Oberliga Mittelrhein
Absage von Weiden, Blaue Karte in Longerich
Der HC bekam zum Auswärtsspiel in Nümbrecht keine spielfähige Mannschaft zusammen, sodass der SSV weiter Tabellenführer bleibt. Personelle Probleme plagen auch Fortuna Köln, die gegen die HBD Löwen Oberberg verliert. Der TV Palmersheim und der Pulheimer SC feiern dagegen ihre ersten Saisonsiege.

Das kann doch nicht wahr sein! Siebengebirges Trainer Lars Degenhardt war wie die gesamte HSG-Bank überhaupt nicht einverstanden mit der Disqualifikation gegen Alexander Koch. Am Ende stand beim Longericher SC II eine knappe 27:28-Niederlage auf der Anzeigetafel. (Foto: Thomas Schmidt)

Philipp Havers hatte so etwas vielleicht schon befürchtet. Jedenfalls war der Coach des HC Weiden II bereits während der Trainingswoche davon ausgegangen, dass er mit erheblichen personellen Problemen zum SSV Nümbrecht fahren würde. Unter anderem fehlten ihm alle gelernten Kreisläufer und im Rückraum hatte er nur drei Spieler an Bord. Bis zum Samstag spitzte sich die Lage dann weiter zu, sodass die Weidener in Nümbrecht um eine Verlegung des Spiels baten. Weil die Oberbergischen das ablehnten, sagte der HC die Partie schließlich ab, sodass die Punkte kampflos beim SSV blieben. „Für uns doppelt ärgerlich, weil somit wieder Torverhältnis und direkter Vergleich gegen uns gewertet werden“, meinte Havers, dessen Team mit jetzt 4:6 Zählern auf Platz elf abrutschte. Die Nümbrechter dagegen waren bereits zuvor die einzige ungeschlagene Mannschaft in der Liga und sie stehen mit der optimalen Ausbeute (10:0) weiter auf dem ersten Platz. Dahinter folgt der MTV Köln, der gegen den ASV SR Aachen zu einem ungefährdeten 30:22-Sieg kam und mit 8:2 Zählern derzeit der erste Verfolger des SSV ist. Vom 5:5 (13.) setzte sich der MTV dabei vor der Pause bis zum 14:7 (26.) ab und der Erfolg geriet nach dem Seitenwechsel nie mehr in Gefahr. Die Gäste aus Aachen gaben sich zwar nicht auf, hatten durch einige personelle Ausfälle aber insgesamt zu wenig Möglichkeiten. „Das war wie erwartet. Wir können 15 Minuten mithalten. Danach fehlt uns einfach im Kader die Breite. Dafür bin ich mit der Leistung der Jungs heute sogar einverstanden, auch wenn ich mich fast etwas ärgere. Mit voller Bank wäre vielleicht mehr drin gewesen“, fand Aachens Trainer Cornelius Hesse. Sein Kölner Kollege Moritz Adam konnte mit dem Ergebnis mehr anfangen, sah aber auch bei seinem Team Luft nach oben: „An der einen oder anderen Stelle fehlt uns dann die Konsequenz, das noch deutlicher zu gestalten. Diese Sachen passieren im Kopf, weil das Spiel so vor sich hinplätschert.“

Hinter dem MTV stehen im TV Birkesdorf und dem Longericher SC II zwei weitere Mannschaften mit 8:2 Punkten. Die Birkesdorfer kamen beim Stolberger SV zu einem 29:22-Erfolg, der aber erst gegen Ende deutlich ausfiel. Die Gastgeber hielten die Partie lange offen und kamen bis zum 21:23 (52.) durchaus für etwas Zählbares in Frage. Doch fünf Treffer in Serie für Birkesdorf entschieden die Begegnung – 21:28 (59.). „Auch wenn wir kurzzeitig hinten waren, hatte man das Gefühl, dass wir noch einen draufpacken können“, fand Birkesdorfs Sportvorstand Luca Feistkorn. Longerich setzte sich in einem hektischen Spiel mit 28:27 gegen den Regionalliga-Absteiger HSG Siebengebirge durch. Dabei hatten die Gäste in der ersten Halbzeit Vorteile (11:8/27.), konnten sich jedoch nicht weiter absetzen. Der LSC glich zur Pause wieder aus (12:12) und drehte nach dem Seitenwechsel das 16:17 (40.) zum 19:17 (43.). Den Aufreger des Spiels gab es dann in der 49. Minute: Siebengebirges Alexander Koch meckerte über eine Entscheidung der Schiedsrichter so energisch, dass er zunächst eine korrekte Zeitstrafe kassierte. Weil die Unparteiischen dann eine Beleidigung hörten, gaben sie Koch die Blaue Karte obendrauf. „Die Beleidigung kam aber von der Tribüne“, erklärte HSG-Coach Lars Degenhardt, der wegen des Vorfalls vorsorglich Protest gegen die Wertung des Spiels einlegte. Unmittelbare Konsequenz der Szene waren vor allem vier Minuten Unterzahl für die Gäste, die den Faden aber wiederfanden und sich vom 21:24 (49.) auf 25:26 (58.) herankämpften. Am Ende behielten die Hausherren allerdings die Nerven und Jonas Beckmann machte mit dem 28:26 53 Sekunden vor dem Ende alles klar. Degenhardt: „Leider reichte letztlich die Zeit nicht mehr, dass wir noch zum Ausgleichstreffer kommen, der aus meiner Sicht sicherlich verdient gewesen wäre.“ LSC-Kollege Frederic Rudloff konnte mit dem Ergebnis naturgemäß besser leben: „Kämpferisch war es eine sehr gute Leistung, bis zum Ende, gerade in der Crunch-Time. Egal, welchen Spieler man eingewechselt hat, die haben sofort gegriffen, da waren der Einsatz und der Wille definitiv hervorzuheben. So kann es weitergehen.“ Am kommenden Samstag steht nun direkt das nächste Spitzenspiel an, denn die Longericher gastieren in Birkesdorf.

