1. Bundesliga
Gummersbach gewinnt weiter, BHC geht baden
VfL steht nach 29:24 gegen Stuttgart auf Platz sechs. Der Bergische HC findet beim 23:33 in Hamburg praktisch nicht statt.

So nämlich! Der in der letzten Viertelstunde für Tibor Ivanisevic eingewechselte Fabian Norsten steuerte noch die eine oder andere starke Parade zum Gummersbacher Sieg bei. (Foto: Thomas Schmidt)

VfL Gummersbach – TVB Stuttgart 29:24 (16:9). Am Ende wurde es noch ein mühseliges Gekrampfe und die Gummersbacher dürften bei der Schluss-Sirene froh gewesen sein, dass diese schwächste Halbzeit der Saison nicht doch größeren Schaden anrichtete. Dabei war Stuttgart für die ersten 30 Minuten eher der richtige Gegner zum richtigen Zeitpunkt – und Aufsteiger Gummersbach setzte seinen Höhenflug zuerst nahezu ungehindert fort. Stuttgart, mit dem Ballast von 0:8 Zählern angetreten, präsentierte sich auch so – mit einer großen Fehlerquote und einer noch größeren Verunsicherung. Die Gastgeber, nach 6:2 Zählern aus den ersten vier Spielen weiter auf einer Welle der Euphorie beginnend, erledigten ihre Hausaufgaben defensiv wie offensiv mit fast spielerisch einfach wirkender Leichtigkeit – permanent gestützt von Torhüter Tibor Ivanisevic, der im ersten Durchgang eine überragende Quote von 43,75 Prozent an gehaltenen Würfen erreichte. Und bis zum 23:13 (45.) sah weiter alles nach einem entspannten Abend aus – bis sich der VfL fast wie auf Knopfdruck aus der Partie zu verabschieden schien und nun eher auf dem vorherigen (Fehler-) Niveau der Stuttgarter weitermachte. Bis auf zwei Treffer kam der TVB anderthalb Minuten vor Schluss heran, ehe Hakon Styrmisson das 27:24 (59.) erzielte und Elli Vidarsson mit seinem elften Tor auf 28:24 (60.) erhöhte. Das Wichtigste aus der Sicht der Hausherren: Ihr Konto steht nach dem vierten Saisonsieg bei 8:2 Punkten und der VfL zumindest bis zum Wochenende auf dem sechsten Platz. Größeres Mitgefühl mit leidenden Stuttgartern (Letzter/0:10 Punkte) werden sie dabei in Gummersbach nicht haben – und den Erfolg vermutlich schnell abhaken. Von bleibendem Erinnerungswert war die Vorstellung ja wirklich nicht.

Gummersbach brauchte gut zehn Minuten, um nach einer chaotischen Anfangsphase in der Partie anzukommen. Vom 3:3 (10.) bis zum 7:3 (16.) stürzten die Hausherren dann den TBV in derart große Verlegenheiten, dass dessen Trainer Roi Sanchez seine erste Auszeit nahm – die einen übersichtlichen Ertrag hatte, sodass beim 12:5 (22.) direkt die zweite folgte. Vielleicht hätte die eindringliche Ansprache sogar mehr gebracht, wenn nicht Patrick Zieker (23.) und Jorge Serrano Villallobos (28.) jeweils mit einem Siebenmeter an Ivanisevic gescheitert wären. Bis zum 15:7 (29.) von Vidarsson änderte sich aber an den Kräfteverhältnissen nichts – und selbst das erstaunliche Fehlerfestival am hektischen Anfang der zweiten Halbzeit entschied der VfL bis zum 18:10 (40.) zu seinen Gunsten. Als Vidarsson aus dem 21:13 (44.) innerhalb von 37 Sekunden das 22:13 (44.) und 23:13 (45.) gemacht hatte, schien der VfL sogar auf dem Wege zu einem Zehn-Tore-Sieg zu sein – doch für plötzlich wie befreit wirkende Stuttgarter, die oft mit dem siebten Feldspieler arbeiteten, zahlte sich unter anderem eine Umstellung in der Abwehr auf die 5:1-Variante aus. Gummersbachs Fluss war gleichzeitig weg, die Fehler häuften sich und der TVB kam gefährlich nah heran – 24:18 (53.), 25:22 (57.), 26:24 (59.). Dass kurz darauf mit dem 28:24 von Vidarsson alles klar war, ging ohnehin in Ordnung: Der Isländer war mit seinen elf Treffern und der Abwehr-Leistung im Innenblock sicher der Mann des Abends.

