2. Bundesliga
Freitags-Arbeit: Dormagen muss ins Wolfsrevier, Essen ins Emsland
Zwei Mannschaften, ein Thema: TSV Bayer und TuSEM brauchen vorne eine Steigerung - dringend sogar.

Verflogen? Kreisläufer Markus Dangers und seine Essener suchen jedenfalls noch nach konstanter Form. (Foto: Herbert Mölleken)

Natürlich. Die reine Erfüllung war die Saison bisher 2022/2023 noch nicht – weder für den TSV Bayer Dormagen noch für TuSEM Essen. Sie mühen sich irgendwie durch den Saisonstart, obwohl jeweils die Hoffnung für mehr Schwung da war. Ein Blick auf die offizielle Statistik der HBL belegt dabei, dass sich die nur rund 7o Kilometer voneinander entfernten Klubs in einem Punkt sogar sehr ähneln. Essen, der Neunte, hat ebenso 2:2 Punkte wie Dormagen, der Elfte. Mit Torhüter und Abwehr können beide gut leben, aber weniger mit der Angriffs-Quote – Dormagen steht bei 50:50 Toren, Essen bei 49:44. Jeweils mehr als 30 eigene Treffer sprangen lediglich in den Spielen gegen den außer Konkurrenz in die 2. Bundesliga einsortierten HC Motor Zaporizhzhia heraus – 33:28 für Dormagen, 30:22 für Essen. Weil aber die Partien gegen die Ukrainer im Grunde nur Freundschaftsspiele sind, bringen sie wenig bis nichts fürs Konto in der Meisterschaft. Da warten jetzt die nächsten Herausforderungen, die vielleicht sogar wichtige Weichenstellungen für die kommenden Wochen bringen.

TuSEM begann die 2. Bundesliga nach dem Aus im DHB-Pokal (27:32 beim VfL Potsdam) mit dem starken 26:15-Heimsieg über den HC Elbflorenz Dresden – und war danach einigermaßen optimistisch für die Dienstreise zu den Wölfen Würzburg. Dort machte das Team von Trainer Michael Hegemann dann zwar aus einem 14:19 (43.) den 20:20-Ausgleich (49.), scheiterte jedoch in der Schlussphase erneut an seiner ungenügenden Chancenverwertung und verlor am Ende klar mit 23:29. Das muss für die bevorstehende Aufgabe am Freitagabend bei der HSG Nordhorn-Lingen nicht viel heißen, zumal die HSG mit Rang 14 und 2:4 Zählern ebenfalls auf eine gute Serie wartet: Nach dem 20:22 im DHB-Pokal beim HC Empor Rostock und dem 29:25 vom Zweitliga-Auftakt beim TV Hüttenberg gab es zuletzt zwei Niederlagen und keine Punkte – 17:22 gegen den TV Großwallstadt, 26:27 in Dresden. Viel bitterer allerdings sowohl für die Mannschaft als auch für den Spieler: Linkshänder Lucas Firnhaber, vor dieser Saison aus Essen ins  Emsland gewechselt, fällt wegen eines bei einem Vorbereitungs-Turnier erlittenen Kreuzbandrisses monatelang aus. Ob das alles für die Gäste einfacher macht? Kaum. Und weil Nordhorn-Lingen darüber hinaus die vergangenen fünf Duelle mit TuSEM allesamt für sich entscheiden konnte, wird Essen wohl eine Steigerung auf die Platte bringen müssen, um etwas Zählbares mitzunehmen.

Ähnliches gilt höchstwahrscheinlich für Dormagen, das nach dem mühseligen 25:22-Erfolg über den Aufsteiger HSG Konstanz in erster Linie die beiden wichtigen Zähler erleichtert zur Kenntnis nahm. Dass vorne das eine oder andere nicht nach Wunsch funktionierte, lässt sich wohl auch personell erklären: Der von der HSG Wetzlar ausgeliehene Ole Klimpke, schnell zu einer wichtigen Stütze in der Mannschaft geworden, fehlte wegen eines Mittelfußbruchs ebenso wie der erkranke Alexander Senden. Beide Rückraumspieler werden vorerst nicht zur Verfügung stehen, sodass andere die Aufgaben übernehmen müssen – was am Freitagabend in Würzburg wieder besonders anspruchsvoll wird. Die Gastgeber, bis zum Ende der vergangenen Serie als DJK Rimpar Wölfe unterwegs und gerade in eigener Halle immer zu beachten, stehen auf Rang 15 bei zwei (Auswärts-) Niederlagen und eben jenem 29:23-Heimsieg gegen Essen. TSV-Trainer Matthias Flohr weiß genau, dass die Dormagener eine gute Leistung brauchen, und er sieht in der Qualität der Gegner sowieso regelmäßig eine große Herausforderung: „Alle, die in der 2. Bundesliga spielen, haben das Potenzial dazu.“ Anders ausgedrückt: Punkte gibt es nirgendwo auf dem Silbertablett serviert, sondern allein durch Kampf und Leidenschaft.