Der TV Rheinbach findet langsam in die Saison rein. Nach zwei Pleiten zum Auftakt blieb die Mannschaft von Trainer Jan Hammann jetzt zum dritten Mal in Folge ungeschlagen und holte gegen den TSV Bayer Dormagen II ein 33:33-Unentschieden. „Insgesamt denke ich, können wir mit unserer Leistung und dem Punkt durchaus leben. Nach dem Spielverlauf fühlt es sich aber ein bisschen nach einem Punktverlust an“, meinte Hammann, der mit seinem Team erst einmal zurücklag – 2:7 (10.). Nach und nach kam der TV aber in die Partie und er drehte die Angelegenheit vor der Pause vom 11:13 (26.) zum 15:13 (29.). Im zweiten Durchgang schien Rheinbach beim 22:18 (40.) auf dem richtigen Weg zu sein, doch jetzt kamen die Gäste wieder zurück – 26:26 (49.). In der Schlussphase konnte sich kein Team mehr entscheidend absetzen und der zweitliga-erfahrene Lucas Rehfus besorgte 15 Sekunden vor dem Ende den 33:33-Ausgleich für Dormagen. „Am Ende ist es nach dem Spielverlauf eine verdiente Punkteteilung“, fand TSV-Trainer Martin Berger.

Größere Sorgen brachte der Spieltag für Fortuna Köln, denn die Mannschaft verlor gegen den bisher punktlosen Letzten HBD Löwen Oberberg mit 20:27. Die Gäste, selbst in den vergangenen Wochen von großen personellen Problemen geplagt, rückten mit 2:8 Punkten auf Platz 15 vor und liegen somit nur noch einen Rang hinter der Fortuna (ebenfalls 2:8). Kölns Spieler und Vorstandsmitglied Roman Stabauer wurde nach dem Spiel deutlich: „Wir mussten unseren Kader mit Spielern aus der Zweiten sowie Damentrainer Tobias Marquardt auffüllen, um überhaupt spielfähig zu sein. Wenn weiterhin alle privaten Aktivitäten wichtiger sind als die Mannschaft und wir nie Lösungen gegen das System des Gegners finden, werden wir nichts Zählbares in dieser starken Liga holen können.“ Die Gastgeber lagen gegen die Oberbergischen schnell mit 0:4 (7.) zurück und liefen diesem Rückstand immer hinterher. Enger als zwei Treffer wurde der Abstand nicht und nach dem 12:14 (39.) brachte ein 2:8-Lauf zum 14:22 (48.) die Entscheidung.

Große Erleichterung gab es dagegen beim Pulheimer SC und dem TV Palmersheim, denn beide feierten jeweils ihren ersten Saisonsieg. Die Hornets kamen zu einem 33:30 beim TuS 82 Opladen II. Dabei fanden die Gäste  gut ins Spiel und legten das 10:4 (12.) vor. Der Vorsprung schmolz aber nach und nach und beim 20:20 (35.) glich Opladen aus. Pulheim verlor hier allerdings nicht die Nerven, sondern antwortete mit dem 24:20 (43.) sowie 28:21 (48.) und brachte diesen Vorsprung letztlich ins Ziel. „Die Mannschaft hat viel Positives aus dem letzten Spiel mitgenommen und endlich mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung einen verdienten Auswärtssieg erzielt“, fand Hornets-Coach Kelvin Tacke. Das 32:23 von Palmersheim beim TV Jahn Köln-Wahn war letztlich eine deutliche Angelegenheit, wobei das Ergebnis für Wahns Trainer Thomas Radermacher am Ende zu hoch ausfiel. Die Kölner mussten auf neun etatmäßige Feldspieler verzichten und waren bis zum 13:13 (30.) trotzdem auf Augenhöhe. Eine Schwächephase nach der Pause bedeutete das 16:21 (38.) und später brachten vier Gegentreffer in Folge vom 21:25 (51.) zum 21:29 (56.) die Entscheidung. „Ein verdienter Sieg für Palmersheim, denen eine durchschnittliche Oberliga-Leistung bei uns genügt“, meinte Radermacher, dessen Team nach einem guten Start jetzt zwei Niederlagen in Folge kassierte und bei 5:5 Punkten als Neunter für den Moment im Mittelfeld angekommen ist.

