Oberliga Mittelrhein
Rheinbach siegt im Derby, Hornets-Aufholjagd wird nicht belohnt
Einzige Mannschaft mit der optimalen Ausbeute nach vier Spieltagen ist der SSV Nümbrecht. Fortuna Köln und die HBD Löwen Oberberg leiden unter ihren Personalproblemen. Die Aufsteiger Stolberg und Palmersheim warten noch auf ihre ersten Saisonsiege.

Sie sind wieder da: Anto Marcinkovic, mit sieben Toren der beste Werfer beim Sieg gegen den bisher ungeschlagenen Birkesdorfer TV, und die HSG Siebengebirge haben sich auf Platz zwei vorgeschoben. (Foto: Thomas Schmidt)

Gerade einmal ein gutes halbes Jahr ist es her, dass der Pulheimer SC in der Meisterrunde der Oberliga Mittelrhein den beiden Spitzenteams HSG Refrath/Hand und TSV Bayer Dormagen II dicht auf den Fersen und ein ernsthafter Kandidat für den Aufstieg in die Regionalliga war. Eine Etappe der damaligen Siegesserie: Das klare 35:25 am 6. März über den SSV Nümbrecht. Am 17. September des gleichen Jahres trennen die beiden Teams wieder Welten – aber diesmal nahmen die Gäste aus dem Oberbergischen mit dem 29:28 beide Punkte aus Pulheim mit. Der SSV ist jetzt als einziges Team mit der optimalen Ausbeute von 8:0 Zählern Tabellenführer, während die Hornets mit der Horror-Bilanz von 0:8 Vorletzter sind. Pulheims Trainer Kelvin Tacke, der bereits vor der Partie den Abstiegskampf ausgerufen hatte, sah dabei einen kompletten Fehlstart seiner Mannschaft – 2:10 (15.). Lange Zeit fanden die Gastgeber überhaupt keine Mittel und eigentlich war die Angelegenheit beim 13:23 (44.) gelaufen. Doch die Hornets gaben sich noch nicht geschlagen und kamen über das 20:25 (50.) zum 25:26-Anschluss (54.) sowie zum 27:27-Ausgleich (58.). Als Jan Giesen mit dem 28:27 (59.) die erste Pulheimer Führung erzielt hatte, war ein Happy End in greifbarer Nähe – doch Benedikt Opitz (59.) und Torben Lang (60.) drehten die Partie erneut zum 29:28 für Nümbrecht. Tacke nahm 28 Sekunden vor Schluss seine letzte Auszeit, doch der finale Angriff brachte keinen Erfolg mehr, sodass die Aufholjagd am Ende nicht belohnt wurde. Der Coach versuchte trotzdem, das Positive aus dem Spiel mitzunehmen: „Kompliment an meine Mannschaft, wie sie sich nach schlimmen 40 Minuten zurückgekämpft hat. Leider haben wir es nicht geschafft, uns zu belohnen.“

Die erste Niederlage der aktuellen Spielzeit kassierte der TV Birkesdorf, der im Spitzenspiel bei der HSG Siebengebirge mit 24:29 den Kürzeren zog. Nach einer wilden Anfangsphase (15./8:8) bekamen die Gastgeber die Partie vor allem defensiv gut in den Griff und legten einen 10:1-Lauf bis zur Pause hin. „In der Phase haben wir über unsere aggressive Abwehr einfach sehr erfolgreich verteidigt, die Ballgewinne im Gegenstoß ganz konsequent genutzt“, fand HSG-Coach Lars Degenhardt. Klar: Das 18:9 zur Pause war bereits der Grundstein für Siebengebirges Sieg, der in der zweiten Halbzeit nicht mehr ernsthaft in Gefahr geriet. Degenhardt: „Insgesamt war es ein verdienter Erfolg und übers ganze Spiel gesehen auch eine engagierte Leistung meiner Truppe.“ Der Regionalliga-Absteiger ist jetzt Dritter und er gehört wie Birkesdorf (Rang fünf) zu einer Gruppe von fünf Teams mit jeweils 6:2 Punkten. Zu diesem Quintett gehört als Tabellenzweiter auch der MTV Köln nach dem 37:22-Sieg über den Stolberger SV. Dabei legte die Mannschaft von Trainer Moritz Adam nach dem 2:3 (5.) im Eiltempo das 7:3 (8.) und 12:6 (17.) vor. Nach dem Seitenwechsel baute der MTV seine Führung stetig weiter aus und er lag dann beim 29:19 (47.) erstmals mit zehn Toren vorne. Die Frage nach dem Sieger war längst beantwortet und Coach Adam mit der Leistung seiner Mannschaft einverstanden: „Uns haben noch zwei wichtige Spieler gefehlt. Von daher bin ich zufrieden, auch wenn es keine Glanzleistung war.“

