Regionalliga Nordrhein
Alles läuft für Ratingen – und Korschenbroich findet keinen Rhythmus
Spitzenreiter Interaktiv kann die Pause gelassen sehen - obwohl ein Rückzug für viel Durcheinander sorgt. Im Oberbergischen treffen sich zwei Frustrierte.

Wir schaffen das, oder? Trainer Gilbert Lansen, Oliver Brakelmann, Lukas Bark und Maximilian Eugler (von links) hoffen doch sehr, dass ihnen mit dem TV Korschenbroich gegen Weiden der zweite Saisonsieg gelingt. (Foto: Sven Frank)

Das Gute-Laune-Zentrum der Regionalliga dürfte im Moment in Ratingen liegen und dort rund um die Halle an der Gothaer Straße. Dort ist Interaktiv.Handball zu Hause und nach mehreren gescheiterten Anläufen unter dem früheren Firmenschild SG Ratingen zurzeit intensiv dabei, die Basis zu legen – den Grundstock dafür, dass das bisher Versäumte nun endlich gelingen möge. Obwohl das Team des neuen Trainergespanns Filip Lazarov/Alexander Oelze bisher nicht den ganz großen Glanz verbreitete, gab es drei Siege – den wertvollsten sicher direkt am Anfang mit dem 25:24 beim Titelkonkurrenten TV Korschenbroich sowie anschießend das 35:30 gegen den HC Weiden und bei der TSV Bonn rrh. das auf der Zielgeraden noch einmal erstaunlich enge 33:32. Nun hätten die Ratinger das  Freundschaftsspiel gegen die außer Konkurrenz in die Regionalliga einsortierte Mannschaft HSV Gräfrath/Donezk vor sich gehabt, das jetzt allerdings gar nicht mehr stattfindet – weil die Solinger das Team am Anfang der Woche zurückgezogen haben. Die Entwicklung war erstens absehbar und zweitens komplettiert sie das kommunikative Desaster, das sich der Verband in dieser Angelegenheit von Anfang bis Ende geleistet hat. Die übrigen Vereine in der Angelegenheit irgendwie mit ins Boot zu nehmen, hatte vorher ja (wieder) auch keiner für erforderlich gehalten. Es scheint dieser Leitsatz zu sein: Denn sie (die betreffenden Klubs) wissen nicht, was sie (im Verband) tun.

Interaktiv immerhin kann den Stand der Dinge relativ gelassen sehen und nun in der gebotenen Ruhe abwarten, ob sich die verfolgende Konkurrenz vielleicht den einen oder anderen Ausrutscher leistet. Für den TV Korschenbroich war die knappe Niederlage in diesem Sinn sicher kein Ausrutscher, sondern eher aufgrund vieler eigener Chancen ärgerlich. Und mit dem folgenden 31:28 bei der HG Remscheid erfüllte die Mannschaft des neuen Trainers Gilbert Lansen auch die Pflicht im dringenden Versuch, oben dranzubleiben. Was den TVK allerdings ein Stück weit wütend macht, ist das inzwischen entstandene Terminchaos.  Nach den beiden ersten Spielen hatte Korschenbroich zuletzt in der bis dahin aus 15 Mitgliedern bestehenden Gruppe „regulär“ frei. Nun steht am kommenden Samstag das Heimspiel gegen den HC Weiden auf dem Programm, das der TVK in seiner Rolle als Meisterschafts-Anwärter gewinnen will und muss, ehe er am 1. Oktober bei der TSV Bonn rrh. antritt. Der nächste Akt ist eine weitere Pause, weil die mal vom 15./16. auf den 8. Oktober vorgezogene Partie gegen Gräfrath/Donezk wegfällt. Und weiter geht es dann erst am 23. Oktober beim OSC Rheinhausen – was beim Sportlichen Leiter Klaus Weyerbrock wenig Begeisterung auslöst: „Das ist nicht gut für den Spielrhythmus zu Saisonbeginn.“ Echten Widerspruch erntet er dafür nicht. Auf der anderen Seite ist die Unterbrechung der Saison nach ein paar Spieltagen ja so etwas wie eine (sinnfreie) Tradition im Handball am Niederrhein. Vor einem Jahr etwa war nach vier Durchgängen nach dem 10. Oktober vorübergehend Feierabend und weiter ging es erst am 30. Oktober.

Auf Rhythmussuche aus ganz anderen Gründen befinden sich weitere Kandidaten, die bis vor Kurzem als ernsthafte Verfolger der Top-Teams in Frage zu kommen schienen. Der HC Gelpe/Strombach zum Beispiel blickte auf 4:0 Zähler, ehe er am vergangenen Wochenende beim Drittliga-Absteiger TuSEM Essen II mit 24:34 chancenlos den Kürzeren zog und bis zum 3:18 (19.) ein komplettes Debakel erlebte. HC-Trainer Markus Murfuni fasst die Pleite passend zusammen: „Das hat uns auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.“ Ebenfalls eine herbe Enttäuschung erlebte mit dem 26:29 gegen den bis dahin sieglosen Neusser HV der Bergische HC II, der zwei Wochen zuvor mit einem 33:29-Erfolg bei eben jenen Essenern in die Serie gestartet war. Nun steht im Oberbergischen das direkte Duell der beiden Ernüchterten auf dem Programm – und vermutlich wird einer der Beteiligten hinterher erneut am Ergebnis zu knabbern haben. Wer wieder verliert, ist jedenfalls vorerst kein Kandidat mehr für eine der Positionen weit vorne.

Bei der HSG Refrath/Hand werden sie verschmerzen können, dass ihnen der sportlich ohnehin bedeutungslose 38:24-Erfolg beim HSV Gräfrath/Donezk inzwischen abhandengekommen ist. Der Aufsteiger erwartet in der Halle Steinbreche, wo ihm kürzlich mit dem 29:28 über Bonn der erste Erfolg in seiner jungen Regionalliga-Geschichte gelang, zum ungewohnten Termin am Freitagabend den durch zwei Siege hintereinander auf den vierten Platz vorgerückten OSC Rheinhausen – der bei 4:2 Punkten mit bisher 96 erzielten Toren den besten Angriff der Klasse stellt und mit 94 Gegentreffern die schwächste Abwehr. Ohne Sieg sind hinten lediglich drei Teams: Der BTB Aachen (1:3), der vor der Prüfung gegen TuSEM II steht, der MTV Rheinwacht Dinslaken (0:2), der überhaupt erst einmal im Einsatz war, und die Bonner (0:4), die bei der HG Remscheid antreten – dem früheren Klub ihres heutigen Trainers Frank Berblinger. Der hätte sicher wenig dagegen, wenn die TSV in Remscheid ihre ersten Zähler holt und das Gute-Laune-Zentrum in die frühere Hauptstadt verlegt. Genau das werden die Remscheider jedoch verhindern wollen – womit der Sonntagabend ein spannender Abschluss des Spieltags werden könnte.