 

MTV Köln – ASV SR Aachen 30:22 (15:9).

MTV Köln: Schmitz, Theisen – Bonstein (3), Kalisch (6/4), Hilbert (4), Göddertz (3), Herzhoff (1), Diederich (1), Jebbink (3), Ziegler, Bathen (2), König (5), Becker (2).

ASV SR Aachen: Bockwinkel, Schnitzler – Happersberger (3/1), Signon (2), Bauer, Durst (3), Schumacher, S. Aguilera Lintz (7), Arancibia Diaz (2), Böckenholt (3/1), Oliva Cifuentes (2/1), Kurscheid.

 

Longericher SC II – HSG Siebengebirge 28:27 (12:12).

Longericher SC II: Eberhard, Fischbach – Breuer, Beckmann (4), Dibowski, Matysiak (3), Schiefer (6/1), Quetting, Jäger, Kröger (6), Boeing, Malolepszy (5/2), Gottlob (4), Hoffmann.

HSG Siebengebirge: Wiese, Löcher – Andrassy (3), Micke, Hayer, Dziendziol (4/2), Lopez de Carvalho (3), Marcinkovic, Krefting (5/3), Koch (2), Picard, Gebel (5), Sivanathan (5).

 

TV Rheinbach – TSV Bayer Dormagen II 33:33 (15:13).

TV Rheinbach: Thürnau, Hoven – Engel, Pohl, Klassen (3), Eusterholz (9), Schmitz (6/1), Hoffstadt (1), Bittner (5), L. Kazimierski (2), Künkler (1), Genn (2), J. Kazimierski (4).

TSV Bayer Dormagen II: Friedl, Müller – Pedack (7), Boehnert (5), Stein (1), Emmerich, Ostrowski, Szabo, Träger (5/1), Rehfus (6/2), Kremp (2), J.-C. Schmidt (4), Sondermann (3), Kasper.

 

TV Jahn Köln-Wahn – TV Palmersheim 23:32 (13:14).

TV Jahn Köln-Wahn: Jung, Rotscholl – Hinteresch (1), Eberlein, Stocksiefen, Fromme, Welter, Jäger (1), Alesius (4), Bröxkes (2), Schultz, Buschmann (1), Lange (11/6), Rastuttis.

TV Palmersheim: Trimborn, M. Königshoven – Hensel (1), Fiedler (1), Winter, Schöller (1), Blesse (1), Lönenbach (6/1), Adolph (5/1), Schouren (2), Schneider (3), Maeser (8), J. Grevelding, L. Königshoven (4).

 

TuS 82 Opladen II – Pulheimer SC 30:33 (15:17).

TuS 82 Opladen II: Pawlitzek, Kümper – Flemm (6/1), Linder, Maurer, T. Meuser, Kreutzer (6), Graulich, Völl (2), Schuster (3), Munkel (5), N. Meuser (2), Dambacher (4), Ißling (2).

Pulheimer SC: O. Middell, T. Giesen – Bartsch, Zank, Jacoby (2), J. Giesen (5/1), Jäckel (1/1), Hampel (6), Geerkens, Mokris (9), T. Middell (8), Hüfken (2), Kehrer.

 

Fortuna Köln – HBD Löwen Oberberg 20:27 (8:13).

Fortuna Köln: Hoffmann (1), Scholl – Birkhölzer (1), Eiben, Marquardt (3), Körling (1), Dickopf (1), Kobbe (2), Stabauer (4), Degener (1), Gremmelspacher (2/2), Kirchhoff (1), Lux (3).

HBD Löwen Oberberg: Caber, Bauch – Starcevic, Mlynczak (3), Schiefer, Köster (3), Soldanski (1), Prystaw, Hudak-Domokos, Welke (1), Schneider (9), Malek (1), Krause (8/5), Müller (1).

 

Stolberger SV – TV Birkesdorf 22:29 (13:12).

Stolberger SV: Keufgens, Schornstein – J. Frauenrath (9/3), M. Költer (3), Kantolic, Müllejans, Lange, Lesker (4), K. Frauenrath, Lozano (2), Redding (4), Steiner, Y. Költer, Reinold.

TV Birkesdorf: Kipsieker, Schroven – Pelzer (2), A. Ernst (5/2), J. Ernst (3), Ihmer, Risteski (4), Strücker (5), Pestinger (5), Grings, Meise (1), Heinze (3), Bünten (1).

 

SSV Nümbrecht – HC Weiden II ausgefallen (Wertung für Nümbrecht)