VfL-Trainer Gudjon Valur Sigurdsson zeigte sich in erster Linie erleichtert: „Man hat uns am Anfang angemerkt, dass wir nervös waren. Ich war sehr zufrieden mit unserer Abwehr und Tibor hat natürlich auch gut gehalten. In der zweiten Halbzeit waren wieder die ersten drei, vier Minuten schleppend, aber dann konnten wir uns trotzdem auf zehn Tore absetzen. Stuttgart hat dann auf eine 5:1-Abwehr umgestellt und das hat Druck bei uns erzeugt. Wir haben in der Phase nicht das gemacht, was wir vorhatten. Am Ende des Tages bin ich froh, dass beide Punkte in Gummersbach bleiben.“ Der Kollege Sanchez wirkte deutlich nachdenklicher. „Für uns ist es natürlich enttäuschend. Wir haben uns viele technische Fehler geleistet und vor allem in der ersten Halbzeit einen unsicheren Handball gespielt“, stellte Sanchez fest, „erst als das Spiel beim Stande von 23:13 verloren war, hatten wir den Kopf frei und konnten unseren Handball spielen. Das Niveau, das wir abliefern, entspricht nicht dem Level, das unsere Spieler haben.“ Weiter geht es für die Gummersbacher nun am 2. Oktober bei Frisch Auf Göppingen.

VfL Gummersbach: Norsten, Ivanisevic – Fanger, Vidarsson (11), Kodrin (3), Köster (1), Blohme (5), Schroven (1), Häseler (2), Schluroff, Mappes (3/1), Pregler, Styrmisson (1), Kiesler, Jansen (2), Zeman.

 

HSV Hamburg – Bergischer HC 33:23 (15:11). Vielleicht lag es an der Nähe zur Elbe. dass die Dienstreise des BHC in die Metropole im Norden Deutschlands ein kompletter Schlag ins Wasser war. Das hatte Trainer Jamal Naji vorher gehofft – begründet vor allen Dingen durch die ordentliche Leistung zuletzt beim 32:28 über den TBV Lemgo Lippe: „Wir wollen dort durchaus punkten und unseren positiven Trend vor allem im Angriff bestätigen.“ Nichts von alledem konnte seine Mannschaft aber in die Tat umsetzen und sie produzierte von der ersten Sekunde an ein viel zu hohe Fehlerquote, sodass der BHC nie für Zählbares in Frage kam. „Es war ein mehr als verdienter Sieg für Hamburg. Selbst mit viel Wohlwollen uns gegenüber gibt es da keine zwei Meinungen. Es war schwierig, das Spiel hat auch auf der Bank nicht sehr viel Spaß gemacht“, stellte Naji hinterher fest. Was ihm und seiner Mannschaft nun nach fünf Spieltagen bleibt, sind Rang zehn und 4:6 Punkte – eine eher angestrengt wirkende Bilanz. Auf dem Weg dorthin gelangen immerhin am ersten Spieltag das 28:25 beim TSV GWD Minden und kürzlich jener Erfolg gegen den TBV. Es sind allerdings auf der anderen Seite nicht mehr als eine Art Pflichtsiege, weil Minden (0:8 Punkte) und Lemgo (1:7) im unteren Drittel zu Hause sind. Gerade vor dem Duell am nächsten Donnerstag gegen die Rhein-Neckar Löwen (Dritter/8:0) mit seinem ehemaligen Coach Sebastian Hinze hätte sich der BHC wohl etwas mehr Rückenwind gewünscht.

Der BHC begann in Hamburg ganz gut – 1:0 (2.), 2:1 (4.), 3:2 (5.). Übers 3:3 (6.) glich er beim 5:5 (9.) zum letzten Mal aus und ab dem 5:8 (16.) musste er hinterherlaufen. Dass aus einer richtigen Aufholjagd nichts wurde, lag besonders an zwei Faktoren: Der BHC erlaubte sich eine viel zu hohe Fehlerquote und er scheiterte immer wieder an HSV-Keeper Johannes Bitter, der insgesamt zwölf wertvolle Paraden und eine Quote von 37 Prozent gehaltener Würfe auf sein persönliches Konto überwies. Mit dem 10:13 (24.) und dem 11:15 (30.) am Ende der ersten Halbzeit sowie dem 12:15 (32.) am Anfang der zweiten lebte die Hoffnung noch, wenigstens ein anständiges Resultat zu erzielen – doch genau zehn Minuten darauf stand das Desaster mit dem 14:24 (42.) bereits fest. Doppelt bitter im wahrsten Sinne des Wortes: Torschütze für Hamburg, vorher ebenfalls mit 4:4 Punkten ausgestattet, war hier Torhüter Johannes Bitter, der den Ball im hier verwaisten Kasten des BHC unterbrachte. Mit dem 18:29 (50.), 21:32 (58.) und 22:33 (60.) erreichte der Rückstand späte und neue Höchstpunkte – bis es kurz darauf vorbei war. Naji wirkte in erster Linie frustriert: „Hamburg hat es richtig gut gemacht. Sie hatten einen Plan, haben uns zu Fehlern gezwungen. Das hat heute keinen Spaß gemacht. Aber es gehört dazu. Mund abputzen und weitermachen.“

Bergischer HC: Rudeck, Johannesson – Beyer (6/3), Persson (3), Schönningsen, Nothdurft (1), Weck (2), Gunnarsson (1), Ladefoged (2), Fraatz, Babak (2), Arnesson (2), Bergner, Nikolaisen (1), M’Bengue, Stutzke (3).