3. Liga
Aldekerker geerdet – und „Rentner“ Reinarz Gold wert für die Panther
Aufsteiger TVA, bisher ohne Verlustpunkt, lernt beim 24:31 in Ahlen eine Menge. LSC gewinnt nach hartem Kampf mit 24:22 in Gladbeck, Opladener lassen beim 30:30 gegen Spenge wieder einen Punkt. Dezimierte Panther überraschen beim 29:22 in Hamm.

Je oller, je doller: Routinier Jens-Peter Reinarz (links) hat offensichtlich immer noch die Qualität, um für die Panther in der 3. Liga eine gute Rolle zu spielen. (Foto: Thomas Ellmann)

ASV Hamm-Westfalen II – Bergische Panther 21:29 (9:13). Jens-Peter Reinarz ist seit Juni 40 Jahre – was denn? Auf keinen Fall alt. Trotzdem hatte der Rückraumspieler nach der vergangenen Saison beschlossen, seine Karriere lieber zu beenden. Was dann angesichts größerer personeller Not vor Kurzem bei den Panthern geschah, war so etwas wie der Rücktritt vom Rücktritt. Reinarz erklärte sich (natürlich) bereit, im mit zwei Niederlagen gestarteten Team von Trainer Marcel Mutz auszuhelfen. Auf der Platte sah das dann beim Comeback so aus, als wäre der Routinier nie fort gewesen und die Panther holten mit dem 33:29 gegen die SG Schalksmühle/Halver Dragons die ersten wichtigen Zähler – unter anderem dank der vier Treffer von Reinarz, der nun auch die Dienstreise nach Westfalen mitmachte. Ergebnis: Diesmal standen in der persönlichen Bilanz am Ende sogar sechs Tore – die kein unwesentlicher Beitrag für den Erfolg der Gäste waren. Mit dem ausgeglichenen Konto sieht die sportliche Welt der Panther nun deutlich freundlicher aus. Ob sich Reinarz demnächst wieder aufs sportlichen Altenteil zurückziehen darf? Vermutlich nicht. 

Reinarz prägte mit dem 1:0 (1.) und 2:1 (2./Siebenmeter) bereits die Anfangsphase zugunsten der Gäste, die bereits vor der Pause kein einziges Mal in Rückstand gerieten und mit dem 10:6 (23.) sogar klar die Kontrolle hatten. Etwas enger wurde es im Grunde nur direkt nach der Halbzeit, als Hamm das 9:13 (30.) auf 12:15 (35.) verkürzen konnte. Aus der Ruhe brachte das die Panther allerdings nicht – im Gegenteil. Drei Treffer in Folge brachten das komfortable 18:12 (40.), das als starke Basis für den späteren Sieg reichte. Als Hamm vom 16:21 (48.) noch einmal herangekommen war, nahm Mutz beim Stande von 21:18 (50.) eine Auszeit – die zunächst allerdings nur den Gegentreffer zum 21:19 (51.) brachte. Wichtig für die Gäste: Sie zeigten jetzt, dass sie Stress-Situation selbst ohne Jens-Peter Reinarz bewältigen können. Vom 22:20 (52.) erhöhten Henrik Heider (53.), Simon Schlösser (54.), erneut Heider (55.) und wiederum Schlösser (56.) zum befreienden 26:20, ehe bei der Schluss-Sirene sogar ein 29:21 auf der Anzeigetafel stand. 

Mutz fand die Leistung seines Teams unter dem Strich angesichts schwieriger Umstände ganz stark. „Wir mussten in der Woche viel improvisieren. Henning Padeken ist kurzfristig ausgefallen und Bjarne Steinhaus hat sich im Abschluss-Training die Kieferhöhle gebrochen, sodass wir ohne unseren etatmäßigen Innenblock spielen mussten“, meinte Mutz, „Riesenkompliment an meine Mannschaft, die einen geilen Fight geliefert hat. Ich will gar keinen herausheben, das war eine ganz tolle Mannschaftsleistung. Da kann ich nur meinen Hut ziehen, wie die Jungs mit den ganzen Nackenschlägen umgehen. Wir sind sehr glücklich, dass wir heute die Punkte geholt haben. Jetzt müssen wir die Wunden lecken und nächste Woche weitermachen.“ Auf dem Programm steht dann am Freitagabend die Aufgabe gegen den Siebten Ahlener SG, die wie der Achte Panther über 4:4 Zähler verfügt.

Bergische Panther: Eigenbrod, Conzen – Wöstmann (2/2), Görgen (2), Schlösser (3), J. Blum (2), T. Blum, Reinarz (6/1), Weiß, Ueberholz (4), Bleckmann (3), Heider (6), Wolter (1).