Die Begegnung zwischen dem TV Palmersheim und dem TV Rheinbach war zwar tabellarisch kein Spitzenspiel, aber ein echtes Derby – welches beide Seiten zelebrierten. Die Rheinbacher konnten dabei am Ende mit ihrem 33:30-Sieg sicher mehr anfangen. Palmersheims Coach Peter Trimborn war aber ebenfalls nicht unzufrieden: „Es war ein super Lokalderby, total fair, vor einer mega-Kulisse von beiden Lagern. Am Ende muss man sagen, dass die Mannschaft, die zum Schluss etwas cleverer war, gewonnen hat. Da fehlen uns so einige Dinge, die wir noch falsch machen.“ Sein Team bewegte sich bis zum 27:27 (52.) auf Augenhöhe, Rheinbach erspielte sich nun jedoch einen kleinen Vorsprung – 29:27 (54.), 32:30 (58.). Der Ex-Rheinbacher René Lönenbach vergab zwei Minuten vor dem Ende vom Siebenmeterpunkt den Anschlusstreffer, kurz darauf sah Palmersheims Clemens Maeser die dritte Zeitstrafe – und Marius Schmitz legte mit dem 33:30 den Deckel auf den Rheinbacher Derby-Erfolg (59.). Deren Trainer Jan Hammann war zufrieden: „Es war das erwartet umkämpfte Derby. Die Mannschaft hat über 60 Minuten eine sehr gute kämpferische Einstellung gezeigt und sich damit die zwei Punkte verdient.“ Der Regionalliga-Absteiger steht jetzt als Elfter bei 4:4 Zählern, während Palmersheim (1:7) unverändert auf den ersten Saisonsieg wartet.

Der ASV SR Aachen kam gegen den TV Jahn Köln-Wahn zu einem 26:24-Erfolg und stockte sein Konto auf 5:3 Punkte auf. Die Mannschaft von Trainer Cornelius Hesse startete mit einem 7:1 (11.) in die Partie, doch Wahn dachte überhaupt nicht ans Aufgeben: Über das 5:9 (17.) und 9:12 (25.) waren die Gäste kurz nach der Pause beim 14:15 (33.) plötzlich wieder dran. Der Ausgleich gelang den Kölnern allerdings nie, stattdessen fand Schwarz-Rot immer wieder die richtigen Antworten und es hatte im erst 19 Jahre alten Keeper Daniel Schnitzler einen starken Rückhalt im Tor. Hesses Team musste trotzdem bis zum Ende zittern und erst das 26:23 durch Kiran Monteiro Pai 52 Sekunden vor Schluss war die Erlösung für Aachen. „Das war durchaus knapper, als es hätte sein müssen. Man merkt, dass wir eine junge Truppe sind, die relativ frisch in dieser Konstellation zusammenspielt. Ansonsten hätte man das Spiel deutlich cooler, deutlich souveräner beenden können“, fand Hesse. Sein Wahner Kollege Thomas Radermacher freute sich über die gute Moral seiner Mannschaft, trauerte allerdings dem verpatzten Start hinterher: „Es war eine verdiente Niederlage, weil wir am Anfang mit der Hypothek vom 1:7 ins Spiel gehen und weil wir letztendlich nicht druckvoll genug spielen über 60 Minuten – und dann an einem guten Aachener Torhüter zu häufig scheitern.“

