4), Rohloff (3).

Interaktiv.Handball: Büttner, Ludorf – Schäfer (1), Grbavac (11/3), Markotic (1), Perschke, Claussen, Stock (6), Korbmacher, Mensger (2), Engh, Nuic (8/1), Poschacher, Sabljic (4).

 

HC Weiden – HG Remscheid 22:28 (6:13). Frust hier, Freude dort: Nach den 60 Minuten in der Halle Parkstraße schienen die Beteiligten in völlig verschiedenen Welten unterwegs zu sein. Einer der Hauptdarsteller und Garant für die komfortable Pausenführung war HG-Keeper Linus Mathes, dem auch HC-Coach Marc Schlingensief eine tolle Leistung bescheinigte: „Wir sind reihenweise an ihm gescheitert.“ Einig war er sich im Übrigen mit seinem Remscheider Kollegen Alexander Zapf in Bezug aufs Niveau der für die Hausherren bitteren Abends. „Es war ein eher schwaches Regionalligaspiel“, fand Schlingensief, während Zapf diese Formulierung bemühte: „Spielerisch war das sicher kein Leckerbissen.“ Während die Remscheider ihre Bilanz nach dem 28:31 vom Auftakt gegen den TV Korschenbroich auf 2:2 Zähler ausgleichen konnten, verloren die Weidener (2:4) nach dem 25:24 vom ersten Spieltag gegen die HSG Refrath/Hand und dem 30:35 bei Interaktiv zum zweiten Mal hintereinander.

Weiden schaffte zwar das 1:0 (1.) und 2:1 (4.), kam aber anschließend völlig vom Kurs ab und war im Grunde nach einer 1:9-Serie bereits beim Stande von 10:3 (21.) fast geschlagen. Was für den HC sprach: Er gab in der zweiten Halbzeit nicht auf und arbeitete sich immerhin auf 11:14 (41.), 12:15 (42.) und 16:18 (47.) heran. Ernsthaft in Gefahr geriet die HGR jedoch nicht mehr und spätestens mit dem 25:18 (54.) waren letzte Zweifel am Sieg der Gäste beseitigt. Beim Blick in die Statistik stand die  Ursache für die Niederlage für Schlingensief fest: „Insgesamt 33 Fehlwürfe, davon vier Mal vom Siebenmeterpunkt, sprechen eine eindeutige Sprache.“ Zapf auf der anderen Seite war weitgehend einverstanden mit dem Auftritt der Remscheider: „Was meine Jungs kämpferisch geboten haben, war echt stark. In der zweiten Halbzeit hatten wir am Anfang eine Schwächephase, kämpfen uns da aber wieder raus. Wenn du einen starken Philipp Hinkelmann im linken Rückraum und eine starke Abwehr sowie Top-Torhüter hast, dann gewinnst du auch auswärts solche Spiele, die schwierig sind. Wir gewinnen absolut verdient.“

HC Weiden: Bayer, Tombach – Kuck, Wolff (1), Meurer (4), Lütz (1), Scheidtweiler (5/1), Signon, Kemper, Flossbach (2), Fiedler (2), Meurer (1), Xhonneux (3/2), Eissa (3).

HG Remscheid: Geske, Mathes – Suiters (1), Grewel, Jung (5), Taymaz (4), Pflüger, P. Hinkelmann (8/2), Hertz, Luciano, Handschke, Jansen, Rath (7), Hermann (3).