 

Team Handball Lippe II – HSG Krefeld Niederrhein 33:35 (16:18). Die Partie war für die Krefelder irgendwie ein Tanz auf der Rasierklinge – verbunden mit der nicht geringen Gefahr, die eigenen Aussichten im Kampf um die Spitzenplätze nachhaltig zu verletzen. Weil die Eagles aber in der spannenden Auseinandersetzung mit wechselnden Führungen sowohl den drohenden Punktverlust als auch die nicht unmögliche Niederlage zu verhindern wussten, stockten sie ihr Konto durch den dritten Sieg hintereinander auf 6:2 Zähler auf und kletterten zugleich auf den dritten Tabellenplatz. Vor der Mannschaft von Trainer Mark Schmetz liegen jetzt nur noch der als größter Meisterschafts-Favorit gehandelte Zweitliga-Absteiger TV Emsdetten (8:0), der beim TSV GWD Minden II mühelos mit 29:16 gewann, und der TuS Spenge (7:1), der vom ebenfalls ungeschlagenen TuS 82 Opladen (Fünfter/6:2) ein 30:30-Unentschieden mitnahm. Genau auf Spenge treffen die Krefelder nun am kommenden Samstag in einem Duell, das für beide Seiten eine weitere echte Standortbestimmung werden dürfte.

Die HSG erwischte keinen guten Start und lag zunächst hinten – 1:3 (3,), 3:5 (6.), 5:9 (11.).  Übers 8:11 (14.) war das 12:12 (18.) der erste Ausgleich, ehe sich Krefeld vom 14:14 (22.) auf 17:14 (26.) absetzen und kurz darauf eine 18:16-Führung (30.) mit in die zweite Halbzeit nehmen konnte. Hier war praktisch zu jeder Minute auch jeder Sieger möglich – 22:22 (37.), 24:24 (42.), 27:27 (47.), 30:28 (50.). Das Zwei-Tore-Polster der Gäste war natürlich noch immer keine Entscheidung, sondern eher der Auftakt für eine nervenaufreibende Endphase. Handball Lippe II glich mit dem 31:31 (56.) wieder aus und legte mit dem 32:31 (56.) kaum 20 Sekunden später wieder vor. Es spricht für Moral und Einstellung der HSG, dass sie in dieser kritischen Phase die richtigen Antworten fand – 32:32 (57.) durch Merten Krings, 33:32 (57.) und 34:32 (59./Siebenmeter) jeweils durch Pascal Noll. Nach dem 33:34 (59.) der Hausherren besorgte Christopher Klasmann mit dem 35:33 genau 21 Sekunden vor Schluss die Entscheidung. Der Rest war wenig später vor allem grenzenlose Erleichterung bei den Krefeldern, die sich den Abend wohl etwas ruhiger erhofft hatten.

HSG Krefeld Niederrhein: König, Hasenforther, Bartmann – Krings (6), Klasmann (6), Schneider (7), Noll (7/5), Braun, Claasen (1), Brüren, Jagieniak (4), Dommermuth (4), Obranovic, Bitzel, Mircic.

 

TuS 82 Opladen – TuS Spenge 30:30 (18:18). In Opladen haben sie möglicherweise inzwischen Gefallen an dramatischen Schlussphasen gefunden. Nur eine Woche nach dem 30:30-Unentschieden bei der SG LIT 1912 II stand für den TuS nach 60 Minuten gegen den TuS Spenge dasselbe Resultat auf der Anzeigetafel. Und wieder gab die Mannschaft von Trainer Fabrice Voigt dabei in der Schlussphase einen Drei-Tore-Vorsprung aus der Hand. Julius Schröder hatte kurz vor dem Ende das 30:27 für die Hausherren erzielt (57.), doch Spenge kam zurück und 61 Sekunden vor Abpfiff zum Ausgleich. Was Voigt hier besonders ärgerte: Gut zwei Minuten vor dem Ende kassierte er eine Zeitstrafe, die aus seiner Sicht überzogen war: „Wegen meines Erachtens relativ wenig bekomme ich da auf einmal zwei Minuten. Da fehlte mir vom Schiedsrichter das Fingerspitzengefühl. Ich hatte vorher keine Ermahnung, gar nichts. Und das entscheidet dann am Ende mit das Spiel, das ärgert mich jetzt schon.“

Nach dem Ausgleich und nachdem sein Team wieder vollzählig war, nahm Voigt in der Schlussminute seine letzte Auszeit, doch der finale Angriff brachte nichts ein – sodass die Opladener am Ende wieder „nur“ einen Zähler mitnahmen. „Diesmal sage ich das auch so“, meinte der Coach. Ein weiterer Wermutstropfen für die Opladener war außerdem das frühe Aus von Emil Kübler (Schulterverletzung). Auf der Habenseite bleibt, dass der TuS neben dem Top-Favoriten der Liga wie TV Emsdetten (8:0) und Spenge (7:1) nach vier Runden eines von nur drei ungeschlagenen Teams ist und mit 6:2 Punkten als Fünfter ordentlich dasteht. Am kommenden Samstag geht es für Opladen zur SG Schalksmühle-Halver Dragons, die nach einem schwierigen Saisonstart jetzt gegen die SG LIT 1912 II den ersten Saisonsieg holte.