Der TSV Bayer Dormagen II hatte beim 34:26-Sieg gegen Fortuna Köln keine größeren Probleme – auch deshalb, weil die Gäste erneut personell geschwächt antraten. „Wir konnten am Anfang noch nicht groß Kapital daraus schlagen, weil wir vier oder fünf freie Bälle vergeben, da müssen wir einfach kaltschnäuziger sein, um ein Spiel viel schneller in die ruhige Bahn zu lenken“, meine TSV-Coach Martin Bauer. Beim Stande von 16:13 (26.) kassierte Fortunas Jonas Degener dann eine Rote Karte und weil Kölns Trainer Ouassim Trabelsi zu heftig protestierte, gab es direkt eine weitere Zeitstrafe oben drauf. Dormagen nutzte die Überzahl zum 18:13 (28.) und war nach der Pause schnell entscheidend davongezogen – 26:16 (41.). Richtig freuen konnte sich der TSV aber nicht, denn neben Florian Böhnert verletzte sich auch Luke Kaysen. Für den Rückraumspieler ging der Weg aus der Halle sogar direkt ins Krankenhaus. „Der gesamte Verein wünscht Luke alles, alles Gute! Wir drücken alle die Daumen, dass es nichts zu Schlimmes ist und er wieder schnell zurück auf die Platte kommt“, sagte Fortunas Spieler und Vorstandsmitglied Roman Stabauer, der zugleich schwierige Zeiten auf die eigene Mannschaft zukommen sieht: „Wenn sich die Kadersituation bei uns nicht langsam stabilisiert und weitere spielerische Elemente nicht langsam greifen, kann das eine extrem bittere Saison für uns werden.“ Die Kölner stehen nach der Niederlage bei 2:6 Punkten auf Platz zwölf und damit in der gefährlichen  Tabellenregion.

Ähnliche Probleme plagen die HBD Löwen Oberberg, die gegen den TuS 82 Opladen II erneut auf einige Akteure verzichten mussten und beim 17:32 komplett chancenlos waren. Nach vier deutlichen Pleiten sind die Löwen mit 0:8 Zählern folgerichtig Letzter. „Darauf konnten wir natürlich heute keine Rücksicht nehmen. Wenn wir auf uns schauen, muss ich sagen, dass ich glücklich damit bin, wie sich die Mannschaft weiterentwickelt“, meinte Opladens Coach Philipp Jaeger, dessen Team schon zur Pause deutlich mit 17:7 vorne lag, letztlich ohne Probleme den ersten Saisonsieg einfuhr und in der Tabelle auf Rang neun (4:4 Punkte) kletterte. Dabei überholten die Opladener den HC Weiden II, der nach einem optimalen Saisonstart mit zwei Siegen nun gegen den Longericher SC II die zweite Niederlage in Folge kassierte – 29:30. Die Gäste aus Köln hatten sich vor der Pause erste Vorteile erspielt (14:10/20.), aber kurz vor dem Halbzeitpfiff glich Weiden zum 16:16 aus (30.). Nach dem Seitenwechsel zog der LSC innerhalb von gut fünf Minuten vom 24:23 (46.) auf 28:23 (51.) weg. Trotzdem wurde es noch einmal spannend, weil der HC das 26:30 (56.) zum 29:30 (60.) verkürzte und am Ende in doppelter Überzahl agierte. Longerich brachte den knappen Vorsprung letztlich trotzdem nach Hause.  „Wir sind gut ins Spiel gekommen mit viel Tempo und einer guten Abwehr, haben aber leider oft die finalen Pässe oder Chancen liegen lassen. Über 60 Minuten hätten wir das Spiel im Ergebnis deutlicher gestalten müssen“, fand LSC-Coach Frederic Rudloff. Ganz anders sah das sein Weidener Kollege Philipp Havers: „Die Niederlage war absolut unnötig und mit dem Ergebnis setzen wir uns für die kommenden Wochen unnötig unter Druck. Dass nächste Woche weitere Ausfälle drohen, begünstigt unsere Lage zudem nicht.“ Für die Weidener Zweite steht in der kommenden Woche dabei die auf dem Papier derzeit höchstmögliche Hürde an, denn der HC tritt beim Spitzenreiter in Nümbrecht an.

 

HSG Siebengebirge – TV Birkesdorf 29:24 (18:9).

HSG Siebengebirge: Fischer, Löcher – Dziendziol (2), Andrassy (3), Rohde (1), Runge (1), Hayer (1), Lopez de Carvalho (2), Marcinkovic (7/2), Krefting (6), Koch (4), Picard, Gebel (2), Sivanathan.

TV Birkesdorf: Kipsieker, Feistkorn – Pelzer (3), A. Ernst (8/3), Eeckmann, J. Ernst (3), Ihmer, Risteski (3/2), Strücker, Pestinger (4), Grings (1), Stern, Heinze (2).

