1. Bundesliga
Dank Köster: Gummersbach schwebt auf Wolke sieben
Kapitän trifft kurz vor Schluss in Wetzlar zum 30:29 für den VfL, der einen 27:29-Rückstand noch dreht und jetzt bei 6:2 Punkten steht.

Mich hält keiner auf: Julian Köster erzielte den Gummersbacher Siegtreffer mit höchstem Einsatz. (Foto: Thomas Schmidt)

HSG Wetzlar – VfL Gummersbach 29:30 (15:15). Das kann nicht immer gut gehen. Und es wird nicht immer gut gehen. Natürlich nicht. Trotzdem war es nachvollziehbar, dass sich die Gummersbacher nach dem Sieg in Mittelhessen an sich selbst berauschten und den Erfolg fast wie die Meisterschaft in der 2. Bundesliga vor ein paar Monaten feierten. Eine Woche nach dem spektakulären Heimsieg über den Mit-Aufsteiger ASV Hamm-Westfalen, als sie aus dem 24:28 (55.) in einem abenteuerlichen Schluss-Spurt einen 29:28-Erfolg machten, bewies die Mannschaft von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson, dass sie selbst ohne 3000 Fans in der Schwalbe-Arena zu Außergewöhnlichem in der Lage ist. Und inzwischen wundert es vermutlich niemanden mehr, dass Regisseur Dominik Mappes wieder die Schlüsselrolle im Gummersbacher Spiel einnahm – wie nicht nur seine zehn Treffer beweisen (drei per Siebenmeter). Auf der Zielgeraden war Mappes diesmal allerdings nicht alleine – und das entscheidende Tor war am Ende offiziell Chefsache. Gummersbach hatte erst Glück, dass Wetzlars Vladan Lipovina nur die Latte traf – und dann einen Kapitän Julian Köster, der 13 Sekunden vor dem Ende das Heft in die Hand nahm und einen energischen Durchbruch mit dem 30:29 vollendete.

Köster beurteilte das Geschehen nachher erst einmal realistisch: „Beide Mannschaften haben es sich gegenseitig schwer gemacht und beide hatten ziemlich viele technische Fehler. Ganz zufrieden sind wir nicht.“ Das Urteil traf zu, weil sich der VfL mit einer geringeren Fehlerquote vermutlich nicht am Ende noch einmal selbst in Gefahr gebracht hätte. Dass es trotzdem zum Sieg reichte, nahmen die Gummersbacher aber ganz gerne mit. „Wir wollen uns über zwei Punkte nicht beschweren“, fand der Nationalspieler, der beim Blick auf die aktuelle Tabelle wohl seinen Augen kaum trauen wird – wie so viele im Oberbergischen. Dort ist der VfL mit 6:2 Zählern auf Rang sieben geführt und er liegt damit nicht weit hinter den ganz Großen der Branche wie THW Kiel, SC Magdeburg (beide 8:0) oder SG Flensburg-Handewitt (7:1). Viel wichtiger ist allerdings der Blick nach unten: Sechs Punkte sind momentan eben auch sechs Punkte Vorsprung auf den ASV Hamm-Westfalen, den SC DHfK Leipzig, Wetzlar, den TVB Stuttgart und den TSV GWD Minden, die alle bislang ein leeres Konto haben. Daraus folgt: Die Partie am Donnerstag gegen Stuttgart bietet ein sehr ordentliche Chance, das Polster zu einem der Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt weiter auszubauen. Einfach wird die Aufgabe aber sicher nicht.

Gummersbach erwischte mit dem 4:1 (7.) einen guten Start und hatte die Partie zunächst im Griff – 9:6 (17.), 10:7 (19.), 12:10 (22.). Wetzlar, vor allem gestützt auf seine Haupt-Torschützen Lenny Rubin (7), Lars Weißgerber (6/4) und Lipovina (5), blieb jedoch hartnäckig, erarbeitete sich mit dem 12:12 (23.) den ersten Ausgleich und mit dem 15:14 (29.) die erste Führung – die nach dem Wechsel lange hielt, obwohl der VfL bis zum 23:24 (44.) zunächst immer dranbleiben konnte. Nachdem Rubin (47.) und Lipovina (48.) auf 26:23 für die HSG erhöht hatten, drohte den Gästen ernsthafter die Niederlage. Das 25:27 (51.) beantworteten Tilen Kodrin (51.) und Mappes (53.) dann mit dem 27:27-Ausgleich, ehe zwei Weißgerber-Siebenmeter (54./57.) zum 29:27 den Hausherren alle Karten für einen Heimsieg auf die Hand gaben. Die Gummersbacher Reaktion stand wohl unter dem Motto: „Mit uns nicht.“

Mappes mit dem 28:29 (58.), Tom Jansen mit dem 29:29 (59.) und schließlich Köster mit dem 30:29 beförderten den VfL mal wieder auf Wolke sieben. Wetzlar konnte sich nichts mehr dafür kaufen, dass seine Keeper Anadin Suljakovic (30 Prozent der Bälle gehalten) und Till Klimpke (29,03) das Torhüterduell mit Tibor Ivanisevc (19,05) und Fabian Norsten (9,09) deutlich für sich entschieden. Und für Gummersbach war das im Moment herzlich uninteressant. Diesmal sorgten einfach andere fürs Handball-Spektakel.

VfL Gummersbach:  Norsten, Ivanisevic – Fanger, Vidarsson (1), Kodrin (2), Köster (3), Blohme (6), Häseler, Schluroff (3), Mappes (10/3), Pregler, Zelenovic, Styrmisson, Kiesler, Jansen (3), Zeman (2).