Maurice Meurer eröffnete die Begegnung mit dem 1:0 für die Gastgeber (2.), die nach dem 3:3 (6.) aber erst einmal hinterherliefen – 3:6 (8.), 7:10 (14.). Mit dem 10:10 durch Schröder (18.) war Opladen wieder gleichauf, konnte aber zunächst nicht in Führung gehen. Immer wieder legten die Gäste ein bis zwei Tore vor, Voigts Team zog nach. Weil Yannick Nitzschmann unmittelbar vor der Halbzeit per Siebenmeter erfolgreich war, ging es auch mit einem 18:18 in die Pause. Nach dem Seitenwechsel bot sich zunächst das gleiche Bild: Spenge legte vor, Opladen glich aus. Erst Schröders 24:23 (44.) durchbrach das Muster und brachte die Hausherren wieder in Front, kurz darauf durch André Boelken sogar mit 25:23 (45.). Die starken Boelken (56.) und Schröder (57.) waren es dann auch, die den TuS kurz vor Schluss mit dem 30:27 auf die Siegerstraße zu bringen schienen – bevor die Zeitstrafe gegen Voigt beim Stand von 30:28 die Karten neu mischte und Spenge wieder zurückkam.

TuS 82 Opladen: Schmidt, Trögel – Bachler, J. Sonnenberg (1), Meurer (6), Vukoja (2), Schroeder (8), Dittmer, Nitzschmann (4/1), Jagieniak (3), Hinrichs, Boelken (5), Johannmeyer, Kübler, M. Sonnenberg (1), Klein.

 

Ahlener SG – TV Aldekerk 31:24 (18:16). Dass der TV Aldekerk als Aufsteiger bis zum Saisonende ungeschlagen bleiben würde, hatten sie am Niederrhein ja tatsächlich nicht erwartet. Und insofern tat die deutliche Niederlage in Ahlen zwar wie jede sportliche Pleite durchaus weh. Richtig überraschend kam das Ergebnis bei den hoch gehandelten Westfalen aber nicht, denn viele zählen die SG zu den Top-Teams der Klasse und trauen ihr sogar eine Rolle im Aufstiegskampf zu. „In Ahlen ist es kein Beinbruch, zu verlieren. Die Jungs werden ein erhebliches Wörtchen mitreden, was die Vergabe der top fünf angeht. Wir fokussieren uns jetzt voll und ganz auf die nächste Woche“, fand Aldekerks Spielertrainer Tim Gentges, dessen Team mit dem Blick auf die Tabelle immer noch gut leben kann: Dort ist der TVA mit 6:2 Punkten Sechster. Am kommenden Samstag wartet nun eine mit Blick auf den Klassenerhalt vermutlich extrem wichtige Aufgabe, denn Aldekerk empfängt den Mit-Aufsteiger VfL Gladbeck, der nach vier Spielen ohne Zähler (0:8) als Vorletzter am Tabellenende hängt.

Der TVA fand in Ahlen gut in die Partie. Gentges (1./3.), Thomas Plhak (2.) und Jonas Mumme (4.) sorgten in weniger als 200 Sekunden für die 4:1-Führung der Gäste, die nach einer starken Viertelstunde sogar mit 9:4 (13.) vorne lagen. Aldekerk legte in einer temporeichen Begegnung anschließend noch das 14:10 (19.) vor, ehe Ahlens Trainer Frederik Neuhaus seine erste Auszeit nahm und die Abwehr von der 6-0- auf die 5-1-Variante umstellte. Die Maßnahme trug Früchte, denn mit fünf Treffern in Serie drehten die Hausherren die Angelegenheit zum eigenen 15:14 (24.). „Das hat uns den Schneid abgekauft. Wir werden dann auf einmal auch zu hektisch, geben zu schnell die Bälle ab – was Ahlen natürlich komplett in die Karten spielt“, meinte Gentges.