 

TV Palmersheim – TV Rheinbach 30:33 (16:16).

TV Palmersheim: Trimborn, M. Königshoven – Hensel (1), Fiedler (2), Winter, Schöller, Blesse, Lönenbach (10/4), Adolph (1), Schouren (1), Schneider (1), Maeser (9), J. Grevelding (1), L. Königshoven (4).

TV Rheinbach: Thürnau, Hoven – T. Schwolow (6/2), Engel, Pohl, Eusterholz (3), Schmitz (6), Hoffstadt (1), Klassen (1), Bittner, L. Kazimierski (6), Künkler (2), Wolff (7), Genn (1).

 

Pulheimer SC – SSV Nümbrecht 28:29 (8:14).

Pulheimer SC: O. Middell, T. Giesen – Heinen (1), Bartsch (1), Zank, Jacoby (1), J. Giesen (6/3), Hampel (3), Friemel, Geerkens, Mokris (6), T. Middell (7), Hüfken (3).

SSV Nümbrecht: Orth (1), Rydzewski – Opitz (2), Benger (4), Urbach (5/2), J. Lang (8), Meister, Schanz (1), Sonka (2), T. Lang (5), D. Donath (1), Ufer, R. Donath.

 

ASV SR Aachen – TV Jahn Köln-Wahn 26:24 (15:12).

ASV SR Aachen: Vitz, Schnitzler – M. Monteiro Pai (4), Happersberger, Signon (1), Huckemann (1), Schumacher, Aguilera Lintz (6), Kuckelkorn, Arancibia Diaz (9), K. Monteiro Pai (2), Böckenholt (3), Oliva Cifuentes.

TV Jahn Köln-Wahn: Jung, Rotscholl – Hinteresch (5), Eberlein (1), Lütticke, Fromme (1), Hantsch, Jäger, Bröxkes, Giacobbe (4), Buschmann (2), Lange (8/5), Rüll (1), Westmeier (2).

 

MTV Köln – Stolberger SV 37:22 (18:12).

MTV Köln: Schmitz, Theisen, Vieker – Bonstein (3), Kalisch (2/2), Epple (1), Hilbert (1), Discher (8), Jebbink (6), Göddertz (6), Bathen, König (5), Becker (5).

Stolberger SV: Keufgens, Winkler, Schornstein – J. Frauenrath (5/1), Kantolic (3), Müllejans, Kilburg (2), Kleinhöfer (2), Lange (2), K. Frauenrath (3), Lozano (3), Redding, Steiner (1), Horres (1).

 

HC Weiden II – Longericher SC II 29:30 (16:16).

HC Weiden II: Keller, Reiter – Schröder, Kemper (6), Moll (3), Mutyaba, Xhonneux (5), Kraus, Langhammer, Leonhardt, Akintunde (5), Havers (5/1), Signon (4/4), Zaube (1), Steins.

Longericher SC II: Burggraf, Fischbach – Beckmann, Hipp, Matysiak (2), Schiefer (4), Quetting (2), Jäger, Kröger (3), Duckert (1), Boeing (4), Malolepszy (3/3), Gottlob (6), Hoffmann (5).

 

TSV Bayer Dormagen II – Fortuna Köln 34:26 (19:14).

TSV Bayer Dormagen II: Friedl, Müller – Pedack (3), Boehnert (8/2), Emmerich, Kaysen (1), Szabo (9), Träger (5/2), M. Schmidt (3), J.-C. Schmidt (2), Weber (1), von Bülow (1), Sondermann (1), Dobley.

Fortuna Köln: Staat, Hoffmann – Eiben, Körling (1), Künkele (5), Stutzki (7), Dickopf (3), Kobbe (1), Stabauer (5/3), Degener (3), Hofmann, Lux (1).

 

HBD Löwen Oberberg – TuS 82 Opladen II 17:32 (7:17).

HBD Löwen Oberberg: Caber, Bauch – Mlynczak (2), Schiefer, Köster (2), Sauer, Rubel (1), Soldanski (3), Prystaw (2), Hudak-Domokos (2), Bockhacker, Malek (1), Krause (4).

TuS 82 Opladen II: Trögel, Kümper (1) – Flemm (8/5), Maurer (1), T. Meuser (5), Kreutzer (6), Graulich (1), Gerresheim (1), Völl (4), Schuster (1), Munkel, N. Meuser, Dambacher (1), Ißling (3).