1. Bundesliga
Anderes Wohnzimmer: BHC freut sich auf heiße Löwen
Team von Trainer Jamal Naji hat Pleite in Hamburg abgehakt und will es nun deutlich besser machen. VfL Gummersbach steht vor der hohen Hürde in Göppingen.

Steht es da geschrieben? Trainer Jamal Naji und der Bergische HC haben jedenfalls derzeit eine lange Liste an Dingen zu erledigen – als Nachbearbeitung zur Niederlage in Hamburg und als Vorbereitung aufs Duell mit den Rhein-Neckar Löwen. (Foto: Michael Jäger)

Die Abfuhr war heftig und sicher nicht dazu geeignet, die Laune der Beteiligten nach oben zu treiben – jedenfalls nicht jene beim Bergischen HC. Der stand in der vergangenen Woche beim HSV Hamburg dermaßen klar auf verlorenem Posten, dass die 23:33-Niederlage praktisch unvermeidbar war. Gilt dieser Auftritt in der Elbe-Metropole allein als Maßstab, bräuchte die Mannschaft von Trainer Jamal Naji im Grunde zur nächsten Aufgabe gar nicht erst anzutreten: Gegner sind schließlich am Donnerstag die Rhein-Neckar Löwen, die nicht nur in Najis Augen derzeit als Maß aller Dinge in der Bundesliga gelten. Zuletzt gewannen die seit dem Beginn dieser Saison vom früheren BHC-Coach Sebastian Hinze trainierten Löwen auch das Top-Spiel gegen die SG Flensburg-Handewitt (28:27) und nach dem fünften Spieltag bilden sie als Zweiter zusammen mit dem THW Kiel (Erster) und dem Deutschen Meister SC Magdeburg ein verlustpunktfreies Trio (alle 10:0). Demgegenüber wirkt die Bilanz des BHC so mittelmäßig, wie es der zehnte Platz ja bei 4:6 Punkten und 134:144 Toren tatsächlich belegt. Selbstverständlich hat bei den Gastgebern trotzdem keiner vor, die Angelegenheit herzuschenken – im Gegenteil. „Wir freuen uns sehr drauf. Wir treffen aus die im Moment wahrscheinlich heißeste Mannschaft in der 1. Bundesliga“, betont Naji.

Die Gefahr, dass die Löwen ihren Gegner vielleicht unterschätzen, besteht sicher nicht. Erstens: Hinze kann zu wesentlichen Stützen in Najis Aufgebot aus seiner langjährigen Tätigkeit für den Verein mit reichhaltigen Detail-Informationen versorgen. Und er wird vermutlich davon intensiv Gebrauch machen, um den maximal möglichen Erfolg für seinen neuen Arbeitgeber einzufahren. Einen Vorteil von einst wird Hinze dabei nicht haben – weil die Partie nicht in der über 2500 Plätze verfügenden Klingenhalle stattfindet, in der er vermutlich jeden Quadratzentimeter in- und auswendig kennt. Der BHC zieht fürs Duell mit den Löwen schließlich um in die deutlich größere Mitsubishi Electric Halle in Düsseldorf, die auf rund 4000 Zuschauer ausgelegt ist. Was trotzdem bleibt: Najis Team wird eine deutliche Steigerung brauchen und an seine Leistungsgrenze gehen müssen, um die Aussicht auf ein gutes Ergebnis zu haben. „Sie spielen eine sehr, sehr starke erste Welle und sie decken sehr kompakt“, sagt der BHC-Coach, der eine Menge Respekt vor der Mannschaft um den einstigen Nationalmannschafts-Kapitän Uwe Gensheimer hat. Und natürlich wird er sich trotzdem einiges einfallen lassen, um die Gäste so heftig wie möglich zu ärgern. „Der Favorit sind wir sicher nicht“, erklärt Naji mit Recht, „wir können frei aufspielen.“ Sollte das gelingen, könnte dabei ein toller Handball-Abend herausspringen.

Der Aufsteiger VfL Gummersbach, der bisher fast durch die Saison schwebt, bewies zuletzt beim mühevollen 29:24 über den TBV Stuttgart, dass er auch reine Arbeitssiege kann und für zwei Punkte nicht immer Spektakel-Handball vortragen muss. Nach fünf Spielen steht deshalb nur das ebenfalls extrem unterhaltsame 28:30 gegen Meister Magdeburg in der Verlustbilanz der Gummersbacher, die sich mit 8:2 Punkten auf Rang sechs wiederfinden – und damit im Augenblick sogar eine Position vor der großen SG Flensburg-Handewitt (7:3). Nachwirkungen hatte der Erfolg über Stuttgart im Übrigen für dessen Trainer Roi Sanchez: Am Montag vollzogen die Verantwortlichen der Schwaben (Vorletzter/0:10 Punkte) die Trennung vom 38 Jahre alten Spanier. Begründung: Man habe handeln müssen, weil das „Ausmaß der Verunsicherung, mit welchem die Mannschaft in den letzten Spielen agiert hat“, keine andere Wahl lasse.

Von Verunsicherung sind die Gummersbacher gerade Lichtjahre entfernt. Nun gehts am kommenden Sonntag zu Frisch Auf Göppingen, das zurzeit in European League und Bundesliga auf zwei Hochzeiten tanzt. Dort stehen bislang ein Sieg und drei Niederlagen sowie das jüngste 25:25 bei der sieglosen HSG Wetzlar auf dem Konto, das mit 3:7 Punkten zu Rang 15 reicht. Dass die Gummersbacher kein Interesse daran haben, dass ausgerechnet sie den Göppingern nach drei Bundesliga-Partien ohne Erfolg wieder einen Sieg ermöglichen, versteht sich von selbst. Mit Schwung wird Frisch Auf, das unter anderem mit Nationalmannschafts-Linksaußen Marcel Schiller antritt, ohnehin an den Start gehen, weil es erst am Dienstag in der Qualifikation zur Gruppenphase der European League nach einem 20:21 elf Minuten vor Schluss noch mit 28:24 gegen den Bundesliga-Rivalen TBV Lemgo Lippe gewann. Und mit einer Außenseiterrolle nach dem Aufstieg braucht der VfL den Göppingern auch nicht zu kommen: Der Fünfte der vergangenen Saison nimmt die Gummersbacher sehr ernst – wie die gesamte Konkurrenz längst festgestellt hat, was die Mannschaft von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson zu leisten imstande ist.