Cedric Lindens 15:15 (24.) war schon der letzte Ausgleich für die Gäste, die in der Folge immer weiter hinterherliefen – 15:17 (25.), 16:20 (35.), 19:24 (43.). Selbst in doppelter Überzahl nach zwei Zeitstrafen gegen Ahlen (43./44.) konnte Aldekerk den Rückstand nicht verkürzen, sondern kassierte hier durch David Wiencek das 19:25 (45.). Mit dem Doppelschlag von David Spiekermann zum 21:29 (50./51.) und Wienceks 21:30 (54.) war die Partie endgültig gelaufen. Für Gentges ging der Ahlener Erfolg somit klar in Ordnung und der Coach versuchte direkt, das Positive zu sehen: „Für uns ist diese zweite Halbzeit eine Riesen-Erkenntnis. Daraus können wir lernen.“

TV Aldekerk: Schoemackers, Keutmann – Jonas Mumme (1), Grützner, Görden (3), Plhak (6), Gentges (2), Küsters (1), Hansen (1), Julian Mumme (7), Tebyl, Rutten, Linden (3).

 

VfL Gladbeck – Longericher SC 22:24 (10:11). Dass der Abend nichts für Anhänger des offensiven Handball-Spektakels bot, dürfte den Kölnern am Ende einigermaßen gleichgültig gewesen sein. Die Mannschaft von Trainer Chris Stark, die nur am zweiten Spieltag mit dem 30:32 beim ASV Hamm-Westfalen II eine Niederlage hinnehmen musste, verbesserte ihr Konto schließlich durch den mühselig erarbeiteten Erfolg beim Aufsteiger auf 6:2 Zähler – was den vierten Platz hinter dem TV Emsdetten (8:0), dem TuS Spenge (7:1) und der HSG Krefeld Niederrhein bedeutet. Longerich und der TuS 82 Opladen (6:2) gehören als Vierter und Fünfter gemeinsam mit Krefeld und dem Sechsten TV Aldekerk zu einer Vierer-Gruppe aus Mannschaften, die nur durch das Torverhältnis voneinander getrennt sind. Und am kommenden Samstag gilt der LSC nun in eigener Halle gegen den Letzten TSV GWD Minden II zum ersten Mal in dieser Saison für eine Partie als klarer Favorit – und er will dann die Chance nutzen, sich durch eine Steigerung und zwei weitere Punkte richtig im vorderen Drittel der Tabelle festzusetzen.

Nach dem 0:1 (3.) und 1:2 (5.) übernahm Starks Team in der von Anfang an torarmen Partie die Kontrolle und lag in der ersten Halbzeit nicht mehr zurück – 4:4 (13.), 7:5 (19.), 9:7 (24.), 11:10 (30.). Viel besser wurde die allgemeine Trefferquote auf beiden Seiten auch nach der Pause nicht, sodass Longerich nach einer quälend langen Durststrecke vom 12:10 (32.) übers 12:14 (38.) für eine Viertelstunde wieder ins Hintertreffen geriet – bis zum 14:16 (46.). Auf den 16:16-Ausgleich (46.) folgte die offensiv produktivste Phase der Gäste, die übers 22:19 (57.) und 23:20 (58.) ungefährdet dem Sieg entgegenzusteuern schienen. Klarheit herrschte allerdings nach Gladbecks 21:23 und 22:23 in der 60. Minute erst auf den allerletzten Drücker, als Longerich noch einen Siebenmeter herausholte und Lukas Martin Schulz zum 24:22 verwandelte.

„Wir hatten ein paar verletzte Spieler nicht dabei. Das Spiel für uns entschieden hat heute unser junger Torwart Elvan Kromberg mit 20 Paraden“, fand der erleichterte Trainer Chris Stark, „Schlüssel zum Sieg waren ganz klar Elvan und unsere Abwehr. Überhaupt nicht zufrieden konnten wir mit unserer Angriffsleistung sein. Bei unserer Wurfquote dürfen wir froh sein, dass wir hier mit einem Sieg nach Hause fahren. Am Ende sind wir darüber glücklich. Solche Spiele hast du mal in einer Saison.“ Auf Starks Positivliste stand dafür noch, wie sein Team später auf den Rückstand reagierte: „Das hat mir sehr gut gefallen, wie wir da die Ruhe bewahrt haben. Wir haben den Kampf angenommen.“ Als wichtiger Impuls erwies sich hier unter anderem der angeschlagene Benjamin Richter, der es doch probierte und durch seine Routine und Übersicht mit dafür sorgte, dass Longerich als Gewinner von der Platte ging. 

Longericher SC: Ruch, Inzenhofer, Kromberg – Zerwas (3), Pyszora (2), Richter (1), Thöne (1), Lincks, Wolf, Zimmermann (5), Schulz (7/2), Johnen (2), Rinke, Dahlke (3).